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Sonntag, 24. September 2017

Alles für den Schinken

Wie gerne hätte ich den Schinken gewonnen, den Preis für die schnellste Zeit beim Bergzeitfahren in Bourscheid. Allein der Gedanke an die Siegprämie aus 2015 treibt mir das Wasser im Mund zusammen. Aber, was soll ich sagen, der Schinken hing dieses Jahr zu hoch für mich, ich habe mich gestreckt und gereckt so gut ich konnte, ich bin nicht dran gekommen. Am Ende haben 26 Sekunden auf die Siegerzeit und 38 Sekunden auf meine eigene Zeit aus 2015 gefehlt.

Dieses Jahr reichte meine Zeit von 9:55 für den vierten Platz. Auf dem Podest standen ein Jugend-, ein Junioren- und ein Elite-Fahrer. Gewonnen hat aber nicht, wie man vielleicht annehmen würde, der Elite-Fahrer Philipp Herrmann (Jahrgang '84, 9:51) sondern mit Loic Bettendorff der Jugendfahrer (Jahrgang '01, 9:28)! Zweiter wurde der Junior Gilles Kirsch (Jahrgang '00, 9:36). Und ich als Master auf Platz vier. Das war doch mal schön dem Alter nach aufsteigend sortiert!

Aber auch wenn ich das Podest verpasst habe und somit weder Schinken noch Wurst in Empfang nehmen konnte, war mir wenigstens Fortuna hold. In der Tombola der Startnummern habe ich einen Präsentkorb mit Bio-Produkten von Naturata gewonnen!

Wie 2015 war das Bergzeitfahren wieder erstklassig organisiert. Die Strecke war komplett abgesperrt, es gab eine Zeitnahme mit Chip (von der Station mit den Touchscreen Displays zur Anzeige der Live-Ergebnisse war ich schwer beeindruckt), eine Startrampe, prima Duschen in unmittelbarer Zielnähe und tolle Sachpreise (der Schinken war dieses Jahr sogar noch viel größer, mit Knochen!). Einziger Wermutstropfen war das Wetter, es regnete zwar nicht durchgängig, die gelegentlichen Schauer waren dafür wahre Wolkenbrüche. Dementsprechend wenig Zuschauer hatten sich eingefunden. Schade. Im letzten Jahr herrschte im Ziel wohl richtige Dorffest Atmosphäre.

Der Starter mit dem coolsten Rad war übrigens der Fahrer einige Minuten vor mir, der mit einem blauen Peugeot Klapprad an den Start ging. Leider hatte ich am Start keine Kamera dabei, das Rad war wirklich schick! Respekt, damit den Berg hoch war schon eine Leistung.

Auf jeden Fall Erwähnung muss auch finden, dass die Erlöse der Veranstaltung der Fondation Kim Kirchen zugehen, die sich für benachteiligte Kinder einsetzt. Thumbs up!










Das ich deutlich hinter meiner Zeit von 2015 war, hatte mich dann aber doch etwas überrascht. 9:16 versus 9:54 war deutlich. Ich hatte mir mehr zugetraut, aber so ist es nun mal, nicht jeder Tag ist wie der andere. Interessant ist, dass schon wenige Watt einen deutlichen Unterschied machen. Dieses Jahr herrschte überwiegend kräftiger Gegenwind bergauf, der insgesamt für etwas langsamere Zeiten gesorgt haben dürfte, aber davon abgesehen haben einfach ein paar Watt gefehlt. Meine Durchschnittsleitung war 14 Watt niedriger, mein Durchschnittspuls zwei Schläge und der maximal Puls ganze 11 Schläge niedriger. Die einzige Metrik die höher war, war das Gewicht: Ein Kilo mehr musste ich hoch schleppen.

Der Vergleich in Golden Cheetah zeigt die 2015er Werte in türkis und 2017 in violet an. Man sieht, dass der Unterschied nicht groß ist, sich am Ende aber aufsummiert.

Woran es gelegen hat, darüber kann man natürlich nur Vermutungen anstellen:
  • Es war kalt und regnerisch, da ich schon im Renn-Trimm zum Start runter gefahren bin und alles im Auto gelassen habe, war ich dort entsprechend ausgekühlt. Da hilft dann auch kein Warmfahren auf der Rolle.
  • Ich bin zu lange auf dem großen Kettenblatt mit unnötig schräg laufender Kette gefahren. Das kostet einige Watt.
  • Zu wenig Schlaf
  • Absteigende Form, nicht nur gefühlt, sondern auch gemessen, wenn man den Performance Management Chart heranzieht.
  • Es war einfach nicht mein Tag
Was jetzt wenn überhaupt mit wieviel Watt zu dem Unterschied von 14 Watt beigetragen hat? Keine Ahnung. Aber es wird deutlich, das sich auch die Suche nach kleinsten Optimierungen lohnen kann und sich die Ersparnisse aufsummieren (aka Marginal Gains). Bessere Reifen, ein optimaler Luftdruck, besseres Kettenöl, minimierter Schräglauf, nicht ausgekühlt am Start erscheinen und so weiter und so fort. Wie sagt mein alter Herr immer: "Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert." Und wo er Recht hat, hat er Recht.


Die obere Kurve zeigt die Leistung an. Insgesamt scheint diese 2017 gleichmäßiger gewesen zu sein, Es wird aber auch deutlich, dass ich 2015 besonders auf dem letzten Kilometer mehr Watt mobilisieren konnte, vielleicht auch weil ich das Rennen etwas verhaltener begonnen habe.

