Donnerstag, 30. Juni 2016

The singing Gorilla

Die Tour de France startet am kommenden Samstag und der frischgebackene deutsche Meister André Greipel, auch bekannt als der Gorilla, macht sich auf den Weg nach Frankreich. Mit musikalischer Untermalung. Ich bin mir nicht so sicher ob ich darüber lachen oder weinen soll. Ich hoffe für André dass es mit den Etappensiegen klappt, den für den Plan B einer Karriere in der Musikbranche sehe ich schwarz. Aber wie auch immer: 

Bonne Chance, Champ! Ich drücke die Daumen.


Ah, letztes Jahr gab es auch schon Musik Videos mit André Greipel:



Windschatten Spezial

Vor einigen Tagen bin ich auf Facebook über ein Foto aus einem Begleitfahrzeug bei der Trofeo Karlsberg gestolpert. Das Fahrzeug folgt Niklas Märkl beim Einzelzeitfahren und fährt, zumindest im Moment des Fotos, nur wenige Meter hinter dem Athleten. Wie auf Facebook so üblich meldet sich direkt ein Troll mit unflätiger Ausdrucksweise zu Wort, moniert den knappen Abstand und meint, das würde nichts bringen.

Quelle: Facebook

Es ist natürlich durchaus korrekt, dass ein solch dichtes Auffahren im Fall eines Sturzes nicht ungefährlich ist. Im technischen Reglement der UCI ist daher der Mindest-Abstand folgender Fahrzeuge auf 10 Meter festgelegt.

Was hier aber viel interessanter ist: Ein dicht folgendes Fahrzeug bringt dem Fahrer einen nicht zu unterschätzenden aerodynamischen Vorteil. Die TU Eindhoven hat dazu Berechnungen angestellt.

Bei einer aerodynamischen Optimierung geht es ja nicht nur darum, die Luft möglichst "scharf" zu teilen, sondern auch darum, die Luftverwirbelungen und den Sog hinter dem Fahrer klein zu halten. Jeder Radfahrer der schon mal wenige Zentimeter hinter einem Lastwagen gefahren ist (ui, das ist erst gefährlich!!) kennt den Effekt, dass man durch den Sog gezogen wird. Diesen Sog kann man sich  als Unterdruckblase vorstellen, in die die Luft von hinten hereinströmt. Diese hereinströmende Luft schiebt den Radfahrer und zieht den LKW nach hinten. Gleiches gilt auch für einen Radfahrer.
Ein Auto schiebt eine komprimierte Luftblase vor sich her, wenn diese Luftblase den Radfahrer erfasst, kann sich hinter dem Fahrer kein Sog bilden. Im Gegenteil kann der Luftdruck hinter dem Fahrer etwas höher sein, sodass der Fahrer sogar etwas geschoben wird. Das mag jetzt wissenschaftlich nicht ganz korrekt sein, aber in etwa sollte es stimmen. Falls Physiker unter den Lesern sind, freue ich mich natürlich über Richtigstellungen und Ergänzungen in den Kommentaren.

Bilder der Computer Simulation. Das obere Bild zeigt was passiert, wenn das Teamfahrzeug mit einem Abstand von fünf Metern folgt, das untere zeigt einen Abstand von zehn Metern. Man kann erkennen, wie sich der rote Bereich vor dem Fahrzeug mit den turbulenten (und bremsenden)  Luftverwirbelungen hinter dem Radfahrer überschneidet.
Quelle: TU Eindhoven

Je dichter das Fahrzeug folgt, je größer und je mehr beladen (Ersatzräder) es ist, desto größer der Effekt. Das ist der Chancengleichheit natürlich nicht zuträglich. Bert Blocken, der Professor und Autor der Studie fordert daher zu recht, dass der Abstand im Reglement auf 30 Meter angehoben wird und Unterschreitungen streng geahndet werden sollten.

Mittwoch, 29. Juni 2016

Ventoux Time


Am 14. Juli werden die Fahrer der Tour de France den Mont Ventoux erklimmen. Eine Bergankunft, Ziel der 184 Kilometer langen 14. Etappe mit Start in Montpellier. Der Ventoux inspiriert dabei Radsportler und Nicht-Radsportler ungleich mehr als jeder andere Berg. Der kahle Gigant der Provence wird in fast jeder aktuellen Ausgabe diverser Radsport-Publikationen und darüber hinaus ge-featured.

