Donnerstag, 31. Juli 2014

Sagan, Ventoux, Mud, Marianne and some other Girls

In meiner Inbox haben sich nochmal einige Videos angesammelt:

Peter Sagan's Radbeherschung ist immer wieder beeindruckend. Cool, wenn ich groß bin will ich auch mal so Radfahren können!


Der Ventoux, ganz mystisch:


Bald geht die Cyclocross Saison wieder los. Bin nie Cross Rennen gefahren und werde wohl auch nicht mehr damit anfangen, aber cool ist es auf jeden Fall.



Und mehr Cycloscross



Nicht nur bei den Kerlen gibt's anständig Action im Rennen:


Und zum Schluss noch ein Werkstatt Tip: So werden Ketten geölt:


Aus Versehen positiv

Vor einigen Tagen bin ich bei der Lektüre des Tagesblattes, über eine Meldung gestolpert, dass ein Luxemburger Amateur-Fahrer bei einem regionalen Rennen in Belgien eine Dopingkontrolle verpasst hat und auf Grund dessen ein Sperre von einem Jahr bekommen hat. Gestern, am 30.07. ist dann ein Artikel mit mehr Hintergrund Information erschienen.

Ohne den Fahrer zu kennen oder sonstige Informationen zu haben, die über die in dem Artikel genannten herausgehen, ist es zweifelsohne ein Fall von "dumm gelaufen". Was ist passiert: Ein kleines Amateurrennen in Belgien, ein Amateurfahrer der im Feld ankommt und noch nie in seiner Karriere kontrolliert wurde, direkt nach dem Rennen seine Nummer abgibt und nach Hause fährt und eine Liste die im Zielbereich aushängt und die die Startnummern des besagten Fahrers enthält.

Das kann man sehr schnell übersehen. Das hätte mir auch passieren können, gerade in Belgien oder Frankreich, wo ich nur über rudimentäre Kenntnisse der Sprache verfüge. Wie schnell überhört man da die Lautsprecherdurchsage, dass überhaupt eine Kontrolle stattfindet. Es erstaunt mich auchlich, dass es allem Anschein nach dem Reglement entspricht, dass ein Fahrer mit dem Wissen zur Dopingkontrolle zu müssen, sich noch frei bewegen kann und somit die Möglichkeit hätte Manipulationen einzuleiten. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass man auf jeden Fall von einem Chaperon überwacht wird, sobald man Kenntnis von der Kontrolle erlangt. Scheinbar ist dem aber nicht so.

Eine verpasste Dopingkontrolle wird genauso gewertet wie eine positive und zieht prinzipiell eine Sperre von zwei Jahren nach sich. Im vorliegenden Fall wurde diese auf ein Jahr reduziert. Reglement ist eben Reglement, auch wenn es hier überzogen erscheint.

Die Lehre daraus für jeden Fahrer, der eine Lizenz gelöst und sich damit den Anti-Doping Statuten unterworfen hat: Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten, Ohren auf beim Start und Augen auf bei der Rückgabe der Startnummer, im Zweifel beim Wettkampfausschuss nachfragen, ob es Kontrollen gibt. Und: auch ausgestiegene Fahrer können gelost werden.

Das einzig Gute hier ist, dass Betrüger inzwischen auch bei kleinen Amateur-Rennen mit Kontrollen rechnen müssen.

Mehr dazu: Obachtlvm-zeitfahren-dopingkontrolle

Slaying the Badger

"Slaying the Badger" (Den Dachs erlegen) ist ein Buch von Richard Moore in dem er die Rivalität zwischen Bernard Hinault und Greg Lemond während der Tour der France 1985 und 1986 beschreibt. Das Bild auf dem die Beiden zusammen die Ziellinie in Alp d'Huez überqueren ist jedem Radsport Fan unvergesslich. Einer der grossen Momente des Radsports, wenn auch insziniert.

Auf ESPN ist eine Serie über die 30 größten Momente der Sportgeschichte gelaufen (30 for 30). Eine davon ist eine Verfilmung von "Slaying the Badger". Toller Film. Tolle Bilder. Sehr sehenswert.


Hier das Buch auf Amazon.
Hier die offizielle Seite des Buches / des Films.
Hier ein Link zu YouTube mit dem oben erwähnten 86er Anstieg in Alp d'Huez

Freitag, 18. Juli 2014

Die Mutter der Idioten

"Now, there are isolated cases and unfortunately, the mother of the idiots is always pregnant."