Die Verteilung der Pulswerte zeigt, dass ich 2015 viel "tiefer" gehen konnte. Ein mögliches Anzeichen von genereller Ermüdung oder der Tatsache, dass ich einfach zwei Jahre älter bin und mein Herz einfach nicht mehr so schnell kann. :-(

Die Leistungswerte gruppiert nach Zonen. In den Zonen auf die es ankommt, Z5 - Z7 habe ich 2017 weniger Zeit verbracht. Dann ist der Durchschnitt natürlich auch geringer und man kommt später oben an.


Links:
vorher auf Unterlenker.com mam-velo-de-buurschter-rop
Homepage buurschter.lu
Facebook
Ergebnisse

Freitag, 8. September 2017

Gegen die Uhr und gegen den Berg

Die Radlerfreunde Homburg haben am ersten Samstag im September bereits zum vierten Mal die offene Landesverbandsmeisterschaft im Bergzeitfahren ausgerichtet. Starten durften Fahrer aus allen Verbänden, Meistertitel gab es aber nur für die Sportler aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz. Da war es mehr als passend, dass der Start auf saarländischer Seite in Homburg erfolgte und das Ziel in Käshofen in Rheinland-Pfalz war.



Die Strecke ist jetzt nicht unbedingt das, was man unter einem richtig schlimmen Berg erwartet, bevorzugt damit aber auch nicht die reinen Kletterer. Es wird nie richtig steil, die Steigung schwankt meist um fünf Prozent, zu Beginn sind es auch mal sieben Prozent, am Schluss etwas weniger.  Die Abfahrt unterteilt die Strecke in drei Sektionen: Start und 1. Steigung / Abfahrt / 2. Steigung und Finale. Die besten Fahrer brauchen zwischen 9:30 und 10:30. Zwei Drittel der 90 Fahrer der langen Strecke blieb unter 12 Minuten (U13 und jünger fuhr nur den ersten Anstieg). 


Zehn Minuten gegen die Zeit. Wie teilt man ein solch kurzes Rennen am besten ein? Soll man so schnell starten wie es geht und dann versuchen das Tempo zu halten? Oder beginnt man besser verhalten um sich zum Schluss noch steigern zu können? Und welchen Maßstab nimmt man? Die Zeit an bestimmten Punkten, die Geschwindigkeit, Puls, Belastungsempfinden RPE (also Gefühl) oder die Leistung? 
  • Zeitmarken an einem bestimmten Punkten der Strecke funktionieren am besten, wenn man die Strecke schon oft gefahren ist und damit genug Vergleichswerte hat. Zwischen den Punkten hat man dann aber nur eine ungefähre Ahnung ob man sich "auf Kurs" befindet und vor oder nach der avisierten Zeit liegt.
  • Eine kontinuierliche Information liefert die aktuelle Geschwindigkeit. Diese muss aber an die sich jeweils ändernde Steigung anpasst werden. In der 7% Passage etwas langsamer als in den 5% Passagen, am Schluss etwas schneller. Somit kann die Geschwindigkeit nur ein grober Anhaltspunkt sein.
  • Der Puls als einziger Richtwert verleitet leicht zu einem zu schnellen Start, da die Herzfrequenz auf Leistungsänderungen mit etwa 20 bis 30 Sekunden Verzögerung reagiert. Daneben hängt der Puls auch von der Tagesform ab. Aus nicht immer nachvollziehbaren Gründen schlägt das Herz bei gleicher Belastung mal schneller oder langsamer. Versucht man nun unbedingt einen bestimmten Wert zu erreichen, kommt aber nicht heran, überzieht man. Treibt hingegen die Nervosität den Puls in die Höhe, wird man vielleicht zu langsam fahren und unter seinen Möglichkeiten bleiben.
  • Ein Pacing nur nach dem Belastungsempfinden, also ohne weitere Infos vom Radcomputer, erfordert viel Erfahrung, ist dann aber sehr flexibel was die äusseren Einflüsse und die Tagesform anbelangt. Allerdings muss man auch hier aufpassen am Anfang nicht zu überziehen. Das richtige Maß zwischen "angenehmem Tempo" und "ich kann nicht mehr" ist in den ersten Minuten schwer zu finden.
  • Der genauste Parameter ist ohne Frage die Leistung. Egal ob die Steigung variiert oder der Wind aus einer anderen Richtung kommt als im Training, egal ob die Nerven den Puls nach oben treiben oder die leichten Rennlaufräder etwas mehr Geschwindigkeit zulassen, die Wattzahl zeigt genau an was unser Körper gerade leistet. Allerdings unterliegt auch die Leistung der Tagesform und muss durch das Belastungsempfinden "kalibriert" werden.
Aber machen wir uns nichts vor, über Erfolg und Misserfolg entscheidet neben Talent, hartem Training und gutem Material in erster Linie die Fähigkeit sich zu quälen und das Letzte aus sich herausholen zu können. Egal wie man ein Zeitfahren angeht, irgendwann kommt der Punkt an dem jede Faser des Körpers nur noch darum winselt, dass es endlich vorbei ist. Die einzige Pacing-Strategie, die die Schmerzen wirkungsvoll verhindert, ist langsam zu fahren. Will man aber sein Bestes geben, steht schon am Start fest, dass es weh tun wird. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum nur Wenige Zeitfahren mögen.

Mein Anhaltspunkt sollte meine maximale 10 Minuten Leistung sein. Andere Informationen habe ich auf dem Garmin abgeklebt. Der Critical Power Chart in Golden Cheetah hat mir für die letzten 28 Tage einen Wert von rund 370 Watt angezeigt. Die Abfahrt sollte etwas "Erholung" zulassen, so dass die Leistung an den Anstiegen irgendwo zwischen diesen 370 und 400 Watt liegen sollte um ohne einzubrechen bis nach Käshofen zu kommen.


