Mehrfach habe ich hier schon über den
BSX Insight geschrieben, das erste nicht invasive "Laktat-Messgerät" dass gar kein Laktat sondern den Sauerstoffgehalt und seit einigen Monaten auch den Hämoglobin Gehalt des Blutes messen kann.
BSX sieht vor, dass das Device mit einem Kompressions-Strumpf an der Wade getragen wird. Das sieht auf dem Rad, besonders im Radrennen nicht ganz so schick aus und man hat bei regelmäßigem Gebrauch einen weiteren hellen Streifen am Bein. Darüber hinaus ist es streng genommen auch nicht regelkonform, denn im Reglement der UCI heisst es in
Artikel 1.3.033:
It is forbidden to wear non-essential items of clothing or items designed to influence the performances of a rider such as reducing air resistance or modifying the body of the rider (compression, stretching, support).
..... Equipment (helmets, shoes, jerseys, shorts, etc.) worn by the rider may not be adapted to serve any other purpose apart from that of clothing or safety by the addition or incorporation of mechanical or electronic systems which are not approved as technical innovations under article 1.3.004.
Der BSX-Insight fällt nicht unter die technische Innovation des 1.3.004. Jetzt muss man, besonders bei Provinz-Rennen, natürlich schon Pech haben auf einen Kommissär zu treffen, der so genau nach den Regeln schaut und auch gewillt ist diese durchzusetzen, aber man weiss ja nie. Sicherer ist es daher den BSX einfach auf dem Oberschenkel unter der Radhose zu tragen. Das ist auch recht einfach bewerkstelligt. Ich fixiere den BSX mit einem Pflaster und lege darauf ein schwarzes Stück Stoff, auf dessen Rückseite ich dunkles Panzerband geklebt habe. Das macht das Ganze absolut blickdicht und sorg dafür, dass der BSX nicht durch störendes Umgebungslicht beeinflusst wird. Radhose drüber und fertig.
Interessant ist aber etwas ganz anderes: Welchen Einfluss hat die Position des BSX auf die Messergebnisse? Einer der großen Vorteile der Messung der Sauerstoffsättigung gegenüber der Laktatbestimmung ist, dass die Daten dort erhoben werden, wo die Arbeit stattfindet (Bein versus Ohrläppchen). Nun ist die Wade für den Radfahrer zwar ganz und gar nicht nebensächlich, den höheren Anteil hat aber die Muskulatur auf der Vorderseite der Oberschenkel. Wäre es dann nicht auch besser den Sauerstoffgehalt dort zu messen?
Vor einigen Monaten habe ich während des Trainings im Kraftraum den BSX einmal an der Wade getragen und einmal auf dem Oberschenkel. Die Unterschiede waren größer als ich es erwartet hätte. Die Reihenfolge der Übungen war dabei gleich, die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Sets aber unterschiedlich, so dass man die Kurven nicht genau übereinander legen kann, es reicht aber um die Unterschiede zu erkennen.
- 10' WUp Cross Trainer
- 20 x 40 kg Kniebeuge
- 3 x 10 x 60 kg Kniebeuge
- 3 x 20 Ausfallschritt mit Medizinball
- 3 x 3 Klimmzüge
- 3 x 10 x 70 kg Kniebeuge
- 3 x 10 x 30, 32.5, 35 kg Beinstrecker, je Seite (gluteus maximus, semimembranosus, etc.)
- 3 x 6 x 160 kg Beinpresse
- 3 x 20 Wadenheben, frei, je Seite
- 3 x 20 Kreuzstrecken
- 3 x 3 Klimmzüge
Hier die beiden Kurven, die obere Grafik zeigt den Puls, die untere die Sauerstoffsättigung SMO2:
Am Puls kann man erkennen, dass die Kurven nicht synchron sind, trotzdem sieht man das die SMO2 Werte bei der Messung an der Wade während der Kniebeugen nur gering schwanken, dafür umso mehr beim Wadenheben. Bei der Position am Oberschenkel ist es genau umgekehrt.
Einen anderen Vergleich habe ich im Zusammenhang mit den BSX-FTP Tests gemacht. Den Test im Februar bin ich mit dem BSX an der Wade gefahren, vor einigen Wochen dann mit dem BSX am Oberschenkel.
Nun sind zwei Tests die zeitlich so weit auseinander liegen nicht unbedingt ideal, trotzdem kann m.E. der Schluss gezogen werden, dass die Variation in der Sauerstoffsättigung mit dem BSX am Oberschenkel (pink) größer ist als wenn der BSX an der Wade (grün) getragen wird.
Beide Kurven fangen bei etwa 65% an und fallen auf minimal 55% (Wade) bzw. 40% (Oberschenkel) ab. Diese Werte sind erstaunlicherweise eklatant niedriger als die, die ich in der freien Wildbahn erreiche, das zu ergründen ist aber ein anderes Thema. Auch sind zwei Tests zu wenig um eine generelle Aussage zu treffen, man müsste hier mehrere Probanden haben und am besten den Sauerstoffgehalt mit mehreren Geräten während eines Testes messen.
Die Ergebnisse lassen trotzdem einige Aussagen zu:
- Die Messung der Sauerstoffsättigung sollte an dem Muskel durchgeführt werden, der die größte Arbeit leistet.
- Je höher die Schwankungen sind, umso leichter sollte es sein Rückschlüsse aus den Daten ziehen zu können.
- Der absolute SMO2 Wert in Prozent sagt relativ wenig aus, je nach Position und auch Sportler können hier große Schwankungen auftreten. Eine exakte Positionierung und auch Dokumentation ist wichtig.
Stellt sich die Frage was man mit den Daten im Zusammenhang mit der Positionierung anfangen kann. Mit mehreren Devices (hier ist der
Moxy Monitor aufgrund der offeneren Schnittstelle besser geeignet) könnte man zum Beispiel die Position auf den Rad optimieren oder Ungleichheiten zwischen linker und rechter Seite aufdecken. Eine andere Möglichkeit wäre an der Optimierung des Tretzyklus zu arbeiten und versuchen eine Position zu finden, bei der der Sauerstoffgehalt bei gleicher Leistung höher ist.
Links:
Cutting-Edge
FTP Test mal 3
BSX Insight Anzeige und Data Handling