Sonntag, 31. August 2014

Bergmeisterschaft Homburg 2014

So, jetzt ist mein letztes Radrennen in 2014 auch gefahren. Ich stand vor der Wahl entweder meine Wette oder die Saarlandmeisterschaft zu gewinnen. Ich habe ja auf Patrick Lechner oder Sascha Schwindling getippt. Patrick ist nicht erschienen. Blieb noch Sascha. Ich habe mich dann für die Wette entschieden! .. Nein, natürlich nicht, von Entscheiden kann nicht die Rede sein. Ich habe wirklich alles gegeben und bin daher mit dem vierten Platz in der Elite KT, ABC Klasse und dem zweiten Platz in der Saarland-Wertung vollauf zufrieden.

Ich konnte an meine Grenze gehen und hatte nach dem Ziel nicht das Gefühl, dass da noch irgendwelche unangetasteten Reserven waren. Ich fühlte mich ausgeruht und hatte am Tag vor dem Rennen gute Beine. Ich war ruhig und konzentriert. Es gibt rückblickend nichts was ich auf den ersten Blick anders machen würde.

Das Einzige was mich wirklich, wirklich wundert, die Zeit passt nicht dazu. Ich war dieses Jahr nur eine läppische Sekunde schneller als 2013. Damals bin ich im ersten Lauf 10:08 gefahren, dieses Jahr 10:07.  Das ist sehr erstaunlich. Dieses Jahr konnte ich meine Zeiten an Strava Segmenten, die ich immer wieder fahre und als Vergleich nutze, durchweg deutlich verbessern. So habe ich zum Beispiel meine Bestzeit an meinem Hausberg um 24 Sekunden von 6:21 auf 5:57 reduziert. Das ist eine ganze Menge. Ich bin an diesem Berg sowohl 2013 als auch 2014 in der Vorbereitung auf das Rennen in Homburg Intervalle gefahren. Dieses Jahr war ich bei acht von neun Versuchen schneller als 6:21, der Bestzeit aus 2013. Darüber hinaus hatte ich Carbonräder im Rad und statt eines relativ weiten Trikots (für meine Verhältnisse) einen Zeitfahranzug an. Das sollte zumindest nicht langsamer gemacht haben.

Davon ausgehend hatte ich mir eine Zeit unter 10 Minuten zugetraut, im niedrigen 9:50 Bereich.

Bemerkenswert ist auch, dass ich 2013 bei beiden Versuchen genau gleich schnell war, dieses Jahr aber einen deutlich langsameren zweiten Lauf gefahren bin. Ein Blick auf die Strava Liste mit meinen Resultaten zeigt, dass ich 2013 einen höheren Durchschnittspuls hatte, also vielleicht doch noch etwas mehr in den roten Bereich gegangen bin. Das Segment ist etwas kürzer als die Rennstrecke, daher die niedrigeren Zeiten, wichtig ist hier der relative Vergleich.


Tja, wo ist die Zeit geblieben? Ein Blick in die neue "Compare Efforts" Funktion auf Strava (nur mit der Pro-Subscription, identisch zu Race-Shape, dessen Entwickler von Strava "gekauft" wurde) offenbart, dass ich bis Kilometer vier noch gut im Rennen gelegen habe, aber oben raus nichts mehr zusetzen konnte.


Gegenüber Franco Valentini, der mit 9:57 den zweiten Platz bei den Junioren / U19 belegt hat, habe ich einen 14 Sekunden Vorsprung bei Kilometer 1,3 bis Kilometer 4,4 verspielt und dann auf den letzten 600 Metern etwa acht Sekunden kassiert.

Ein Blick auf meine Pulskurve (grün) zeigt, dass ich bereits kurz nach dem Start meinen maximalen "10 Minuten Puls" erreicht habe und dort geblieben bin, oben raus hatte ich dann nichts mehr zuzusetzen. (Auswertung mit Veloviewer, Watt berechnet, nicht gemessen)