Vincenzo Nibali im Zusammenhang mit Doping auf der gestrigen Pressekonferenz.
Mehr hier

Mittwoch, 16. Juli 2014

Gladiatoren

Nach der fünften Etappe der diesjährigen Tour de France von Ypres nach Arenberg über sieben Kopfsteinpflaster Passagen mit dem denkbar schlechtesten Wetter für Anfang Juli wurden viele Stimmen laut dass die Etappe zu schwer gewesen sei. Pavé hätte in der Tour de France nichts zu suchen und sollte den Frühjahrsklassikern und den Spezialisten vorbehalten bleiben. Zu gefährlich. Spektakel auf Kosten der Fahrer. Unmenschlich.

Aber genau darum geht es doch. Darum ging es schon immer. Deshalb wurde die Tour de France erfunden. Des Spektakel Willens. Um Geschichten von unvorstellbaren Leistungen und Leiden zu erzählen und Zeitungen zu verkaufen. 1910 rief Oktave Lapize den Organisatoren ein "Ihr verdammten Mörder" entgegen, nachdem er den Col d'Aubisque überquert hatte, auf unbefestigten Naturstraßen und auf einem Rad ohne Schaltung. Aber gefahren sind sie sind sie doch. Damals wie heute.

Am Ende sind es Profisportler, Entertainer, Gladiatoren. Der here olympische Gedanke vom fairen Sport, dem schneller höher, weiter alleine lässt sich nicht verkaufen. Nur das Spektakel lockt die Massen an die Straßen, füllt die Seiten der Zeitungen und erhält Sendezeit der Fernsehanstalten, was wiederum Sponsoren veranlasst Geld in die Teams zu investieren. 

Drei Wochen Radrennen. Jeden Tag volles Tempo. Keine Geschenke. Berge. Schlechtes Wetter. Wind. Tag für Tag. Machen da 13 Kilometer Pavé einen Unterschied? Und dem Vernehmen nach sind auf diesen Passagen recht wenige Strürze passiert. Gerappelt hat es dafür umso öfter schon davor. Auf Asphalt. Das prominenteste Opfer der regennassen Strassen war sicherlich Chris Froome. Der Vorjahressieger. Nach einem ersten Sturz auf der vierten Etappe ist er mit einem, wie sich später herausstellte, angebrochenen Handgelenk weiter gefahren. Das sich so das Rad nicht mehr wie gewohnt steuern lässt ist naheliegend. Der nächste Sturz auf der fünften Etappe war dann vielleicht unvermeidlich. Trotzdem hat er es versucht und ist nochmal aufs Rad. Dann ein weiterer Sturz. Bei einem der beiden Stürze ist dann auch die andere Hand gebrochen und beendete Frooms Mission der Titelverteidigung. Oder Contador, der nach dem Sturz in den Vogesen mit einem gebrochenen Schienbein (!!) nochmal 20 km (!!!) weiter gefahren ist. Oder Andy Schleck, der nach dem Sturz auf der 3. Etappe mit gerissenen Bändern und einem zerstörten Meniskus noch bis ins Ziel gefahren ist. Oder heute Talansky, der sich vor dem Besenwagen ins Ziel gequält hat und damit fast höhere Medien Präsenz bekommen hat als der Sieger Galopin.

Keine Pavé Passage, keine noch so schwere Bergetappe stiftet mehr Leid als die Fahrer sich selber auferlegen. Ein Rennen ist immer so schwer, wie die Fahrer es machen, heisst es. Und es ist auch Teil eines Radrennens, insbesondere einer Rundfahrt, sich am Anfang aus jedwedem Trouble herauszuhalten und nicht zu strürzen. Kann es trotzdem passieren? Ja. Bernard Hinault hat mal gesagt, dass man aus genau zwei Gründen stürzt, entweder man macht einen Fehler oder man wird geschubst. Und bei Regen zu schnell in einen Kreisverkehr zu fahren gehört ohne Frage zur ersten Kategorie.

Als Zuschauer fand ich die fünfte Etappe nach Arenberg Klasse. Nibali ist gefahren wie ein wahrer Champion. Im gelben Trikot attakiert als alle anderen gezögert haben. Das war doch mal etwas anderes als das Abwahrten bis zum letzten Kilometer der Bergankunft, das kühle Berechnung von Chancen, das langweilige Saftey First.

Jetzt müssen die im Rennen verbliebenden Sieganwärter alles auf eine Karte setzen. Eine epische Attacke weit vor dem Ziel. Am ersten Berg des Tages. Oder zumindest wie 2011 Andy Schleck, der 60 Kilometer vor dem Ziel der 18. Etappe von Pinerolo nach Galibier Serre-Chevalier attakiert hat und solo bis Ziel gefahren ist. So fährt man Radrennen. Und alleine aus dem Grund bleibt zu hoffen dass Andy wieder zu alter Stärke zurückfindet. 