Wie immer ganz besonders herausragend ist die Strecke in der Rouleur, dort heisst es unter anderem:

Radsport hat eine besondere Beziehung zur Landschaft, aber ich würde behaupten, dass von all den berühmtem Plätzen die wir kennen und lieben, nur der Ventoux Angst, Ehrfurcht und Freude auf solch instinktive Weise vereint. Nur Paris-Roubaixs Wald von Arenberg kommt dem nahe, er ist das Gegenteil des Ventoux, ein dunkler und feuchter Wald in den die Fahrer hineinstürmen, nicht wissend was sie erwartet und ob sie auf der anderen Seite ankommen werden. .... 

Der Ventoux ist, ganz im Gegenteil, offen, direkt und brutal. Der klassische Anstieg von Bédoin ist 21 Kilometer lang mit einer durchschnittlichen Steigung von 7,5%. Auf dem Papier hört sich das machbar an, aber es beinhaltet die 9 Kilometer von St. Estève bis zum Chalet Reynard durch den Wald mit einer Steigung von neun Prozent und Rampen bis zu 12 Prozent. Nachdem man diesen Test bestanden hat kommt man in den berüchtigten, verfluchten Hexenkessel der letzten sechs Kilometer.

Die Luft ist trocken und abschreckend. Der Seitenwind zwingt den Fahrer in Schräglage, nur um sich auf zwei Räder zu halten und die Hitze wird von den unbarmherzigen Felsen reflektiert. Ein Fahrer muss weder die Steigung, noch die Hitze oder den Wind alleine fürchten. Er oder sie sollte die Kombination aller drei fürchten. In einem Rennen ist die Taktik auf ein Minimum beschränkt. Auf den letzten Kilometern Richtung des treffend bezeichneten Col de Tempêtes, verengt sich alles auf die Straße, weiße Felsen, Wind und Schmerzen.

Sehr gut ist auch die Strecke in der Cyclist, hier nachzulesen. Dort wird unter anderem Roland Barthes zitiert, der in dem 1957 erstmals erschienenen Essay-Band "Mythen des Alltages" über "Die Tour de France als Epos" geschrieben hat. Über den Ventoux heisst es dort:

Die Etappe, die am meisten personifiziert wird, ist die des Mont Ventoux. Die hohen Alpen- und Pyrenäenpässe bleiben, so schwierig sie sein mögen, trotz allem Passagen, werden als zu überwindende Objekte empfunden; ... der Ventoux hingegen hat die Massivität des Berges, er ist ein Gott des Bösen, dem man Opfer bringen muss. Als wahrer Moloch, Despot der Radfahrer, vergibt er niemals den Schwachen, fordert ein Übermaß an Leid als Tribut. Schon von seiner Gestalt ist der Ventoux entsetzlich: er ist kahl, ... das Prinzip des Trockenen selbst; sein absolutes Klima ... macht ihn zu einem Terrain der Verdammnis, zu einem Ort der Prüfungen der Helden, gleichsam zu einer oberen Hölle, in welcher der Fahrer den Beweis seiner Erwähltheit erbringen wird: Er wird den Drachen besiegen, ...

Dienstag, 28. Juni 2016

Im Adrenalin Rausch

Am vergangenen Sonntag bin ich den GFNY Mt. Ventoux gefahren. Der "Géant de Provence" hat mir, mal wieder, alles abverlangt und ich habe bei weitem nicht die Leistung abgeliefert, die ich von mir selber erwartet habe. Mehr dazu in einem späteren Post. 

Doch zunächst das Beste am Ventoux, die High Speed Abfahrt vom Gipfel runter nach Malaucene. 21 Kilometer Schussfahrt auf einer Straße so breit und übersichtlich wie eine Autobahn (fast), nur wenige Kurven und recht wenig Verkehr. Adrenalin Druck-Betankung. Und obwohl ich wahrlich kein besonders guter Abfahrer bin und in den Kurven niemals auch nur annähernd die Haftungsgrenze der Reifen getestet habe, war ich nach nur 20 Minuten und neun Sekunden unten. Das hat immerhin zu Platz 14 von 15.185 Fahrern in der Strava Liste gereicht. Ich wollte ich wäre aufwärts auch mal so weit vorne. Und ja, ich weiß, Abfahrt-Segmente sind gefährlich und geistesgestört. Aber hey, wie Roberto Blanco schon wusste: Ein bisschen Spaß muss sein! (Und der Anstieg war zumindest für mich an diesem Tag wirklich kein Spaß.)



Am Anfang ist die Linse etwas beschlagen, aber der Fahrtwind richtet es. Den Top Speed von 92 km/h erreiche ich bei 8:45. Im unteren Teil war dann etwas mehr Verkehr und bei 16:20 habe ich mich tatsächlich ein wenig verbremst und konnte den Resten eines Sturzes gerade noch so ausweichen. Danach geht es dann noch ein wenig um die Motorräder herum und dann war der Spaß auch schon vorbei.