Das lässt zwei Schlüsse zu:
  • Ich muss an meiner Pacing-Strategie arbeiten und langsamer in die Berge reinfahren. Ich neige immer sehr dazu unglaublich schnell anzugehen und versuche dass dann zu halten, was nicht immer oder eher selten von Erfolg gekrönt ist.
  • Ich muss noch viel härtere Intervalle trainieren und daran arbeiten, auch noch mit 10 Litern Laktat in den Beinen attakieren zu können, oder etwas sachlicher ausgedrückt: Ich muss an meinen anaeroben Fähigkeiten arbeiten.
Aber gut, wie auch immer, es gab ja noch einen zweiten Lauf, das Jagdrennen und die Ausgangslage war dieses Mal für mich etwas günstiger, hier die Reihenfolge:
  • Nuber 9:33
  • Schwindling (SAR) +29
  • Göke +32
  • Odendahl (SAR) +35
  • Schepers + 36
  • Zwick (SAR) + 1:09
Der Erste war weit weg, keine Chance, unerreichbare Zeit. Dann kamen aber vier Fahrer innerhalb von sechs Sekunden. Danach eine grössere Lücke. Es ging für Sascha und mich um den Saarlandmeister, noch war ich nicht geschlagen. Ich rechnete damit, dass Schepers mich kurz nach dem Start auffährt (eine Sekunde!, ich konnte sogar noch hören als er dass Startsignal bekommen hat) und wir im besten Fall zusammen Göke einholen können und dann zu Dritt Sascha Schwindling jagen. Aber wie so oft, kam es anders. Ich bin los gesprintet und als ich nach 100 Metern vor mich geschaut habe, dachte ich nur: "WTF!!! Was ist mit dem Schwindling? Hat der sich verschaltet? Wartet der auf uns? Warum ist der so nah?" Ich habe einen Moment zu lange gebraucht bis ich das realisiert hatte und habe dann noch mal mehr Gas gegeben. Göke war genau die zwei Sekunden näher an Sascha dran, die es gebraucht hat um die Lücke zu schliessen. Ich kam erst nach der ersten Kurve auf Schlagdistanz. Eine Pfostenlänge, 50m. An der Stelle zieht die Steigung an. Und ich habe dieses verdammte Loch nicht zubekommen. Und dann wurde es auch schon Stück für Stück mehr. Und tschüss. Der eine Sekunde nach mir gestartete Schepers war keine Hilfe. Unser Raketenstart hat ihn wahrscheinlich auf dem falschen Fuß erwischt. Der war weg vom Fenster. 

Nach der Abfahrt war ich noch mal bis auf wenige Sekunden an den Beiden dran, aber da war nix zu machen. Das bedeutete nach der Meisterschaft im Einzelzeitfahren einen weiteren Vize-Saarlandmeistertitel für mich dieses Jahr. Das gibt mir dann doch etwas Zuversicht, dass ich trotz meiner inzwischen sehr zahlreichen grauen Haaren noch nicht ganz zum alten Eisen gehöre!

Interessant ist noch ein Vergleich mit den Zeiten in den anderen Altersklassen aus den jeweiligen ersten Läufen: 
  • Niklas Märkl ist in der Jugend eine 10:07 gefahren! 
  • Bei den Junioren wäre ich Dritter gewesen. David Ames ist als Lokalmatador sehr starke 9:47 gefahren, gefolgt von Franco Valentini mit 9:57
  • Bei den Senioren 2 hätte es immerhin zu einem zweiten Platz hinter Cosmas Lang (9:57) gereicht, aber noch vor Alberto Kunz (10:19). Dort wäre ich dann Saarlandmeister gewesen (Aber gut, der Vergleich ist unfair, die sind ja schon alt!)
  • Bei der U23 wurde ein neuer Streckenrekord aufgestellt. Felix Drumm ist den Berg in 9:20 hochgebraust. Meine 10:07 hätten auch hier für einen dritten Platz gereicht.
Schade finde ich, dass sich wenige Rennfahrer der Herausforderung gestellt haben. Es wird ja oft geklagt, dass es in unserer Region immer weniger Rennen gibt und wenn, handelt es sich oft im besten Fall um Rundstreckenrennen auf kleinen Kursen. Ein Bergzeitfahren ist sicherlich eine sehr spezielle Disziplin, trotzdem wäre es schön, wenn mehr Fahrer die Veranstaltung durch ihre Teilnahme unterstützen würden. Es gab nur 12 Starter in der Elite Klasse, drei Rheinland-Pfälzer, sieben Saarländer, ein Hesse und ein Nordrhein-Westfale! Traurig. Umso mehr Bravo an alle die da waren, egal welche Zeit bei rausgekommen ist. Es zählt nämlich nicht nur der Sieg!

