Donnerstag, 29. Juni 2017

Bundesliga Junioren / Masters, ein Zwischenfazit

Dieses Jahr hat der Bund Deutscher Radfahrer aus der Junioren-Bundesliga eine Junioren/Masters-Bundesliga gemacht. Zunächst durften nur Senioren 2 Fahrer, dann auch Senioren 3 Fahrer an den Start, sowohl als Mannschaft als auch als Einzelfahrer.

Zu diesem Schritt sah man sich beim BDR durch die immer kleiner werdenden Startfelder genötigt. Nachwuchssorgen hat nicht nur der Straßen-Radsport. Im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit und Zeit der Jugendlichen sind die Sportverbände mit einer immer grösseren Anzahl an Mitbewerbern (Internet, Videospiele, neue Sportarten) und einer knapperen Freizeit der Jugendlichen (G8) konfrontiert. Das in dieser Situation der absolute und auch der relative "Marktanteil" der einzelnen Wettbewerber (z.B. Sportverbände) sinkt, ist ein Gesetzt des Marktes. Hinzu kommt, dass es der Radsport in der auf Heldenverehrung fixierten deutschen Sportkultur nach den Doping-Skandalen der 2000er Jahre und dem Sturz von Ullrich und Co. besonders schwer hat.

Zunächst stellt sich aber die Frage, wie klein das Bundesligafeld tatsächlich ist und ob dies ein Problem darstellt. Dazu habe ich die Ergebnisse der vier Rennen 2017 (Frankfurt, Karbach, 2x Ilsfeld-Auenstein) einer kleinen Analyse unterzogen. Die Linien zeigen die Platzierungen und die jeweiligen Rückstände auf den Sieger in Prozent der Siegerzeit. Von der Main-Spessart Rundfahrt abgesehen, bei der eine Reihe von Fahrern das Rennen mit enormen Rückständen beendeten, kamen kaum mehr als 50 Fahrer ins Ziel. Nur etwa 20 Fahrer waren in der Lage auf den schweren Kursen halbwegs in die Entscheidung einzugreifen und unter 5% Zeitrückstand zu bleiben. Bei den vermeintlich einfacheren Rennen kamen etwa 45 Junioren zusammen an. Die Lücken in den Linien sind Masters Fahrer.


Die Daten für diese Grafik wurden etwas bereinigt. Plazierungen werden durchgezählt, auch wenn die Fahrer im offiziellen Ergenis auf dem gleichen Platz stehen. Im Ergebnis von Frankfurt stehen eine Reihe von Fahrern mit einer Zeit von über 16 Stunden im Ergebnis. Ich nehme an es handelt sich um die Gruppe, die nicht mehr auf die finale Runde gelassen wurde, ich habe diesen Fahreren ebenfalls eine Zeit von drei Stunden plus der im Ergebnis gezeigten Minuten gegeben (also 16 gegen 3 ersetzt). Das ändert nichts an der Reihenfolge, die "16 Stunden Gruppe" hat immer noch die langsamste Zeit.

Auch wenn ich keines der Rennen live gesehen habe und mir somit natürlich wesentliche Informationen zu Verlauf und Ausgang fehlen, kann man durchaus festhalten, dass 50 bis 60 klassierte Fahrer wenig ist.

Warum ist das aber überhaupt ein Problem? Ziel der Bundesliga ist es, die Nachwuchsfahrer auf internationale Rennen und den Wechsel in die Elite vorzubereiten. Es geht um Talentsichtung und -Förderung. Die Herausforderung dabei ist, dass der Straßen-Radsport nicht nur aus einer körperlichen Komponente, sondern ebenso aus taktischem Geschick besteht. Rennübersicht, Positionierung, Kräfte sparen, all das kann einen eigentlich schwächeren Fahrer über stärkere Konkurrenten triumphieren lassen. Kleine Felder von 50 und weniger Fahrern beschränken allerdings die taktischen Anforderungen und Möglichkeiten. Reine körperliche Stärke hat es leichter.