Links:
3D Diagram via veloviewer.com

Donnerstag, 23. Juni 2016

Einschläfernd oder beruhigend?

Eigentlich sollte man ja annehmen, dass Radsport im Fernsehen für einen Radsport-Verrückten besonders packend und spannend ist. Für mich ist es im Gegenteil besonders beruhigend. Normalerweise hält Fernsehen mich wach, egal wie müde ich bin, ich kann auch noch den blödesten Film zu Ende schauen. Nicht so bei Radrennen, selbst am helllichten Tage dauert es nur ein paar Minuten und ich schlafe tief und fest. Bei Sprint-Etappen werde ich dann gerne 500m vor dem Ziel wach wenn die Stimmen der Kommentatoren anfangen sich zu überschlagen. Oder, noch besser, wenn alles vorbei ist und Ruhe einkehrt.

Route du Sud 2016, Königsetappe über den Tourmalet.

Sind Radrennen tatsächlich so langweilig? Oder beruhigt es einfach ungemein? Wie geht es euch? Schaut ihr Radrennen im Fernsehen und wie ist es dabei um euren Schlaf bestellt?

Montag, 20. Juni 2016

BSX Positionierung

Mehrfach habe ich hier schon über den BSX Insight geschrieben, das erste nicht invasive "Laktat-Messgerät" dass gar kein Laktat sondern den Sauerstoffgehalt und seit einigen Monaten auch den  Hämoglobin Gehalt des Blutes messen kann.

BSX sieht vor, dass das Device mit einem Kompressions-Strumpf an der Wade getragen wird. Das sieht auf dem Rad, besonders im Radrennen nicht ganz so schick aus und man hat bei regelmäßigem Gebrauch einen weiteren hellen Streifen am Bein. Darüber hinaus ist es streng genommen auch nicht regelkonform, denn im Reglement der UCI heisst es in Artikel 1.3.033:

It is forbidden to wear non-essential items of clothing or items designed to influence the performances of a rider such as reducing air resistance or modifying the body of the rider (compression, stretching, support). 
.....  Equipment (helmets, shoes, jerseys, shorts, etc.) worn by the rider may not be adapted to serve any other purpose apart from that of clothing or safety by the addition or incorporation of mechanical or electronic systems which are not approved as technical innovations under article 1.3.004.

Der BSX-Insight fällt nicht unter die technische Innovation des 1.3.004. Jetzt muss man, besonders bei Provinz-Rennen, natürlich schon Pech haben auf einen Kommissär zu treffen, der so genau nach den Regeln schaut und auch gewillt ist diese durchzusetzen, aber man weiss ja nie. Sicherer ist es daher den BSX einfach auf dem Oberschenkel unter der Radhose zu tragen. Das ist auch recht einfach bewerkstelligt. Ich fixiere den BSX mit einem Pflaster und lege darauf ein schwarzes Stück Stoff, auf dessen Rückseite ich dunkles Panzerband geklebt habe. Das macht das Ganze absolut blickdicht und sorg dafür, dass der BSX nicht durch störendes Umgebungslicht beeinflusst wird. Radhose drüber und fertig.

Interessant ist aber etwas ganz anderes: Welchen Einfluss hat die Position des BSX auf die Messergebnisse? Einer der großen Vorteile der Messung der Sauerstoffsättigung gegenüber der Laktatbestimmung ist, dass die Daten dort erhoben werden, wo die Arbeit stattfindet (Bein versus Ohrläppchen). Nun ist die Wade für den Radfahrer zwar ganz und gar nicht nebensächlich, den höheren Anteil hat aber die Muskulatur auf der Vorderseite der Oberschenkel. Wäre es dann nicht auch besser den Sauerstoffgehalt dort zu messen?

