Montag, 30. Juni 2014

Nibelungen Triathlon Worms

Mein erster "echter" Triathlon. Mit Massenstart im Freiwasser. Ich bin noch nie im Freiwasser geschwommen. Im Urlaub mal ein paar Meter im Meer hin und her, aber ansonsten zähle ich Kacheln im Becken. Wir schwimmen in einem Hafenbecken. 375 m raus, Wendepunkt und wieder rein. 750m, kann ja nicht so schwer sein. Die Instruktion unseres Team Captains lautet, bis zur Wende so weit es geht am Rand zu schwimmen da dort weniger Gegenströmung ist. Nach der Wende sollen wir uns in der Mitte halten um mit der Strömung zu schwimmen.

Wie beim Radrennen positioniere ich mich in der ersten Reihe, durchreichen kann ich mich immer noch lassen. Wir starten aus dem Wasser. Los geht's. Gar nicht so einfach auf Tempo zu kommen, ohne Wand an der man sich abstoßen kann. Neben mir schwimmt Thomas, dessen Tempo ich ungefähr für 20 Meter halten kann, danach bin ich alleine. Alle anderen schwimmen viel weiter rechts, in der Mitte entlang der Bojen. Es ist schwierig die Orientierung zu halten. Nach unten ist nur ein braun-grünes Nichts. Links ist die Kaimauer. Die Arme sind bleischwer. Ich bin viel zu schnell, zumindest für meine dünnen Radfahrerärmchen. Ich habe das Gefühl gleich abzusaufen und versuche einen Blick nach vorne zu erhaschen und denke mir nur, Scheiße, das ist noch weit. Langsamer, ruhig bleiben. Ein, zwei Brustarmzüge und weiter. Endlich, nach einer Ewigkeit von vielleicht sieben, acht Minuten kommen die blöden Wendepunkt-Bojen. Der Rückweg geht besser, es scheint ich habe meinen Rhythmus gefunden. Drei Züge, links atmen, drei Züge, rechts atmen, drei Züge nach vorne gucken. Vor mir und neben mir sind noch andere Schwimmer. Kurz vor Ende überhole ich sogar noch jemanden. Am Ausstieg ziehen mich helfende Hände aus dem Wasser, ohne die wäre ich wohl auf allen Vieren raus gekrabbelt. 14:32, damit liege ich auf Platz 25.

Jetzt kommt meine Disziplin. Mein Rad steht ganz am Ende der Wechselzone. Helm auf, Brille, Startnummernband. Das Rad von der Stange nehmen. Loslaufen, nach dem Balken in bester Cross-Manier aufspringen, Schuhe anziehen (die hängen bereits in den Pedalen) und los. Ah, das geht schon viel besser. Hier ist der Rhythmus vom ersten Meter an da. Nach dreihundert Meter hole ich den Ersten ein. Die Runde ist recht einfach. Flach, zwei kleine Wellen, einige Kurven. Weitgehend guter Belag. Ich fahre Einen nach dem Anderen auf. So gefällt mir das schon besser. Die Garmin zeigt mir nur die Gesamtzeit an, ich müsste den Bildschirm wechseln um zu sehen wie schnell ich bin. Egal, nach Gefühl. Die zweite Runde. Ein bisschen Reserve für die abschliessenden fünf Kilometer zurückhalten. Kurz vor Schluss eine Schrecksekunde als mir eine Windböe das Vorderrad zerreißt und ich das Rad gerade so noch abfangen kann.

Der nächste Wechsel. Fünf Kilometer Laufen. Zwei Runden. Der Kurs hat einige Ecken und Kanten, sogar ein paar Treppenstufen. Ich laufe ziemlich genau den angepeilten 4er Schnitt. Zwei Mann überholen mich, keine Chance mich da dran zu hängen. Aber es geht vorbei. Ich komme als Achter der 2. RLP Liga ins Ziel, die Uhr bleibt nach 1:04:32 stehen, insgesamt bin ich 68. von 395.

Meine Schwimmzeit bedeutet Rang 172. Die übrigen Splitzeiten wurden leider nicht erfasst, scheinbar hat das Transponder System keinen guten Tag gehabt. Bei vielen Athleten sind die Zeiten der einzelnen Disziplinen auf Null. Laut meiner Garmin bin ich die 20 km in 28:47 gefahren, da ich aber erst abgedrückt hatte, als ich die Laufschuhe schon an hatte, waren es netto vielleicht 28:30. Um es mit den erfassten Radzeiten zu vergleichen, müssen beide Wechsel mitgezählt werden, also 28:47 + 1:49 = 30:36. Das wäre mit fünf Sekunden Rückstand die zweit schnellste Radzeit. Die letzte Teilstrecke war mit 19:17 für 4,8 km im Bereich meiner Möglichkeiten. Recht gut war, dass jeder Kilometer bis auf wenige Sekunden gleich schnell war (3:56 bis 4:04), ebenso der Puls (175 - 178).