An der Stelle ein Dankeschön an den Ausrichter, die Radsportfreunde Homburg. Tolle Veranstaltung, prima organisiert. Die Live Anzeige der Zeiten im Startbereich war klasse. Großes Lob! Vielleicht wird sich das Format 2015 auch verändern, noch mehr Aktion, Kopfsteinpflaster, mehr Zuschauer. Lassen wir uns überraschen. 

Blumen für die Sieger
A new Generation!
Podest Saarlandmeisterschaft Berg 2014, vlnr Odendahl, Schwindling, Hoffmann



Links:
Vorschau auf das Rennen
Homepage der Radlerfreunde Homburg mit detaillierten Ergebnissen, Zeitfahren, Jagdrennen.
Strava Segment

Freitag, 29. August 2014

Join Project X

Eine der Schwierigkeiten im professionellen Radsport ist, dass das Geschäftsmodell auf der Einnahmeseite zu fast 100% auf Sponsorengeldern basiert, keine Eintrittsgelder, kaum Merchandising oder TV-Gelder. Langfristige Sponsoren Engagements sind eher die Seltenheit.

Da es dann doch um erhebliche Summen geht, ist es oft sehr schwierig neue Investoren zu finden, wenn alte gehen. Eine der besten Mannschaften im Frauen Radsport muss 2015 neue Sponsoren finden. Velocio Sports, die Betreiberfirma hinter Specialized Lululemon versucht gerade mit einer Crowdfunding Kampagne die Finanzierung auf einer breitere Basis zu stellen.

Die Kampagne läuft noch bis zum 5. September. Ab 10 USD kann man Mitglied im Project X werden, für 25 USD gibts eine Radkappe, .... ab 200.000 USD wird man offizieller Teamsponsor. Hier kann man Geld sinnvoll investieren und muss sich dabei gar kein Wasser über den Kopf kippen! Ich freue mich auf die Mütze und bin gespannt wie es weitergeht. Ich hoffe ihr lasst euch nicht lumpen und macht auch ein paar läppische Doller für die Mädels locker.


Hier geht es zur Indigo Seite, das ist die Crowdfunding Plattform auf der die Kampagne läuft.

Hier die Seite von Velocio Sports und hier die Strava Seite.

Go Ladies! Go, go, go!

Donnerstag, 28. August 2014

Bergzeitfahren

Gestern Abend habe ich mein Rad geputzt. Flaschenhalter sind ab, neues Lenkerband gewickelt. Am Dienstag war das letzte Training. Am Samstag wird sich zeigen ob ich nach meiner Sommerpause wieder in Schwung gekommen bin und ob mein Training was gebracht hat. Die Radlerfreunde Homburg richten dieses Jahr zum zweiten Mal eine offene Saarland / Rheinlandpfalz-Meisterschaft im Bergzeitfahren aus. Für die Lizenzklassen ab den Junioren gibt es zwei Durchgänge, wobei der zweite als Jagdrennen durchgeführt wird. Der Schnellste aus dem ersten Lauf startet als Erster, alle anderen mit den entsprechenden Abständen. Wer zuerst oben ist hat gewonnen. Im Jagdrennen kann es auch sein dass mehrere Fahrer gleichzeitig starten und dann auch zusammen fahren. Das bedeutet je nach dem eine nicht zu verachtende taktische Komponente in diesem "Zeitfahren", doch dazu später mehr.

Eine Strecke ist immer so schwer wie die Fahrer es machen. Ob es jetzt steil oder moderat bergauf geht spielt eigentlich keine Rolle, wenn man an seiner Leistungsgrenze fährt und alles gibt. Das tut dann im Flachen genause weh wie am Berg. Die 5,2 Kilometer lange Strecke führt zunächst 1,2 km bergauf, bevor es nochmal für etwas über einen Kilometer abwärts geht, danach sind nochmal 2,5 km bis zum Ziel zu erklimmen. Die Steigung ist moderat und meistens um die sieben Prozent. Eine gute Zeit liegt bei um die 10 Minuten, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 30 km/h entspricht. Ganz schön flott für ein Bergrennen, aber natürlich in erster Linie der Abfahrt geschuldet.

