Donnerstag, 28. Dezember 2017

Unterlenker Cycling Club - Ride with me!

Das mit dem Radfahren in der Gruppe ist ja so eine Sache. Die Einen fahren zu langsam, die Anderen zu schnell. Bergauf oder flach, nur auf bestem Asphalt oder auch mal auf ruppigen Wegen, mit dem Straßenrad oder dem Mountainbike, rechts oder links, zum Mittagessen zurück oder auch später, Abfahrt hier oder dort, früh oder spät. Es gibt unzählige Punkte, über die man uneinig sein kann. Am Ende fährt dann jeder für sich alleine. Und in der Tat ist das meist eine feine Sache. Man kann losfahren wann man will und die Strecke einschlagen auf die man gerade Lust hat, abkürzen oder eine Runde dran hängen, anhalten für ein Foto, einen Kaffee oder auch nicht. Und manche Zeitgenossen sind auch einfach unerträglich, mit denen will man weder auf noch abseits des Rades was zu tun haben.


Dabei ist Radfahren in der Gruppe eigentlich das, was den Sport erst aus macht. Dort gibt es Windschatten, meist unterhaltsame Gespräche, man ist abgelenkt und eben nicht alleine und hilft sich gegenseitig. Was wäre Radfahren ohne Kameradschaft? Wenn die Saison fortschreitet und die Sonntage von Rennen und anderen Veranstaltungen in Anspruch genommen werden, wenn für den ein oder anderen auch wieder strukturiertes Training ansteht, ist die Zeit von Gruppenausfahrten weitgehend vorbei. Im Winter können aber auch Fahrer mit unterschiedlichem Leistungsvermögen gut ein gemeinsames Tempo finden.

In der Tour 12/2017 gab es eine Seite mit Wintertreffs. Insgesamt haben nur wenige Vereine ihren Treffpunkt eintragen lassen. Die Tour listet lediglich 53 Treffs in ganz Deutschland und keinen einzigen im Saarland! Das kann nicht so bleiben! Um die guten Vorsätze nicht auf das neue Jahr zu schieben findet daher am kommenden Sonntag, dem 31. Dezember 2017 der erste Unterlenker Cycling Club Winter Base Ride statt. Abfahrt (nicht Treffen) ist um 9:30 an der Stadthalle in Merzig. Ich bin gespannt ob die üblichen verdächtigen aus den Betten kommen und wer sonst noch erscheint. Überrascht mich! Details auf Strava.

Mittwoch, 27. Dezember 2017

Wiggle dhb Dorica MTB Schuhe

Auf das neue Cannondale Slate konnte ich unmöglich mit meinen 15 Jahre alten, ausgelatschten Mountainbike-Schuhen steigen. Ein neues Paar musste her. Da das Rad schon teuer genug war, sollten die Schuhe kein weiteres Vermögen kosten. Der Giro Empire VR90 mit einem Straßenpreis von deutlich über 200 Euro war daher schnell aus dem Rennen. Fündig wurde ich schließlich bei Wiggle. Seit einiger Zeit gibt es von deren Hausmarke dhb auch Radschuhe, sowohl für die Straße, als auch für das Gelände. Meine Wahl fiel auf den dhb Doria MTB in  Schwarz mit zeitlosen Schnürsenkeln, damit lässt sich der Schuh prima anpassen und der ausgefallene Look passt hervorragend zu der entspannten Haltung des Slate.


Die Schuhe fallen vergleichsweise groß aus. Wiggle bietet nur ganze Größen von 39 bis 48 an, die 43 ist dabei etwas grösser als die 43 1/3 des Huez von Mavic oder die 43,5 des Empire SLX von Giro, beides Schuhe für das Straßenrad. Da man mit Geländeschuhen auch mal zu Fuß unterwegs ist und nicht nur fährt, sind die etwa 5mm mehr Platz aber gar nicht verkehrt. Zusätzlich kann man auch ein paar dicke Socken anziehen, ohne dass es gleich zu eng wird.