Der Wettkampf hat zur Rheinland-Pfalz Liga gezählt. Wir waren nach der DJK Dudweiler Zweite, insbesondere Dank der tollen Leistung von Thomas Schütz (Oberlenker Mallorca), der Erster war. Gratulation!

Bilder gibts keine. Ansonsten, Wetter hatte gehalten. Organisation schien mir ok. Funktionäre waren recht unaufgeregt, da habe ich im Saarland schon anderes erlebt. Zuschauer waren nicht viele da und auf dem Festplatz in Worms hat sich die ganze Veranstaltung etwas verlaufen, nicht so schön.

Genaue Ergebnisse hier. Homepage der Veranstaltung hier.

Und hier meine Strava Daten:

Ich bin tatsächlich geschwommen und nicht nur am Ufer hin und her gelaufen, auch wenn das GPS zu einem anderen Ergebnis kommt.


Dienstag, 24. Juni 2014

Obacht!

Ich war heute beim Hautarzt und habe eine Salbe wegen so einem Gedöns am Finger verschrieben bekommen. Und was ist drin wenn's helfen soll? Na.. ? Genau, Kortison.

Vor einigen Jahren hätte eine solche Salbe noch zu einem positiven Dopingtest führen können. Inzwischen ist die dermale Anwendung (=auf die Haut auftragen) aber freigegeben und setzt auch keine Ausnahmegenehmigung voraus.

Zur Sicherheit habe ich das Präparat und auch den Wirkstoff in der Datenbank der NADA (Nationale Anti Doping Agentur) nachgeschlagen, beides aber nicht gefunden. Meine Email an die NADA wurde postwendend beantwortet. Das Präparat enthält tatsächlich Kortison, Salbe ist aber ok. Sollte ich kontrolliert werden, muss ich die Anwendung angeben.

Jeder Sportler muss wissen, dass er für dass, was in seinen Körper kommt selber verantwortlich ist. Von meinem Hausarzt kann ich nicht erwarten, dass er sich mit dem Anti-Dopingreglement auskennt und mir schon das Richtige verschreiben wird. Das gleiche gilt für Nahrungsergänzungsmittel. Kann ich wirklich darauf vertrauen, dass dieser super duper Wirkstoff legal ist? Oder dass nicht doch noch irgendetwas drin ist, was nicht deklariert ist?

Für jeden Athleten sollte es ein Automatismus sein, jedes Medikament und jedes Nahrungsergänzungsmittel gegen die Medikamentendatenbank der NADA bzw. gegen die Kölner Liste zu checken. Ohne Ausnahme. Im Zweifel sollte man direkt nachfragen. Damit kann man nicht früh genug anfangen und sollte es auch tun, wenn man eher nicht mit Kontrollen rechnen muss. Ich bin noch nie in meinem Leben kontrolliert worden, aber wie peinlich wäre es wenn doch, und gerade dann, .. Nicht auszudenken. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!

Hier gehts zur NADA Startseite und hier zu NADAmed, der Medikamenten Datenbank. Für Letztere gibt es auch eine App für Android und iOS, mit der das Nachschlagen schnell und einfach geht.

Montag, 23. Juni 2014

Hätte ich das mal früher gewusst

Gestern habe ich ein Buch zu Ende gelesen:

Reading the Race
von Jamie Smith und Chris Horner

Worum geht es. Jamie ist ein altgedienter Rennsprecher und Amateur Rennfahrer und er schreibt über Radrennen. Chris Horner ist der Co-Author und steuert die ein oder andere Anekdote bei. In dem Buch geht es von vorne bis hinten darum, wie man Rennen fährt. Es geht nicht um Training (bzw. nur am Rande) und es geht auch nicht um Material oder wie ein Rad eingestellt wird, wie man sich anzieht oder all die anderen Themen, die in Radsport Büchern gerne angesprochen werden. Nein, Radrennen und sonst nichts. Das aber mit allen Finessen.

Jamie schreibt in seinem Vorwort, dass der Radsport heute immer wissenschaftlicher wird. Räder und Positionen werden im Windkanal optimiert. Carbon überall. Leistungsdiagnosen, Laktat-Messungen und VO2 max Werte. Einlagen in den Schuhen. Aerohelme, Aerofelgen. Powermeter. Und Dank Garmin, Strava und Co. stehen uns immer mehr Daten zur Verfügung die analysiert werden wollen. Darauf aufbauend werden dann ausgefuchste Trainingspläne nach den neusten sportwissenschaftlichen Erkenntnissen erstellt.

