Zunächst wurde der Rahmen komplett angeschliffen bis die Aufkleber verschwunden und die Macken nicht mehr zu spüren waren, wenn man mit dem Finger drüber gefahren ist. Dabei ist es nicht notwendig, die Farbe komplett zu entfernen. Ich habe mir sagen lassen, das sich Aluminium eher schwierig lackieren lässt, die alte Farbe aber einen guter Haftgrund abgibt. Trotzdem war es unvermeidlich, dass das Aluminium teilweise sichtbar wurde.
In Ermangelung einer Lakierkammer habe ich die Werkstatt weitgehend ausgeräumt, den Rahmen kopfüber aufgehängt und drumherum mit normaler Abdeckfolie einen 2x1,5m grossen Raum abgetrennt. Die Folie wurde an den Wasserrohren kurz unter der Decke befestigt, oben waren vielleicht noch 10 cm Luft. Unten war die Folie festgeklebt und der Boden mit Zeitungspapier ausgelegt.
Das war vergleichsweise staubfrei, aber auch schlecht belüftet. Mit Maler-Overall und Gummihandschuhen, einfachem Mundschutz und Brille habe ich mich an die Grundierung gemacht. Recht schnell musste ich feststellen, dass selbst für solch kleine Arbeiten eine richtige Atemschutzmaske und eine geregelte Zu- und Abluft feine Dinge sind. Die Schutzmaske mit Filter hätte im Baumarkt 50 Euro gekostet, ich habe dann zu dem besten Mundschutz gegriffen, der verfügbar war, besser als nichts.
Die besondere Schwierigkeit beim Lackieren eines Rahmens mit einer Spraydose liegt darin, dass die Dose möglichst senkrecht gehalten werden muss, der Rahmen aber auch "von unten" lackiert werden soll. Man muss den Rahmen also immer irgendwie drehen, kippen und anheben um an alle Seiten dranzukommen und darf dabei nicht die bereits lackierten Flächen berühren. Zwischen "die Farbe deckt" und "die Farbe läuft am Rahmen runter" besteht oft nur ein Unterschied von Sekundenbruchteilen. Da in dem kleinen Raum die Sicht durch den Farbnebel recht schnell eingeschränkt ist, lässt sich auch schwer abschätzen, wo wieviel Farbe ist.
Überhaupt ist das Lackieren in erster Linie eine Übung in Geduld. Nach der ersten Schicht Grundierung musste ich nochmal an einigen Stellen schleifen um die Farbnasen zu entfernen. Schleifen kann man aber erst, wenn die Farbe richtig getrocknet ist, etwa nach einem Tag. Schnell ist dann aber auch die umliegende, dünnere Farbschicht in Mitleidenschaft gezogen. Also muss man dort nochmal lackieren und immer so weiter. Und dann hier noch ein winziger Sprühstoß, und hier, und vielleicht da, ... und Mist, schon wieder zu viel. Also nochmal trocken, schleifen, lackieren.
Anschiessend kam die erste Schicht Farbe, danach eine zweite und zum Schluss noch 2 Schichten Klarlack. Ob man davon genug aufgetragen hat, spürt man erst, wenn der Lack getrocknet ist. Dann ist die Oberfläche glatter und der Lack glänzt schön. Als ich schon fast fertig war, ist mir eingefallen, dass der Vorbau in der passenden Farbe sicher auch schick aussehen würde. Gesagt getan, der Vorbau ist jetzt passend lackiert, wie bei teuren custom made Rahmen!
Nicht ideal war, dass es im Keller vergleichsweise kühl war und ich nach jeder "Session" ordentlich gelüftet habe, damit nicht das ganze Haus nach Farbe riecht (es war so schon schlimm genug). Die optimale Temperatur liegt um die 20°. Manche wärmen die Dosen sogar vorher auf, damit der Druck steigt und die Farbe dünnflüssiger wird.
Einige Dinge, die ich das nächste Mal (ich habe da schon eine Idee...) besser machen werde:
- Geld für einen richtigen Atemschutz investieren
- Im Sommer lackieren, wenn es draussen oder auch im Keller wärmer ist
- Lieber mehrere dünne Schichten auftragen als eine die zu dick ist
- Im Internet recherchieren und nach Tipps suchen (das habe ich gar nicht gemacht). Eine Suche nach "Lackieren mit der Spraydose" liefert immerhin 163.000 Treffer.