Der Start erfordert natürlich erstmal eine ganze Menge Watt und es dauert etwas lange, bis ich im anvisierten Bereich knapp unter 400 Watt bin. Die Durchschnittsleistung beträgt 418 Watt, ohne die Startphase von 300 Meter sind es 388 Watt.



Die Abfahrt von Kilometer 1,5 bis 2,5 ist mit 255 Watt dann fast eine Spazierfahrt (56,8 km/h, 104 rpm). Der Beginn der zweiten Steigung treibt die Leistung nochmal kurz in die Höhe bevor ich wieder meinen Rhythmus finde. Die angepeilte Leistung kann ich aber nicht ganz halten und habe am Ende einen Durchschnitt von 360 Watt und bleibe mit 10:07 knapp über der angestrebten Zeit von 10 Minuten. Interessanterweise bin ich 2014 ebenfalls eine 10:07 und 2013 eine 10:08 gefahren. Es scheint also, dass ich diesen Berg einfach nicht schneller hochfahren kann.


Zusammenhängend sieht das dann so aus:


Wie bereits 2014 habe ich mir meinen Rückstand gegen die Besten einzig in der zweiten Steigung eingehandelt. Bei Kilometer drei lag ich sogar noch zwei bzw. drei Sekunden vor Frederik Dombrowski und David Büschler, den beiden Erstplatzierten in der Elite. David ist dabei in etwa gleich schnell wie ich gestartet und hat am Ende gegen den zu Beginn deutlich langsameren Dombrowski verloren.


Das zeigt, dass es auch oder gerade bei solch einem kurzen Zeitfahren sehr wichtig ist, die Kräfte richtig einzuteilen. Natürlich wäre ich auch mit einem langsameren Start und einem schnelleren Ende nicht besser als Dombrowski gewesen, das steht außer Frage, einige Sekunden weniger, vielleicht sogar eine 10:00 wären aber vielleicht möglich gewesen. 

Genauso kann man auch einen Blick nach hinten werfen. Wenn ich meine Zeit mit der von Fahrern nach mir vergleiche wird deutlich, dass ich den Großteil meines Vorsprunges an der ersten Steigung herausgefahren habe. Danach bleibt der Abstand etwa gleich. Insofern könnte man die Renneinteilung auch als erfolgreich betrachten, da ich gegenüber diesen Fahrern am Schluss nicht eingebrochen bin.


Aber hey, wie auch immer, ich bin Saarlandmeister der Senioren 2 geworden und habe damit alle drei Goldmedaillen gewonnen, die es dieses Jahr im Saarland auf der Straße zu gewinnen gab (Straße, Zeitfahren, Berg). Kurioser Weise hätte meine Zeit auch bei der Elite zum Saarlandmeister gereicht, nicht aber bei den Junioren! Daher Glückwunsch an Jan-Eric Rinke zum Saarlandmeister-Titel aller Klassen! Bravo! Ebenfalls ein dickes Bravo an Jochen Scheibler, der mit 54 'ne menge junger Kerle deklassiert hat. Hier die Liste aller Saarländer (ohne HobbyRennen) geordnet nach Zeit:


Keine Überraschung hingegen war die tadellose Organisation durch die Radlerfreunde Homburg. Ich hoffe, dass es 2018 eine weitere Edition gibt, dann werde ich versuchen wirklich langsam zu starten! Ebenfalls lobenswert war, dass die Kampfrichter die Räder vor dem Start gewogen und somit für einen regelkonformen Wettkampf gesorgt haben. Das dies tatsächlich nötig ist, hat ein erfolgreicher Einspruch 2016 gegen ein zu leichtes Rad gezeigt. 

Mit Harry und Uwe auf dem Podest!

Der Präsident des SRB, Jörg Aumann, hat das Rennen kommentiert.

Links:
Bergmeisterschaft 2014 auf Unterlenker.com
Homepage der Radlerfreunde Homburg, dort finden sich Bilder und die Ergebnisse

Samstag, 16. Juli 2016

Mam Velo de Buurschter rop 2016

Am 10. September findet die vierte Edition des Bergzeitfahrens am Bourscheider Berg im Norden Luxembourgs statt. Veranstaltet wird das Rennen von der Gemeinde Bourscheid-Erpeldange, dem Veloclub UCN Ettelbrück und der Fondation Kim Kirchen.


Letztes Jahr war ich dort überraschend der Schnellste und habe einen ganzen Schinken gewonnen!  Vor einigen Tagen habe ich das letzte Päckchen aus dem Tiefkühlschrank genommen und brauche jetzt dringend Nachschub! (Ich hoffe doch, dass es dieses Jahr wieder einen Schinken zu gewinnen gibt.)

Neben dem Bergzeitfahren auf der Straße findet auch ein Uphill für Mountainbiker statt. Und wer es lieber gemütlich angeht, kann ab 9:00 bei der Rondonnée (RTF) auf der Straße (41 km) oder im Gelände (12,7 km) die tolle Landschaft im Norden Luxembourgs genießen.

Die Rondonnée kostet kein Startgeld, für das Bergzeitfahren fallen 10 Euro (unter 18J) bzw. 15 Euro (ab 18J) an, egal ob auf der Straße oder im Gelände, wer zwei mal startet (Straße und MTB) bezahlt 20 Euro. Starten können alle Alters- und Leistungsklassen. Von den Schülern bis zu den Masters und von den Hobbyfahrern bis zu den Amateuren. Die Erlöse gehen an die Fondation Kim Kirchen, die benachteiligten Kindern hilft.

Eine wirklich schöne Veranstaltung in einer der schönsten Gegenden Luxembourgs und ein perfektes letztes Saisonziel vor der Winterpause. Kann ich nur wärmstens empfehlen. Also, worauf wartet ihr? Alle Infos und die Online-Anmeldung finden sich auf www.Buurschter.lu. Ich werde auf jeden Fall am Start stehen!