Und all die Radsport Zeitschriften und Internetseiten füttern uns mit immer neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen die uns noch schneller, ausdauernder und und in jedweder Beziehung besser machen sollen. Aber, und das ist Jamies Punkt, wie man Rennen fährt, wie man Rennen gewinnt, dass weiß keiner der Wissenschaftler und dass steht in keiner Zeitschrift. Wie man in einem Zeitfahren am schnellsten von A nach B kommt ist die Disziplin im Radsport, die sich am ehesten planen und berechnen lässt. Aber sobald zwei Mann gegeneinander fahren, kommt das unendliche Feld der Taktik hinzu. Und die Taktik ist dass, was den Radsport so unvergleichbar macht. Ein lebendiges Schachspiel. Welcher Fahrer hat heute etwas vor? Wer ist hier zu Hause und möchte vor heimischem Publikum glänzen? Wer  hat in den letzten Wochen gute Form bewiesen. Wird es auf einen Sprint hinauslaufen? Sind Sprinter-Mannschaften da, die Ausreisser zurückholen werden? Oder wird eine Gruppe gehen. Aber welche? Soll ich selber attackieren? Oder warten? Wen kann ich fahren lassen, bei wem muss ich dabei sein? Wie attackiere ich? Wie erschwere ich dem Feld die Verfolgung wenn mein Teamkamerad vorne raus ist? Wann muss ich trotzdem hinterher? Wie fahre ich in einer Ausreißergruppe? Wie bewege ich mich im Feld? Wo ist es einfacher, vorne oder hinten?

Inzwischen weiss ich ja einiges über Radrennen und glaube, das mir so schnell niemand was vor machen kann. Aber einiges in dem Buch war mir dann auch neu und ich habe mich mehr als einmal gefragt: "Warum hat mir das nie jemand erklärt als ich jung war?"

Wahrscheinlich hat es daran gelegen, das ich nie gut genug war um auf dem Level zu fahren, auf dem Radsport zum echten Mannschaftssport wird. Wenn ich mal auf grossen Rennen war, ging es immer nur ums Überleben und jeder war froh, wenn er sich ins Ziel gerettet hat. Trotzdem. Soviel Möglichkeiten sind ungenutzt geblieben. Was für eine Ahnungslosigkeit und Stümperei.

Radrennen, dass wird bei der Lektüre klar, gewinnt man mit dem Kopf. Natürlich müssen die Beine auch ihren Teil dazu beitragen. Aber ein cleverer Fahrer kann weitaus Stärkere schlagen. Das Material ist am unwichtigsten. Das ist das tolle am Radsport. Ich brauche mehr davon ...

Das Buch ist gut geschrieben und lässt sich leicht und flott lesen. Geradeaus. Witzig. Pointiert. Jeder der Radrennen fährt, fahren möchte oder sich dafür interessiert sollte dieses Buch lesen. Und das nicht nur einmal. "Reading the Race" bekommt von mir eine uneingeschränkte Empfehlung: Must Read!

Hier die Internetseite zum Buch mit vielen Auszügen.

Hier die Verlagsseite

Hier ein längerer Extrakt

Das Buch ist nur auf Englisch verfügbar. Die Kindle Ausgabe kostet derzeit 10,09 Euro und das Taschenbuch 13,80. Amazon. Eine bessere Investition um Rennen zu gewinnen als die neusten fancy Carbon Räder.

Donnerstag, 19. Juni 2014

Balls made from Carbon and Sex sells

In den letzten Tagen sind einige sehenswerte Videos durch die Cycling-Blogosphäre gegangen.

Viel Spass!



Das Rad ist in diesem Video die Nebensache, obwohl, vielleicht ist es auch die Frau, egal, es kommt ein Rad drin vor. Und obwohl es ein Schicki-Micki Fixie ist, rechtfertigt es das vollauf hier erwähnt zu werden.


Dienstag, 17. Juni 2014

Gan Fondo Ride Juni

Am Sonntag nachmittag bin ich eine grosse Runde durch Frankreich gefahren. Zunächst klassisch entlang der Saar und durch den Warndt, in Lauterbach über die Grenze. Weiter über Carling, Boulay, Teterchen, Bouzonville, Halstroff, Launstroff, Orscholz, runter zur Saar und retour nach Merzig. Dort musste ich noch ein bisschen Zick-Zack fahren um die 130 km voll zu bekommen.