Das Obermaterial ist synthetisch, lässt sich leicht abwaschen und ist wasserdicht. Die Schuhe halten dadurch leichtem Regen und Spritzwasser erstaunlich lange stand. Im oberen Bereich ist das Material perforiert um etwas Atmungsaktivität zuzulassen. Ob das im Sommer tatsächlich funktioniert, kann ich (noch) nicht sagen. Die Polsterung ist irgendwo zwischen minimalistisch und plüschig. Mit den Schnürsenkeln lässt sich der Schuh sehr gut anpassen. Anfangs bedarf es sicher einiger Versuche, bis man das Optimum zwischen zu fest und zu locker gefunden hat. Anders als mit Ratschen, Klettverschlüssen und Drehrädchen muss man zum Anpassen der Schnürschuhe natürlich anhalten (oder akrobatisches Geschick beweisen). Die Kunststoffsohle ist erwartungsgemäß nicht so steif wie Carbonsohlen von Rennradschuhen, auf dem Rad ist mir das aber nicht negativ aufgefallen. Wem abseits des Rades der Grip des groben Profils nicht reicht, kann auch noch Spikes montieren. Das Paar wiegt mit Cleats 700 gr. und ist in "Made in China".

Wer einen High Performance Schuh für den harten Renneinsatz sucht, wird mit dem Dorica wahrscheinlich nicht glücklich werden. Wer es etwas gemütlicher angeht, Schnürschuhe mag und (am wichtigsten) wessen Füße in die Schuhe passen, macht hier wenig falsch.

Der Schuh kostet rund 80 Euro. Wer öfter bei Wiggle bestellt, kann bis zu 12% Rabatt (Platinum!) bekommen und bezahlt nur noch 70 Euro. Zusätzlich können Strava Premium User einmal im Jahr 20$ Rabatt auf eine Bestellung von 100$ bekommen. Gar nicht so schlecht, damit ist der Schuh wirklich mehr als erschwinglich.

Oben die Giro 43,5 Innensohle, unten die Wiggle Sohle in Größe 43
Die Perspektive mag etwas täuschen, trotzdem erkennt man deutlich, dass der Wiggle Schuh grösser ist.

Sonntag, 24. Dezember 2017

Donnerstag, 21. Dezember 2017

Der einarmige Bandit: Cannondale Slate

Als in den 90ern des letzten Jahrhunderts John Tomac auf einem Mountainbike mit Rennrad-Lenker von Sieg zu Sieg geeilt ist, habe ich mein damaliges Mountainbike auch entsprechend umgebaut. Das Rad mit Hardtail Stahlrahmen und Stahlgabel bekam einem ausrangierten 44er Cinelli Lenker verpasst, das kleine, dritte Kettenblatt musste weichen und die 8-fach Shimano LX Schaltung wurde fortan mit ausgemusterten Campagnolo Ergopower Bremsschaltgriffen der ersten Generation angesteuert. Mittels einer kreativen Zugklemmung am Schaltwerk und viel Gefühl beim Schalten waren die Gangwechsel einigermaßen akzeptabel, was man von der Bremsleistung nicht behauten konnte. Egal welche Cantileverbremsen ich montierte, die Ergopower konnten ihnen keine nennenswerte Bremsleistung entlocken. Aber hey, es hat gut ausgesehen, war genau nach meinem Geschmack und für meinen Anspruch absolut ausreichend. Nicht verwunderlich, dass ich seit der Markteinführung des Cannondale Slate 2015 ein Auge auf dieses aussergewöhnliche und polarisierende Rad geworfen habe.