Die zweite Woche der 101. Tour de France hat gerade begonnen und ich hoffe dass es mit dem epischen Spektakel genauso weitergeht wie es vor 10 Tagen in England angefangen hat. Lang lebe das Spektakel, lang leben die Gladiatoren.

Sonntag, 13. Juli 2014

Break du Jour

So stell ich mir Radrennen vor. Von vorne, Attacke, alles auf eine Karte setzen. Jens Vogt Style. Oder wie Tony Martin in den letzten Tagen bei der Tour de France.

Dabei war die vergangene Woche das Training betreffend alles andere als zufriedenstellend. Ich bin so gut wie gar nicht aufs Rad gekommen, habe zuwenig geschlafen und war in der Mittagspause laufen, was meine Muskulatur mit einer anständigen Verhärtung quittiert hat.

Samstag also Radrennen. Ich war schon kurz davor gar nicht zu starten. Aber gut, gemeldet ist gemeldet, es war nicht weit weg und ich konnte mit dem Rad hinfahren. Müde und mit immer noch verhärteten Muskeln habe ich mich auf den Weg gemacht. Von Merzig bis Falscheid sind es 35 Kilometer. Genau die richtige Distanz zum Warmfahren.

In Lebach angekommen stellte sich heraus, dass die Runde gar nicht so einfach ist. 2,2 km, viele Kurven, teilweise schlechter Belag, eine nicht ganz ungefährliche Abfahrt, eine Stück Windkante auf einem Feldwirtschaftsweg und eine langezogene Steigung. Von Berg konnte zwar keine Rede sein, aber die 27 Höhenmeter pro Runde haben sich dann über die Distanz doch geläppert. 29 Runden à 2,2 km summieren sich auf 63 km und fast 800 Höhenmeter.

Mir war irgendwie nach einer Kraval-Aktion. Wenn schon Radrennen dann richtig. Vielleicht war es ja möglich mit einer Attacke vom Start weg bereits eine Fluchtgruppe auf die Beine zu stellen. Ich habe mich also schön in der ersten Reihe platziert, 5, 4, 3 und los, Pedal einklicken und Attacke, voll Gas. Mal sehen wer sich alles anständig warm gefahren hat. Von hinten Schreierei. Haha, so macht man sich unbeliebt. Egal. Aber fahren wollten sie mich nicht lassen und eingestiegen ist auch keiner.
Ich habe mich erst mal nochmal eingereiht. Nach fünf Runden wurde die erste Prämie ausgefahren. Die Runde nach einer Prämie ist immer eine gute Gelegenheit um sich davon zu stehlen. Nach der Zieldurchfahrt war ich allerdings zu weit hinten und die Gegenwind Passage eignete sich auch schlecht zur Attacke. Nach der Abfahrt habe ich mich dann davon geschlichen. Keine harter Antritt, nur eine kleine Tempoverschärfung. Und diesmal ging es auf. Keiner ist hinterher. Schnell hatte ich 10, 15 Sekunden. Jetzt galt es einen guten Rhythmus zu finden und in den Zeitfahr-Modus zu wechseln. Mein Vorsprung wurde nicht sehr viel grösser, aber auch nicht kleiner. In der zehnten Runde gab es eine weitere Prämie, die zumindest wollte ich mir sichern.
Nach der Prämie kam das Feld noch mal etwas näher heran. Aber man ist erst eingeholt, wenn man eingeholt ist. Im Radrennen gibt es nichts zu verschenken, erst recht keinen Vorsprung. Wenn das Feld mich zurück haben will, müssen sie für jede Sekunde fahren. In Runde 12 oder 13 kam Marius Recktenwald vom RV Möve Schmelz aus dem Feld gesprungen und wir setzten die Flucht zu zweit fort. Wir haben gut harmoniert und die Arbeit gerecht geteilt. So ging es Runde um Runde weiter. Recktenwald / Odendahl an der Spitze und 20 bis 30 Sekunden (?) dahinter das Feld. In der 20. und in der 25. Runde gab es noch mal eine Prämie. Natürlich sprintet man nicht in einer Ausreißergruppe. Die Kunst besteht also darin schon weit vor der Prämienabnahme die Wechsel so zu platzieren, dass man just "durch Zufall" am Ziel vorne ist. Dadurch konnte ich zum ersten Mal in diesem Jahr mit mehr Geld in der Tasche heimfahren als hin.