Es waren einige Hauptstrassen dabei, die Sonntags nachmittags aber weitgehend ohne Verkehr sind und sich so gut haben fahren lassen. Vor Waldwisse ist die Strasse erneuert worden. Ich weiss gar nicht wie man das nennt was die in Frankreich da machen. Asphaltieren? Schottern? Auf jeden Fall sieht es aus und fühlt sich an wie eine "Graval-Road".








Montag, 16. Juni 2014

Analyse Zeitfahren

Ein Blick in die Daten des Zeitfahrens in Almersbach ist ganz interessant und nährt den Verdacht, das der fehlende 16er wirklich Zeit gekostet hat.

Ein Blick in die Gesamt-Ergebnisliste zeigt, dass ich insgesamt 14. von 130 Startern und 6. von 16. klassierten KT, A, B, C Fahrern war. Die ersten drei Fahrer waren deutlich schneller als der Rest mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 46 (1.) und über 44 (2., 3.). Die nächsten 12 Fahrer waren innerhalb von 66 Sekunden. Auffallend ist, dass Amateure, Junioren und Senioren 2 und 3 bunt gemischt sind. Alter scheint also nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.


Hier geht's zum vollen Ergebnis

Ich habe einige Strava Segmente erstellt um die Daten vergleichen zu können.
Bei der letzteren zeigt Strava aber kaum andere Fahrer an, obwohl ich die Strecke bereits etwas gekürzt habe. Irgendetwas ist da "kaputt", keine Ahnung was. 

Die schnellen Fahrern haben kaum Daten auf Strava hochgeladen. Interessant ist aber der Vergleich mit dem legendären Alberto Kunz, der insgesamt Dritter war und mir 91 Sekunden abgenommen hat und mit Dirk Kessler, der 10. und gut 20 Sekunden schneller war. Beide sind bei den Senioren 2 gestartet.

An der Bergwertung lag ich noch 8 Sekunden vor Alberto bzw. 10 Sekunden vor Dirk.


Bei dem Segment über die Kuppe bin ich nur sechs Sekunden langsamer und liege also etwa gleich auf mit Alberto und immer noch deutlich vor Dirk. Wobei ich nicht weiß ob Dirks Zeit hier stimmt.


Bei dem Vergleich des "Flachstückes" zeigt sich wie dramatisch ich dort Zeit verloren habe. Auf den 10 km bin ich 74 Sekunden langsamer als Alberto und 24 (??) Sekunden langsamer als Dirk gewesen.



Die restlichen Sekunden habe ich am Schluss und zwischen dem Ende der Abfahrt und KM 10 eingebüßt.

Update: Ich habe die Print Screens von Albertos Aktivität mit denen der Segmente ersetzt. Die Zeiten die in der Rangliste für Dirk geführt werden, scheinen mir nicht konsistent zu sein. Auf "Langguck TT runter" bin ich 50 Sekunden schneller, auf "Almersbach TT 10 -20" aber nur 24 Sekunden langsamer. So komme ich nicht auf meinen Rückstand von 20 Sekunden im Ziel. In Dirks Aktivität werden auch nicht alle Segmente aufgeführt. An der Stelle merkt man halt, dass Strava Spielerei ist und kein ernsthaftes Analyse Werkzeug. Albertos Zeiten hingegen sind konsistent.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage ob ich am Anfang nicht einfach überzogen habe. Die Pulskurve zeigt, das ich zwar von Anfang an über meiner Schwelle war, aber zum Schluss hin was die Herzfrequenz anbelangt nicht eingebrochen bin und sogar noch zulegen konnte. Das Maximum von 192 Schlägen war auf den letzten Metern. Ich habe mich auch nicht gefühlt, als ob ich zu schnell angegangen wäre. Die Belastung war hoch, aber erträglich, so wie es im Zeitfahren ja sein sollte. Trittfrequenz-Daten würden hier sicher noch mehr Antworten liefern.

Ein anderer Grund für die schlechte Zeit in der zweiten Hälfte, könnte natürlich auch in der Aerodynamik liegen. Meine Position auf dem Rad ist allerdings schon am Ende der "Einstellbarkeit". Lenker ist ganz unten, Aufsatz so tief und eng wie es geht. Der Sattel ist gerade so fünf cm hinter dem Tretlager und den Aufsatz muss ich sogar noch kürzen um innerhalb der 80 cm zu bleiben. Weitere Verbesserungen an der Position gehen nur mit anderen Teilen. Ich glaube auch nicht dass es wirklich daran gelegen hat. 