2017er Cannondale Slate, Größe L, 2x11 Ultegra 52/36 und 12-28
Dabei ist das Slate zunächst einmal ein richtiges Straßenrad, dass sich auf Asphalt weitgehend ohne Abstriche bewegen lässt, aber gleichzeitig auf Schotter (aka Gravel), auf Waldwegen und auf Trails eine gute Figur macht. Wer in seiner Umgebung alle Strassen kennt, hat mit dem Slate auf einen Schlag neue Möglichkeiten, oder wie es bei Cannondale heißt: "New Roads". Wo mit dem Renner Schluss ist, weil der Weg dann doch zu schlecht wird, fängt der Spass mit dem Slate erst richtig an. Natürlich ist ein Aero-Rad auf der Straße schneller und das Mountainbike geländegängiger, aber dafür sind diese Räder auf dem jeweiligen anderen Terrain weitgehend unbrauchbar. Das Slate hingegen deckt einen Einsatzbereich wie vielleicht kein anderes Rad ab und gibt dem Fahrer die Freiheit spontan zu entscheiden, welche Straße und welcher Weg eingeschlagen wird. Damit ist es das optimale Rad um neue Wege zu entdecken, einfach der Nase zu folgen und Abenteuer zu erleben.


Je nach Konfiguration hat das Slate seine Stärke eher auf der Straße oder im Gelände. Die bis zum Modelljahr 2017 verfügbaren Räder mit 2x11 Ausstattung, Straßenübersetzung (52/36 und 12-28) und Slicks sind auf Asphalt etwas stärker, die 2018er Modelle mit 1x11 Anrieb und profilierten WTB Resolute Reifen im Gelände. 

Neben der unübersehbaren Lefty Federgabel sind die 27,5 Zoll Laufräder die herausragende Besonderheit des Rades. Die 650B Reifen mit 42mm Breite haben fast den gleichen Umfang wie 28 Zoll Laufräder am Rennrad*. Dadurch fallen etwa die Kettenstreben exakt gleich lang aus wie die des Super Six Evo. Obwohl alles andere als eine neue Erfindung** sind die 650B Reifen aber auch gleichzeitig eine der Schwächen des Rades, nicht von der Handhabe oder dem Fahrverhalten her, sondern ganz simpel vom Nachschub. Die Reifen dürfen nämlich maximal etwas über vier cm breit sein um durch den Hinterbau zu passen. Damit fallen Mountainbike-Reifen aus und die Auswahl schrumpft derzeit im Wesentlichen auf einige Panaracer, Schwalbe und WTB Modelle zusammen, von denen aber nicht alle lieferbar sind. Besonders unterwegs und fern von zuhause (Radreise, Urlaub) kann das ein echtes Problem darstellen. In Thereabouts 2 muss Cameron Wurf nach einem Defekt das Abenteuer beenden und den Flieger nehmen, da bei den lokalen Händlern unterwegs kein Ersatz zu bekommen ist.

Die Reifen sind nicht das einzige "Spezialteil" an dem Rad. Der Vorbau hat ein 1,5 Zoll Maß, den es aus Aluminium in einer ausreichenden Auswahl an Längen und Winkeln und für kleines Geld gibt (etwa 30,- Euro), aber eben nur von Cannondale. Weiter geht es bei den sensationellen Hollowgram SI Kurbeln, bei denen Spider und Kettenblätter aus einem Stück Aluminium gefräst sind. Die Kurbeln sehen wirklich toll aus, sind sehr leicht (ca. 480 gr.) und ein Meisterwerk der CNC Kunst, aber auch hier handelt es sich um ein Cannondale Spezialteil, das spezielles Werkzeug (Kurbelabzieher, Spider bzw. Kettenblatt Montage) benötigt und dessen Kettenblätter im Austausch teuer und nicht überall verfügbar sind. Ähnliches gilt für die Laufräder. Die Lefty Federgabel erfordert eine spezielle Vorderradnabe. Auch diese ist nicht überall vorrätig und die Chance auf ein Laufrad-Schnäppchen sind eher gering. Darüber hinaus verlangt eine Federgabel nach Pflege und Wartung, die bei einer starren Gabel nicht anfällt.

Die Fixierung der Federgabel erfolgt durch einen Druck auf den Knopf
auf der Gabel und ist mit dem Daumen prima zu erreichen.