Hier ein 3D Profil (mehr Statistik hinter dem Link), erstellt mit Veloviewer:


Hier geht es zu den Strava Segment Seiten der kompletten Steigung, des ersten und des zweiten Teiles.

An dem Profil oben sieht man gut, dass die Strecke Bergziegen nicht bevorteilt. Viel Grün, wenig Gelb, kaum Orange, kein Rot! Die Strecke lässt sich sowohl mit dem großen Gang (53x21/23) als auch mit dem kleinen Kettenblatt fahren. Das hängt von der persöhnlichen Vorliebe ab. Ein klassischer Roller-Berg. Die ultra leichten Carbonräder bringen hier weniger als ein solider Satz Aero-Räder.

Bei diesem Rennen habe ich letztes Jahr mein Comeback als Rennfahrer gegeben. Nach fünfzehn Jahren Pause wieder eine Nummer auf dem Rücken. Ich hatte mir, im wahrsten Sinne des Wortes, den Arsch abtrainiert um den Berg einigermassen hoch zu kommen. Ich hatte absolut keine Ahnung wozu meine Leistung reichen würde und ob ich überhaubt das Jagdrennen erreichen würde (ursprünglich die ersten Zehn). Zu meiner großen Überraschung war ich nach dem ersten Lauf zweiter Saarländer! Das Jagdrennen hat mich dann vor die Wahl gestellt endweder a) die drei Sekunden zu Patrick Lechner vor der Abfahrt zu schließen oder b) einfach mein Tempo zu fahren oder c) auf die drei Fahrer nach mir (1x2'' und 2x3'' hinter mir) zu warten. Hey, es war ein Jagdrennen und was sind schon drei Sekunden, dass dachte ich mir zumindest bis ich am Start stand und festellen musste, dass Patrick Lechner in den drei Sekunden schon ganz schön weit weg war. Ich hing dann irgendwie zwischen Variante a) und b). Die Drei hinter mir konnten sich  abwechseln und auf der Abfahrt anständig Windschatten fahren. Etwa in der Hälfte des zweiten Anstieges war ich eingeholt und den Attacken hatte ich  nichts mehr entgegenzusetzen. Das bedeutete einen 4. Platz unter den Saarländern und einen 6. Platz insgesamt. Es hatte sich also nichts geändert, sobald Taktik in das Spiel kommt, vermassle ich es.

Dieses Jahr haben 18 Elite und zehn U23 Fahrer gemeldet, darunter zehn respektive ein Saarländer. Patrick Lechner ist als Titelverteidiger, amtierender Saarlandmeister auf der Strasse und einziger Continental Fahrer (Bike Aid) ohne Frage der Favorit. Wenn ich wetten müsste, würde ich allerdings auf Sascha Schwindling tippen. Nach dem die Strassenfahrer 2013 von einem Sandalenträger in die Schranken verwiesen wurden, wird diese Rolle 2014 einem Mountainbiker zufallen. Aber wir werden sehen.

Es gibt übrigens noch eine Menge freie Jedermann Time-Slots. Also, meine Herren Triathleten vom TSSH! Das sollte ein gutes Training für den Bostalsee sein!

Montag, 25. August 2014

Shut up legs - forever!

Heute auf der Heimfahrt war ich doch sehr überrascht, dass das letzte Rennen von Jens Vogt eine Meldung am Ende der Nachrichten Wert war. Ja, richtig, der öffentlich rechtliche Rundfunk berichtet nur am Rande von der Tour de France, wenn überhaupt. Das Jens Vogt bei einem zweitklassigen Rennen in der USA mal wieder einen ergebnislosen Ausreißversuch gefahren ist und sein letztes Radrennen auf Platz 34 beendet hat, bekommt 20 Sekunden Sendezeit, in den 19:00 Nachrichten des Saarländischen Rundfunks! Das ist recht viel. Ohne Frage eine verdiente Anerkennung für einen harten Arbeiter am Ende einer langen Karriere.

