Dienstag, 25. Dezember 2018

Mal wieder: Festive 500

War die erste Ausgabe der Festive 500 vor mittlerweile acht Jahren noch eine Insideraktion von Rapha, gehört die Herausforderung der 500 Kilometer zwischen den Tagen inzwischen zum festen Inventar des Radsportjahres. Von Heiligabend bis zum Sylvestertag gilt es jeden Tag zumindest 62,5 Kilometer auf dem Rad zu sitzen. Wohlgemerkt draußen, in der echten, nicht in der virtuellen Realität. Und umso schlechter das Wetter und harscher die Bedingungen sind, umso heroischer die Geschichten, die anschliessend erzählt werden. Ich warte schon mit Spannung auf die Beiträge, Zeichnungen, Bilder und Videos, dieAnfang kommenden Jahres auf die Rapha Seite gezeigt werden. Für meinen Teil bin ich aber ganz froh, dass es im Saarland nach derzeitigem Stand der Wettervorhersage keine Helden Geschichten zu erzählen sein werden, Regenfahrten hatte ich in den letzten Wochen nämlich mehr als genug. Zum ersten Mal seit Jahren hatte ich meinen letzten Arbeitstag schon vor Weihnachten und kann der Festive 500 auch in zeitlicher Hinsicht entspannt entgegen sehen.




Heute ging es zusammen mit meinen Homies zur zweiten Etappe. Zum Start hing der Nebel im Saartal und die Quecksilbersäule verharrte den ganzen Morgen unter der Null Grad Marke. Ein "Durchfahrt Verboten” Schild mit dem Hinweis “Hochwasser” stellte sich als genau das heraus: Ein wegen Hochwassers unpassierbarer Radweg. Also mussten wir die Strecke über die Hügel nehmen um nach Frankreich zu kommen, wurden für unsere Anstrengungen aber mit strahlendem Sonnenschein und tollem Blick über den mit Raureif bedecketen Saargau belohnt. Da hatte sich der recht frühe Start doch sehr gelohnt. Die Bilder werden auf Instagram ganz zu Recht den Tag #WYMTM (What you missed this morning) bekommen. Weiter ging es durch Lothringen über die typischen Wellen ohne einen einzigen flachen Meter bis auf die Höhe über Tünsdorf, von der man einen herrlichen Blick über das Saartal und den Hochwald hat. Mit dem Nebel in den Tälern war es heute ganz besonders schön.

Ich wünsche Euch allen ein frohes Weihnachtsfest und, sofern Ihr fahrt, eine erfolgreiche Festive 500!




P.S.: Vor einigen Tagen habe ich Alpecin Cycling zur Festive 500 unter der Überschrift "Die besten Trainings-Tipps für Radfahrer" Rede und Antwort gestanden. Schaut mal rein!

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Team Sky kommt zu einem Ende !

Team Sky hat heute bekanntgegeben, dass die Sponsorschaft von Sky Ende 2019 auslaufen wird. Die kommende Saison wird also die letzte sein, in der Team Sky als Team Sky starten wird. Was danach kommt? Das ist noch gänzlich offen und alles scheint möglich zu sein, ein Ende genauso wie ein nächstes Kapitel, zumindest wenn man dem Brief an die Fans folgt.


Hier geht es zu der Meldung und hier der Text im Original: 

Our letter to you

Sky has announced this morning that its ownership and sponsorship of Team Sky will end on 31 December 2019. So that means next year will be our last year racing as Team Sky.
This news will no doubt come a surprise to many people but, as you may know, there has been a lot of change at Sky recently. It is the start of a new chapter for the company and sometimes it is inevitable that change brings further change with it. That is what has happened here.
Over the past nine seasons, Sky has backed us all the way, enabling us to achieve some amazing results and inspire millions of people to love our sport. We’d like to thank Sky for all of their support, and in particular the opportunity to help Britain become a cycling nation. 

First things first, nothing changes for next year. Sky are fully committed to the end of 2019 and together we have ambitious goals for the season. We all want to close the Team Sky story with the strongest possible finish. We are more motivated as a Team than we have ever been.
In terms of the future, we are open minded. If we can find a new long-term partner to take the Team forward into a new era, then we will do so. And we will be doing everything we can to make that happen over the coming weeks and months. Equally, any future partner would have to be the right partner - one who shares our ethos and buys in to our values. 
This news has only just been announced; we can’t predict what will happen from 2020 and there are no guarantees. Whatever happens, we will make sure there is clarity one way or the other about the future of the Team before the Tour de France next July. 
Finally, a big thank you to all of our fans. You are, and have always been, the people who are the most important to us and who matter the most. It has been our privilege to race for you. We are proud to have written our pages in the history books and created memories that will never fade. 

And rest assured we are not done yet by any means. Right now, the Team is at training camp putting in the hard work to get ready for next season. We can’t wait to see you all out on the road in the New Year.

Das wird ja ein spannendes Jahr!

Samstag, 1. Dezember 2018

Raus aus der Komfortzone!

Ich bin ein großer Anhänger des Krafttrainings mit der Langhantel. Seit einigen Jahren gehört der Geruch von Schweiß und Eisen und das Klacken der Gewichte zu meinem Winterprogramm. Warum man Kraft nicht auf dem Rad sondern nur mit Gewichten trainieren kann und wozu das gut ist, darüber habe ich hier schon mal geschrieben.

Bei aller Begeisterung hat sich mein Langhantel Übungsrepertoire bislang aber auf Kniebeugen beschränkt. Um es richtig zu lernen, habe ich einen Gewichtheber Workshop an der Sportschule in Saarbrücken besucht. Der vom Landessportband Saar organisierte Lehrgang ging über zwei Tage und hat mit Weltklasse Dozenten gelockt. Der U23 Bundestrainer Michael Vater und der Sportdirektor des Deutschen Gewichtheber Bundes und ehemalige Bundestrainer Frank Mantek vermittelten in zwei Tagen die Grundzüge der beiden Teildiziplinen des Olympischen Gewichthebens, des Reißens und Stoßens. Mantek hat 1980 in Moskau selber eine olympische Bronzemedaille gewonnen und führte zuletzt Matthias Steiner zu olympischem Gold.

Die 20 Teilnehmer kamen größtenteils aus dem Crossfit und Fitnessbereich, aber auch Ringer, Boxer, eine Gewichtheberin und zwei Triathleten haben den Weg nach Saarbrücken gefunden. Nach einer theoretischen Einführung in die Bewegungsabläufe ging es recht schnell in die Gewichtheberhalle, deren charakteristisches Merkmal die Abwurfflächen für die schweren Gewichte sind. Denn alles was hoch gehoben wird, muss ja auch wieder runter kommen und zwar ohne im Boden Einschlagkrater zu hinterlassen. Mit unseren Übungsgewichten war diesbezüglich aber nichts zu befürchten gewesen. Die Nachwuchs-Hantelstangen und -Gewichte sehen zwar spektakulär aus, wiegen aber weniger als ein Kasten Bier.



Bevor wir an die Hantelstangen durften, sind wir erstmal gehüpft, aus hüftbreiten Stand in schulterbreiten Stand und versuchten dabei möglichst exakt an der zuvor gezogenen Linie zu landen. Diesen Sprung benötigt man später beim Umgruppieren. Was man als Laie nicht unbedingt weiß: Beim Gewichtheben geht es um Präzision und Beweglichkeit! Nur wenn die Bewegungsabläufe genau stimmen, wird es gelingen, die Hantel senkrecht nach oben zu befördern ohne dabei das Gleichgewicht und die Kontrolle über das einmal beschleunigte und dem Gesetz der Massenträgheit gehorchende Sportgerät zu verlieren.

Der Bewegungsablauf im Gewichtheben wird in verschiedene Abschnitte unterteilt. Beim ersten Teil des Stoßens sind es deren etwa sechs: Von der Startposition (1) geht es mit einer Parallelverschiebung des Rückens in Position Zwei (2), dann öffnet sich der Hüftwinkel, die Hantel wird um das Knie herum geführt und berührt kurz den Oberschenkel (3) bevor die zweite Zugphase beginnt, deren Ende (4) das sogenannte Umgruppieren (5) einleitet, bei dem der Gewichtheber blitzschnell unter die Hantel kommen muss, um dann aus der Hock mit der Hantel auf dem Schlüsselbein liegend dynamisch aufzustehen (6).

Da man Bewegungsabläufe, die man "ohne Hantel nicht kann, mit Hantel erst recht nicht kann" und weil "Wiederholung Vertiefung schafft und mehr Wiederholungen mehr Vertiefung” (Frank Mantek) haben wir nach dem Hüpfen die Bewegungen mit einer Gymnastikstange geübt. Aus Position Eins in die Zwei und zurück und in die Zwei, in die Drei, die Drei Einhalb, in die Zwei, in die Drei, in die Vier und immer so weiter. Schritt für Schritt versuchten die beiden Trainer unser Bewegungsgedächtnis so zu festigen, dass wir bei den definierten Positionen genau wussten, wo wir uns zu befinden haben. Nach der Ausführung in Zeitlupe ging es darum, die verschiedenen Schritte zu einer einzigen, flüssigen Bewegung zusammenzusetzen. Zuerst ohne, dann mit Hantel.

Hört sich einfach an? Naja, meine Frustrationstoleranz wurde einer sehr harten Probe unterzogen. Ich war noch nie ein großes Bewegungstalent. Stand im Sportunterricht Geräteturnen auf dem Plan, war ich kurz vor einer Fünf um im nächsten Halbjahr, in dem Ausdauer gefragt war, eine Eins zu bekommen. Ich weiß schon, warum ich Rad fahre: Den Hintern auf dem Sattel, die Hände mit festem Griff am Lenker, die Füße mit den Pedalen verbunden, da kann man nicht viel falsch machen. Die koordinativen Anforderungen sind vergleichsweise gering. Neben all den Crossfittern, die offensichtlich Erfahrung im Umgang mit der Langhantelstange hatten, kam ich mir wie ein Bewegungslegastheniker vor.

Letztendlich schaffte es Frank Mantek aber, mir einige halbwegs aktzeptable Versuche zu entlocken. In Anbetracht der Tatsache, dass ich zum aller ersten Mal Gewichte hob, einer der älteren Teilnehmer war und mein Talent nun wirklich nicht in der Koordination meiner Gliedmaße liegt, war ich ganz zufrieden.


Auch in Zukunft wird die Kniebeuge meine Hauptübung im Krafttraining sein. Das Gewichtheben fällt für mich eher in die Kategorie “Core Training” und “Allgemeine ausgleichende Athletik” und kann dort durch die Anforderungen an Koordination und Beweglichkeit und die Beanspruchung ganzer Muskelketten eine wichtige Rolle einnehmen. Ich habe angefangen einen Teil der Zeit im Kraftraum auf das Training der Bewegungsabläufe des Gewichthebens zu verwenden.

Nach dem Lehrgang in Saarbrücken ist mein Respekt für die Gewichtheber auf jeden Fall gewachsen und ich bin in der Lage, zumindest die gröbsten Fehler in der Bewegungsausführung zu erkennen und zu korrigieren.




Der Kurs beim LSVS ist übrigens ein echtes Schnäppchen. Für die beiden Tage inklusive Mittagessen sind 180 Euro angefallen. Der gleiche Kurs in Leimen im Bundesleistungszentrum der Gewichtheber kostet 340 Euro. Der Lehrgang in Saarbrücken fand dieses Jahr zum zweiten Mal statt und wird wahrscheinlich auch 2019 angeboten.

Um zu realisieren wie außergewöhnlich dieser Lehrgang war, muss man versuchen sich vorzustellen, dass der Bundestrainer und der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer einen Wochenendlehrgang für Crossfitter zum Radfahren anbieten würden! (Immerhin gehört Radfahren inzwischen zu den X-Games Disziplinen.) Undenkbar, oder?

Links:
LSVS Gewichtheber Workshop (wahrscheinlich auch wieder 2019)
German Weightlifting - Langhantel Lizenz