Ein immer noch ungewohnter Anblick: Da fehlt doch was! Und das sollt halten? Yep, hält!
Alles in allem, das muss man einräumen, sind an dem Slate eine ganze Reihe an Besonderheiten verbaut, die das Rad aussergewöhnlich machen. Stellt sich die Frage, ob diese Besonderheiten es wert sind, je nach Modell um die 3.000 Euro zu bezahlen? Wie fährt er sich, der einarmige Bandit?

Wenn man auf das Rad steigt, fällt zunächst die etwas entspanntere, aufrechte Position und der mit 45 cm (Mitte - Mitte) recht breite Lenker auf. Beides ist abseits der Straße aber genau richtig. Das Lenkerband ist zwar super-griffig, könnte aber mehr gepolstert sein. Mit dem recht weichen Fabric Sattel komme ich gut zurecht.

Fährt man los, fällt der gute Geradeauslauf auf. Kurven bedürfen eines gewissen Nachdruckes, um das Rad zum Einlenken zu bewegen. Nach diesem ersten Impuls geht das Rad aber wie jedes andere um die Kurve. Die breiten Slicks geben ein wunderbar komfortables Fahrgefühl ohne irgendwie schwammig zu wirken. Ich fahre die Räder in der original Konfiguration mit Schläuchen und mit drei Bar eher stramm aufgepumpt. Die mechanische Ultegra Schaltung funktioniert wie nicht anders erwartet tadellos und unauffällig. Das Gleiche gilt für die hydraulischen Scheibenbremsen. Die Ultegra Bremsschaltgiffe liegen gut in der Hand und sind dafür, dass darin ein Hydraulikzylinder und die mechanische Schaltung verbaut sind, erstaunlich schlank.


Sobald man ins Gelände abbiegt, zeigt die Lefty Oliver, welchen Unterschied 3cm Federweg machen. Auch wenn ich keine umfangreiche Testreihen gefahren bin, geschweige denn von Vergleichen mit anderen Rädern, so lässt sich doch festhalten, dass das Slate in schnellen Offroadpassagen sehr gut kontrollierbar bleibt und den meisten Stößen und Erschütterungen die Härte genommen wird. Arme und Hände ermüden so sehr viel später, man ist entspannter und fühlt sich länger Herr der Lage. Bergauf lässt sich die Gabel mit einem Daumendruck blockieren. Der Rebound lässt sich ebenfalls einfach und während der Fahrt anpassen. Die Slicks bieten erstaunlich viel Grip und geraten lediglich auf nassem Laub und im Schnee an ihre Grenze. An wirklich steilen Anstiegen im Gelände ist die 36x28 Übersetzung natürlich schnell zu schwer. Da ich aber mehr auf der Straße als im Gelände fahre, bevorzuge ich die enge Abstufung des klassischen 2x11 Antriebes gegenüber der Geländegängigkeit des 1x11 Antriebes (44 x 11-42). Das Schaltwerk ist offiziell bis maximal 28 Zähne freigegeben, der Mechaniker meines Vertrauens hat mir aber zugesichert, dass auch das kurze Schaltwerk 32 Zähne packt. Im Zweifel ist für relativ wenig Geld ein Schaltwerk mit mittelengem Käfig montiert.


So lassen sich die Stärken des Slate mit geringem Auswand verschieben. Mit Slicks, semi-kompakt Kurbel und Standard Kassette hat man ein prima Straßenrad, mit dem man trotz der 9,5 Kilo bedenkenlos Radmarathons in Angriff nehmen kann. Mit profilierten Reifen, Tubeless Set-Up, Kompakt Kurbel und breit gespreizter Kassette oder 1x11 Antrieb fährt man im Gelände nicht viel schlechter als mit einem Hardtail Mountainbike.

Auf Instagram wurde ich gefragt, ob auch 29 Zoll Räder in das Rad passen. Mit 30 mm Conti GP Reifen hätte man dann einen wirklich schnellen Satz für die Straße. Ich konnte das nicht probieren, aber es sollte eigentlich nichts dagegen sprechen, der Platz sollte ausreichen.