Die Begeisterung für Jens ist am Schluss seiner Farewell Tour schon fast in Hysterie umgeschlagen, Jens war mehr Meldungen wert als der Sieger des jeweiligen Rennens. Und er wird sogar von seinen Konkurrenten über den grünen Klee gelobt, fast entschuldigt man sich, ihn einzuholen. (Es gab einen Blog Post eines Cannandole Fahrers über die Etappe in Colorado als sie Jens einen Kilometer vor dem Ziel abgefangen haben, ich finde ihn leider nicht mehr). Da muss man schon ein besonderer Kerl sein um solchen Respekt zu genießen. Darüber hinaus gibt es ein Farewell Rad, Farewell Schuhe, Farewell Dies und Farewell Das. Nicht zu vergessen der Farewell Twitter Hashtag #FarewellJens.

Neben all dem Jubel und Hurra eine etwas differenziertere Sichtweise dazu von den Wächtern der Regeln, den Velominati, hier nachzulesen.

Update: Jens Haltung zu dem Doping Dings im Radsport erinnert mich an das japanisches Sprichwort "mizaro, kikazaru, iwazaru". Vielleicht tue ich ihm damit Unrecht, vielleicht aber auch nicht. Ich weiss es nicht.


¡Venga, venga! Vuelta España 2014

Als letzte der drei grossen Rundfahrten nach Giro d'Italia und Tour de France hat am vergangenen Samstag die Spanienrundfahrt mit einem Mannschaftszeitfahren in Jerez begonnen. Das Rennen verspricht mehr Spannung und Kampf um den Gesamtsieg als die beiden anderen Rundfahrten. Contator und Froom werden nach dem Debakel bei der Tour etwas beweisen wollen, Nairo Quintana will zeigen, dass sein Giro Sieg keine Eintagsfliege war, Rodriquez will endlich ganz oben stehen, nach fünf Top 10 Platzierungen und acht Etappensiegen. Rigoberto Uran, Cadel Evans und Dan Martin sind weitere Fahrer die hoch gehandelt werden. Wie auch immer, es verspricht ein aufregendes Rennen zu werden.

Vorjahressieger Chris Horner wurde übrigens wegen auffällig niedrigen Cortisol Werten von seinem Rennstall schon vor dem Start aussortiert. Mehr hier und sehr lesenswert hier.

Mit dabei sind zahlreiche Profis die ihre Daten auf Strava loggen. Sehr interessant und schön aufbereitet in diesem Strava Blog Post. Klasse in diesem Zusammenhang ist übrigens der 3D Viewer von Veloviewer. Wenn das Applet installiert ist, kann man die Etappe auf der Strava Seite aufrufen, klickt das Bookmarklet und bekommt sowas hier. Sehr nett:



Wie es sich inzwischen gehört, hat auch die Vuelta eine schöne Homepage mit vielen Informationen zum Rennen, der Strecke und den Etappenorten. Besonders gefällt mir das "Vídeo histórico del día".

Im "deutschen" Fernsehen findet die Vuelta nur auf Eurosport statt. Viele Ausschnitte finden sich aber auch auf Youtube auf der Cyclinghub Seite.

¡Venga, venga - Viva la Vuelta - Viva España!

Sonntag, 10. August 2014

Regen Regen Regen, .. Habe ich erwähnt dass es regnete?

Gestern habe ich über den Leerlauf geschrieben, wenn man die Beine hängen lässt statt zu treten und habe mir vorgenommen, zukünftig mal mehr darauf zu achten und die Leerlaufzeiten zu reduzieren. 

Heute stand eine lange Grundlageneinheit auf dem Programm, eine gute Gelegenheit das Vorgenommene direkt in die Tat umzusetzen. Eigentlich wollte ich mir die Strecke des German Top Race Triathlons im September am Bostalsee ansehen, das sollte dann aber dem Regen und Gewitter zum Opfer fallen. 

Mit Beinlingen, Ärmlingen, Windweste und kurzer Regenjacke im Trikot bin ich vor die Tür und musste feststellen, dass es viel wärmer war als es beim Blick aus dem Fenster den Anschein gehabt hatte. Beinlinge und Regenjacke ließ ich dann zuhause, hätte ich mal besser angelassen, den es dauerte keine fünf Kilometer und ich wurde das erste mal richtig nass. Es schüttete wie aus Eimern. Egal, weiter. Von Mettlach ging es über Britten nach Zerf. Dort in den Hochwald und über Heddert  hoch nach Kell am See. Durch Grimburg fuhr ich nach Wadern und wurde zum wiederholten Mal von einem Gewitter und sintflutartigem Regen eingeholt.  Mit Blitz und Donner und zentimerhoch Wasser auf der Strasse.