Nach der vorletzten Prämie kamen aus dem wieder etwas näher gekommenen Feld drei weitere Fahrer gesprungen. Darunter zwei weitere Saarländer, Daniel Kiefer und Erich Hoffmann vom RV Blitz Oberbexbach und noch jemand den ich nicht kannte. Noch drei Runden! Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits seit 20 Runden an der Spitze und am Ende meiner Kräfte. Ich habe keine Führung mehr übernommen und gehofft mich an den Hinterrädern bis ins Ziel retten zu können. Aber die leichte Tempoverschärfung durch die drei jüngsten Mitglieder unserer Fluchtgruppe war schon zuviel. Das dazu die Rundentafel eine Runde mehr angezeigt hatte als in dem Moment tatsächlich noch zu fahren waren, hat nicht gerade geholfen, aber wahrscheinlich hätte es am Ende auch nichts geändert. Ende. Tilt. Aus die Maus. Ich bin wie ein Stein durchs Feld gefallen und habe schon mal angefangen mich auszufahren. Mist. Mich mit Kwiakowski zu vergleichen währe anmaßend, aber in etwa so wie dessen Flucht auf der Vogesen Etappe darin endete, nämlich am letzten Berg einzubrechen, so bin ich auch, das Ziel fast vor Augen, durchgereicht worden.

Schade. Aber was soll's. Es hat wirklich Spass gemacht und ich habe einige alte Bekannte getroffen. Von den Verwirrungen mit der Rundenanzeige abgesehen war es ein prima Rennen. Guter Kurs, nicht zu schwer, nicht zu einfach, gute Organisiation, Ergebnisse direkt verfügbar, Preisgelder und Prämien direkt ausgezahlt, keine Warterei und, besonders hervorzuheben, die echten saarländischen Schwenker, handgeschwenkt. Das gibt's nur im Saarland. Vielen Dank an den RV Falke Lebach.

Gewonnen hat Marius Recktenwald der somit ab sofort B-Fahrer ist. Den saarländischen Erfolg vervollständigt haben Daniel Kiefer (2) und Erich Hoffmann (3). Glückwunsch an alle! Chapeau!

Am Anfang noch im Feld

Alleine auf der Flucht

Zusammen mit Marius Recktenwald, dem späteren Sieger.



Freitag, 11. Juli 2014

Tim Krabbé

Letztes Jahr im Oktober habe ich über "Das Rennen" von Tim Krabbé geschrieben. Vor einigen Tagen hat das Soigneur Magazin, eine niederländische Rennrad Zeitschrift ein tolles Video über Tim Krabbé veröffentlicht. Sehr schön, sehenswert:


Dienstag, 8. Juli 2014

LVM Zeitfahren - Dopingkontrolle

Was bin ich schon Radrennen gefahren. Ab und an war ich auch mal vorne dabei und bei Saarlandmeisterschaften habe ich einige Podest-Plätze vorzuweisen. In all den Jahren in denen ich "richtig" gefahren bin wurde ich nie kontrolliert. Nach der Zeitfahrmeisterschaft in Ruessingen am vergangenen Wochenende war es so weit, ich musste zur Dopingkontrolle. Am Start wurde schon bekanntgegeben, dass getestet wird und man seine Nummer persönlich zurück geben muss. Das habe ich dann unmittelbar nach dem Zieleinlauf versucht, die Kontrolleure hatten aber noch kein Ergebnis, also bin ich nochmal zum Auto und habe mich erstmal auf der Rolle ausgefahren.

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Was Übrigens für einige Fussballer eine grosse Show war. Der Parkplatz, die Anmeldung, Duschen usw., das war alles am Sportplatz. Nachmittags sind die Fussballer zum Training angerückt. Ich setzte mich also auf die freie Rolle und fange an zu fahren, die Herren Kicker standen ein paar Autos weiter und Einer nach dem Anderen sind sie gekommen und haben mal nicht schlecht gestaunt. Mit dem Fahhrrad auf der Stelle fahren. Sowas haben die noch nie gesehen.

Viel Zeit hatte ich nicht zum Ausfahren, nach 10 Minuten "musste" ich schon zur Siegerehrung. Sehr angenehm dass das bei Radrennen so schnell geht. Nach der Siegerehrung bin ich wieder zum Auto und habe angefangen alles einzupacken und wollte gerade Richtung Dusche, als ein Herr neben mir stand und mich fragte ob ich Boris Odendahl sei und mir dann eröffnete, dass ich zur Dopingkontrolle muss. Die Zeit der Benachrichtigung wurde festgehalten (16:20) und die Prozedur nahm ihren Lauf. Da wusste ich, dass es ein wirklich langer Tag werden würde. Meine erste Reaktion war der Griff zur Trinkflasche und schwups, war der erste halbe Liter weg. Ich wurde nicht mehr aus den Augen gelassen und habe den Rest eingepackt, meine Tasche genommen und der Kontrolleur und ich sind in die Gaststätte des Sportplatzes und haben dort den Papierkram erledigt. Habe ich nicht vor ein paar Tagen noch von meiner Kortison Salbe geschrieben? Jetzt musste ich es tatsächlich angeben. Ansonsten wurden persönliche Angaben, Lizenznummer und die Veranstaltung auf dem Dopingkontrollformular eingetragen. Danach sind wir in den Keller. Eine der Duschen war zur Dopingkontrollstation umfunktioniert (Ankunft 16:35) und dort saßen bereits die ersten Drei des Elite Rennens, Kai Hliza, Benjamin Höber und Michael Hümbert zusammen mit vier Kontrolleuren, in der Mitte stand ein bereits fast leerer Kasten Apfelschorle.