Ein Rad für alles! Würde ich es mir wieder kaufen? Ja, jederzeit. Meines stammt von Wheelsports in Weselberg.

Mehr Bilder auf Flickr:

Cannondale Slate


* Ich habe 208 gegenüber 212 cm mit 25mm Conti GP Reifen gemessen.

** Einige interessante Artikel über das Für und Wider der verschiedenen Reifengrößen mit besonderem Gewicht auf 650B etwa hier, hier und hier. 650B ist die Reifengröße, die schon in den 50ern bei französischen Rondoneur-Rädern verwendet wurde.

Links:

Freitag, 15. Dezember 2017

In eigener Sache: Unterlenker durchbricht Schallmauer


Letzte Nacht hat der Unterlenker die 1000 Likes Schallmauer auf Facebook durchbrochen, ungefähr so:

Quelle: Wikipedia

Vielen Dank für all die "Daumen hoch"! Das freut mich sehr und ist Motivation weiterhin hoffentlich nützliche, interessante, unterhaltsame (und ab und an auch profane) Posts zu schreiben. Es ist einiges in der Pipeline und mit etwas mehr freier Zeit über die Weihnachtsfeiertage wird das ein oder andere auch erscheinen.

An der Stelle auch ein besonderes Dankeschön an Claude von Cycling.Claude.de, der den Unterlenker.com mit einem Aufruf auf Facebook über die 1000 Like Grenze geschubst hat.

Freitag, 8. Dezember 2017

Breaking News: Die Deutschland Tour kommt nach Merzig!

Im kommenden Jahr findet nach 10 Jahren wieder eine Deutschland-Tour statt. Unter dem Motto "Deutschland. Deine Tour." geht es Ende August 2018 über vier Etappen durch den Westen Deutschlands. Der Start wird am 23. August nicht in Düsseldorf erfolgen. Von dort geht es nach Trier und am nächsten Tag, dem 25.08. nach Merzig. Die Schlussetappe am folgenden Tag wird in Stuttgart enden. Das ist ja mal ein Ding! Profiradsport in "meiner Stadt"! Wer hätte das gedacht.

Die genaue Streckenführung steht noch nicht fest, das Finale der Etappe wird aber wohl auf einen Rundkurs in Merzig ausgefahren und es wird (wahrscheinlich) meinen Hausberg hinaufgehen! Mein Strava-KOM wird dann Geschichte sein. Ich bin sehr gespannt wie schnell die Profis dort herauffahren werden, wenn es um den Sieg geht.

In den nächsten Wochen und Monaten werde ich euch meine Heimatstadt vorstellen, einen Blick hinter die Kulissen werfen und berichten, was es bedeutet ein Radrennen dieser Kategorie zu organisieren. Mich interessiert dabei insbesondere die Frage, warum man als Kommune eine solche Veranstaltung beherbergt und was man sich davon erwartet. Neben dem Rennen der Profis wird es am Tag der Veranstaltung und auch im Vorfeld viele Aktionen und Veranstaltungen geben, auch darüber werde ich berichten.

Also: Stay tuned - Ich bin begeistert, ich hoffe ihr auch!




Update: Auch wenn in der Wikipedia  und sonst wo "im Netz" Düsseldorf als Startort angegeben wird, wurde mir glaubhaft und nachdrücklich versichert, dass es sich dabei um Fake-News handelt! Ich habe den Passus daher von "der Start findet in Düsseldorf" zu "der Start findet nicht in Düsseldorf statt" geändert.

Dankeschön!

Heute geht ein dickes Dankeschön an Euch, meine Leser! Vielen Dank! Eure Stimmen in der Wahl zum Top-Fahrrad Blog habe den Unterlenker auf den zweiten Platz in der Kategorie Rennrad befördert. Lediglich Claude von cyclingclaude.de hat mehr Stimmen bekommen. 