Wer nicht aus der Gegend ist, für den bietet sich übrigens ein verlängertes Wochenende an. Der Norden Luxembourg hat einiges zu bieten! Infos hier und hier.

Sonntag, 13. September 2015

Mam Velo de Buurschter rop!

.. das ist Luxemburgisch und bedeutet: "Mit dem Fahrrad den Bourscheider hoch." Bourscheid ist eine Gemeinde in Luxembourg auf einem Höhenzug über der Sauer. Nach Bourscheid kann man von drei Seiten hinauf fahren, von Ettelbrück aus, von der Göbelsmühle und von Bourscheid-Moulin. Zumindest die beiden letzten Anstiege sind regelmäßig Bestandteil der Flêche du Sûd und der Tour de Luxembourg und, wenn auch keine Berge im Sinne eines Alpenpasses, so doch echte Hügel die im  Radrennen die Spreu vom Weizen trennen. Ich zumindest erinnere mich mit Schrecken an die Etappen der Flêche du Sûd, die den Anstieg auch gerne mehrfach im Programm haben.


Dieses Jahr fand zum dritten Mal ein Jedermann-Bergzeitfahren hinauf nach Bourscheid statt. Die Veranstaltung wird von den Gemeinden Bourscheid und Erpeldingen und dem Vélo Club UCN Ettelbrück organisiert. Am Start stehen alle Klassen von den Schülern bis zu den Masters, jeweils mit und ohne Lizenz, Jungs und Mädchen. Ein Novum dieses Jahr war das MTB-Bergzeitfahren, das am Vormittag ausgetragen wurde. Der Erlös der Veranstaltung geht komplett an die Stiftung von Kim Kirchen (Fondation Kim Kirchen), die sich für benachteiligte Kinder einsetzt. Kim Kirchen? Genau, der ehemalige Profi, der unter anderem für Telekom gefahren ist und Etappen bei der Tour und den Flêche Wallone gewonnen hat (Wikipedia).

Der Straßenkurs ist 3,3 Kilometer lang und überwindet 237 Höhenmeter. Die Steigung variiert recht wenig und ist nie wesentlich steiler als 10%, ein Berg, der sich in einem gleichmäßigen Rhythmus fahren lässt, wenn er einem denn grundsätzlich liegt. (Strava Segment)


Mein Start war viel später als erwartet erst um 15:44. Ich hatte mehr als genug Zeit den Berg zu erkunden und gemeinsam mit einem weiteren Masters Fahrer eine kleine Trainings-Runde zu drehen. Diesmal hatte ich keine Rolle dabei und habe mich ausschliesslich auf der Strasse warmgefahren. Am Ende hatte ich fast 40 Kilometer, dass sollte reichen.

Zu dem Rennen selber lässt sich eigentlich nicht viel sagen. Bergzeitfahren, Startrampe, Starter, Fünf - Vier - Drei - Zwo - Eins - Los. Antreten, Rhythmus finden, nicht überziehen, Tempo halten, am Schluß nochmal Gas geben. Im Ziel hatte ich eine Zeit von 9:16,8. Das war wohl nicht so schlecht. Ich war auf jeden Fall ernsthaft aus der Puste und habe mich erstmal ausgefahren. Wieder am Ziel habe ich den Transponder abgegeben und festgestellt, dass ich tatsächlich die schnellste Zeit des Tages gefahren bin, 0,3 Sekunden vor dem Zweiten, Lex Reichling. Denkbar knapp.



Siegerehrung, ich werde zweimal aufgerufen, einmal für den schnellsten Masters Fahrer mit Lizenz und einmal für die Gesamtwertung. Der Preis für den Schnellsten des Tages ist ein ganzer Luxembourger Schweine-Schinken. Ha, so eine Trophäe habe ich noch nie bekommen. Sensationell.

Nach der Siegerehrung habe ich mich noch eine Weile mit Kim Kirchen unterhalten und wir haben überlegt, ob und wo wir früher gemeinsam Rennen gefahren sind. Nach 20 Jahren war das natürlich nicht mehr so einfach zu rekonstruieren, was aber auch daran liegen kann, dass, wenn wir denn bei dem gleichen Rennen am Start standen, ich hinten ums Überleben gekämpft habe und Kim vorne um den Sieg gefahren ist!

Kim Kirchen ganz links, Lex Reichlich ist der Große mit Kappe, ich daneben mit Schinken.

Die Veranstaltung hat sehr viel mehr Starter verdient als die zehn Frauen und 80 Männer die gestern am Start standen. Top Strecke, top organisiert. Das Event mit Bier, Kuchenstand, belgischen Waffeln, Bratwürsten und Live-Musik war unmittelbar am Ziel, die Duschen fußläufig zu erreichen, die Stimmung hervorragend, dazu die wunderbare Landschaft entlang der Sauer. Und das Ganze auch noch für den guten Zweck und nicht für den Profit einer Event-Firma. Wenn nichts dazwischen kommt, werde ich auch 2016 wieder mam Velo den Buurschter rop fahren!

Den Schinken haben wir heute direkt angeschnitten und ich muss sagen, der ist echt saugudd! Da kann man aber auch gar nix dran mäkeln (es sei denn man ist Vegetarier)! Lecker.


Links:
Interview mit Kim Kirchen auf rtl.lu
Ergebnisse
Veranstaltungs-Homepage
Fondation Kim Kirchen
mehr Fotos auf rtl.lu

Montag, 7. September 2015

Holzmedaille

Mal wieder habe ich die Fluchtgruppe initiiert und bin dann letzter der Gruppe geworden. Diesmal habe ich mir aber wenig vorzuwerfen, ich habe keine Kräfte verpulvert und habe alles gegeben was im Bereich meiner Möglichkeiten war. Trotzdem ist ein vierte Platz natürlich immer etwas undankbar.

