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Montag, 17. August 2015

Bellheim Power Daten

Nach dem Rennbericht hier noch ein Blick in die Leistungsdaten des Rennens in Bellheim:

Zunächst die Power Werte, über die 2,5 Stunden hatte ich eine Durchschnittsleistung von 266 Watt. Dieser Wert ist der mathematische Durchschnitt und berücksichtigt nicht die Anforderungen der Tempowechsel. Um die tatsächliche Leistung besser einschätzen zu können haben Allen und Coggan das Konzept der "normalized Power" entwickelt. Diese Zahl beschreibt besser die Anforderung an den Organismus und findet sich in der rechten Metriken Spalte und nennt sich in Golden Cheetah xPower. Der Wert beträgt hier 284 Watt.


Laut dem Modell hätte ich also mit dem gleichen körperlichen Einsatz auch eine Durchschnittsleistung von 284 Watt (statt 266) fahren können, wenn das Tempo perfekt gleichmäßig gewesen wäre. Die beiden Werte liegen recht nah beieinander, ein Hinweis darauf, dass es nur wenige Attacken und Tempowechsel gab und die Leistung in der Tat gleichmäßig war.

Die Verteilung der Leistungszonen ist relativ gleich über das ganze Spektrum von "easy peasy" bis "Anschlag". Selbst wenn man die Anzahl der Zonen auf zwei reduziert und Z1 und Z2 als langsam und Z3 bis Z7 als schnell bezeichnet, war fast 1 Stunde "langsam" und nur 1,5 Stunden schnell. Ganz anders sieht es aus wenn man die Pulswerte betrachtet, dort waren über 2 Stunden in dem schnellen Bereich. Die Differenz der Dauer der schnellen Zonen Puls versus Watt zeigt schön, dass die Herzfrequenz sehr viel langsamer reagiert, die Wattwerte die Leistung aber sekundengenau erfassen.


Hier die Aufzeichnung des gesamten Rennens. Deutlich sieht man die Attacke bei Minute 20. Danach folgen etwa 20 Minuten mit einer recht gleichmäßigen Leistung, das ist die Soloflucht (xPower 342). Mein FTP wert liegt bei 314 Watt, ich befand mich also durchweg im anaeroben Bereich, die W' Kapazität wird währenddessen auch vollständig aufgezehrt, lange hätte ich dieses Tempo nicht mehr halten können. Bei Minute 38 kommt Alberto von hinten und die Powerkurve beginnt zu springen. Das sind jeweils die Führungen und Windschattenphasen, die W' Kapazität erholt sich. Bei 1:10 kommt die Gruppe von hinten, die Intensität sinkt weiter, der Puls geht nach unten, W' geht weiter nach oben.

Zwei Punkte stechen auf der Leistungskurve heraus. Der zweite Prämiensprint bei 1:25 und die vermeintliche Prämie am Ende der vierten Runde bei etwa 1:52. Beide Male muss ich mit etwa einem fünftel meiner W' Kapazität (Anaerobe Work Capacity) bezahlen. Was macht schon so ein kurzer Sprint zwischendurch, denkt man sich vielleicht, aber es kann gut sein, dass das genau die beiden Belastungen waren, die die entscheidenden Körner gefressen haben, die bei der finalen Attacke gefehlt haben (ab 2:10).


Hier die erste Stunde ab der Attacke bei Kilometer 15. xPower betrug 310 Watt, nur vier Watt unter meinem FTP Wert von 314, der die maximale Leistung angibt, die man theoretisch über eine Stunde erbringen kann.


Hier das Finale, bei 2:12 muss ich reissen lassen. Als die Gruppe mich wieder einholt und dann ziemlich zockelt und keiner mehr führen will, probiere ich es nochmal alleine (2:17,30) kann das Tempo aber nicht halten und werde nochmal eingeholt.