Einige Beispiele:
  • Die entscheidende Gruppe geht aus einem 50 Mann Feld und der stärkste Fahrer ist ganz hinten. Kein Problem, der Fahrer fährt nach vorne und setzt nach. Wenn unser Favorit aber ganz hinten in einem 150 Mann Feld fährt, bekommt er wahrscheinlich noch nicht mal mit, dass ein Gruppe wegfährt. 
  • Aus unserem 50 Mann Feld löst sich eine Gruppe von fünf starken Fahrern aus fünf verschiedenen Mannschaften. Wer soll da noch Konterattacken fahren? Im Feld werden schlicht zu wenige Mannschaften ohne Fahrer in der Spitze sein, die ein Interesse an der oder die Fähigkeit zur Nachführarbeit haben. 
  • In einem großen Feld kann sich ein schwächerer Fahrer durch intelligente Fahrweise viel länger schonen und somit am Ende stärkere Fahrer schlagen. Es gibt mehr Windschatten, mehr Fahrer und Mannschaften, die die Verfolgung von Ausreissern organisieren usw. In einem kleinen Feld geht es in erster Linie darum, wer physisch der Stärkste ist.
Es ist also durchaus wichtig für die Talentsichtung Startfelder von deutlich über 100 Fahrern zu haben. Letzten Endes ist dies auch im Sinne der Veranstalter, die den Zuschauern ein interessantes Rennen bieten wollen. Grosse Überlandrennen wie am 1.Mai in Frankfurt sind teuer. Genehmigungen, Absperrungen, Polizei und Streckenposten müssen bezahlt werden. Auch wenn Juniorenrennen wohl kein Geschäft sind und viel Engagement voraussetzen, gibt es sicher eine Grenze, ab der sich solche Veranstaltungen nicht mehr darstellen lassen.

Es steht ausser Frage, dass das eigentliche Ziel sein muss, wieder über 100 oder sogar 150 Junioren in der Bundesliga zu haben. Nur, das passiert nicht von heute auf morgen. Zum Erreichen dieses Zieles wird man gute Ideen, Durchhaltevermögen, günstige Umstände, Glück und vor allem viel Zeit benötigen. Beginnt man heute, wird man frühestens in fünf bis zehn Jahren erste Ergebnisse sehen.

Um die Situation aber direkt zu verbessern, gibt es zwei nahe liegende Möglichkeiten: Öffnung für ausländische Fahrer oder eben Öffnung für die Masters Klassen. Die erste Möglichkeit hat ebenfalls Nachteile, da Mannschaften zum Beispiel aus Belgien oder Frankreich wenig Interesse an den Rennen in Ostdeutschland haben werden, da diese zu weit entfernt sind, dort werden Mannschaften aus unseren östlichen Nachbarländern starten, die aber wiederum nicht in den Westen der Republik fahren. Wenn es aber das Ziel ist, eine zusammenhängende, deutsche Rennserie zu haben mit mehr oder weniger den gleichen Startern in jedem Rennen, dann ist die Masters Variante zu bevorzugen.


Nur leider hat man beim Bund Deutscher Radfahrer die Rechnung ohne den Wirt, bzw. die Masters-Fahrer gemacht. Bei allen vier Rennen zusammen gab es lediglich 13 Senioren-Starts von sieben unterschiedlichen Fahrern. Zwei Fahrer sind je drei mal gestartet, weitere zwei je zwei mal und drei Fahrer haben es bei einem einmaligen Abenteuer belassen. Von diesen 13 individuellen Rennen wurden nur sechs beendet. Das ist eine DNF Quote von über 50%!