Wir waren gute zweieinhalb Stunden vor dem Start in Ramberg. Genug Zeit um die Nummer zu holen, eine kleine Asphaltrunde zu drehen und dann noch das Warm-Up Programm auf der Rolle zu absolvieren. Das Wetter hat deutlich gezeigt, dass der Sommer vorbei ist und der Herbst angefangen hat. Frische 13° und Wolken, kein Regen, eigentlich ganz gutes Wetter zum Rennen fahren.

Am Start bei den Masters 2 waren nur 24 der gemeldeten 33 Fahrer und mit einer kurzen Verspätung aufgrund eines Transponder-Missgeschickes machten wir uns auf, den Deutschen Bergmeister 2015 auszufahren.

Ich bin der zweite von rechts in der ersten Reihe in Schwarz.

Am Start habe ich mich direkt an die Spitze gesetzt, konnte aber der Versuchung widerstehen durchzuziehen und habe Anderen die Tempoarbeit überlassen. Einen guten Kilometer vor dem ersten Berg "Drei Buchen" habe ich dann aber doch das Tempo forciert. Schnell hatte ich eine Lücke von einigen Metern, drei Fahrer schlossen auf und zu viert ging es weiter.

Nach der Abfahrt war ich wieder deutlich alleine an der Spitze, vielleicht 100m. Das war die einzige Sache die ich hätte noch besser machen können. Ich hätte direkt am Beginn der Abfahrt und nicht erst in der Hälfte die Führung übernehmen sollen. Das hätte einige Sekunden mehr gebracht, die die anderen Drei hätten auffahren müssen und in denen ich mich hätte ausruhen können.

Alleine durchziehen war keine Alternative. Nach der Abfahrt kam erstmal eine längeres Flachstück bevor der zweite Berg anfing. Und alleine gegen drei wäre das eine Verschwendung von Kräften gewesen.

So ging es zu viert in den zweiten Anstieg hinauf zur Lolosruhe. Der spätere Sieger Fuhrbach hat den Berg von vorne genommen und ist einfach sein Tempo gefahren. Das war dann irgendwann einen Ticken zu schnell und ich musst reissen lassen. Die anderen Beiden waren auch nicht in der Lage zu folgen, somit war Fuhrbach vorne und wir zu dritt dahinter. Kurz später hat Cosmas Lang dann attackiert, Sascha Haussmann konnte im Gegensatz zu mir zunächst mitgehen, fiel aber später einer weiteren Tempoverschärfung von Lang zum Opfer. Damit waren die Plätze ausgefahren. Fuhrbach vor Lang und Haussmann, ich auf dem vierten Platz.

Schade war, dass die deutsche Meisterschaft weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Die Strecke war hermetisch abgeriegelt. Zuschauer hatten nur zu Fuß oder mit dem MTB über Waldwege Zugang zur Strecke. Um zum Ziel zu gelangen, musste man die Lolosruhe von der anderen Seite erklimmen. Ein beträchtlicher Umweg. Mit fällt zwar keine andere Lösung ein, aber am Ende ist es natürlich Schade, wenn ausser ein paar dutzend Zuschauern niemand an der Strecke einer Deutschen Meisterschaft steht. Es gab auch keine Live-Informationen im Start Bereich, und die "Steaks" vom Grill waren einfach unterirdisch und sind nach noch nicht einmal der Hälfte im Mülleimer verschwunden, wie mir berichtet wurde.  Davon abgesehen war die Meisterschaft, zumindest was ich gesehen habe, hervorragend organisiert.

Negativ aufgefallen ist mir, dass die NADA nicht anwesend war und somit keine Dopingkontrollen durchgeführt wurden. Ich dachte eigentlich, dass das bei einer DM zum Standard gehört.
Zur "Ehrenrettung" der NADA: Es wurden Dopingkontrollen durchgeführt, wie Stefan in den Kommentaren angemerkt hat.

Hier die Daten, die Kommentierung und Interpretation der Werte überlasse ich diesmal den "Pseudo-Wissenschaftlern". (Update 08/09/2015: "Pseudo-Wissenschaftler" ist eine Anspielung auf die Powerdaten Diskussion rund um Team Sky, für die die das nicht en-detail verfolgt haben)



Links:
Bericht auf rad-net
Ergebnisse auf rad-net
Ergebnisse mit Zeiten auf Mikro-Funk (Die Zeiten der Senioren 2 sind inklusive der extra etwa 30 Sekunden am Start für den Transponder Wechsel, tatsächlich waren wir alle etwas schneller als ausgewiesen, natürlich! ;-) )

Samstag, 5. September 2015

Ready for Rumble in the Palatinate Forest

So, morgen ist mein persönlicher "Race Day of the Year", die deutsche Bergmeisterschaft in Ramberg. Black Prince ist wie aus dem Ei gepellt, das Auto ist seit 17:00 gepackt. Alles dabei: Lizenz - check, Helm - check, Schuhe - check, Sicherheitsnadeln - check, Rad - check ... Ich habe in den letzten Wochen meine durchschnittliche Schlafdauer auf satte 8:30 gebracht (Urlaub sei dank) und war zuletzt zehn Tage im "Höhentrainingslager", äh Urlaub in den Bergen. Heute habe ich noch eine letzte Trainingsfahrt unternommen und dabei noch einen Strava-KOM eingesackt, von dem ich eigentlich dachte, dass er ausser Reichweite wäre. Gut für die Nerven.

Ich werde bei den Masters 2 (40-49) starten. An der Stelle Danke an den Veranstalter, die Altersklassen über der Elite Masters zu nennen und nicht Senioren, wie es üblicherweise heißt.