Das fand ich dann schon mal beruhigend. Ich war also nicht der einzige der warten musste bis der Ruf der Natur ertönt. Der Ruf der Natur? Dopingkontrolle bedeutet in diesem Fall die Abgabe einer Urinprobe. Vor dem Rennen entledigt man sich natürlich jedwedem unnötigen Ballast, während des Rennens schwitzt man, so dass anschliessend erstmal kein Urin da ist. Also trinken, viel trinken und warten. Dem Ruf nach Bier wurde nicht stattgegeben, grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, Alkohol ist im Radsport nicht verboten und würde die dann abzugebende Probe nicht beeinträchtigen, aber zur Verfügung wird es nicht gestellt. Apfelschorle musste also reichen.

Die Wartezeit wurde mit der ein oder anderen Rennfahrerschote überbrückt und es war eigentlich ganz lustig und kurzweilig.

Nach einer Dreiviertel Stunde machte sich dann der Harndrang bemerkbar. Herr Höber war der Erste, Herr Hümbert der Zweite und ich bin dann als Dritter zur Tat geschritten. Man nimmt sich dazu einen Becher, der zusammen mit einem Deckel steril verpackt ist und geht zusammen mit den Kontrolleur auf die Toilette. Dort muss man sich ohne Seife die Finger waschen. Der alte Trick mit dem Desinfektionsmittel mit dem man sich die Finger vor der Kontrolle einreibt um den Urin dann über die Finger laufen zu lassen funktioniert somit schon mal nicht mehr. (Das sollte die Probe unbrauchbar machen, keine Ahnung ob es stimmt). Dann öffnet man den Beutel und nimmt Becher und Deckel heraus. Die Folie kommt weg. Becher nur aussen anfassen. Dann füllt man den Becher. Dabei muss der Kontrolleur beobachten, wie die Flüssigkeit den Körper verlässt. Der schaut also genau drauf. Wer Probleme hat unter Publikum zu pinkeln hat dann wirklich ein Problem. 90 Milliliter müssen es mindestens sein. Wenn der Becher gefüllt ist kommt der Deckel drauf, Hose hoch und es geht wieder zurück in den Kontrollraum.

Und meine Probe war besonders: schönstes Himbeerrot. In den letzten Tagen vor dem Wettkampf und am Samstag selber habe ich ein Rote Beete Konzentrat getrunken. Rote Beete ist ja dar neuste Schrei. Ob es wirklich schneller macht sei mal dahingestellt, schmecken tut es furchtbar und den Urin färbt es rot. Das ist unzweifelhaft. Die Augen der anderen Fahrer und Kontrolleure hättet ihr sehen müssen als ich meinen Becher auf den Tisch gestellt habe. Die haben mich angeschaut wie ein Alien.

Dann sucht man sich eine Kiste mit den Flaschen für die A und B Probe aus. Mindestens drei müssen zur Auswahl angeboten werden, um eine Manipulation zu erschweren. Die Styropor Kiste enthält einen Bogen mit Aufklebern mit einer Nummer, zwei Tüten und zwei Glasflaschen. Die Deckel der Flaschen enthalten ein Siegel das bricht, wenn die Flaschen nach dem Verschliessen noch mal geöffnet werden. Vor dem Abfüllen prüft man dass alle Nummern übereinstimmen (Auf den Flaschen, der Kiste, den Aufklebern). Der Deckel des Bechers hat ein kleines Loch, aus dem man ohne Kleckern den Urin umfüllen kann. Mindestens 60 ml für die A-Probe und 30 für die B-Probe. Dann werden die Flaschen zugeschraubt, so fest es geht. Die Flaschen kommen dann jeweils in einen Beutel, die zugeklebt werden und die dann wieder zurück in die Kiste. Die Aufkleber kommen auf das Dopingkontrollformular. Dort wird die Uhrzeit der Abfüllung vermerkt (17:25), die Menge (130 ml), die Dichte (1024) und ob eine EPO-Analyse vorgenommen werden soll (ja). Dann kann ich noch meine Zustimmung geben, ob die Probe zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet werden darf (ja). Die Dichte muss mindestens 1005 betragen, wenn es weniger wäre, müsste eine zweite Probe abgegeben werden. Das Gerät dazu sieht genauso aus wie das der Winzer zur Bestimmung des Oechsle Gehaltes.