Man kann sicher behaupten, dass dies hinter den Erwartungen zurück bleibt. Ein Grund dürfte die späte Freigabe der Bundesliga für die Masters Klasse gewesen sein. Die amtliche Bekanntmachung erschien am 20. März, der offizielle Meldeschluss war am 1. April, das erste Rennen in Frankfurt am 1.Mai. Zehn Tage sind selbst unter besten Vorraussetzungen nicht genug, um eine Mannschaft aufzustellen (Fahrer, Betreuer, Auto, Ausrüstung, etc.) und zu melden. Sicher, einiges kann man auch nach Meldeschluss organisieren und der BDR hätte auch spätere Meldungen akzeptiert, aber eine solch späte Bekanntgabe erweckt eher den Eindruck einer Kurzschlussreaktion statt eines wohlüberlebten Planes.

Meines Erachtens hat man versäumt, die besten deutschen Masters und die existierenden Renngemeinschaften vorab ins Boot zu holen, die Stimmungslage zu eruieren, vielleicht auch Überzeugungsarbeit zu leisten und sicherzustellen, dass in jedem Fall einige Mannschaften teilnehmen werden. Statt dessen hat man der Meinungsbildung entlang der Strecken und in den sozialen Medien freien Lauf gelassen und nach allem, was ich gehört und gelesen habe, ist diese verheerend ausgefallen. Weithin hält man die Öffnung der Junioren-Bundesliga für Masters Fahrer für eine ziemliche Schnapsidee. Das erzeugt neben den durchaus sachlichen Gründen, die gegen eine Teilnahme sprechen, eine gewisse Gruppendynamik, die es potentiell interessierten Fahrern nicht leichter machen dürfte.

Das ist schade. Ich halte die "Masters-Bundesliga" nämlich für eine interessante Möglichkeit, "richtige" Radrennen zu fahren gegen eine Konkurrenz, deren durchschnittliches Niveau dem der Masters Fahrer entspricht. Die einen sind auf dem aufsteigenden Ast, für die anderen geht es abwärts. Als Senior noch mal mit den jungen Kerlen zu fahren, ist das nicht wie ein Rennen gegen das eigene, jüngere Ich? Hängen wir Alten nicht alle ein wenig unserer Jugend nach? Als die Träume von einer Profikarriere noch nicht von der Wirklichkeit zurechtgestutzt waren? Dazu echte Straßenrennen auf großen Kursen und vor einmaliger Kulisse (Frankfurt), echte Mannschaften mit Begleitfahrzeug, günstiges Startgeld und ein vergleichsweise homogenes (=faires) Startfeld.

Was spricht dagegen? Die fehlende Übersetzungsbeschränkung für die Masterfahrer? Ja, das führt zu gewissen Ungleichheiten, auf der anderen Seite kann man die Beine mit 18 Jahren in der Regel auch noch schneller drehen wie jenseits der 40 und es kann für den Junior auch durchaus eine taktische Überlegung sein, den Senioren-Fahrer am Berg eben nicht abzuhängen um von seiner Hilfe im Flachen zu profitieren. Davon abgesehen halte ich den 11er, 12er und den 13er für überbewertet. Ausserhalb der Elite A und Profi Klassen dürfte kaum jemand diese Gänge wirklich treten können.

Was noch, die furchtlose Fahrweise der Junioren? Niemand stürzt gerne, auch nicht die Jungen. Diese mögen zwar eine teilweise riskantere Fahrweise an den Tag legen, auf grossen Straßenkursen halte ich das aber für zu vernachlässigen. Davon abgesehen rappelt es auch bei den Profis alle Nase lang.

Meine eigenen Erfahrungen mit den gemischten Rennen sind durchaus positiv. 