Die Ergebnisse der Rennradkategorie finden sich hier, und die Gesamtwertung hier. Dieses Jahr hat Fahrrad.de auch eine Liste zum Download mit allen Links bereitgestellt, da finden sich viele Adressen zum schmökern, wenn das Wetter wie gerade jetzt doch mal zu schlecht zum Radfahren ist.

Sonntag, 3. Dezember 2017

Draft Animals

My job was done, so the rest was just showing off. I sat low on my bike on the descent, flying into corners I'd memorised hours before, scaring the hell out of everyone behind me. At the bottom, our team was down to me, Howes, and Danielson when Andy Schleck rode up to yell at me. 
  "Hey! Easy on the descents, huh?"
  The Schleck brothers managed to slide under the the radar when the dopers confessed. They were barely capable of results in the post-epo era, but they still acted like stars.
  "Go home, Andy," said Howes. Alex had a thing where every time a Schleck bothered him, he'd politely tell him to go home, like a friend had too much to drink at a party and was embarrassing himself.

Ich bin also nicht der einzige, dem von einem der Schlecks zu schnelles Abfahren vorgehalten wurde. Mich hatte es letztes Jahr beim Gran Fondo Schleck erwischt. Scheinen also keine Freunde einer schnellen Abfahrt zu sein, die beiden Luxemburger. :-)

Die zitierte Passage stammt aus Draft Animals - Living the Pro Cycling Dream (once in a while), dem neusten Buch von Phil Gaimon, dessen erstes Buch Pro Cycling on 10$ a Day ich hier auch schon vorgestellt habe. In Draft Animals erzählt Gaimon wie er es schließlich doch in die World Tour schafft und Profi für Garmin Sharp wird, wie er mit dem Sieg bei der Auftaktetappe der Tour of San Luis einen fantastischen Einstand feiert und  gegen Nairo Quintana um den Gesamtsieg kämpft. Am Ende eines soliden ersten Jahres in der World Tour kommt ihm die Fusion von Garmin-Sharp und Cannondale in die Quere und er kann keinen der knappen Plätze für die Saison 2015 ergattern.
Es folgt ein Jahr auf Pro-Continental Level mit Optum, in dem er alles auf eine Karte setzt, seine Firma und Coaching-Business aufgibt und sich 100% auf den Radsport konzentriert. Am Ende erhält er ein weiteres Mal die erhoffte Chance und Jonathan Vaughters gibt ihm einen Einjahresvertrag. Die Saison verläuft nicht wie erwartet. Zu viele Sponsoren-Verpflichtungen und zu wenige Renneinsätze, zu wenige Gelegenheiten sich zu beweisen. Ende 2016 gibt es eine weiter Fusion, diesmal zwischen Cannondale und Drapac, einem australischen Pro-Continental Team. Wieder sind die Plätze knapp und andere Optionen platzen wie Seifenblasen. Gaimon schlägt die Pro-Continental Angebote aus und setzt sich zur Ruhe, oder, treffender gesagt, beendet seine Profikarriere.


Das Buch ist eine fantastische Lektüre. Phil Gaimon hat einen College Abschluss in English und hat das Buch selber geschrieben, ganz ohne Ghost Writer, der ja bei den meisten Radsport-Biografien zum Einsatz kommt. Er plaudert unterhaltsam aus dem Nähkästchen und hält mit seiner eigenen Meinung nicht hinter dem Berg. Gaimon lässt seine Leser lachen und weinen (kein Witz! Auf Seite 319 habe ich 'ne Träne verdrückt). Man bekommt einen ungefilterten Einblick in das Leben eines Berufssportlers, der nicht die grossen Rennen gewinnt, sondern für andere arbeitet. Der einfach den Job macht der ihm zugeteilt wird. Als Kletterer in Paris Roubaix an den Start gehen? Kein Problem. Flache, windige, belgische Etappenrennen? Kein Problem. Jede gute Leistung birgt die Hoffnung in die Auswahl für die großen Rennen zu kommen: Die Tour de Suisse, die Vuelta, die Baskenland Rundfahrt. Aber immer und immer wieder geht geht etwas schief. So ist das Buch auch eine endlose Aneinanderreihung von "was wäre wenn" Situationen. Immer wieder denkt man, ah, so ein Pech, das hätte anders ausgehen können. Keine der Biografien, die ich bisher gelesen habe, zeigt so deutlich wie fragil, von Zufällen abhängig der Erfolg im Profiradsport ist.