Im letzten Teil des Bogens kann man eventuelle Bemerkungen angeben, wenn z.B. der Ablauf der Kontrolle nicht in Ordnung gewesen wäre. War aber alles ok. Der Kontrolleur unterschreibt und trägt die Uhrzeit des Endes der Kontrolle ein (17:35), ich unterschreibe, bekomme einen Durchschlag über die Benachrichtigung (rosa) und einen über die komplette Kontrolle (auch rosa) und fertig ist die Prozedur. Das Original geht an die NADA, Grün an die Firma die die Dopinkontrolle durchführt (GQS - Global Quality Sports), Gelb und Blau an das Labor.


Jetzt bleibt mir nur zu hoffen, dass in der Flasche die mir der Zuschauer gereicht hat, wirklich nur Wasser war und dass die Kuh, die das Schnitzel gespendet hat, nur Biogras gegessen hat! :-)


Und es heisst im Radsport natürlich nicht der Kontrolleur, sondern es ist der Chaperon, nur der Vollständigkeit halber!


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Hier ein Video der Wada, das den Ablauf einer Kontrolle erklärt:

Sonntag, 6. Juli 2014

LVM Zeitfahren

Gestern war es so weit, die Landesverbandsmeisterschaft im Einzelzeitfahren des Saarlandes und Rheinland-Pfalz in Rüssingen stand an. Nach Monaten der Vorbereitung sollte sich zeigen ob all das Training erfolgreich war. Wir kommen früh genug an und finden einen prima Parkplatz. Es ist windig, bewölkt und ab und an regnet es, im Großen und Ganzen sollte es aber trocken bleiben.

P7050279Minime startete um 13:00 in der U11 Klasse. Eine Runde zu sieben Kilometer müssen die Jüngsten bestreiten. Am Start stehen drei Jungs und vier Mädchen. Hendrik ist der einzige Saarländer am Start, solange er ankommt, hat er die oberste Stufe auf dem Treppchen sicher. Streng genommen kann bei so wenigen Startern gar keine Meisterschaft ausgetragen werden, dass man das bei den Kindern nicht so eng sieht ist allerdings nicht mehr als richtig. Die wenige Konkurrenz hält ihn dann auch nicht davon ab wirklich alles zu geben was in den dünnen Beinchen drinsteckt. Viel schneller als ich gedacht habe ist er wieder im Ziel, 13:37, das ist ein Schnitt von über 31 km/h auf einer gar nicht so einfachen Strecke mit sehr viel Wind. Bravo! Damit wäre er auch Zweiter der Rheinland-Pfälzer geworden. Nur 13 Sekunden hinter dem jüngsten Spross der Märkl Radsport Dynastie.

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Damit lag die Latte schon mal ganz schön hoch! Mein Start war um 15:06. Eine Stunde vorher habe ich mich auf der Rolle warmgefahren. 30 Minuten easy spinning, schwitzen und Muskeln auf Temperatur bringen. Ein Powergel und etwas Wasser. Danach kam der fast schwierigste Teil des Tages, in den Castelli Bodypaint Rennanzug "einzusteigen". Alleine ist das annähernd ein Ding der Unmöglichkeit, glücklicherweise hatte ich gestern helfende Hände. Um den empfindlichen Stoff nicht zu beschädigen,  haben wir versucht die Startnummer mit Magneten zu befestigen. Da mir die original Race-Dots zu teuer waren, habe ich es mit einem Nachahmer Produkt versucht, Fix-Points. Aber, soviel kann ich nach einigen Versuchen sagen, Fix-Points taugen gar nix. Zumindest komme ich nicht klar damit. (Warum? Test folgt in einem späteren Post) Also doch bewährte Sicherheitsnadeln. Danach habe ich noch das Vorderrad gewechselt. Die neun cm Felge raus und die sechs cm rein. Bei dem starken Wind, der teilweise genau von der Seite kam, erschien es mir besser auf etwas Aerodynamik zu verzichten als den Abflug zu machen, weil es das Vorderrad zerreißt. Am Start gab es dann zu meiner Überraschung keine Materialkontrolle. Und ich habe mir Gedanken gemacht ob meine Schalthebel einen Millimeter zu weit vor dem Tretlager sind.