Eigentlich wollte ich vor Wadern links abbiegen um in Braunshausen auf die Wettkampfstrecke zu treffen und eine Runde zu fahren. Da der Petersberg aber von dunklen Gewitterwolken umgeben war und es erschien mir ratsam erschien exponierte und hochgelegene Strecken zu meiden, bin ich weiter über Dagstuhl, hoch zum Dornberg, Lindscheid, Schattertriesch, Schmelz, Hüttersdorf, Lebach, Saarlouis, Dreisbach und zurück nach Merzig. Auch ohne den Ausflug zum Bostalsee war das eine schöne Tour mit einem schönen Profil. Auf der Strecke ab Schmelz herrscht unter der Woche recht viel Verkehr, an einem Sonntag, noch dazu bei diesem Wetter, hat man die Strassen aber weitgehend für sich alleine.


Von den fünf Stunden bin ich etwa eine Stunde im "Es gießt wie aus Eimern, das Wasser steht auf der Straße, es blitzt und donnert" - Regen,  zwei Stunden in "normalem" Regen und eine Stunde im "Es hat gerade aufgehört, aber ich werde immer noch von unten nass" - Regen gefahren. Eine Stunde war tatsächlich als halbwegs trocken zu bezeichnen. Aber soll ich euch was sagen? Es hat Spass gemacht, auch wenn ich das nicht jeden Tag brauche. Mit den Beinlingen und der Regenjacke wäre es schon fast Wellness gewesen. Gut, für Wellness hätte es noch der Regenüberschuhe bedurft.

Von den 4:50 habe ich nur 17 Minuten Leerlauf gehabt, das sind 6%. Geht doch! Habe mich auch bemüht die Beine schnell zu drehen und hatte auf der zweiten Hälfte der Strecke, die dann überwiegend flach war eine durchschnittliche Trittfrequenz von 85 (insgesamt 81). Das geht noch schneller! Aber zumindest war es schnell genug, dass die Beine nicht allzu kalt wurden.






Charts und Auswertungen via http://veloviewer.com

Links zum Wetter:

Samstag, 9. August 2014

Leerlauf

Vor einigen Tagen habe ich diesen Artikel auf Cyclingtips gelesen, in dem es darum ging, was Profis von Hobby-Radfahrern unterscheidet. Es wurden acht Punkte aufgelistet:
  • Hohe Umdrehungen und so wenig wie möglich rollen lassen, immer pedalieren
  • Nicht am Anschlag fahren, easy! (außer Intervalle)
  • Intervalle
  • Eng nebeneinander fahren und den Verkehr respektieren
  • Abfahren
  • Lang - lang, auch wenn es 20° sind
  • Sie können leiden
  • Sie glänzen (saubere Räder, saubere Klamotten)
Besonders interessant ist der erste Punkt. Hier kommen tatsächlich mal die Strava Daten ernsthaft ins Spiel. Die Frage ist, wie viel Zeit hängen die Beine einfach und drehen sich überhaupt nicht? Denn darum geht es ja beim Training, die Beine zu drehen, zu pedalieren. Wenn die Beine sich nicht bewegen, ist es ja kein Training, dann sitzt man besser im Eiskaffee oder zuhause auf dem Sofa.

Eine Analyse meiner Strava Daten mit Veloviewer ergibt folgendes Bild


Das lila farbige Balken Diagramm zeigt die Zeiten an, die ich innerhalb des jeweiligen "Drehzahl" Bereiches war, ganz links der Balken mit null Umdrehungen. Rund 42 Minuten von 4:42 (Zeit in Bewegung), das sind 15% verschenkte Trainingszeit!

Die Grafik im oberen Bereich ist entsprechend der Trittfrequenz eingefärbt. Hell bedeutet hier, Beine hängen lassen, Trittfrequenz null oder sehr niedrig. Das ist meistens Berg ab der Fall, aber auch dort kann man treten.

Die ersten 30 km hatte ich meinen Sohn dabei, daher war mein Motor heute vielleicht etwas mehr im Leerlauf als sonst.

Vor der Sommerpause bin ich die Gran Fondo Tour 07 gefahren. 153 km, 5:42 Zeit in Bewegung und 38 Minuten Leerlauf, dass entspricht immerhin noch 11% Leerlauf. Obwohl die Strecke wenig echte Abfahrten und zwei lange, flache Passagen enthalten hatte.