Puls, grüne Kurve: Min 106, Max 192, Mean 184, lower Quartil 184 (d.h. 75% der Pulswerte waren über 184), Higher Quartil 187 (d.h. 50% war zwischen 184 und 187 und 25% über 187)

Freitag, 13. Juni 2014

Alien Convention

Vor einigen Tagen habe ich meine Begeisterung für die Rennen gegen die Zeit ja schon hier kundgetan. Am Pfingstmontag habe ich mein neu erworbenes Zeitfahrequipment und meine Form einem ersten Test unter echten Bedingungen unterworfen. Einiges war gut, anderes hat noch Potenzial (meine Form in erster Linie) bis zur Landesverbandsmeisterschaft im Zeitfahren in Rüssingen in vier Wochen.

Aber von vorne. Zeitfahren die nicht im Rahmen von Rundfahrten stattfinden sind leider sehr selten. Das liegt sicher daran, dass es eine Disziplin für Spezialisten ist, die nur Wenige an den Start lockt und es auch für die Zuschauer nicht unbedingt spannend ist. Eine dieser seltenen Gelegenheiten für den Kampf gegen die Uhr bot sich am vergangenen Wochenende in Almersbach im Westerwald, wo die Westerwälder Radsportfreunde dieses Jahr zum sechsten Mal ein Zeitfahren für Lizenz- und Hobbyfahrer ausgerichtet haben.

Da es gute 220 Kilometer von Merzig bis nach Almersbach sind, bin ich schon am Sonntag Abend angereist und habe als einziger Gast im einzigen Hotel vor Ort geschlafen. Einfach, sauber, sehr ruhig und auf einer angenehm harten Matratze. Für 35 Euro die Nacht im Einzelzimmer inklusive Frühstück. Kann man gar nix sagen: Zum Eichhahn.

Nach dem Frühstück bin ich die Strecke abgefahren. Start war in Almersbach, das Ziel im 20 Kilometer entfernten Dierdorf. Ein echtes Zeitfahren. Von A nach B. Vom Start weg sind zunächst auf rund 2,5 Kilometer 80 Höhenmeter zu überwinden. Der höchste Punkt (316m, km 2,8) liegt bereits auf einer fast vier Kilometer langen Geraden die sich bis weit in die Abfahrt reinzieht, an deren Ende nur zwei Kurven die Fahrkünste der Fahrer etwas fordern, auch wer schnell ist (>60 km/h), sollte ohne Bremsen durchkommen. Nach der Abfahrt ist man bei km 9 am tiefsten Punkt der Strecke auf 197 m angelangt. Das 12 km entfernte Ziel befindet sich auf 244 m. Das hört sich nach so gut wie nichts an, was es unter andren Umständen auch ist, im Zeitfahren macht sich diese stetige, minimale Steigung aber mit eine unangenehmen Diskrepanz zwischen optischem Eindruck und gefahrener Geschwindigkeit bemerkbar. Wenigstens ist die Strasse bis auf ein wenige hundert Meter langes Teilstück in sehr gutem Zustand, keine Schlaglöcher, sauber, breit. Zwei mal geht es über Bahngleise. Die Strasse mäandert durch ein Tal und wird oft von den Bäumen entlang des Weges beschattet. Die Hitze am vergangenen Wochenende hat sich so gut ertragen lassen.

Hier das Profil, erstellt mit Veloviewer:



Ein ebenfalls gutes Tool zum Analysieren einer Strecke ist Cycle Route. Insbesondere wenn man keine Daten hat, weil man zum Beispiel die Strecke noch nicht gefahren ist. Allerdings ist die Darstellung des Profils etwas irreführend. Ganz so wellig war es dann doch nicht.


Zurück im Hotel habe ich geduscht, meine Sachen eingepackt und bin zum Start gefahren um mir noch einen halbwegs anständigen Parkplatz zu sichern. Dann hat die übliche Pre-Race Routine angefangen. Startnummer abholen, Rad zusammenbauen, Schuhe, Helm, Rennanzug und Überschuhe bereitlegen. Und dann habe ich einen Fehler gemacht. Ich habe die 12 - 25 Kassette gegen die 11 - 25 Kassette getauscht. (11,12,13,14,15,17,19,21,23,25 statt 12,13,14,15,16,17,19,21,23,25) Das sollte ich noch bereuen, doch dazu später mehr. Ich habe eine Kleinigkeit gegessen und hatte noch genug Zeit um die Beine etwas hochzulegen und zu lesen. Eine Stunde vor dem Start habe ich mit der unmittelbaren Vorbereitung angefangen. Warmfahren auf der freien Rolle, kein Widerstand, nur die Beine locker drehen und zwei mal die Trittfrequenz richtig hochbringen. Dann den Rennanzug an, Helm auf, Überschuhe, Brille, Auto zu und zum Start gerollt.