Vor einigen Monaten habe ich während des Trainings im Kraftraum den BSX einmal an der Wade getragen und einmal auf dem Oberschenkel. Die Unterschiede waren größer als ich es erwartet hätte. Die Reihenfolge der Übungen war dabei gleich, die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Sets aber unterschiedlich, so dass man die Kurven nicht genau übereinander legen kann, es reicht aber um die Unterschiede zu erkennen.
  • 10' WUp Cross Trainer 
  • 20 x 40 kg Kniebeuge 
  • 3 x 10 x 60 kg Kniebeuge 
  • 3 x 20 Ausfallschritt mit Medizinball 
  • 3 x 3 Klimmzüge 
  • 3 x 10 x 70 kg Kniebeuge 
  • 3 x 10 x 30, 32.5, 35 kg Beinstrecker, je Seite (gluteus maximus, semimembranosus, etc.)
  • 3 x 6 x 160 kg Beinpresse 
  • 3 x 20 Wadenheben, frei, je Seite 
  • 3 x 20 Kreuzstrecken 
  • 3 x 3 Klimmzüge
Hier die beiden Kurven, die obere Grafik zeigt den Puls, die untere die Sauerstoffsättigung SMO2:


Am Puls kann man erkennen, dass die Kurven nicht synchron sind, trotzdem sieht man das die SMO2 Werte bei der Messung an der Wade während der Kniebeugen nur gering schwanken, dafür umso mehr beim Wadenheben. Bei der Position am Oberschenkel ist es genau umgekehrt.

Einen anderen Vergleich habe ich im Zusammenhang mit den BSX-FTP Tests gemacht. Den Test im Februar bin ich mit dem BSX an der Wade gefahren, vor einigen Wochen dann mit dem BSX am Oberschenkel.


Nun sind zwei Tests die zeitlich so weit auseinander liegen nicht unbedingt ideal, trotzdem kann m.E. der Schluss gezogen werden, dass die Variation in der Sauerstoffsättigung mit dem BSX am Oberschenkel (pink) größer ist als wenn der BSX an der Wade (grün) getragen wird.

Beide Kurven fangen bei etwa 65% an und fallen auf minimal 55% (Wade) bzw. 40% (Oberschenkel) ab. Diese Werte sind erstaunlicherweise eklatant niedriger als die, die ich in der freien Wildbahn erreiche, das zu ergründen ist aber ein anderes Thema. Auch sind zwei Tests zu wenig um eine generelle Aussage zu treffen, man müsste hier mehrere Probanden haben und am besten den Sauerstoffgehalt mit mehreren Geräten während eines Testes messen.

Die Ergebnisse lassen trotzdem einige Aussagen zu:
  • Die Messung der Sauerstoffsättigung sollte an dem Muskel durchgeführt werden, der die größte Arbeit leistet.
  • Je höher die Schwankungen sind, umso leichter sollte es sein Rückschlüsse aus den Daten ziehen zu können.
  • Der absolute SMO2 Wert in Prozent sagt relativ wenig aus, je nach Position und auch Sportler können hier große Schwankungen auftreten. Eine exakte Positionierung und auch Dokumentation ist wichtig.
Stellt sich die Frage was man mit den Daten im Zusammenhang mit der Positionierung anfangen kann. Mit mehreren Devices (hier ist der Moxy Monitor aufgrund der offeneren Schnittstelle besser geeignet) könnte man zum Beispiel die Position auf den Rad optimieren oder Ungleichheiten zwischen linker und rechter Seite aufdecken. Eine andere Möglichkeit wäre an der Optimierung des Tretzyklus zu arbeiten und versuchen eine Position zu finden, bei der der Sauerstoffgehalt bei gleicher Leistung höher ist.

Links:
Cutting-Edge
FTP Test mal 3
BSX Insight Anzeige und Data Handling

Sonntag, 19. Juni 2016

Relive.cc - Ein neues Strava Add-On

Torsten Frank hat vor einigen Tagen ein tolles Video von einer Strava Aktivität auf Twitter gepostet. Das Tool mit dem das Video erstellt wurde nennt sich Relive und verwandelt Strava Daten in eine tolle Animation.

Das musste ich natürlich auch gleich probieren. Man meldet sich einmal an und danach bekommt man nach jeder Radsport-Aktivität eine Email mit einem Link zu dem Video. Super easy! Hier das Ergebnis:



Zwei Dinge fallen auf, das Video hat nicht den Titel, den ich auf Strava vergeben habe und es sind keine Bilder verknüpft. Die Lösung ist ganz einfach, relive empfängt die Info über die neue Aktivität bevor ich den Namen auf Strava geändert und die Bilder hochgeladen habe. Der Trick ist dass man die Einstellung für neue Aktivitäten auf Strava auf privat setzt, dann sind die Aktivitäten für relive zunächst unsichtbar, dann kann man den Namen ändern und Fotos hochladen und die Einstellung danach auf public setzen.

Um das Video zum Beispiel hier einbinden zu wollen, muss man es zunächst von der relive Seite runter und danach auf Youtube hochladen. Auf der relive Seite gibt es lediglich die Möglichkeit das Video auf Twitter und Facebook zu teilen.