Bei den nächsten Fahrten werde ich mal auf diesen Punkt achten und versuchen, den Leerlauf unter 10% zu halten, später unter 5%.

Montag, 4. August 2014

Muskeln sind nicht aus Keksen gemacht.

Ich habe die letzten Tage so verbracht, wie man Urlaub verbringen sollte: Im Standkorb mit einem Buch. Eines der Bücher die ich zu Ende gelesen habe ist

Pro Cycling on $10 a day
From Fat Kid to Euro Pro
von

Phil Gaimon begann erst 2004 im Alter von 18 Jahren mit dem Radfahren mit dem Ziel abzunehmen. Doch dabei bleib es nicht. Ein Schritt folgte dem anderen und 10 Jahre später unterschrieb er seinen ersten Pro-Tour Vertrag bei Garmin-Sharp. Radsport-Bücher wurden in den letzten Jahren ja zuhauf veröffentlicht, oft ging es dabei um Doping, meist geschrieben von überführten Dopen, die den Betrug somit noch einmal versilberten. Kaufen kann man diese Bücher trotzdem und lesen allemal. Einige sind wirklich interessant und tragen zum Verständnis der Misere des Radsports bei. 

Ganz anders das Buch von Gaimon, das er selber und nicht ein Ghostwriter geschrieben hat. Von Anfang an lässt er an seiner Überzeugung sauber zu fahren keinen Zweifel aufkommen und immer wieder benennt Gaimon Doping als dass was es ist: als Betrug. Deutlichstes Zeichen dafür ist das Tattoo einer Seife mit der Aufschrift "clean" auf der Innenseite seines Bizeps (dort sieht man es wenn die Arme zum Sieg die Höhe gereckt sind). 

Gaimon erzählt von seinem Weg durch die Amateurklassen bis zu seinen ersten Profiverträgen. Er gibt einen unverstellten Einblick in den Profiradsport in den Klassen unterhalb der ProTour. Wie schlecht die Fahrer bezahlt werden. Wie schlecht die Mannschaften gemanagt werden. Das Leben aus dem Koffer in billigen Motels, auf Sofas und unterhalb des Existenzminimums. Trainingslager, Stürze, Verletzungen, das Bangen um einen neuen Vertrag, gebrochene Versprechen. Aber auch die Befriedigung etwas wirklich Besonderes machen zu können, seiner Leidenschaft zu folgen und bei allen Widrigkeiten und Entbehrungen doch immer besser zu werden. Angereichert wird die Geschichte durch unzählige Anekdoten aus dem Rennfahrer-Alltag.

Entlang seines Weges lernt er mühsam, was alles dazu gehört ein echter Profi zu sein, was es ausmacht besser zu sein als andere. An einer der Stellen die ich markiert habe berichtet er, wie Jeremy Powers (US CX Champion) für eine Weile bei ihm wohnt. Powers entdeckt, dass Gaimon's Kühlschrank immer so gut wie leer ist, da Gaimon als Kletterer versucht sein Gewicht um jeden Preis niedrig zu halten. Als Power's sieht, wie er sich wiegt sagt er:

"Phil, it's December! You don't need to be worrying about your weight right now. You need to eat when you train an get that power up. Feed the beast! Take that scale out again and we'll see what your  front teeth weigh! It's time to get serious!"

Aber man sollte viel essen nicht mit wahllos essen verwechseln. Als Gaimon Powers darauf hin  einen Cookie anbietet, lehnt dieser ab.

"Why not?" I asked, "You said I need to eat more."
"Because I'm trying to win a national championship. I didn't mean you should eat more crap. Muscles aren't made out of cookies."

Der Spruch ist jetzt immer vor meinem geistigen Auge wenn ich selbst zu Keksen, Kuchen, Eis, Schokolade oder einer Kombination aus all dem greife. Verdammt. Leider hält er mich zu selten davon ab, macht aber jedes mal ein schlechtes Gewissen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ein kurzweiliges, leicht zu lesendes Buch mit dem klaren Statement, dass man es im Radsport auch ohne Doping bis in die höchste Liga schaffen kann.

Phil Gaimon's Webseite, dort kann man das Buch auch in einer signierten Variante kaufen, ein Ausschnitt  lesen oder hier via Amazon kaufen.