Ob das Experiment für die Saison 2018 fortgesetzt wird? Das bleibt abzuwarten, um es noch zu einem Erfolg zu bringen, wird der Bund Deutscher Radfahrer sich einiges überlegen müssen. Von alleine werden 2018 nicht dutzende Fahrer am Start stehen. Das es sich dabei nur um eine Überbrückungsmaßnahme handelt bis wieder ausreichend Junioren am Start sind, steht wie bereits geschrieben ausser Frage. Aber bis dahin könnte man es seitens der Masters auch als Nachwuchsförderung sehen, frei nach dem Motto: "Jetzt zeigen wir denen mal wie Radrennen gefahren werden!". Gut, so einfach wird es nicht werden, aber die alten Herren haben auch nichts zu verlieren, wir könnten das nur für den Spass machen und hinterher ein Bier trinken. In dem Sinne: Prost! 

Vielen Dank an Birgit Jung, die mir freundlicherweise die Bilder zur Verfügung gestellt hat.

Links:
Lila Logistik Rad-Bundesliga Startseite
Rad-Net Amtliche Bekanntmachungen (nach Bundesliga suchen, die einzelnen Bekanntmachungen lassen sich nicht direkt verlinken)

Sonntag, 18. Juni 2017

Zum Wohl! À Bloc - Das Fahrrad Bier

Rouler à bloc bedeutet so schnell zu fahren wie es geht. Voll Gas, Kette rechts, Attacke! Aus den Niederlande kommt jetzt ein "Bicycle Beer" gleichen Namens. À Bloc ist ein helles, ungefiltertes Craft Beer das neben Wasser, Gerstenmalz, Weizenmalz, Hopfen und Hefe auch alpine Mineralstoffe enthält. Darüber hinaus soll das Bier reich an Protein und Vitaminen sein. Gut, ich bezweifle dass es schlau wäre, den Eiweisbedarf nach dem Training und dem Rennen einzig mit à Bloc Bier zu decken. Aber schaden tut ein gelegentliches Bier natürlich nicht, wie bei so vielem macht die Menge das Gift.

Nun muss ich zugeben, dass ich kein großer Bierexperte bin, dass à Bloc aber in einer ganz anderen Liga spielt wie das übliche Industrie Bier aus dem Supemarkt schmecke selbst ich. Das Bier ist viel geschmackvoller und trotz dem naturgemäßen herben Geschmacks immer noch fruchtig. Ich fand es wirklich prima, kann man sehr gut trinken.

In Deutschland gibt es das Bier noch nicht zu kaufen. Ich habe es in den Niederlande bei van Bieren bestellt und 2,89 pro 33cl Flasche bezahlt. Dazu kamen um die 8 Euro für den Versand. Das ist nicht ganz günstig, bewegt sich aber auf dem Niveau anderer Craftbiere. In diesem Sinne: Zum Wohl!

 

Links:
Radsport und Alkohol, Artikel auf Roadcycling

Samstag, 17. Juni 2017

3 Ballons 2017: Anders als geplant

Der vielleicht beste Moment in einem Gran Fondo: Eine Gruppe von 50 und mehr Fahrern fährt in einen Berg. Die ganze Straße ist ausgefüllt von Radfahrern, jedes Gespräch verebbt und ausser dem Schnaufen aus zahlreichen Kehlen, dem gelegentlichen Geräusch einer Schaltung und dem "Wuschen" von Carbonfelgen im Wiegetritt ist nichts mehr zu hören. Keine Autos, keine Zuschauer, nur die Natur und ein Haufen Radfahrer, die sich den Berg hochschrauben. Faszinierend wie wenig Lärm ein Fahrrad macht, stellt euch mal 50 Autos vor, die dicht an dicht den Berg hinauf fahren: Krach und Gestank!