Hier und hier habe ich über die Strecke und das Rennen geschrieben. In meiner Klasse sind 33 Fahrer gemeldet. Start ist um 12:45.

In den letzten Wochen habe ich in erster Linie an meiner anaeroben Kapazität und im VO2 max Bereich gearbeitet. Die Kunst dabei ist, zum richtigen Zeitpunkt das Training zu reduzieren um "am großen Tag" mit bestmöglicher Form am Start zu stehen. Das ist eine der Vorteile des Trainings mit einem Powermeter. Der Trainingsimpuls (eine Kombination aus Intensität und Umfang) lässt sich damit genau bestimmen. Je höher dieser Impuls ausfällt, umso erschöpfter ist man zunächst. Diese Erschöpfung wird als Short Term Stress (STS) bezeichnet. Auf der anderen Seite löst der STS aber auch die Anpassungsreaktionen des Körpers aus, die Leistungsfähigkeit verbessert sich. Dies wird als Long Term Stress (LTS) bezeichnet, man könnte es auch einfach "Form" nennen.

Am Race Day sollte der LTS über dem STS liegen, die Differenz (Stress Balance = SB) also positiv sein. Wie hoch diese Kennzahl idealerweise sein sollte, ist von Sportler zu Sportler unterschiedlich.


Die Grafik zeigt meinen Formaufbau seit April. Die blaue Linie ist die Form (LTS), die rote die Müdigkeit (STS), grau ist die Differenz, die Stress Balance SB. Am Ende sieht man gut die Tapper Phase. Ich reduziere das Training, STS fällt, allerdings beginnt auch die Form zu sinken.

Die Kunst ist hier, das Training zum richtigen Zeitpunkt zu reduzieren um noch genügend Form (LTS) zu haben, gleichzeitig aber nicht mehr müde von den vorangegangenen Einheiten zu sein.

Bei mir wird der SB morgen 26 betragen.  Das ist vergleichsweise hoch. Das könnte bedeuten, dass ich diese Woche ruhig noch etwas härter hätte trainieren können. Auf der anderen Seite ist es wichtig nicht schon müde an den Start zu gehen. Ich werde in späteren Posts noch mehr en detail auf die verschiedenen Werte und wie man diese interpretiert eingehen.

Und jetzt: Revorery Time!! Ab ins Bett.

Links:
Radsport Bezirk Südpfalz mit allen Infos zur Deutschen Meisterschaft Berg 2015
Programmheft

Mittwoch, 2. September 2015

Kaunertaler Gletscher Straße

Was für ein Monster von Berg. Von Prutz im Inntal bis zum Ende der Kaunertaler Gletscherstraße sind es fast 40 Kilometer. Der höchste Punkt ist auf 2751 Meter erreicht, direkt am Fuß des Gletschers. Die steilsten Abschnitte mit teilweise 20% warten am Ende, auf den letzten zehn Kilometern.


Nachdem man in Prutz das Inntal verlässt und in das Kaunertal einbiegt, geht es auf den ersten Kilometern noch recht gemählich bergauf. Bis zum Gepatsch Stausee beträgt die durchschnittliche Steigung 4%, aber wie es mit dem Durchschnitt so ist, sagt dass nur wenig über die tatsächliche Schwierigkeit aus. Die Steigung wechselt ständig und lässt einen nur schwierig einen Rhythmus finden. Rampen mit über 15% wechseln sich mit flachen Passagen und kleinen Abfahrten ab. Ich hatte Glück und etwas Hilfe von einen kräftigen Rückenwind das Tal hinauf. Wenn der Wind aber vom Berg kommt, ist der Anstieg nochmal eine Nummer schwieriger.


Kurz nach Feichten bei Kilometer zwölf passiert man die Mautstation. Für Radfahrer ist die Passage kostenlos (zumindest bin ich einfach mal durchgefahren ohne zu fragen, hat sich niemand beschwert). Danach wird die Straße etwas schmaler und die Markierungen fehlen. Die Straße wird nur noch von Seitenpfosten gesäumt. Die Straße steigt leicht durch das Hochtal vorbei an saftig grünen Wiesen und Heuschobern. Immer wieder öffnet sich der Blick zum Ende des Tals auf den Gletscher. Bei Kilometer 19 beginnt die erste Serpentinen Passage. 29 Haarnadelkurven sind bis zum Gipfel zu bewältigen.


Bevor es aber richtig zur Sache geht, kann man entlang des Stausees nochmal für einige Kilometer verschnaufen. Die eigentliche Straße führt über die Staumauer und dann entlang des Ostufers. Radfahrer können wohl immer auf beiden Seiten fahren, auch auf der für Autos normalerweise gesperrten Westseite. Da auf der Ostseite Bauarbeiten stattfanden, mußten alle, Radfahrer und Autos über die Westseite. Da erfreulich wenig Verkehr herrschte war das aber kein Problem.

Nach dem Stausee (km 27) beginnen die letzten 12 km. Rund 1000 Höhenmeter fehlen noch bis zum Gipfel, durchschnittlich 8% Steigung mit Passagen bis zu 20%. Die Landschaft wird immer kärger, bald ist man umgeben von Fels und Geröll, es wird merklich kühler und die Luft dünner.


Wenn man den Weißsee auf 2500 Meter fehlen nur noch drei Kilometer bis zum Ziel. Oben angekommen hat man eine atemberaubende Sicht auf den Gletscher und die umliegenden Berge. Ich hatte das Glück eines echten Kaiserwetters mit toller Fernsicht. Das war schon ganz nett, muss man sagen.

Die Abfahrt war dann gefühlt ruck zuck erledigt, in gerade einmal 55 Minuten reiner Fahrzeit war ich wieder unten in Prutz. Ohne den Gegenwind besonders im unteren Teil wäre das bestimmt noch ein gutes Stück schneller gewesen.