Sonntag, 3. August 2014

Relativität am Col de Portet-d’Aspet

Dieses Jahr ist die Tour de France wieder über den Col de Porte-d'Aspet gefahren. Das erste Mal war dieser Berg 1910 im Programm der Tour. Seit dem zweiten Weltkrieg wurde er 30 Mal befahren. Unglückliche Berühmtheit erlangte der Berg 1985, als sich Fabio Casartelli in einem Massensturz auf der Abfahrt über die Westseite schwere Kopfverletzungen zuzog und diesen wenig später im Krankenhaus erlag. Dieser Sturz führte mit dazu, dass Helme im Radsport eine grössere Akzeptanz fanden. Allerdings dauerte es bis 2003, dass Helme verbindlich vorgeschrieben wurden.

1997 bin ich über diesen Berg auch Radrennen gefahren. Als Gastfahrer im Velo Club LP 07 Schifflingen waren wir auf Frankreich Tour. Zunächst sind wir die Tour de Finistère in der Normandie gefahren, ein Eintagesrennen. Anschliessend ging es in die Pyrenäen zur Ronde de l'Isard. Einem Etappenrennen über fünf Tage und sechs Etappen. Auf der letzten Etappe ging über 180 km von La Bastide de Sérou nach St. Girons. Die grösste und letzte Schwierigkeit des Tages war der Col de Porte-d'Aspet. Wir sind den Berg damals von der Westseite gefahren, also dort hoch wo die Tour 1985 runter gefahren ist. Das Ziel war unmittelbar nach der Abfahrt, entsprechend schnell wurde dort hinauf gefahren. Nehme ich zumindest an, denn dort wo ich mich befunden habe ging es nur noch darum überhaupt hoch zu kommen ohne abzusteigen. Es war eine Hölle von Berg. Ich hatte fast 800 Renn-Kilometer in sieben Tagen in den Beinen bei einem Niveau, das mich jeden Tag in das Gruppetto gezwungen hatte oder mich bestenfalls gerade noch so im Hauptfeld ankommen lies. Wenn ich heute auf QuälDich.de die Daten sehe, 10,2 km und 563 Höhenmeter, denke ich mir: "Na, das kann doch nicht so schwer sein." Aber damals musste ich wirklich leiden und habe mich die steilen 11% Passagen am Ende im Zick-Zack hochgekämpft. Das Denkmal für Casartelli befindet sich in diesem steilen Stück.

Besonders gespannt war ich dann als im gleichen Jahr die Tour diesen Berg als Ouvertüre zu einer Pyrenäen Etappe im Programm hatte. Ich habe vor dem Fernseher gesessen und die Bilder der Hubschrauberkamera verfolgt, die das Feld im Anstieg zum Col de Port-d'Aspet zeigten, zumindest entsprechend der eingeblendeten Kilometer. Aber das Feld wurde in kleinster Weise langsamer. Das konnte doch nicht sein, die mussten doch schon lange an dem Berg sein. Ich hatte mich dort im Zick Zack hochgeschraubt und die Tour fährt im geschlossenen Feld mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit? "Nein, bestimmt kommt der Berg erst noch", dieser Gedanke erwies sich aber als Trugschluss als das Feld am Casartelli Denkmal anhielt.

Das hat mir damals die Augen geöffnet wie schnell die Profis tatsächlich fahren. Unglaublich.

P.Sonnhalter (Mechaniker), R.Fernandez, B.Odendahl, T.Fernandez, P.Fernandez, ??, U.Sengewald, A.Fernadez (Directeur Sportif)

Samstag, 2. August 2014

Schlaf ist durch nichts zu ersetzen!

Was ich bisher nicht wusste, Schlafdefizite kummulieren sich und lassen sich nicht so einfach wieder ausgleichen indem man einfach mal eine Nacht ordentlich durchschläft. Ausreichend Schlaf ist eine unabdingbare Vorraussetzung um die volle Leistungsfähigkeit zu erreichen, physisch wie psychisch und eine der Sachen die mir chronisch fehlt. 

Absolut lesenswert in diesem Zusammenhang: The Beginner's Guide to Getting Better Sleep und von Joe Friel
Sleep and Recovery Part 1 und Sleep and Recovery Part 2