Dienstag, 6. Dezember 2016

Paris - Brest - Paris

Könnt ihr euch vorstellen über 1200 Kilometer am Stück Rad zufahren? Auf und ab durch eine hügelige französische Landschaft und dabei über 10.000 Höhenmeter zu sammeln? Und das Ganze mit möglichst wenig oder gar keinem Schlaf? Alle vier Jahre nehmen einige tausend (!) Radfahrer diese Herausforderung an und fahren von Paris an die Atlantikküste nach Brest und gleich wieder zurück.

Paris - Brest -Paris oder auch einfach nur PBP, ist eines der ältesten Radrennen überhaupt. Die erste Ausgabe fand 1891 statt und wurde von der Zeitung le Petit Journal ins Leben gerufen. Das Rennen stand nicht nur Profis sondern auch Amateuren offen und führte über die Nationalstraße 12 nach Brest und auf gleicher Strecke zurück. Der Sieger hieß Charles Terront und brauchte auch heute noch sehr respektable 71 Stunden. Auf einem Rad ohne Gangschaltung und sonnigen Firlefanz wohlgemerkt. Die zweite Ausgabe 1901 wurde zusätzlich von L'Auto-Vélo (später l'Equipe) gesponsert. Von dem enormen publizistischen Erfolg des Rennens beflügelt begann der Herausgeber von L'Auto-Vélo, Henri Desgrange, mit der Planung eines Rennens durch ganz Frankreich, der Tour de France. Die Etappenlängen der ersten Ausgabe sind dann auch deutlich von PBP inspiriert gewesen.


Die bis heute schnellste Zeit wurde bei der letzten Ausgabe des Profirennens 1951 gefahren. Der Sieger Maurice Dito siegte nach 38 Stunden und 55 Minuten im Sprint (!!!) im Velodrome Parc de Prince vor Edouard Mueller. 1200 Kilometer und dann im Sprint gewinnen! Es gibt sogar ein Video davon:

 
Nach dem Rennen 1951 wurde PBP nur noch als Ausdauerfahrt für Amateure ausgetragen, sowohl als Audax im geschlossenen Verband als auch als Brevet. Bei einem Brevet fährt jeder sein eigenes Tempo oder man schliesst sich zu Gruppen zusammen, wie man möchte.

Aufgrund des zunehmenden Autoverkehrs wechselte man 1979 von der Nationalstraße auf Nebenstraßen. Die Zeiten sind somit nicht mehr ganz zu vergleichen, bei einer Distanz von 1200 Kilometern kommt es auf ein bisschen mehr oder weniger aber auch nicht an. All den Fortschritt im Material und der Ausrüstung in Betracht gezogen, erscheinen die Zeiten, die die Fahrer bis 1951 gefahren sind heute fast unvorstellbar. Gut, die haben sich wahrscheinlich auch das ein oder andere Tablettchen eingeworfen, aber trotzdem ist die athletische Leistung beeindruckend. 1931 hat der Australier Hubert Oppermann zum Beispiel nur 49:23 benötigt.

Die letzte Ausgabe fand 2015 statt. Bei dieser Edition ist ein wirklich sehenswerter Film entstanden, den ich mir am letzten Wochenende angesehen habe: Brevet. Darin werden drei Radfahrer auf dem Abenteuer PBP begleitet. Eine Frau und zwei Männer, ein Novize und ein Veteran, der im Alter von 72 Jahren sein siebtes PBP beendet. Den Film kann man auf Vimeo kaufen (9,99) oder ausleihen (6,99) oder als DVD bei Amazon für 15,99 kaufen. Brevet dauert 1:19 und ist auf Deutsch, es gibt aber auch Untertitel in verschiedenen Sprachen.

Absolut sehenswert, schöne Aufnahmen, intensive Porträts. Hat mir sehr gut gefallen. Tolle Dokumentation.

Das Ganze fasziniert mich ja sehr und irgendwie frage ich mich, ob ich das auch könnte, wenn ich denn wollte. Mhhhh, bis 2019 ist ja noch ein bißchen ...


Links:
PBP auf Wikipedia: Rennen, Audax, Brevet
Brevet Film Homepage

1 Kommentar:

  1. Da muss man sich lange damit beschäftigen, und sich langsam rantasten. Ich finde das intessant und faszinieren sich mit den Leuten zu unterhalten die solche Strecken fahren können. Das längste was ich gefahren bin ist 286 km.. das geht noch ganz gut.. Vom medizinischen soll ich mich nicht überanstrengen..daher werde ich diese Richtung nicht gehen können

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