Zu dem Rennen selber gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Zeitfahren halt. 30 Minuten im anaeroben Bereich. Wer am meisten Schmerzen aushält gewinnt. Na ja, es gibt schon noch andere Gründe als die Leidensfähigkeit, aber zwischen zwei gleich starken Fahrern macht das den Unterschied. Wie bei der Erkundung der Strecke herrschte raus Gegenwind und rein Rückenwind. Auf dem Flachstück nach der Steigung bin ich gegen den Wind gerade so 40 km/h gefahren, hatte dafür auf dem Rückweg aber um die 55 km/h auf der Uhr stehen. Die Rhythmuswechsel an den Wenden haben mir nichts ausgemacht, dass war kein Problem.

Da die Fahrer mit nur 30 Sekunden Abstand auf die Strecke geschickt wurden, hatte ich den vor mir gestarteten Christoph Ruffing immer im Blick und konnte an den Wendepunkten ganz gut die Zeit abschätzen, die ich schon gewonnen hatte. Am Anfang schien es mir in einem Anflug von Größenwahn, dass ich die Lücke sogar ganz auffahren könnte, aber ab der zweiten Runde war ich froh meinen knappen sechs Sekunden Vorsprung zu halten. Die Abstände zu den hinter mir gestarteten Fahrern ließen sich schwieriger abschätzen. Aber es schien jede Runde mehr zu werden und die drei Fahrer kamen mir nach der Wende immer später entgegen.

Die Uhr bleib für mich nach 28 Minuten und 34 Sekunden stehen. Das war der fünfte Platz insgesamt und der zweite Platz in der Saarlandwertung. Ich gebe es zu, natürlich habe ich insgeheim gehofft Saarlandmeister zu werden. Aber gut, für den Senior im Feld, die relativ wenigen Trainings- und lächerlich wenigen Rennkilometern war das gar nicht so schlecht. Ich kann ehrlich zufrieden sein.

Es wäre natürlich schön wenn sich insgesamt mehr Fahrer der Herausforderung des Zeitfahrens stellen würde, so waren mal wieder die Spezialisten und Liebhaber unter sich, was der Qualität aber keinen Abbruch getan hat.

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Ein Blick in die Daten zeigt einen Durchschnittspuls von 186 an. Damit sollte es nicht daran gelegen haben, dass ich mich zuwenig angestrengt hätte. Sobald die Schmerzen im Ziel nachlassen und man wieder Luft bekommt denkt man sich dann aber doch immer, ah, da wäre noch was gegangen, du hättest mehr beißen müssen. Zumindest mir geht es oft so. Vielleicht sind 20 km auch einfach zu wenig um sich so ins Koma zu fahren, dass man nach dem Ziel fast zusammenbricht. Ich würde jetzt eigentlich schon sagen, dass ich auch noch eine vierte Runde in annähernd der gleichen Zeit gefahren wäre. Vielleicht aber auch nicht. Um das herauszufinden muss ich dann wohl mal bei einem 30 oder 40 km langen Zeitfahren starten.


Aber damit sind wir noch nicht am Ende der Geschichte. Ein Wort zur Siegerehrung: Zu meiner Überraschung sind die Medaillen des Saarländischen Radfahrer Bundes inzwischen noch nicht mal mehr graviert. Jetzt habe ich eine blanko Gold (von Hendrik) und eine blanko Silber Medaille zu Hause. Schade, auch wenn der sportliche Wert einer Saarlandmeisterschaft begrenzt ist, finde ich es doch eine schöne Erinnerung wenn ich heute meine Medaillen "von früher" genau zuordnen kann.

An dieser Stelle hätte ich ja auch gerne auf die Ergebnisse verlinkt, die von Rheinland-Pfalz finden sich hier, auf der Homepage des SRB wird in diesem Jahrzehnt wahrscheinlich nichts mehr veröffentlicht. Daher hier die Ergebnisse der Elite und hier und hier die der Jugendklassen (Danke Jörg).

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Das Saarlandpodest, von links nach rechts: Platz Vier Patrick Lechner (88, KT, Bike Aid), Boris Odendahl (74, C, Tri-Sport), Michael Hümbert (90, KT, Bike Aid), Christoph Ruffing (89, C, Oberbexbach),  Platz Fünf Oliver Zwick (90, B, Oberbexbach), Jörg Aumann, Vize Präsident SRB

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Vater und Sohn!

Auch das ist noch nicht das Ende eines langen Tages gewesen, zum ersten Mal in meinem Leben musste ich nämlich zur Dopingkontrolle. Der Teil der Geschichte ist aber einen eigenen Post wert. ......