Noch 15 Minuten. Der Kommissär prüft ob die Räder UCI kompatibel sind, wenn dies nicht der Fall ist, bekommt man allerdings nur den Hinweis, so bei einer Meisterschaft nicht starten zu dürfen. Mein Sattel ist ok (5cm hinter dem Tretlager), der Aufsatz ist zu weit vorne. Ich bin von der 2013er Regelung ausgegangen, bei der die Achse der Schalthebel maximal 75 cm vor dem Tretlager sein durfte. Was auch auf den Millimeter gepasst hätte. Seit Beginn des Jahres ist es aber so, dass bis zur Spitze der möglichst horizontal gestellten Schalthebel gemessen wird. Der Fahrer kann allerdings gleichzeitig eine Ausnahme beanspruchen. Entweder der Sattel oder die Schalthebel dürfen weiter vorne sein, die Schalthebel bis zu 80 cm. Da diese in meinem Fall aber von Mitte der Achse bis zu Spitze sechs Zentimeter messen, bin ich knapp drüber. Da werde ich wohl unter Übel noch zur Säge greifen müssen. Wer es genau wissen möchte: UCI Artikel 1.2.023 oder hier.

Der Start in Almersbach ist recht obskur. Es gibt weder eine Startrampe, noch einen Starter der die Fahrer hält oder eine elektronische Zeitmessung. Gestartet wird auf einer abfallenden Strasse und der Fahrer hält sich an einem Art Geländer fest. Neben dem Geländer sitzt ein Herr mit Flagge und hebt diese wenn die Funkuhr auf die volle Minute springt. Am Ziel gibt es auch eine Funkuhr und auch dort wird die Zeit beim Überfahren der Linie einfach abgelesen. Zumindest nehme ich das an, gesehen habe ich es nicht. Nichts für Sekunden-Entscheidungen aber erfrischend simpel und pragmatisch.

Die Startreihenfolge wurde wohl vom Veranstalter nach Einschätzung des Leistungsvermögens der Fahrer durchgeführt. Mir haben sie nichts zugetraut, ich durfte nämlich als Zweiter der 20 gemeldeten Fahrer starten. Abstand war eine Minute. Die Nummer 102 hat gekniffen und ist nicht zum Start erschienen. 101 war nicht vergeben und Nummer 100 wäre der letzte Senioren 3 Fahrer gewesen, der auch nicht gestartet ist. Super! Niemand vor mir. Ich fahre wirklich alleine. Kein Anhaltspunkt, niemand, an dem man sich festsaugen kann.

Ich klettere auf mein Rad und stehe bereit an der Startlinie als ich den Sprecher sagen höre: "Am Start Boris Odendahl vom Tri-Sport Saar Hochwald. Er war letztes Jahr 7. der Bergmeisterschaft (da denke ich mir, oh, sauber recherchiert) und ist eigentlich Triathlet." Ich: "Nein, ich bin Rennfahrer!" Sprecher: "Ich höre gerade, Boris ist eigentlich Rennfahrer." Haha, soweit kommt's noch. Auch wenn ich dieses Jahr sogar noch zwei Triathlon Liga Wettkämpfe bestreiten werde, ich bin Rennfahrer, bitte schön!