Und bergauf ging es beim 3Ballons in den Vogesen zuhauf. Auf der langen Strecke über 210 km standen 6 klassifizierte Anstiege und zwei kleine zum Aufwärmen im Weg, 4.356 Höhenmeter hat mein Garmin aufgezeichnet. Das ist schon mal 'ne Hausnummer. Im Vergleich zu den letzten Jahren hatte die Strecke eine ganze Reihe von Änderungen aufzuweisen. Die wesentlichste war die Bergankunft auf dem Planche des Belles Filles, dort endet dieses Jahr auch die fünfte Etappe der Tour de France. Als Folge dessen waren Start und Ziel nicht wie in den letzten Jahren nur gute 10, sondern ganze 50 Kilometer von einander entfernt! Obwohl die Höhenmeter etwa gleich waren und der Grand Ballons von der leichteren Seite gefahren wurde, fand ich die 2017er Strecke schwieriger. Dieses Jahr hat die Kletterei erst später angefangen, die Höhenmeter haben sich also auf weniger Kilometer verteilt.

Oben 2016, unten 2017

Viel besser als in den letzten Jahren war allerdings das Wetter. Nachdem es am Vortag noch Starkregen und Gewitter gab, strahlte am Samstag den ganzen Tag die Sonne und die Temperaturanzeige kletterte bis auf 28°. Nach Nebel und Regen und Sichtweiten von um die 100 Meter auf dem Grand Ballons 2016, konnte man dieses Jahr eine herrliche Weitsicht genießen. Wettertechnisch haben die Vogesen sich von ihrer besten Seite gezeigt.






Beste Voraussetzungen für ein großartiges Rennen, sollte man meinen. Ich hoffte trotz der neuen Strecke wie 2016 in etwas über 7 Stunden ins Ziel zu kommen. Letztes Jahr hatte das immerhin für Platz 53. insgesamt und Rang 11 meiner Altersklasse gereicht. Nur, es kam anders. Nach einer Nacht mit so gut wie keinem Schlaf (Es lag nicht am Wohnmobil, Stefan!) und vielleicht auch zu viel Training in den Beinen, war kurz vor der Verpflegung am Gran Ballons der Ofen aus. Bis dorthin befand ich mich genau in der sieben Stunden Gruppe. Das weiß ich deshalb so genau, weil dort die schnellste Frau unterwegs war und bergauf meist die Pace vorgab. Ils van der Moeren kam nach 6:58,47 ins Ziel!

Aber was nicht geht, geht nicht und in Erwartung der weiteren Schwierigkeiten, habe ich die Gruppe ziehen lassen und an der Verpflegung auf dem Grand Ballons erstmal in Ruhe angehalten. Bis zum nächsten Berg hatte sich dann wieder eine kleine Gruppe gefunden, die ich aber auch ziehen ließ. Inzwischen fing mein linkes Knie nämlich ziemlich an zu zwacken. Aber nichts ist so schlecht, dass es nicht für etwas anders gut ist. Den Rest konnte ich dann wirklich ohne Stress fahren und habe sogar mehrfach an den Brunnen angehalten für eine anständige Erfrischung.

Unterwegs spielte ich mit dem Gedanken, mir den Schlussanstieg hinauf zum Planche des Belles Filles zu schenken, aber irgendwie kommt man ja doch nicht umhin immer weiter zu fahren, noch ein Stück und noch ein Stück und schon ist man am an Fuß des Anstieges und es sind ja nur fünf Kilometer, also schnell noch hoch. Und das war schon ein sehenswertes Spektakel! Trotz meines eigenen Schneckentempos bin ich an vielen vorbei, die ihr Rad geschoben haben oder noch langsamer waren, auf jeden Fall am Ende ihrer Kräfte. Aber viele sind auch mit grimmigen Gesichtern an mir vorbei, um jede Sekunde kämpfend, alles aus sich herausholend. Ich fand das gemütlich gar nicht so schlecht (von den Knieschmerzen abgesehen), wenn man sich mal damit abgefunden hat und einem das Ergebnis egal ist, ist das doch sehr entspannend.

Meine Zeit von 7:33 war für den 200. Platz insgesamt und den 49. meiner Altersklasse gut. Scrollt man durch das Ergebnis, fällt wieder einmal die Dominanz der Belgier auf. Interessanterweise ist der Medio Fondo über 125 km fest in französischer Hand gewesen.