Von Prutz bis zum Gipfel hatte ich gute zwei Stunden benötigt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17,9 km/h und einer Durchschnittsleistung von 237 Watt.

Die Kaunertaler Gletscherstrasse wird selten in einem Atemzug mit den großen Pässen und Anstiegen wie dem Stilfser Joch oder dem Ventoux genannt, steht m.E. diesen in Schwierigkeit und Schönheit aber in nichts nach. Eine echte Herausforderung!





Links:
Kaunertaler Gletscher auf Quäldich.de
Die Klimazonen vom Tal bis zum Gipfel
Kaunertaler Gletscherkaiser Jedermann-Rennen

Sonntag, 9. August 2015

DM Berg in Ramberg doch mit Massenstart

Heute habe ich festgestellt dass die Deutsche Bergmeisterschaft der Senioren in Ramberg nicht wie gedacht nach der Gundersen Methode (2 Läufe, Zeitfahren und Jagdrennen) sondern mit einem Massenstart ausgetragen wird. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich davon halten soll. Hat beides seine Vor- und Nachteile.

Ein Zeitfahren kann man in seinem eigenen Tempo und gleichmässig fahren. Das Jagdrennen ist ähnlich, normalerweise tut sich nicht mehr so viel an den Platzierungen. Dass man zwei mal hoch muss kann ein Vorteil sein, aber auch ein Nachteil. Da hängt alles daran, wie gut man sich zwischen den Läufen erholt.

Bei einem Massenstart hat man es nach dem ersten Mal geschafft und muss nicht nochmal die Spannung aufbauen. Einmal 20 Minuten "all out". Und man hat eine direkte Relation zu den Kontrahenten. Bei einem Zeitfahren weiss man das ja erst wenn alle im Ziel sind. Bei der Massenstart-Variante gibt es ja eigentlich auch zwei Läufe. Der erste ist der um die vorderste Reihe am Start. Wenn man zu weit hinten steht hat man ruck zuck 20, 30 Sekunden Rückstand und muss die erst mal auffahren. Aber in der Regel bin ich in dieser "Disziplin" ganz gut.

Tja, was ist besser? Egal, wie auch immer, ich bin für die Senioren 2 Klasse gemeldet. Am 6. September um etwa 13:15 wissen wir mehr.

Dazu vorher auf Unterlenker:
Deutsche Meisterschaft Berg 2015

Sonntag, 19. Juli 2015

Engadin Rad Marathon


Aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei und so fand ich mich nach Trois Ballons und dem GFNY Ventoux am vergangenen Sonntag im ersten Startblock der Jubilämsausgabe (Nummer 10) des Engadin Radmarathons wieder.

Der erste Startblock, da wären wir auch gleich bei einer Besonderheit im Engadin. Abhängig von der angegebenen Zielzeit wird man in einen Startblock eingeteilt. Die Schnelleren im ersten, die Gemütlicheren in Block 2, 3 oder 4. Für den ersten Block läuft die Zeit ab Startschuss, für die anderen ab Überfahren der Startlinie.

Eine weitere Besonderheit ist, dass es direkt vom Start in den ersten Pass, den Ofenpass geht. Trotz erstem Startblock (ich stand recht weit hinten) hatte ich so nie eine Chance die Spitze des Rennens zu sehen. Um Punkt sieben Uhr ging es los. Der Wetterbericht versprach allerbeste Bedingungen. Die Temperatur am Start betrug knappe 10 Grad, auf den ersten Pässen etwas darunter. Ärmlinge, Windlatz und Weste waren genug an extra Kleidung. Ohne Weste wäre es auch gegangen, aber in den Bergen weiss man ja nie.

Auf den ersten Kilometern des Ofenpasses konnte ich noch eine ganze Reihe von Fahrern überholen und Positionen gut machen. Dabei habe ich immer versucht nicht zu überziehen und mich nicht allzu weit von meiner FTP Schwelle zu entfernen. Nicht zu schnell starten! Das war ja eine der Lehren aus den Vogesen und der Provence. Vorne waren etwa 30 Fahrer, danach kam eine größere Gruppe mit vielleicht fünfzig Fahrerinnen und Fahrerern.

Eines der Highlights war die Durchfahrt des Munt-la-Schera-Tunnel  und die Passage über die folgende 130 Meter hohe Staumauer Punt dal Gall in Italien. Danach ging es in echtem Renntempo entlang des Lago di Livigno und nach Livigno hinauf zum Forcolapass. Inzwischen wieder in der Schweiz kam nach kurzer Abfahrt der Berninapass bevor es ganze fünfzig Kilometer abwärts bis nach Zernez ging, dem Start und Zielort. Für die Fahrer der kurzen Strecke (115km) war der Marathon dort beendet, die Fahrer der lange Strecke hatte noch zwei Hammer Berge zu meistern.

Nach Zernez war unsere Gruppe auf einen Schlag nur noch halb so groß und mit vielleicht 20 Fahrern haben wir den Flüelapass in Angriff genommen. Ich konnte einen erstaunlich guten Rhythmus fahren und bin mit den Besten unserer Gruppe bis etwa zur Hälfte gekommen. Dann wurde es etwas zu schnell oder ich zu müde oder vielleicht auch beides zusammen und mit dem Wissen, dass die schwierigste Prüfung erst noch kommen sollte, habe ich die kleine Gruppe ziehen lassen. Nach Davos sind wir zu dritt in vollem Tempo gekreiselt und konnten drei Fahrer vor uns auffahren. Zu sechst ging es dann immer noch voll Gas weiter bis zum Albula.