Tour de France

Aus gegebenem Anlass, ein Klassiker:

Freitag, 4. Juli 2014

LVM Zeitfahren - Die Stecke

Morgen gilt es: Um 15:06 und 30 Sekunden starte ich in Rüssingen bei der Landesverbandsmeisterschaft im Einzelzeitfahren.

Eine der wichtigsten Dinge vor einem Zeitfahren ist die Erkundung der Strecke. Das geht inzwischen mit Google Earth etc. auch ganz gut virtuell, der echte Eindruck ist aber durch nichts zu ersetzen. Mir hilft es wenn ich die Strecke mit eigenen Augen gesehen habe und weiss was auf mich zukommt. Ich kann die Strecke dann im Kopf abfahren und mich darauf einstellen. Auf dem Rückweg von dem Triathlon in Worms habe ich daher letzten Sonntag in Rüssingen einen Zwischenstopp eingelegt und habe den Kurs inspiziert.

Es handelt sich um eine Betriebsstrasse der Firma Dyckerhoff auf der bereits 2011 die Zeitfahrmeisterschaft ausgetragen wurde. Der Belag ist aus Beton und von guter Qualität, sehr glatt und die Rillen zwischen den Betonplatten sind kaum zu spüren. Falls es stark regnet kann wegen der fehlenden Kanalisation das Wasser nur über die Strasse ablaufen und von den angrenzenden Feldern werden leicht Dreck und Steine auf die Strasse gespült. Während meiner Testfahrt waren die Auswirkungen des morgendlichen Regens noch an einigen Stellen zu sehen. Technische Herausforderungen gibt es keine, ausser der Wende auf der Strasse. Da ich ja nicht zu den Weltbesten Kurvenfahrern gehöre kommt mir das entgegen.

Vom Start weg geht es in einer lang gezogenen Linkskurve in eine Senke, deren Gegensteigung die grösste topografische Schwierigkeit darstellt. Oben wendet sich die Strasse wieder nach rechts und führt nur noch leicht steigend bis zum Wendepunkt. Der niedrigste und der höchste Punkt liegen 25 Höhenmeter auseinander. Wo die Wende genau erfolgt konnte ich nicht ausmachen. Die versprochene Markierung habe ich nicht gefunden. Nach 3,5 Kilometer wird auf  der Strasse gewendet. Das bedeutet auf fast Null runter bremsen und wieder zurück zum Ziel. Eine Runde hat somit 7 Kilometer. Die Elite fährt drei Runden, 21 Kilometer, sechs mal antreten (Habe ich extra trainiert).

Vergangenen Sonntag herrschte ein strammer Wind. Gegenwind "raus" und Rückenwind "rein". Die Strecke bietet kaum Windschutz und falls der Wind von der Seite kommt, kann es schon mal wackelig werden.


Die besten Zeiten 2011 waren zwischen 30 und 31 Minuten. Dieses Jahr sind 17 Fahrer in der Elite KT, A, B, C und drei Fahrer in der U23 Kategorie gemeldet. Gestartet wird im 30 Sekunden Abstand. Das ist sehr wenig für ein Zeitfahren, aber damit soll verhindert werden, dass die ersten Fahrer auf die zweite Runde gehen und die letzten noch nicht gestartet sind. Bei der Auslosung / Festlegung der Startreihenfolge hatte ich etwas mehr Glück als in Almersbach, ich starte als 14. der 17 Fahrer. Zuerst kommen die 11 Fahrer aus Rheinland-Pfalz, dann die 6 Saarländer. Ein Guter Anhaltspunkt wird wohl Kai Hlitze sein, der 2011 gewonnen hat und 90 Sekunden vor mir startet. Eine Minute vor mir startet der amtierende Saarlandmeiseter auf der Strasse, Patrick Lechner. Zur Startliste geht's hier.

Die "Abfahrt" in die Senke nach dem Start.

Die Gegensteigung nach der Senke.

Ich habe mal einige Strava Segmente erstellt. Ich weiss nicht ob die so genau stimmen, aber das kann man auch noch mal korrigieren. Raus, Rein, Komplett. (Update 8.7.: jetzt stimmt's)

Der Imperator wird übrigens auch starten, in der U11. Ich bin gespannt.

Es geht wieder los ...

Am Samstag geht es wieder los, vergesst die WM, jetzt kommt die Tour de France. Dieses Jahr wieder mit Kopfsteinpflaster. Bin gespannt ob sie Fromme Backsteine ins Trikot packen damit er nicht wie ein Flummi  herumspringt. Eurosport Player Abo ist abgeschlossen. Ich bin bereit!  >feeling excited>

Sehr gut, die Homepage der Tour.