Nach einer Pause im Ziel und dem Zuführen der Kalorien, die es für den Pasta-Gutschein gab, machte ich mich auf den Weg zurück zum Auto. 50 km! Nach der Abfahrt ging es nochmal bis zur Hälfte des Col des Chevrères hinauf, dann aber immer leicht bergab über kleine französische Departementstraßen. Trotzdem war das mit dem schmerzenden Knie und dem Gran Fondo in den Beinen kein Spaß. Wieder am Auto hatte ich 260 km. Ein Allzeit Distanz Rekord für mich.


Stellt sich natürlich die Frage, woran es gelegen hat, dass die Luft nach 100km raus war und das Knie zu schmerzen anfing? Nach der unfreiwilligen Pause in der zweiten Jahreshälfte 2016 habe ich das Training im Januar bei einem Allzeit-Tief des Chronic Training Loads (CTL) wieder aufgenommen. Ich konnte mein geplantes Training ganz gut umsetzen und bin auch tatsächlich gut in Form gekommen. Zur Landesverbandsmeisterschaft, dem "Ende der Frühjahrskampagne" war der CTL bereits wieder bei knapp 60. Danach ging es wie geplant weiter und nach dem Gran Fondo Schleck hat Golden Cheetah den höchsten ATL meiner Trainingsaufzeichnungen berechnet.

Trotz regelmäßiger leichterer Wochen mit reduziertem Trainingsload, ging der CTL doch konstant weiter nach oben und erreichte zum 3Ballons einen Wert von 84. Das ist absolut immer noch nicht besonders hoch (wirklich viel fängt bei über 100 an), aber immerhin fast so hoch wie 2015 vor der Deutschen Bergmeisterschaft. 

Die Kunst des Trainings besteht nun darin, dass es sich eben nicht nur anhand von Kennzahlen und Wattwerten berechnen lässt und sich die Gründe für eine gute oder auch schlechte Leistung nie ganz genau bestimmen lassen. Obwohl ich meine Trainingsinhalte, -abfolge und Pausen grundsätzlich immer noch als richtig ansehe, war es rückblickend vielleicht doch etwas viel. Denn neben dem Trainingsstress muss man auch den Stress durch das "echte Leben" (Beruf, Familie) berücksichtigen. Dieser beeinträchtigt nämlich meist eine ganz entscheidende Komponente des Trainings: Die Regeneration! Und gerade die benötigt im Alter etwas mehr Zeit. Am Ende kann man dies vielleicht doch in Zahlen ausdrücken, der Anstieg der CTL Kurve war, zumindest für meine individuellen Umstände, zu steil. Oder, auch das kann sein, es war einfach nur ein schlechter Tag mit zuwenig Schlaf in der Nacht zuvor.

Zum Knie: Eine Röntgenaufnahme hat eine leichte Arthrose offenbart, nichts Dramatisches, aber natürlich nichts, was man hören möchte. Dass sich diese während des 3Ballons bemerkbar gemacht hat, obwohl die Belastung bis dorthin an diesem Tag gar nicht so hoch war und ich in der Woche davor kaum gefahren bin, kann auch mehrere Gründe haben: Langzeit-Wirkung des Unfalls im letzten Jahr, kumulierter Trainingsreiz über Wochen oder auch ein viel zu kurz gekommenes Core-Training (=instabile Position auf dem Rad = Fehlbelastung). 

Seit dem 3Ballons habe ich daher nicht mehr auf dem Rad gesessen. Statt dessen war ich etwas schwimmen und habe verstärkt Core Training gemacht. Dieses Wochenende geht es wieder auf's Rad und ich hoffe dann, dass am kommenden Sonntag Form und Knie für den Dreiländergiro in Nauders nochmal in Ordnung sind.