Derzeit geht das ganze (noch) nicht historisch, dass heißt, man erhält nur eine Email für Aktivitäten nach der Anmeldung, nicht für solche die davor waren. Die Email ist auch der einzige Zugang zu den Videos. Man kann sich nicht einloggen und auf die Videos direkt zugreifen, also: Email gut aufheben!

Links:
relive.cc

Freitag, 17. Juni 2016

The Art of the Jersey

"The Art of the Jersey" ist ein dieser Tage erschienenes Buch über das wichtigste Stück jeder Radsport Garderobe: Das Trikot. Auf über 200 Seiten präsentiert Andy Storey ebensoviele Trikots von den 1950er Jahren bis heute. Die meisten davon sind aus seiner eigenen Sammlung. Zu jedem der Trikots gibt es neben dem Bild das Jahr, den Hersteller, das Rad auf dem das Trikot gefahren wurde, bekannte Fahrer und eine knappe Beschreibung mit Hintergrund Informationen.

Auf dem Klappentext steht:

"In a sport stripped of all but the most essential kit, the cycling jersey is the source of style in the peloton. This book is a celebration of some of the greatest jerseys from the past 40 years, featuring key information and analysis of over 200 examples from around the world - including rare collectors' items, cutting-edge technology, and some of the most iconic designs ever created"


So lese ich zum Beispiel gerade auf Seite 83 zu dem Mapai Trikot von 1996, dass dieses eines der ersten Trikots war, von dem der Hersteller (Sportful) eine Replika Version zum normalen Verkauf angefertigt hat. Damals war es wohl noch ziemlich unüblich Profiltrikots kaufen zu können.


Das Buch hat einen festen Einband, ist 21x21 cm groß, wiegt beachtliche 730 gr. und ist auf Englisch geschrieben. Erhältlich ist es direkt bei Andy Storey's Arbeitgeber Prendas Cyclismo (15,00 GBP) oder natürlich bei Amazon (Kindle 12,99 / Gebunden 23,89).

Hier ein Review bei road.cc mit den zwölf Lieblingstrikots von Andy.

Ich werde in den nächsten Tagen auf jeden Fall viel Spaß beim Schmökern haben bevor es als Geburtstagsgeschenk wieder weiter wandern wird! Gut, kann sein dass ich mir dann doch noch eine eigene Ausgabe kaufen muss, das Buch ist nämlich wirklich super.

Mittwoch, 15. Juni 2016

Im Regen durch die Vogesen

Nach meiner Radmarathon Premiere 2015 in den Vogesen stand ich auch dieses Jahr wieder am Start des Trois Ballons. 216 km und über 5000 Höhenmeter durch die Vogesen. Auf dem Programm standen:
Da sind nur zwei Ballons? Habt ihr richtig gezählt, früher war die Strecke anders und es ging auch noch über den Petit Ballon. Heute sind es nur noch zwei Ballons, dafür ein paar mehr Cols, aber der Name ist geblieben.

Nach einer katastrophalen Renneinteilung und einem viel zu schnellen Start 2015 wollte ich es dieses Jahr besser machen. Die erste Maßnahme dazu war am Start weiter vorne zu stehen. Wenn man in den Vorjahren eine gute Zeit gefahren ist, darf man eigentlich im ersten Block mit der Startnummer 1 bis 300 starten. Ich absolvierte den 3B letztes Jahr in 7:24, dass hätte eigentlich dicke gereicht. Da ich aber versäumt hatte meine Lizenz (oder alternativ eine medizinische Unbedenklichkeits-Bescheinigung) im Vorfeld einzureichen, wurde meine Zeit nicht gewertet. Aber ich hatte Glück, als ich zum Start kam, war der normale Block noch recht leer und ich stand weit vorne. Überhaubt hatte ich den Eindruck, dass dieses Jahr bei weitem weniger Starter den Weg nach Luxeuil-les-Bains gefunden hatten, es kann gut sein, dass das am Wetter gelegen hat.

Nachdem sich das Wetter am Freitag von seiner guten Seite gezeigt hatte, behielt die Vorschau für den Samstag Recht. In der Nacht hatte es schon anständig geregnet und am Samstag morgen sah es nicht viel besser aus. Die Straßen waren dann auch den ganzen Tag nass, es hat immer mal wieder geregnet. In den höheren Lagen ist man durch die Wolken gefahren, die Sicht betrug gerade mal noch 50 m. Auf dem Grand Ballon war es mit sieben Grad empfindlich kalt und es hat ordentlich gezogen. Der Starkregen hat mich zum Glück erst auf dem zehn Kilometer langen Rückweg vom Ziel zum Start erwischt. Das war wie Radfahren unter der Dusche. Wenigstens war der Regen nicht eiskalt, inzwischen freut man sich ja bereits über Kleinigkeiten!