Am Ende hat nur ein kleines Schippchen gefehlt um zumindest um den Sieg sprinten zu können. Das zeigt mal wieder, dass man in einem Radrennen jede Anstrengung gut überlegt einsetzen muss. Natürlich kann man auch zuviel Kräfte sparen und die entscheidende Attacke verpassen, wenn man einfach immer im Feld bleibt. Dann kommt man ins Ziel und hat nur eine Grundlageneinheit absolviert. Auf der anderen Seite ist die Energie aber auch sehr schnell verpulvert und fehlt dann im entscheidenden Moment.

Dienstag, 21. Juli 2015

Engadin Power Daten

Chris Froome und Bradley Wiggins wurde und wird ja oft vorgeworfen, dass sie wie Roboter nur nach den Watt-Zahlen auf ihren Radcomputern fahren. Statt Attacken mit Herz nur kühl geplanter Einsatz der Kräfte. Ob das so jetzt wirklich stimmt, sei mal dahingestellt und soll hier auch gar nicht weiter Thema sein.

Allerdings hat das "Radfahrer nach Zahlen" einige Vorteile, insbesondere bei einem Radmarathon. Und bevor die Rennfahrer und Traditionalisten unter meinen Lesern jetzt aufschreien, ja, bei einem Radrennen, und damit meine ich Lizenzrennen, ist es meist einfach eine Frage von dranbleiben oder reißen lassen. Dort geht es in der Regel weniger darum den Rückstand zu minimieren und schon gar nicht um eine gute Zeit, sondern einfach um Sieg oder Niederlage.

Ein Radmarathon ist da eine ganz andere Geschichte. Selbst für die, die dort um den Sieg fahren geht es nicht um Attacke und Konterattacke sondern um das vorausschauende Haushalten mit den Kräften. Für alle Anderen gilt das erst recht.

Im Engadin waren 211 km, fünf Pässe über 2300 m und fast 5000 hm zu absolvieren. Einige Fahrer haben schon auf den ersten Kilometern am ersten Berg, dem Ofenpass aus dem letzten Loch gepfiffen. Das war wirklich spektakulär. Ich habe mich gefragt, ob die es überhaupt bis zur Passhöhe schaffen oder vorher einfach immer langsamer werden und umkippen. Aber in den Vogesen bin ich ja auch losgestürmt als ob es kein morgen gäbe.

Das Schwierige bei einer solchen Veranstaltung ist, dass man am Anfang ja vor Energie nur so strotz. Man ist in einem riesigen Feld, alle fahren schnell, die Speicher sind gefüllt und das Adrenalin sprudelt nur so. Schnell ist er Puls im roten Bereich ohne dass es einem nennenswert weh tut. Aber die Rechnung kommt, früher oder später.

Und da kommt der Kasten am Lenker mit den Zahlen ins Spiel. Bei Zahlen meine ich Leistung in Watt, also ein Powermeter, in meinem Fall sind das die Infocranks. Das Verhältnis von Input (Herzfrequenz) und Output (Power) verhält sich über die Dauer nicht eins zu eins sondern verändert sich. Am Anfang ist die Leistung bei einer bestimmten Herzfrequenz noch recht hoch, nach einigen Stunden ist die Leistung bei gleichem Puls deutlich niedriger. Das ist eine der Ursachen, warum man am Anfang eines Marathons gerne überzieht, wenn man nur nach Puls fährt.
Wäre das Verhältnis 1:1, bräuchte man übrigens keine Powermeter sondern wüsste nach einmaligem Test immer welche Leistung man bei welchem Puls fährt.

Das Ganze kann man schön veranschaulichen, meine Daten aus dem Engadin sehen auf Cycling Analytics so aus:
Der kleine Chart unten rechts zeigt die PWC 150 und 170 Werte für jede Stunde des Marathons an. Also die Leistung die ich bei 150 und 170 Schlägen erbracht habe. Deutlich zu sehen, wie das über die Zeit abfällt. (PWC@170: 274/279/256/230/244/220/229) Ebenfalls deutlich sind die Fehler in der Datenaufzeichnung in der 2. und 3. Stunde (Pulsgurt verrutscht?).

Mehr zu diesem Chart findet sich hier auf dem Cycling Analytics Blog.
Infos zur Physical Work Capacity auf Wikipedia

Der entsprechende Chart in Golden Cheetah:


Um seine Leistung entsprechend einzuteilen muss man zunächst seinen FTP wissen. Die Functional Threshold Power ist die Leistung, die man gerade so über eine Stunde erbringen kann. Davon kann man dann weitere Trainingszonen ableiten. Hier und hier habe ich schon mal darüber geschrieben. Mein aktueller FTP Wert liegt bei 297 Watt. Die Zeit die ich über dieser Schwelle verbringen kann ist begrenzt.

Dementsprechend habe ich im Engadin darauf geachtet, nicht wesentlich mehr als 300 Watt zu treten.


Das ist mir gut gelungen und die Leistung ist an den Bergen recht gleichmäßig, selbst am Flüelapass konnte ich über 52 Minuten noch eine Durchschnittsleistung von 271 Watt treten. Der Albulapass war deutlich länger und der letzte Berg des Tages, dort waren es immerhin noch 223 Watt im Schnitt.

Eine andere interessante Metrik ist der W' Wert, das ist die zweite Grafik. Grob ist W' (Dabbl-Uh-Preim) Wert die Energie, die man im anaeroben Bereich zur Verfügung hat. Diese regeneriert sich zwar mit der Zeit wieder, aber nicht vollständig und am Ende einer langen Belastung kann man auch nicht mehr auf diese theoretische Reserve zugreifen (Schon mal versucht mach 200 km Intervalle zu fahren? Genau, das geht nicht mehr).

Am Flüelapass sieht man deutlich, wie mein W' Wert sinkt und ich auf ein Fiasko zusteuere. Man kann aber auch genau die Stelle erkennen, an der ich die Gruppe ziehen lasse, etwas raus nehme und mein eigenes Tempo fahre. Von dem Moment an steigt der W' Wert wieder an. Die Leistung nimmt ab, was zum Teil aber auch der Höhe geschuldet ist. Die Herzfrequenz bleibt mehr oder weniger gleich.

Als Vergleich die gleiche Auswertung vom GFNY Ventoux:


Dort bin ich am Anfang sehr viel verschwenderischer mit meiner Kraft umgegangen und musste dafür am Ventoux bitter bezahlen.

DRTL:
Die Herzfrequenz ist nur ein schwacher Indikator um die Kräfte einzuteilen. Ein Powermeter und das Wissen um die eigenen Leistungsbereiche dagegen das wirksamste Werkzeug um der frühzeitigen Verschwendung entgegen wirken.

Dazu vorher auf Unterlenker:

Samstag, 31. Januar 2015

Watt Training: FTP und IAS

Seit einigen Wochen habe ich jetzt mit der Infocrank ein Powermeter am Rad, das mir bisher nicht viel mehr als eine weitere Zahl auf meiner Garmin liefert. Höchste Zeit sich intensiver damit zu beschäftigen. Dreh und Angelpunkt jedes Watt gesteuerten Trainings ist die Functional Threshold Power, oder kurz FTP. Der FTP Wert sollte bei der gleichen Belastung erreicht sein an dem ein Sportler auch seine individuelle Aerob/Anaerobe Schwelle (IAS) hat. Beide Werte hängen also zusammen, beziehen sich aber auf unterschiedliche Systeme.

Die IAS ist der Moment, bei dem der Körper so viel Laktat erzeugt, wie er gerade so noch abbauen kann. Die Laktat Konzentration im Blut wird dabei in Millimol (mmol) angegeben. Ein Mol ist die chemische Basiseinheit der Stoffmenge. Die genaue Laktat Konzentration, bei der sich Auf- und Abbau im Gleichgewicht befinden variiert von Sportler zu Sportler und hängt auch vom Trainingszustand ab. Der früher oft verwendete Wert von 4 mmol/l ist dabei lediglich ein Durchschnittswert, tatsächlich kann er zwischen 2,3 und 6,8 mmol/l variieren (Wikipedia).

Der Pulswert an der IAS definiert dann die Trainingsbereiche. Liegt die IAS beispielsweise bei 178 Schlägen pro Minute ist der Ausdauer Trainingsbereich nach Joe Friel zwischen 147 und 159 Schlägen (Zone 2, 82-88% der IAS).

Update: Im eigentlichen Sinn definiert die IAS einen biochemischen Zustand bei einer bestimmten Leistung, nicht bei einer bestimmten Herzfrequenz und wird somit in Watt gemessen. Allerdings hängten Leistung und Herzfrequenz zusammen und die Angabe der Trainingsbereiche in % der Herzfrequenz bei der IAS ist gängige Praxis.

Bestimmt wird die IAS im Radsport in der Regel mit einem Stufentest auf einem Ergometer im Labor. Das ist vergleichsweise teuer und sollte im Idealfall mindestens zwei mal im Jahr durchgeführt werden.

Der FTP Wert bezeichnet die Leistung, die man über eine Stunde aufrechterhalten kann. Wenn man also die Durchschnittsleistung von Jens Voigt bei seinem Stundenweltrekord nimmt, sollte man laut Definition seinen FTP Wert bestimmt haben. Nun ist ein Zeitfahren über eine Stunde eine sehr große Belastung die man mal nicht einfach so zu Test-Zwecken durchführt. Es gibt daher einige Methoden diesen Wert anhand von Ergebnissen kürzerer Tests zu schätzen.

Joe Friel bestimmt die FTP als 95% der Durchschnittsleistung eines 20 Minuten Tests. Alan Couzens sieht diesen Wert als zu hoch an und bezieht in die Berechnung auch das Resultat eines fünf Minuten Tests mit ein. Letzteres ermöglicht auch Aussagen über die Ermüdungsrate eines Sportlers.

Eine niedrige Ermüdungsrate ist durch einen geringen prozentualen Unterschied zwischen der 5 Minuten und 20 Minuten Durchschnittsleistung gekennzeichnet. Ein Wert von 5% entspricht dabei einem Elite Langstrecken Sportler, 20% einem untrainierten Normalo. Ein Bahnsprinter wird hier auch eher einen höheren Wert haben und schneller ermüden aber auch sehr viel höhere Leistungen im Kurzzeitbereich erbringen. Anders bei einem Langstrecken Athleten, der nur langsam ermüdet aber nur eine vergleichsweise niedrige maximale Leistung erreicht.

Der FTP Wert kann dann genauso wie die IAS zur Bestimmung der Trainings Bereiche genutzt werden. Joe Friel gibt den Ausdauer Bereich im Watt gesteuerten Training (Zone 2) mit 55 bis 75% der FTP an.

Soviel zur Theorie. Ich bin beide Tests, 20 Minuten und 5 Minuten, auf der freien Elite e-Motion Rolle gefahren. Diese Rolle hat eine verstellbare Magnetbremse, die für diese Tests mehr als genug Widerstand bietet. Motivationshilfe habe ich dabei von Sufferfest bekommen. Das Rubber Glove Video zielt speziell auf diesen FTP Test ab.


Über die 20 Minuten hatte ich eine Durchschnittsleistung von 301Watt und einem Puls von 178.
Über die fünf Minuten erzielte ich 374 Watt.

Nach Friel ergibt dies folgendes:

FTP: 301 Watt x 0,95 = 286 Watt
IAS: 178 Schläge

Nach Alan Couzens:

FTP: 301x(1-0,75x((374-301)/374)) = 257 Watt
Ermüdungsrate: (374-301)/374/2 = 9,76%


Das stellt jetzt natürlich ein Problem da. Nach welchem FTP Modell soll ich mein Training ausrichten? Wer hat Recht? Um das herauszufinden, werde ich mich im März einer Leistungsdiagnostik im Institut für Sportmedizin der Universität des Saarlandes unterziehen. Den Test kann ich auf meinem eigenen Rad mit Powermeter fahren und so auch die Infocrank mit den Daten aus diesem Test vergleichen können.



Weiterführende Informationen:
Alan Couzens Blogposts auf der Power2Max Seite
Alan Couzens eigener Blog
Joe Friel, Quick Guide to Training With Heart Rate, Power and Pace