Von Fillsur aus, dem tiefsten Punkt des Engadin Radmarathons (1000m) geht es über 24 km hinauf bis auf 2315m, teilweise mit zweistelligen Steigungsprozenten. Das ist schon mal 'ne Hausnummer. Und es war wirklich schwer, auch weil das Temperatur inzwischen bei fast 30° angelangt war. Durch die Tunnel und Galerien hatte ich einige GPS Aussetzer und war mir daher nicht sicher, ob die Kilometer auf dem Radcomputer stimmen und wie weit es noch ist. Kilometer Angaben wie in Frankreich auf den Kilometersteinen waren Fehlanzeige, aber vielleicht war das auch gut so. So hatte ich wenigsten ab und an die Illusion, dass es nach der nächsten Kurve vorbei ist. Nach 90 Minuten war ich endlich oben, ein kurzer Stopp an der Verpflegungsstelle und dann die rauschende Abfahrt hinunter nach la Plunt und dann noch mal 20 km bis nach Zernez.

Den Albula bin ich alleine gefahren und auch die 30 km vom Gipfel bis ins Ziel habe ich in bester Verfolgermanier solo zurückgelegt. Nach der Schinderei am Albula ging das noch mal erstaunlich gut. Das Stück von La Punt bis Zernez sind wir ja zweimal gefahren und alleine war ich gut 90 Sekunden schneller als am Ende der ersten Runde mit dem Feld. Das hat für eine Strava Top 10 Platzierung gereicht (von 1142) !

Am Ende war ich 35., 13. bei den Masters und hatte rund 45 Minuten Rückstand auf den Sieger Helmut Trettwer. Hier geht es zu den Ergebnissen.

Was sonst noch zu erwähnen ist und Lessons learned:
  • Man sollte Bidons mitnehmen, die man getrost gegen andere Flaschen eintauschen kann. Am Albulapass haben mich freundliche Menschen mit vollen Flaschen versorgt. Das fand ich sehr nett und die Cola hat mir auch wirklich geholfen. Dankeschön!
  • Wenn wirklich, wirklich kein Regen gemeldet ist, braucht man keine Regenjacke! Besser am Anfang und in der ersten Abfahrt in bisschen frieren, als nachher nicht mehr wissen wohin mit dem ganzen Zeug.
  • Betreuer am Rand sind ein echter Vorteil, es geht aber auch ohne. Wie ich gelesen habe, hat auch Stefan Kirchmair zur Verpflegung angehalten.
  • Der Engadin Radmarathon ist prima organisiert, teilweise sind die Straßen voll gesperrt, teilweise fährt man aber auch im ganz normalen Verkehr.
  • Die Einteilung der Startblöcke aufgrund der gemeldeten Zeiten fand ich klasse.
  • Wenn man die Landschaft genießen möchte, sollte man alleine fahren, ohne Wettbewerb. Ich kann mich mehr an die Hinterräder und Trikots der anderen Fahrer erinnern als an die Landschaft, von der ich erstaunlich wenig mitbekommen habe. Obwohl, die Eisenbahnromantik am Albulapass (Roter Zug, kühne Brücken, Tunnel) habe ich noch wahrgenommen.
  • Abfahrten in den Bergen sind echt cool.
  • Ein Wattmesser und eine gute Einteilung der Kräfte sind das A und O bei einem Radmarathon, insbesondere in den Bergen.
  • Ich hatte die Gelegenheit einen der Stars der Szene,  Stefan Kirchmair kennenzulernen. Sehr sympathisch.
  • Gewohnt haben wir in der Jugendherberge in Scoul. Sehr zu empfehlen, einfach, neu, sauber, gute Betten, hervorragendes Essen, Preis o.k. (für Schweizer Verhältnisse).
Bilder gibt es so gut wie keine, im Rennen bin ich nicht mehr in der Lage die Fotomaschine aus der Trikottasche zu angeln. Start muss reichen:



Im nächsten Blogpost werde ich einen genauen Blick auf die Daten werfen und erklären, warum "Radfahren nach Zahlen" durchaus sinnvoll ist.


Sonntag, 31. Mai 2015

Recon DM Berg

Diese Woche bin ich die Strecke der deutschen Bergmeisterschaft probe-gefahren. Nach der theoretischen Erkundung nun also die Praxis. Ein schöner Berg in einer schönen Gegend. Der Pfälzerwald ist wirklich ein lohnendes Ausflugsziel, dass kann man nicht anders sagen.

Aber zur Strecke: Die Abfahrt und das folgende Flachstück machen die Einteilung etwas kniffliger aber auch interessanter als bei einer durchgehenden Steigung. Der Berg ist nie richtig steil, lässt sich aber nicht mehr mit dem großen Kettenblatt fahren, zumindest nicht von mir! Ansonsten ist die Steigung wenn es denn richtig hochgeht relativ gleichmäßig, so sollte man einen guten Rhythmus finden. Die letzten beiden Kilometer ziehen sich ziemlich und je nach dem wie der Wind steht, kann ein möglicher Gegenwind im Jagdrennen durchaus eine Rolle spielen.

Schwierig einzuschätzen welche Zeit für eine vordere Platzierung reichen wird. Ich bin die Strecke in 27:43 und 28:26 gefahren. Der zweite Versuch war dabei ein gutes Stück schneller, allerdings habe ich am Anfang zwei Minuten mit der Lösung eines technischen Problems verbracht. Das wären dann netto rund 26:30, die Abfahrt kann man ohne Verkehr auch erheblich schneller runter fahren, das wäre dann eine Zeit unter 26 Minuten. Eine Zeit mit einer 24 vorne sollte bei den Masters für eine vordere Platzierung reichen. Interessant wird sein was die Elite dort hoch fährt, wir werden es am 6. September wissen.