Der Blick aus dem Auto auf meinem Übernachtungsplatz, nicht so schlecht!

Übernachtet habe ich übrigens wie bereits letztes Jahr im Auto. Wenn ich es noch ein paar mal mache, schlafe ich dort wahrscheinlich fast genauso gut wie zu Hause. Als ich das Foto auf Facebook gepostet habe, lautete ein Kommentar, dass das besser wäre als so manches Hotel in Frankreich. Das sei mal dahin gestellt, unschlagbar war auf jeden Fall die Entfernung zum Start von gerade einmal 300m und der Blick aus dem Fenster.

Zurück zum Start, als es dann endlich los ging, hat es doch eine Weile gedauert, bis ich über die Startlinie kam und die ersten Kilometer bin ich dann doch wieder der Spitze hinterhergejagt, allerdings mit deutlich kontrollierterem Einsatz. Nach zehn Kilometern war ich vorne und konnte mich über die ersten Wellen immer weiter vorne positionieren. Das ging wirklich gut. Die erste nennenswerte Schwierigkeit war der Col de Chevrères. Nach einem sanften Beginn warten in der zweiten Hälfte der 10 Kilometer Steigungen mit meistens um die 10%. Das ist schon mal knackig. Dort hat sich die Spitze dann auch zum ersten Mal geteilt. Vorne vielleicht 25 Fahrer, ich mit etwa 30 weiteren dahinter.


Am Start mit grimmigem Blick.

Als nächstes ging es hoch zum Ballon d'Alsace. Das Tempo der Gruppe war komfortabel und kurz vor der Passhöhe konnte ich mich sogar etwas absetzen um an der Verpflegung meine Flaschen zu füllen. Auch am folgenden Col de Hundsruck war noch alles ok. Dann kam der Grand Ballons, mit über 1300m der höchste Punkt des Rennens. 15 Kilometer Anstieg mit gut 1000 Höhenmetern. Die Passhöhe war bei km 127 erreicht. Kein Pappenstiehl. Ich habe mich zu Beginn noch wirklich gut gefühlt und konnte immer unter den ersten der Gruppe fahren, aber etwa zur Hälfte war der Tank leer und ich musste abreissen lassen und bin mit gerade mal 10 km/h dem Gipfel entgegen. Bis dorthin haben mich wieder einzelne Fahrer und Grüppchen überholt. Aber es hilft ja nix. Am Berg muss man sein eigenes Tempo fahren. Besonders wenn es noch fast 100 km bis zum Ziel sind.

Bei der Verpflegung kurz vor der Abfahrt habe ich dann nochmal die Flaschen und Trikottaschen aufgefüllt und alles angezogen, was ich dabei hatte. Puh, die Abfahrt war wirklich kalt, dazu Nebel, Sprühregen, 50 Meter Sicht und die sensationelle Bremsleistung von Felgenbremsen auf nassem Carbon! Irgndwann haben mich zwei Fahrer aufgefahren, ein immer noch hoch motivierter Fahrer in einem Tax-Kit und Jonas auf Flandern. Auf den Flachstücken ist der Tax-Mann wie eine Lokomotive von vorne gefahren und an den nächsten Bergen hat Jonas ein für mich perfektes Tempo vorgegeben.

Abfahrt vom Grand Ballon

So ging es über den Col d'Oderen, den Col de Ménil und den Col des Croix. Inzwischen hatten wir weitere Fahrer aufgefahren und die Gruppe war etwas größer. Zum Schluss wartet dann noch der Anstieg auf die Hochebene der 1000 Seen. Eine ganz und gar unnötige und fiese Rampe mit bis zu 20%. Wirklich nicht was man nach fast 200 km braucht. Aber gut, es ging zumindest viel besser als letztes Jahr und ich konnte statt im Zick-Zack eine gerade Linie fahren. Auf der Hochebene angekommen konnte ich mich dann bei Jonas revanchieren und die Führung übernehmen. Laut dem Strava Comparison Tool haben wir auf den letzten Kilometern über die Hochebene und auf dem anschliessenden Flachstück bis zum Ziel auch noch mal ordentlich Zeit gutgemacht.

