Sonntag, 13. Juli 2014

Break du Jour

So stell ich mir Radrennen vor. Von vorne, Attacke, alles auf eine Karte setzen. Jens Vogt Style. Oder wie Tony Martin in den letzten Tagen bei der Tour de France.

Dabei war die vergangene Woche das Training betreffend alles andere als zufriedenstellend. Ich bin so gut wie gar nicht aufs Rad gekommen, habe zuwenig geschlafen und war in der Mittagspause laufen, was meine Muskulatur mit einer anständigen Verhärtung quittiert hat.

Samstag also Radrennen. Ich war schon kurz davor gar nicht zu starten. Aber gut, gemeldet ist gemeldet, es war nicht weit weg und ich konnte mit dem Rad hinfahren. Müde und mit immer noch verhärteten Muskeln habe ich mich auf den Weg gemacht. Von Merzig bis Falscheid sind es 35 Kilometer. Genau die richtige Distanz zum Warmfahren.

In Lebach angekommen stellte sich heraus, dass die Runde gar nicht so einfach ist. 2,2 km, viele Kurven, teilweise schlechter Belag, eine nicht ganz ungefährliche Abfahrt, eine Stück Windkante auf einem Feldwirtschaftsweg und eine langezogene Steigung. Von Berg konnte zwar keine Rede sein, aber die 27 Höhenmeter pro Runde haben sich dann über die Distanz doch geläppert. 29 Runden à 2,2 km summieren sich auf 63 km und fast 800 Höhenmeter.

Mir war irgendwie nach einer Kraval-Aktion. Wenn schon Radrennen dann richtig. Vielleicht war es ja möglich mit einer Attacke vom Start weg bereits eine Fluchtgruppe auf die Beine zu stellen. Ich habe mich also schön in der ersten Reihe platziert, 5, 4, 3 und los, Pedal einklicken und Attacke, voll Gas. Mal sehen wer sich alles anständig warm gefahren hat. Von hinten Schreierei. Haha, so macht man sich unbeliebt. Egal. Aber fahren wollten sie mich nicht lassen und eingestiegen ist auch keiner.
Ich habe mich erst mal nochmal eingereiht. Nach fünf Runden wurde die erste Prämie ausgefahren. Die Runde nach einer Prämie ist immer eine gute Gelegenheit um sich davon zu stehlen. Nach der Zieldurchfahrt war ich allerdings zu weit hinten und die Gegenwind Passage eignete sich auch schlecht zur Attacke. Nach der Abfahrt habe ich mich dann davon geschlichen. Keine harter Antritt, nur eine kleine Tempoverschärfung. Und diesmal ging es auf. Keiner ist hinterher. Schnell hatte ich 10, 15 Sekunden. Jetzt galt es einen guten Rhythmus zu finden und in den Zeitfahr-Modus zu wechseln. Mein Vorsprung wurde nicht sehr viel grösser, aber auch nicht kleiner. In der zehnten Runde gab es eine weitere Prämie, die zumindest wollte ich mir sichern.
Nach der Prämie kam das Feld noch mal etwas näher heran. Aber man ist erst eingeholt, wenn man eingeholt ist. Im Radrennen gibt es nichts zu verschenken, erst recht keinen Vorsprung. Wenn das Feld mich zurück haben will, müssen sie für jede Sekunde fahren. In Runde 12 oder 13 kam Marius Recktenwald vom RV Möve Schmelz aus dem Feld gesprungen und wir setzten die Flucht zu zweit fort. Wir haben gut harmoniert und die Arbeit gerecht geteilt. So ging es Runde um Runde weiter. Recktenwald / Odendahl an der Spitze und 20 bis 30 Sekunden (?) dahinter das Feld. In der 20. und in der 25. Runde gab es noch mal eine Prämie. Natürlich sprintet man nicht in einer Ausreißergruppe. Die Kunst besteht also darin schon weit vor der Prämienabnahme die Wechsel so zu platzieren, dass man just "durch Zufall" am Ziel vorne ist. Dadurch konnte ich zum ersten Mal in diesem Jahr mit mehr Geld in der Tasche heimfahren als hin.

Nach der vorletzten Prämie kamen aus dem wieder etwas näher gekommenen Feld drei weitere Fahrer gesprungen. Darunter zwei weitere Saarländer, Daniel Kiefer und Erich Hoffmann vom RV Blitz Oberbexbach und noch jemand den ich nicht kannte. Noch drei Runden! Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits seit 20 Runden an der Spitze und am Ende meiner Kräfte. Ich habe keine Führung mehr übernommen und gehofft mich an den Hinterrädern bis ins Ziel retten zu können. Aber die leichte Tempoverschärfung durch die drei jüngsten Mitglieder unserer Fluchtgruppe war schon zuviel. Das dazu die Rundentafel eine Runde mehr angezeigt hatte als in dem Moment tatsächlich noch zu fahren waren, hat nicht gerade geholfen, aber wahrscheinlich hätte es am Ende auch nichts geändert. Ende. Tilt. Aus die Maus. Ich bin wie ein Stein durchs Feld gefallen und habe schon mal angefangen mich auszufahren. Mist. Mich mit Kwiakowski zu vergleichen währe anmaßend, aber in etwa so wie dessen Flucht auf der Vogesen Etappe darin endete, nämlich am letzten Berg einzubrechen, so bin ich auch, das Ziel fast vor Augen, durchgereicht worden.

Schade. Aber was soll's. Es hat wirklich Spass gemacht und ich habe einige alte Bekannte getroffen. Von den Verwirrungen mit der Rundenanzeige abgesehen war es ein prima Rennen. Guter Kurs, nicht zu schwer, nicht zu einfach, gute Organisiation, Ergebnisse direkt verfügbar, Preisgelder und Prämien direkt ausgezahlt, keine Warterei und, besonders hervorzuheben, die echten saarländischen Schwenker, handgeschwenkt. Das gibt's nur im Saarland. Vielen Dank an den RV Falke Lebach.

Gewonnen hat Marius Recktenwald der somit ab sofort B-Fahrer ist. Den saarländischen Erfolg vervollständigt haben Daniel Kiefer (2) und Erich Hoffmann (3). Glückwunsch an alle! Chapeau!

Am Anfang noch im Feld

Alleine auf der Flucht

Zusammen mit Marius Recktenwald, dem späteren Sieger.



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