Samstag, 2. Juli 2016

GFNY Mt. Ventoux 2016

Am vergangenen Sonntag fand die zweite Ausgabe des GFNY Mt. Ventoux statt. GFNY bedeutet Gran Fondo New York, damit ist diese Veranstaltung Teil einer wachsenden Serie von Rad-Marathons rund um den Globus. Es gibt Rennen in New York, Argentinien, Kolumbien, Mexico (sogar zwei), Indonesien, Uruguay, Italien, Frankreich (Ventoux) und 2016 auch erstmals in Deutschland (dazu später mehr).

Einer der Unterschied zu anderen Veranstaltungen ist das im Startpreis inbegriffene hochwertige Trikot, dass während des Rennens auch getragen werden muss. Ich bin mir ja nicht so ganz sicher, ob ich das gut oder schlecht finden soll, denn natürlich hätte ich am Ventoux gerne mein neues Unterlenker Trikot getragen, aber so ist es recht einfach zu sehen wer zu dem Rennen gehört und wer nicht und es sieht schon cool aus wenn sich ein Feld von über tausend Fahrern im gleichen Trikot in Bewegung setzt.



Die Strecke der großen Runde war unverändert zu 2015. Von Vaison la Romain führte die Strecke hinter dem Ventoux vorbei über verschiedene kleinere Berge bis zu dem 1213 Meter hohen Col de l'homme mort, bevor es über Sault die Gorche de la Nesque hinab bis nach Bedoin ging. Von dort waren es noch 21 Kilometer bis zum Ziel auf dem Gipfel des Ventoux. Die kleine Runde ließ wie schon 2015 den Col de l'homme mort aus, bog in Sault aber direkt rechts zum Ventoux ab und nahm den Berg von der einfacheren Seite in Angriff.

Letztes Jahr war meine Renneinteilung ziemlich desolat, gelinde ausgedrückt. Damals bin ich am Col de l'homme mort aus der Spitzengruppe zurückgefallen und bin dann mehr oder weniger alleine bis zum Ventoux gefahren, wo ich dann ganz böse für die Anstrengungen bezahlen musste. Das sollte dieses Jahr besser werden. Am Start stand ich einigermaßen vorne, aber am Ende dauert es dann doch immer eine Weile bis man über die Startlinie fährt. Da die ersten Kilometer neutralisiert waren, konnte ich noch vor der ersten Steigung ohne allzu große Anstrengung bis in bis in die Spitze fahren. Bei Kilometer 19 kam der erste Berg und 13 Kilometer später schon der nächste. Beide Cols waren natürlich nichts im Vergleich zu dem was da noch kommen sollte, aber dafür wurde umso schneller gefahren, 300, 350, 400 Watt! Das Feld hat es dann auch ganz ordentlich zerissen. Vorne war eine Gruppe mit 23 Fahrern scheinbar auf und davon, dahinter sammelten sich die Verfolger, am Fuß des Col de l'homme mort waren wir etwa 25 Fahrer.

Das Tempo war ab da sehr gut zu ertragen, genau richtig für mich, ich konnte ohne Probleme mitfahren. Die Abfahrt durch die Gorche de la Nesque und weiter bis nach Bedoin wurde dann eher im Tempo einer zügigen Vereinsausfahrt gefahren. Trotz des verhaltenen Tempos sammelten wir einige zurückgefallene Fahrer auf, am Fuß des Ventoux waren nur noch 13 Mann vorne.

Der fast allzeit im Blick befindliche Ventoux ließ aber keinen Zweifel aufkommen, dass es nicht mehr lange so gemütlich weitergehen sollte. Im Gegensatz zu 2015 bin ich bis St. Estève ohne Probleme gekommen und auch nach der Kurve, wenn die Steigung richtig anfängt, ging es zunächst ganz gut. So in etwa hatte ich mir das vorgestellt. Der ein oder andere Fahrer überholte mich, das war ok. Aber was soll ich sagen, nach vielleicht 20 Minuten ging gar nichts mehr. Rien, niente, nothing. Nachdem ich bis dahin noch das 25er und 27er Ritzel benutzt habe, reichte auf einmal das 29er nur noch gerade so. Ich hätte auch noch mehr Zähne genommen. Und wie schon letztes Jahr bin ich ohne Gnade durchgereicht worden.

Unterwegs habe ich ernsthaft in Erwägung gezogen einfach zu drehen und über Bedoin zurück zu fahren. Aber natürlich bin ich doch weiter. Ich bin mir nicht ganz sicher was den Ventoux so schlimm macht. Die durchschnittliche Steigung ist mit unter 10% ja eigentlich nicht beeindruckend, aber es gibt auch nie nur einen Meter, auf dem man sich etwas ausruhen kann. Keine Serpentinen, in denen man Schwung holen könnte. Immer nur hoch, hoch hoch, ohne Unterlass.