Manchmal treibt es Gaimon mit dem Tratsch etwas weit, etwa wenn er die Geschichten über Fabian Cancellara zum Besten gibt, nach denen der Schweitzer zeitweise ein E-Bike gefahren sein soll und sich hinter dem Luigi Pseudonym auf den Fuentes Blutbeuteln verbirgt. Er schreibt:
".. I'm pretty sure that the blood bags code-named 'Luigi' belonged to Cancellara, .." Später im Buch heißt es dann, das Thomas Dekker zugegeben hat Luigi zu sein. Somit ist das erste Statement natürlich wider besseren Wissens erfolgt. Nicht so schön. Ich fand es erstaunlich, dass die Motor-Geschichte so viele Wellen über die Radsport Medien hinaus geschlagen hat, nicht aber die Blutbeutel-Zuschreibung. (BBC, NZZ, CyclingNews, CyclingNews) Unterhaltsam war es aber auf jeden Fall.

Im ersten Teil des Buches schreibt Gaimon über das Leben in der "Post-Dopocalypse". Wie kann man als Fahrer, der seine Einstellung gegen Doping mehr als deutlich äussert und sogar ein "Clean" Tattoo auf dem Arm hat, mit Ex-Dopern befreundet sein? Seine Freundschaft mit Tom Danielson wird ihm oft vorgehalten. Aber wie ich vor kurzen in dem Post über Startverbote für Ex-Doper auch schon festgehalten habe, das Leben ist nicht nur schwarz und weiß. Wenn man als Radsportler im Profizirkus sein Geld verdienen möchte, wird man zwangsläufig mit vielen Menschen zu tun haben, die mehr oder weniger "Dreck am Stecken haben". Von seinem damaligen Coach Matt Koschara bekam Gaimon folgenden Rat:

"The way the sport is right now, if you can't be friends with dopers, you might as well quit," he said. "No WorldTour team will hire a guy with a CLEAN tattoo if they think you hate their managers and half their riders."

Besonders eindrucksvoll sind Einführung und Nachwort, in denen er mit der alten Weisheit aufräumt, nach der man nur hart genug arbeiten muss um seine Träume zu realisieren.

When I was a kid, celebrities and athletes told my generation to never give up on our dreams, promising that if we dug deep and believed in ourselves, we could also achieve great things. It sounds nice, but they left out that for every big winner, there were thousands who put in the same effort, but just weren't good enough. The losers don't get a microphone to tell their story, so you don't realise how much failure is out there and your perspective is skewed.

Eine Karriere im Sport, das macht das Buch mehr als deutlich, ist ein aussichtsloses Unterfangen mit minimalen Erfolgsaussichten. Wenn man die Wahl hat und sich für ein geregeltes Leben entscheidet, muss man kein schlechtes Gewissen haben. Das ist mehr als vernünftig. Warum Gaimon trotzdem dem Traum nachgejagt ist?

I didn't decide to follow a dream - I was kidnapped by it

Das Buch ist bei Pinguin Random House erschienen und hat 320 Seiten. Bei Amazon kostet das Taschenbuch 20,53 Euro, die Kindle Ausgabe 10,76 Euro und das vom Author selber gesprochene Hörbuch als Audio-CD 49,50 Euro. ISBN-13: 978-0143131243

Links:
Verlagsseite
Gaimons Homepage philthethrill.net
Velonews Podcast Gaimon Controversy
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