Meine Uhr blieb am Ziel nach 7 Stunden und 10 Minuten stehen, gute 15 Minuten schneller als letztes Jahr. Ein Blick in die Strava Segmente zeigt, dass ich bis auf das erste Flachstück (+4 min) und die Abfahrten (+3 min) überall schneller war. Der Start war bewusst langsamer und auf den nassen Straßen konnte man nicht so schnell abfahren. Den Grand Ballon bin ich ja gefühlt im Schneckentempo hoch, war aber immer noch 10 Minuten schneller als 2015. Stellt sich die Frage woran es gelegen hat, zuwenig gegessen? Möglicherweise. Ich denke, es hat einfach daran gelegen dass es die erste lange Distanz in diesem Jahr war und mir dafür die Erfahrung und das Training fehlt. Am Ende ist es aber auch egal. Es hat Spass gemacht und ich habe nette Leute getroffen. 

Und 2017? Da werde ich die 7:00 Stunden in Angriff nehmen, die 10 Minuten müssen doch noch drin sein! Und da ich dieses Jahr als 53ter und 10ter meiner Altersklasse recht weit vorne war, sollte es auch mit dem ersten Startblock klappen. Wenn dann auch noch das Wetter besser ist und die Abfahrten schneller gefahren werden können, fehlt nicht mehr viel.

Was mir noch aufgefallen ist: Belgier über Belgier! Ich frage mich ob in Belgien überhaupt noch irgendwelche Rennradfahrer waren. Unter den ersten zehn neun Belgier, der eine Nicht-Belgier war ein Niederländer auf dem 9. Platz, unter den ersten 20 13, unter den ersten 50 34 und unter den ersten 100 63.

Mein Camping-Car, mit französischer Dusche. Das Essen unter rechts ist das Lunchpaket dass es im Ziel gab. In Frankreich darf der Käse zum Nachtisch nicht fehlen!



Links:

Dienstag, 7. Juni 2016

Unterlenker Kit Preview


Da isses, das Unterlenker Kit! Und es ist prima geworden. Vor einigen Tagen habe ich das Muster zur Designfreigabe erhalten. Die Produktion erfolgt dieser Tage und somit kommt bald Farbe auf die Straße. Passend zu dem etwas verspäteten Sommer. Bald auch mehr Bilder, stay tuned!



Samstag, 4. Juni 2016

Test: Muc-Off Fahrrad Reiniger und Öl (Update)

Wer viel fährt muss auch viel putzen. Für manche bedeutet viel in diesem Zusammenhang nach der Winterpause, einmal alle 1000 km oder einmal im Monat, für andere einmal die Woche oder nach jeder Fahrt. Ich gehöre zu der mindestens einmal-die-Woche-Rad-putzen Fraktion. Ein sauberes Rad sieht besser aus, funktioniert besser, und "verbraucht" auch weniger Watt.

Mit den ganzen Reinigern und Schmierstoffen ist das ja so eine Sache. Da gibt es die tollsten Sachen, nano hier und nano da, Teflon, Wachs, Trockenschmierstoffe, Keramik-Gedöns und was nicht noch alles. Die Marketingversprechen überschlagen sich. Aber braucht man das wirklich?

Dabei ist das Geheimnis eines sauberen Rades, nein, nicht das man nicht fährt (obwohl das Rad dann natürlich gar nicht erst schmutzig wird), sondern dass man es am besten direkt nach der Fahrt wäscht, noch bevor der ganze Dreck eintrocknet und dann tatsächlich schwieriger zu entfernen ist.

Zur klassischen Abwaschvariante braucht es nur einen Eimer mit Spülwasser, Schwamm, Bürste und einen Schlauch. Zuerst das Rad abspritzen und von grobem Dreck befreien, dabei nicht unmittelbar auf die Lager zielen (Die heute meist verwendeten Industrielager halten zwar viel mehr aus wie früher die Konuslager aber sicher ist sicher). Danach das Rad ordentlich shampoonieren, mit der Bürste hartnäckigen Dreck entfernen, mit dem Schlauch nochmal hinterher und das Rad sollte wieder ganz gut aussehen. Noch einmal mit dem Lappen drüber, etwas Öl auf die Kette und schon ist das Rad wieder bereit.

Wer oft und auch bei schlechtem Wetter fährt und dazu noch pingelig ist weiss aber auch, dass das noch nicht reicht. Vor allem die Kette, die Kettenblätter und die Ritzel werden so nie richtig sauber. Müssen also härtere Sachen her. Früher hat man dazu gerne mal Diesel verwendet, Kette und Ritzel ordentlich einpinseln, Wasser hinterher, wie neu. Danach Maschinenöl auf die Kette und alles war gut. Früher ist man aber auch noch in Wolltrikots gefahren, hatte die Schalthebel am Unterrohr und gerade mal 10 Gänge (insgesamt). Heute geht das besser. 