Letztes Jahr hat mich die erste Frau, Anna Kiesenhofer, am Ventoux überholt. Dieses Jahr kam es noch schlimmer. Etwa in der Hälfte ist ein Bub von vielleicht 13 Jahren an mir vorbei geschossen. Der ist den Berg hoch gesprintet!! Aber zu dem Zeitpunkt konnte mich selbst das nicht mehr schocken. Man muss einfach stoisch sein eigenes Tempo fahren, alles andere hilft nichts. Oben blieb die Uhr nach 4:50:56 stehen, damit war ich 49. insgesamt und 10. der Altersklasse 41-45, für den Ventoux habe ich 1:37:27 gebraucht (69 ges. / 16. AK). Somit war ich insgesamt fünf Minuten, am Berg 7:30 schneller als 2015.

Naja, nicht jeder Tag ist wie der andere. 2017 wird es für mich keinen GFNY Mt. Ventoux geben. Schließlich gibt es auch noch eine ganze Reihe andere Berge, die bezwungen werden wollen.

Noch ein paar Anmerkungen zu der Veranstaltung:
  • Wie schon letztes Jahr war der Gran Fondo hervorragend organisiert. Die Strecke war erstklassig ausgeschildert, die Verpflegungspunkte waren in genau dem richtigen Abstand und mit allem bestückt was man bei solch einer Veranstaltung erwarten kann inclusive diverser PowerBar Riegel, Gels und so weiter.
  • Das diejährige Trikot von Biemme war sehr hochwertig und macht die Startgebühr im Vergleich zu anderen Veranstaltungen vergleichsweise günstig.
  • Eine Neuerung dieses Jahr war, dass an den Verpflegungsstellen den ersten 100 Fahrern sowohl auf der kleinen als auch auf der großen Strecke Flaschen gereicht wurden. Es gab zwei explizite Zonen in denen private Betreuer verpflegen durften, ausserhalb diese war es verboten Verpflegung anzunehmen. Wenn man es trotzdem tat und erwischt wurde, gab es zwei Minuten Zeitstrafe. Ich weiß nicht ob jemand erwischt und die Strafe auch umgesetzt wurde, in jedem Fall ist das eine vorbildliche Idee und ein Beitrag zur Chancengleichheit. Die vorderen Gruppen bei diesen Veranstaltungen halten an den Verpflegungspunkten in der Regel nicht an, schließlich ist es mehr oder weniger ein Radrennen, da muss man unbedingt in der Gruppe bleiben. Auf der anderen Seite muss man natürlich auch was trinken, essen kann man ohne Probleme mitnehmen. Wenn nun einige Fahrer exzessiv vom Rand aus verpflegt werden und nicht anhalten müssen, haben die einen echten Wettbewerbsvorteil. Das wurde beim GFNY unterbunden. Sehr gut, da können sich andere Veranstalter was abschauen.
Dieses Jahr findet zum ersten Mal eine GFNY Veranstaltung in Deutschland statt. Am 28. August geht es in Hameln über 167 km und 2200 hm oder 110 km und 1400 hm zur Sache. Bis jetzt sind etwa 500 Fahrer gemeldet, was eine übersichtliche Veranstaltung verspricht. Bei 1000 Fahrern ist übrigens die Obergrenze, mehr wird es auf keinen Fall. Die Startgebühr ist allerdings mehr als saftig, derzeit kostet der Start 155 Euro, am Tag selber 165 Euro. Ups, das ist teuer, trotz Trikot.



Update 07.07.2016:
Ein sehr gut geschriebener Post über den GFNY Mt. Ventoux von dem Kerl, der am Start neben mir stand, Jared aus den USA. Lesenswert!

Links:
Ergebnisse GFNY Mt. Ventoux 2016
GFNY Mt. Ventoux 2015

2 Kommentare:

  1. Mensch da bist du ja schnellster aus Allemagne ;) Glückwunsch.
    Für den GFNY Deutschland bin ich schon länger angemeldet, damals noch für 100€.
    Hameln ist glücklicherweise nicht weit von mir.
    Wie teuer war denn die französische Variante?

    Frankreich hatte ich nach deinem Bericht vom letzten Jahr auch mal in Betracht gezogen, lag aber zeitlich ungünstig.
    Ich hoffe mal, dass der Start in Deutschland auch neutralisiert erfolgt. Auf übetriebene Hektik oder ne Extra Spende von 100€, nur um vorne zu stehen, hab ich keine Lust.

    Wenn ich dich richtig verstehe, hast du dich also an den offiziellen Punkten verpflegt und durch die Verpflegungsregelung deine Gruppe auch halten können?
    Denke auch, dass man Verpflegung ganz gut mitnehmen kann, aber Flasche tanken muss schon ab und an sein.

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    1. Ich habe direkt am Anfang gemeldet, da war das noch unter 50 Euro glaube ich, Schnäppchen!

      Ja, Gels hatte ich genug dabei und Flaschen wurden gereicht. Habe nur am Chalet Reinard kurz angehalten, da war es aber eh schon lange egal.

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