Links:
Grand Trophée 3Ballons Homepage

Mittwoch, 14. Juni 2017

Test: Wiggle Rain Defence

Gerade ist ja prächtiges Radfahrwetter über Südwestdeutschland, Sonne satt bei weit über 20°. Aber machen wir uns nichts vor, es werden auch nochmal Tage mit Regenwetter kommen. Wenn man nicht gerade zur Kategorie der Schönwetterfahrer zählt und nur bei strahlendem Sonnenschein auf's Rad steigt, kann es nicht schaden über Garderobe zu verfügen, die das Fahren bei schlechtem Wetter angenehmer macht. Über die Vorzüge von Castelli Gabba und Nanoflex habe ich hier ja schon mal geschrieben. Nun ist Gabba & Co. für Temperaturen ab etwa 15° zu warm, auf jeden Fall wenn man etwas schneller unterwegs ist. Für diesen Anwendungsfall hat Castelli die Perfetto Light Serie herausgebracht (Gabba heißt jetzt Perfetto), die über die gleichen wasserabweisenden Eigenschaften wie das Original verfügt, aber dünner und weniger warm ist. Das Hosen-Pendent dazu heisst Nano Light.

Erfahrungsgemäß dauert es nie lange, bis andere Marken solche Innovationen auch anbieten. Das Pendant zu Perfetto und Nano Light heißt bei der Wiggle Eigenmarke dhb "Rain Defence". Etwas robuster und wasserabweisend, aber nicht ganz so warm. Ideal für einen kühlen, regnerischen Sommertag. 


In den letzten drei Monaten hatte ich Glück und konnte die dhb Aeron Rain Defence Hose und Beinlinge nicht wirklich im Regen testen, aber einige Male bei kühlem Wetter. Beides hält erstaunlich  warm, auch wenn die Temperaturen etwa gegen Abend unter 10° fallen. (Tatsächlich habe ich mich einige Male gehörig verschätzt und mich vom Sonnenschein täuschen lassen). Das Material ist recht fest und weniger flexibel als normale Sommerhosen. Beim Anziehen hört und fühlt es sich eher an wie eine Plastikpelle, schwierig zu beschreiben, dadurch dass der Stoff so fest ist, schnalzt es etwas. Aber einmal in der Hose ist das Tragegefühl unauffällig und nicht zu beanstanden. Das Polster ist eines der Besseren, der Abschluss hält das Hosenbein an Ort und Stelle. Das Bein könnte für meinen Geschmack ein paar Zentimeter länger sein, insbesondere bei schlechtem Wetter, also dem gedachten Anwendungszweck der Hose, finde ich das angenehm. Aber letztendlich ist das ein Geschmacksache.

Die Beinlinge verfügen nur auf der Vorderseite über den speziellen wasserabweisenden Stoff, die Rückseite besteht aus dünnem Super-Roubaix (oder in der Art). Der obere Abschluss hat innen und aussen einen Silikon Streifen, der untere innen. Das einzige Manko sind die fehlenden Reissverschlüsse. Die Beinlinge lassen sich zwar auch noch über die Radschuhe ziehen, aber mit Überschuhen oder MTB-Schuhen mit Profil wird es wohl nicht mehr gehen. Das führt die Flexibilität von Beinlingen zum Beispiel beim Warmfahren vor einem Rennen ad Absurdum. Irgendwo muss dann wohl doch der Preisunterschied zu den teureren Marken herkommen. 

Die Verarbeitung von Hose und Beinlingen ist allerdings ohne Fehl und Tadel.

Wie bei allen Schlechtwetterklamotten wird man hier natürlich keine Wunderdinge beim Regenschutz erwarten dürfen. Das Wasser wird am Anfang einer Regenfahrt und insbesondere wenn die Kleider neu sind abperlen. Aber eher früher als später ist man auch mit Rain Defence oder den anderen Marken durchnässt sein. Der Vorteil ist eher, dass die Stoffe auch im nassen Zustand noch warm halten.

Ich habe beides übrigens deutlich reduziert gekauft, 75 Euro für die Hose und 35 für die Beinlinge, da kann man nicht meckern. Das ist generell der Vorteil, wenn man Kleider dann kauft, wenn man sie nicht unbedingt im gleichen Moment braucht, man kann dann ganz opportunistisch die Preisreduzierungen abwarten.

Montag, 12. Juni 2017

Unterlenker Kit 2017 - Fight for Pink

Letzte Woche ist hier im Unterlenker-Tower ein großes Packet von Royalbikewear eingetroffen mit, ihr habt es vielleicht schon auf Facebook gesehen, den pink farbigen Unterlenker Kits. #MutZurFarbe  und #FightForPink. Und was soll ich sagen, sieht prima aus:


Dazu vorher auf Unterlenker.com: Unterlenker Kit #2

Freitag, 2. Juni 2017

Gelbfieber

Was wurde bei dem 100. Giro d’Italia für ein Feuerwerk an Radrennen abgebrannt! Beginnend mit dem sensationellen Sieg von Lukas Pöstelberger auf der ersten Etappe, bei der der junge Österreicher die Sprinter überrumpelte und das erste rosa Trikot der Rundfahrt übersteifen durfte. Oder die zweite Etappe, bei der sich der deutscher Meister André Greipel Etappe und Führungstrikot sicherte. Bemerkenswert das Windkanten Lehrstück, das Quick-Step Floors auf der 3. Etappe zeigte. Im ersten Zeitfahren auf der 10. Etappe fuhr Tom Dumoulin mit einer überragenden Leistung ins rosa Trikot und verteidigte es in den Bergen besser als erwartet, bis dann „Poo-Gateden größten Teil seines Vorsprunges aufzehrte und es zum Schluss noch mal sehr spannend wurde. Vier Fahrer innerhalb einer Minute vor dem Start des abschließenden Zeitfahrens! Schlussendlich wurde Dumoulin seiner Favoritenrolle gerecht und fuhr den ersten Gran Tour Sieg seit Joop Zoetemelks Tour de France 1979 und den ersten Giro Sieg überhaupt für die Niederlande ein.

Ob die Tour de France vergleichbar spannend wird, werden wir ab dem 1. Juli verfolgen können. Der Gran Départ in Düsseldorf verspricht auf jeden Fall ein großes Fest zu werden, die ersten Etappen bieten den Fans im Westen Deutschlands viele Möglichkeiten das Radsport Super Event live am Straßenrand zu verfolgen. Dabei fällt mir ein, ich muss noch unbedingt Urlaub eintragen für die beiden Tage. Die Zielankunft und den Start von Tour Etappen fast vor der Haustür zu haben, das passiert ja nicht allzu oft!

 

 

Informationen finden sich derzeit an allen Ecken und Enden. Auf der TourSeite, auf der GrandDepart Event Seite der Stadt Düsseldorf oder etwa auf VisitLuxembourg. Gut hat mir in dem Zusammenhang der Tour Guide von Brügelmann und CyclingMagazin.de gefallen. Auf rund 40 Seiten finden sich Informationen zum Grand Départ in Düsseldorf, der weiteren Strecke, den Favoriten und Regeln und einige Anekdoten der Tour. Die Hard-Core Fans, Insider und Experten werden wenig Neues finden, für alle Gelegenheits-Radsportfans die ein paar Hintergrundinfos erfahren möchten, sind hier aber genau richtig. Wie funktioniert das mit den Trikots, den Etappensiegen und der Gesamtwertung? Wie ist das mit dem Windschatten? All die (nervigen) Rookie Fragen die Arbeitskollegen, Freunde und Verwandte stellen, wenn sie Tour de France  hören, lassen sich damit beantworten. Statt also zum x-ten Mal die 3-Kilometer Regel zu erklären, reicht es, den Link zu der PDF zu verschicken. 

Hier geht's zum Download