Und los. Ich finde schnell meinen Rhythmus und komme den Berg gut hoch. Nicht überziehen! Das gerade noch erträgliche Tempo finden. Auf der Kuppe direkt beschleunigen und das Gefälle nutzen. Ich komme die Abfahrt gut runter, auch wenn ich die Bremse in der engen Rechtskurve kurz antippe.
Unten angekommen versuche ich den richtigen Gang zu finden und muss feststellen dass da was fehlt. Der eine Gang ist zu schwer, der andere zu leicht. Ich schalte alle paar hundert Meter in den jeweils anderen Gang. Der 16er. Der würde passen. Was sollte das mit dem 11er? So schnell war die Abfahrt dann doch nicht. Erzähle ich nicht immer, dass ausser Toni Martin 53x11 niemand treten kann, selbst Berg runter? Und jetzt falle ich selber drauf rein. Mist. Egal. Weiter. Ideallinie. Nutze die ganze Strasse, aber nicht zu nah am Rand, dort könnte Glas liegen, ein Plattfuss würde das Rennen beenden. Zu allem Überfluss lässt mich meine Garmin im Stich. Am Zeitfahrrad habe ich keinen Geschwindigkeits- und Trittfrequenzsensor. GPS muss reichen. Morgens hat es noch einwandfrei funktioniert. Zumindest sind mir keine Probleme aufgefallen. Aber durch die vielen Bäume und das Tal gibt es scheinbar Aussetzer und die Geschwindigkeit springt wild hin und her. 35 - 40 - 45 - 33 - 40. Im Sekundenabstand. Auch das noch. Keine Fahrer vor mir, keine Geschwindigkeitsanzeige, kein 16er. Also nur nach Gefühl. Alles was geht. Weiter. Noch 5000 m. Ein paar Leute am Strassenrand. Ein Fotograf. Ich kann nicht widerstehen aus dem Augenwinkel in das leere Schaufenster zu blicken und mir selber für eine Sekunde zuzusehen. Ich habe auf dem Rad fast den gleichen Buckel wie mein Vater. Ich sollte mich gerader halten. Hatte Sean Kelly nicht auch einen Buckel? Dann kann es nicht schaden. Was einem so alles durch den Kopf geht, bei Puls 185. Schneller. Meine Beine schreien ich soll endlich aufhören. Ich schreie zurück. Shut up legs! Der 15er - zu schwer. Der 17er zu leicht. Noch 2000, noch 1000, 500m, die letzte Kurve. Noch mal beschleunigen. Fertig.

200m nach dem Ziel gibt es etwas zu trinken und zu essen. Ich brauche eine geraume Zeit bis ich wieder aufstehen kann und mich auf den 20 km langen Rückweg mache. Der Gluteus Maximus oder etwas in der Gegend hat sich so verhärtet, dass ich nur noch unter fiesen Schmerzen sitzen kann. Ich ächze und stöhne und schaffe es gerade so die Hinterräder der beiden Senioren zu halten um nicht alleine zurück fahren zu müssen. Die Hälfte der Strecke fahre ich im Stehen. So was hatte ich auch noch nicht. Am Auto angekommen kann ich kaum die Schuhe ausziehen, da sich meine Füße nicht mehr innerhalb der Reichweite meiner Hände befinden. Ist das fies. Letztendlich schaffe ich es doch alles im Auto zu verstauen und duschen zu gehen. Ich gebe meine Nummer ab. Sechster bin ich geworden. Nicht schlecht, aber ich habe mir etwas mehr erhofft. Allerdings war die Konkurrenz zahlreicher und stärker als in den vergangenen Jahren.

Eine Analyse der Strava Daten kommt im nächsten Post, bis dahin: Keine Gnade für die Wade!






Ein Dankeschön an dieser Stelle an die Westerwälder Radsportfreunde (Fotos / Ergebnisse) für diese sehr schöne Veranstaltung. Vielleicht komme ich nächstes Jahr wieder. Wenn, dann aber mit einem 16er und hoffentlich nicht mehr als erster Starter!

Achso, warum der Post Alien Convention heisst? Auf dem Rückweg hat unsere kleine Gruppe an einer Ampel gewartet. Fünf Fahrer, alle mit Zeitfahrboliden, hautengen Lycra Einteileren und Aerohelmen. Der unbedarfte Passant wird nach dem dazugehörigen UFO gesucht haben.

Dienstag, 10. Juni 2014

Go Go Gadget O Schuhe

Als ich das erste mal die Bilder mit Adam Hansens Radschuhen gesehen habe, dachte ich nur: "Oh, Pantoffeln, was für ein Quatsch!" Auf den zweiten Blick kann ich aber nur noch staunen. Was für eine sensationelle, geniale Arbeit. Die Schuhe wiegen in der leichtesten Variante 76 Gramm pro Schuh!! Eine Schuhplatte wiegt etwa 30 Gramm, die "superleichten" Mavic Huez Schuhe bringen pro Stück 190 Gramm auf die Waage. Die Optik der Schuhe ist, keine Frage, .. anders. Hätte ich das notwendige Kleingeld würde mich das nicht im Geringsten abschrecken. 76 Gramm!


Hier geht's zu Adam Hansens Shop, und hier zur Homepage.

Dienstag, 3. Juni 2014

Pfälzer Ausblick


Als ich auf die A62 abbiege und durch den Tunnel fahre, dämmert es mir, dass die Rennstrecke die ich im Kopf mit Bann verbunden habe eine ganz andere ist. Alles schon so lange her und alles irgendwo in der Pfalz. Aber das hier ist ja auch ganz schön. Ein Parkplatz ist schnell gefunden. Ich baue das Rad zusammen, ziehe mich um und fahre zum Start meine Nummer abholen. Gelegentlich wird ja über die gestiegenen Startgebühren gejammert, allerdings, dass muss an dieser Stelle erwähnt werden, in Bann bekommt man für die 10 Euro noch was geboten. Die Startnummernausgabe befindet sich in einem Bauwagen, an der Seite eine Klappe, dahinter, auf Kopfhöhe der „Kunden“ die vor dem Wagen stehen, der Schalter. Der Fahrer der drei Positionen vor mir in der Schlange steht übergibt also der jungen, drallen Pfälzerin seine Lizenz, die beugt sich tief über ihre Liste um den Namen zu suchen und gibt vollen Ausblick auf das, womit sie Mutter Natur nicht zu knapp gesegnet hat. Das wiederholt sich dann bei jedem Fahrer in der Schlange. Die 10 Euro sind also gut angelegt und ich fahre mit Startnummer und einem Schmunzeln zurück zum Auto.

Ich habe mehr Zeit als gedacht und kann noch zusammen mit Uwe die Runde abfahren. Vom Start gehts hoch, erst kurz, ein bisschen flach, dann länger. Ein Roller Berg, grosser Gang, über 30 Stundenkilometer. Nach dem Anstieg geht es über die Hochebene, die nicht wirklich eben ist, dafür aber kräftigen Gegenwind im Angebot hat. Die Abfahrt ist aufgrund des teilweise recht schlechten Belages  gar nicht so einfach zu fahren. Unten geht es dann leicht ansteigend zwei Kilometer bis zum Ziel. 

Wieder am Start stellt sich heraus, dass die AB Klasse recht gemütlich unterwegs ist und wir noch 20 Minuten Zeit haben. Gelegenheit für die ein oder andere Fachsimpelei mit alten Weggefährten. Radrennzirkus.

Irgendwann geht es los. Fünf Runden, 71 Kilometer. Das Tempo ist von Beginn an sehr hoch, viele vergebene Attacken. In der zweiten Runde wird es auf der Höhe nach dem Berg richtig schnell (42er Schnitt!), das Feld beginnt zu reissen, ich bin gut positioniert an sechster, siebter Stelle und schreie nach Kräften damit vorne gefahren wird, bis ich mit der Führung an der Reihe bin fällt das Tempo aber wieder in sich zusammen und zack, geschlossenes Feld. Das hätte es sein können.

So geht es Runde für Runde weiter. Niemand kann sich nennenswert vom Feld absetzten und alles scheint auf einen Massensprint herauszulaufen. In der vierten Runde geht das Feld auf der Höhe in die Breite und legt eine Verschnaufpause ein. Ohne offen zu attackieren mogele ich mich rechts am Feld vorbei und schwups, weg bin ich. Niemand macht Anstalten mitzufahren. Noch zwei Kilometer bis zur Abfahrt. Schnell habe ich vielleicht 10, 15 Sekunden. Aber zwei Kilometer können weit sein. Ich rette mich in die Abfahrt, die ich mit meinen quietschenden und rubbelnden Carbonfelgen gar nicht gut runterkomme und hoffe dass sich vielleicht noch eine kleine Gruppe vom Feld absetzen kann und aufschließt. Aber nein, ich bleibe alleine und kurz vor dem Flachstück zwischen den beiden Anstiegen hat mich das Feld wieder. 

Für die Anstrengung der Attacke muss ich dann kurz vor dem Ende des Berges Tribut zollen und gehe flöten. Na ja, was soll's. Wenigstens bin ich die längste Attacke des Rennens gefahren. Nach dem lang und ruhig auf Mallorca hatte ich mich eigentlich auf ein bei weitem desaströseres Ende eingestellt. 

Ich frage mich, woran es liegt, dass es so schwer ist in der C-Klasse dem Feld zu enteilen. Das es auf vermeintlich schweren Rundkursen wie in Überherrn und Bann zu Sprintentscheidungen des Feldes kommt. Ich war ja bei weitem nicht der Einzige der es probiert hat. Sind die Rennen einfach zu kurz? Liegt es daran, dass die Fahrer zu wenig organisiert sind und jeder auf eigene Rechnung fährt? Ist das Niveau zu gleichmäßig? Oder war der Kurs einfach nicht schwer genug? Denn seien wir mal ehrlich, für einen Berg, den selbst die C Klasse mit über 30 Stundenkilometern hochfährt, muss man keine Bergziege sein. Was meint ihr?

Und Strava veräppelt mich auch noch, obwohl ich in der zweiten Runde 6:03 als Zeit am Berg habe, bin ich in der Liste nur mit einem PR von 14:29. Hey, Erich! Das ist mein KOM! Mist.


Strava Actvity Play Back