Seit geraumer Zeit verwende ich einige Mut-Off Produkte, sowohl zum Waschen als auch zum Putzen und Kette ölen und ich kann tatsächlich alle empfehlen.
  • Das leuchtend rosa Zeug ist der Fahrradreiniger. Wie oben beschrieben spritze ich das Rad kurz ab, sprühe es dann mit dem "fast action bike cleaner" ein, warte kurz, schrubbe dann mit etwas Wasser, Schwamm und Bürste das Rad, wenn es sehr dreckig ist auch mit etwas mehr Wasser (heiß, mit ein paar Spritzern von dem Muc-Off Zeugs), nochmal abspritzen. Der Vorteil ist hier, dass der Reiniger besser in die Ecken kommt und etwas Zeit zum Einwirken hat. Den fünf Liter Kanister gibt es ab und an mal im Angebot im Internetz, müsst ihr ein bißchen suchen.
  • Die Kette und Ritzel sind durch das Öl ja gerne etwas hartnäckiger verschmutzt. Der "drivetrain cleanser" (gelb) leistet da ganze Arbeit. Ich sprühe das immer auf die Kassette, drehe dabei an den Kurbeln, so dass die Kette einmal eingesprüht wird und spüle später alles mit einem harten Wasserstrahl ab. Danach ist die Kette wieder so wie sie sein soll: silber (oder welche Farbe eure Kette hatte als sie neu war).
  • Danach kann man dann das Rad mit "Bike Spray" einsprühen. Das verdrängt Wasser in den Gelenken und Ritzen, schütz die Oberflächen und gibt auch dem matt-schwarzen Lack meines Aeroad einen schönen Seidenglanz. In dem Muc-Off Video wird das Spray sehr großzügig auf dem noch nassen Rad angewendet. Ich verwendet es eher sparsam auf dem schon getrockneten Rad. Ein weiter Vorteil ist, dass neuer Dreck nicht mehr ganz so gut haftet und die nächste Radwäsche noch schneller von der Hand geht.
  • Zum ölen der Kette verwendet ich das "C3 ceramic lube". Es gibt eine Variante für trockenes (grün) und eine für nassen Wetter (pink). Die Kette läuft damit in der Tat hervorragend. Bleibt recht sauber und mit der pinken Variante fängt die Kette auch bei längeren Regenfahrten nicht an zu quietschen.
  • Der Schwamm ist auch von Mac-Off. Witzig ist, dass der ganz flach eingeschweisst ist und sich langsam entfaltet, wenn man die Packung aufschneidet. Ansonsten ist es einfach ein Schwamm der auch dreckig wird. Der aus dem Baumarkt ist genauso gut.
Mein einziger Kritikpunkt gilt der Qualität der Sprühflaschen. Wie ihr seht, musste ich die original bike cleaner Flasche gegen eine Glasreiniger Flasche tauschen. Die Originalflasche hat irgendwann nur noch gesuddelt und war undicht. Das Gleiche ist mir mit dem drivetrain-cleanser passiert. Da ist bei jedem Pumpstoß die Hälfte an der Flasche runtergelaufen. Die aktuelle Flasche funktioniert so weit ohne Probleme. Im Zweifel ist irgendeine Sprühflasche als Ersatz schnell zur Hand, sollte aber trotzdem nicht passieren.

Eingangs habe ich gefragt, ob man all die Nano-, Keramik- und Spezialgedöns Mittel wirklich braucht. Ich glaube schon, dass all die unterschiedlichen Mittel ihren Sinn habe und es nicht das eine Universalmittel gibt. Denn nicht alles was die Hersteller versprechen ist nur Marketing. Die Anforderungen an einen Kettenschmierstoff sind sehr unterschiedlich, ein MTB benötigt ohne Frage etwas anderes als ein Strassenrad. Wenn es regnet sieht es nochmal anders aus. Was am Ende für den Einzelnen was taugt, da geht probieren wohl über studieren. Beim Probieren würde ich Muc-Off auf jeden Fall zur Aufnahme auf die Probierliste empfehlen!

Update 08.06.2016:
Alle hier erwähnten und abgebildeten Produkte habe ich selber, zum Teil schon mehrfach, gekauft. Ich habe von Muc-Off keine Produkte zum Testen erhalten, weder aktuell noch in der Vergangenheit, noch habe ich irgendeinen Kontakt zu Muc-Off. (Ich erwähne das, da mir auf Twitter die Frage danach gestellt wurde.)

Links: