Dienstag, 25. Dezember 2018

Mal wieder: Festive 500

War die erste Ausgabe der Festive 500 vor mittlerweile acht Jahren noch eine Insideraktion von Rapha, gehört die Herausforderung der 500 Kilometer zwischen den Tagen inzwischen zum festen Inventar des Radsportjahres. Von Heiligabend bis zum Sylvestertag gilt es jeden Tag zumindest 62,5 Kilometer auf dem Rad zu sitzen. Wohlgemerkt draußen, in der echten, nicht in der virtuellen Realität. Und umso schlechter das Wetter und harscher die Bedingungen sind, umso heroischer die Geschichten, die anschliessend erzählt werden. Ich warte schon mit Spannung auf die Beiträge, Zeichnungen, Bilder und Videos, dieAnfang kommenden Jahres auf die Rapha Seite gezeigt werden. Für meinen Teil bin ich aber ganz froh, dass es im Saarland nach derzeitigem Stand der Wettervorhersage keine Helden Geschichten zu erzählen sein werden, Regenfahrten hatte ich in den letzten Wochen nämlich mehr als genug. Zum ersten Mal seit Jahren hatte ich meinen letzten Arbeitstag schon vor Weihnachten und kann der Festive 500 auch in zeitlicher Hinsicht entspannt entgegen sehen.




Heute ging es zusammen mit meinen Homies zur zweiten Etappe. Zum Start hing der Nebel im Saartal und die Quecksilbersäule verharrte den ganzen Morgen unter der Null Grad Marke. Ein "Durchfahrt Verboten” Schild mit dem Hinweis “Hochwasser” stellte sich als genau das heraus: Ein wegen Hochwassers unpassierbarer Radweg. Also mussten wir die Strecke über die Hügel nehmen um nach Frankreich zu kommen, wurden für unsere Anstrengungen aber mit strahlendem Sonnenschein und tollem Blick über den mit Raureif bedecketen Saargau belohnt. Da hatte sich der recht frühe Start doch sehr gelohnt. Die Bilder werden auf Instagram ganz zu Recht den Tag #WYMTM (What you missed this morning) bekommen. Weiter ging es durch Lothringen über die typischen Wellen ohne einen einzigen flachen Meter bis auf die Höhe über Tünsdorf, von der man einen herrlichen Blick über das Saartal und den Hochwald hat. Mit dem Nebel in den Tälern war es heute ganz besonders schön.

Ich wünsche Euch allen ein frohes Weihnachtsfest und, sofern Ihr fahrt, eine erfolgreiche Festive 500!




P.S.: Vor einigen Tagen habe ich Alpecin Cycling zur Festive 500 unter der Überschrift "Die besten Trainings-Tipps für Radfahrer" Rede und Antwort gestanden. Schaut mal rein!

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Team Sky kommt zu einem Ende !

Team Sky hat heute bekanntgegeben, dass die Sponsorschaft von Sky Ende 2019 auslaufen wird. Die kommende Saison wird also die letzte sein, in der Team Sky als Team Sky starten wird. Was danach kommt? Das ist noch gänzlich offen und alles scheint möglich zu sein, ein Ende genauso wie ein nächstes Kapitel, zumindest wenn man dem Brief an die Fans folgt.


Hier geht es zu der Meldung und hier der Text im Original: 

Our letter to you

Sky has announced this morning that its ownership and sponsorship of Team Sky will end on 31 December 2019. So that means next year will be our last year racing as Team Sky.
This news will no doubt come a surprise to many people but, as you may know, there has been a lot of change at Sky recently. It is the start of a new chapter for the company and sometimes it is inevitable that change brings further change with it. That is what has happened here.
Over the past nine seasons, Sky has backed us all the way, enabling us to achieve some amazing results and inspire millions of people to love our sport. We’d like to thank Sky for all of their support, and in particular the opportunity to help Britain become a cycling nation. 

First things first, nothing changes for next year. Sky are fully committed to the end of 2019 and together we have ambitious goals for the season. We all want to close the Team Sky story with the strongest possible finish. We are more motivated as a Team than we have ever been.
In terms of the future, we are open minded. If we can find a new long-term partner to take the Team forward into a new era, then we will do so. And we will be doing everything we can to make that happen over the coming weeks and months. Equally, any future partner would have to be the right partner - one who shares our ethos and buys in to our values. 
This news has only just been announced; we can’t predict what will happen from 2020 and there are no guarantees. Whatever happens, we will make sure there is clarity one way or the other about the future of the Team before the Tour de France next July. 
Finally, a big thank you to all of our fans. You are, and have always been, the people who are the most important to us and who matter the most. It has been our privilege to race for you. We are proud to have written our pages in the history books and created memories that will never fade. 

And rest assured we are not done yet by any means. Right now, the Team is at training camp putting in the hard work to get ready for next season. We can’t wait to see you all out on the road in the New Year.

Das wird ja ein spannendes Jahr!

Samstag, 1. Dezember 2018

Raus aus der Komfortzone!

Ich bin ein großer Anhänger des Krafttrainings mit der Langhantel. Seit einigen Jahren gehört der Geruch von Schweiß und Eisen und das Klacken der Gewichte zu meinem Winterprogramm. Warum man Kraft nicht auf dem Rad sondern nur mit Gewichten trainieren kann und wozu das gut ist, darüber habe ich hier schon mal geschrieben.

Bei aller Begeisterung hat sich mein Langhantel Übungsrepertoire bislang aber auf Kniebeugen beschränkt. Um es richtig zu lernen, habe ich einen Gewichtheber Workshop an der Sportschule in Saarbrücken besucht. Der vom Landessportband Saar organisierte Lehrgang ging über zwei Tage und hat mit Weltklasse Dozenten gelockt. Der U23 Bundestrainer Michael Vater und der Sportdirektor des Deutschen Gewichtheber Bundes und ehemalige Bundestrainer Frank Mantek vermittelten in zwei Tagen die Grundzüge der beiden Teildiziplinen des Olympischen Gewichthebens, des Reißens und Stoßens. Mantek hat 1980 in Moskau selber eine olympische Bronzemedaille gewonnen und führte zuletzt Matthias Steiner zu olympischem Gold.

Die 20 Teilnehmer kamen größtenteils aus dem Crossfit und Fitnessbereich, aber auch Ringer, Boxer, eine Gewichtheberin und zwei Triathleten haben den Weg nach Saarbrücken gefunden. Nach einer theoretischen Einführung in die Bewegungsabläufe ging es recht schnell in die Gewichtheberhalle, deren charakteristisches Merkmal die Abwurfflächen für die schweren Gewichte sind. Denn alles was hoch gehoben wird, muss ja auch wieder runter kommen und zwar ohne im Boden Einschlagkrater zu hinterlassen. Mit unseren Übungsgewichten war diesbezüglich aber nichts zu befürchten gewesen. Die Nachwuchs-Hantelstangen und -Gewichte sehen zwar spektakulär aus, wiegen aber weniger als ein Kasten Bier.



Bevor wir an die Hantelstangen durften, sind wir erstmal gehüpft, aus hüftbreiten Stand in schulterbreiten Stand und versuchten dabei möglichst exakt an der zuvor gezogenen Linie zu landen. Diesen Sprung benötigt man später beim Umgruppieren. Was man als Laie nicht unbedingt weiß: Beim Gewichtheben geht es um Präzision und Beweglichkeit! Nur wenn die Bewegungsabläufe genau stimmen, wird es gelingen, die Hantel senkrecht nach oben zu befördern ohne dabei das Gleichgewicht und die Kontrolle über das einmal beschleunigte und dem Gesetz der Massenträgheit gehorchende Sportgerät zu verlieren.

Der Bewegungsablauf im Gewichtheben wird in verschiedene Abschnitte unterteilt. Beim ersten Teil des Stoßens sind es deren etwa sechs: Von der Startposition (1) geht es mit einer Parallelverschiebung des Rückens in Position Zwei (2), dann öffnet sich der Hüftwinkel, die Hantel wird um das Knie herum geführt und berührt kurz den Oberschenkel (3) bevor die zweite Zugphase beginnt, deren Ende (4) das sogenannte Umgruppieren (5) einleitet, bei dem der Gewichtheber blitzschnell unter die Hantel kommen muss, um dann aus der Hock mit der Hantel auf dem Schlüsselbein liegend dynamisch aufzustehen (6).

Da man Bewegungsabläufe, die man "ohne Hantel nicht kann, mit Hantel erst recht nicht kann" und weil "Wiederholung Vertiefung schafft und mehr Wiederholungen mehr Vertiefung” (Frank Mantek) haben wir nach dem Hüpfen die Bewegungen mit einer Gymnastikstange geübt. Aus Position Eins in die Zwei und zurück und in die Zwei, in die Drei, die Drei Einhalb, in die Zwei, in die Drei, in die Vier und immer so weiter. Schritt für Schritt versuchten die beiden Trainer unser Bewegungsgedächtnis so zu festigen, dass wir bei den definierten Positionen genau wussten, wo wir uns zu befinden haben. Nach der Ausführung in Zeitlupe ging es darum, die verschiedenen Schritte zu einer einzigen, flüssigen Bewegung zusammenzusetzen. Zuerst ohne, dann mit Hantel.

Hört sich einfach an? Naja, meine Frustrationstoleranz wurde einer sehr harten Probe unterzogen. Ich war noch nie ein großes Bewegungstalent. Stand im Sportunterricht Geräteturnen auf dem Plan, war ich kurz vor einer Fünf um im nächsten Halbjahr, in dem Ausdauer gefragt war, eine Eins zu bekommen. Ich weiß schon, warum ich Rad fahre: Den Hintern auf dem Sattel, die Hände mit festem Griff am Lenker, die Füße mit den Pedalen verbunden, da kann man nicht viel falsch machen. Die koordinativen Anforderungen sind vergleichsweise gering. Neben all den Crossfittern, die offensichtlich Erfahrung im Umgang mit der Langhantelstange hatten, kam ich mir wie ein Bewegungslegastheniker vor.

Letztendlich schaffte es Frank Mantek aber, mir einige halbwegs aktzeptable Versuche zu entlocken. In Anbetracht der Tatsache, dass ich zum aller ersten Mal Gewichte hob, einer der älteren Teilnehmer war und mein Talent nun wirklich nicht in der Koordination meiner Gliedmaße liegt, war ich ganz zufrieden.


Auch in Zukunft wird die Kniebeuge meine Hauptübung im Krafttraining sein. Das Gewichtheben fällt für mich eher in die Kategorie “Core Training” und “Allgemeine ausgleichende Athletik” und kann dort durch die Anforderungen an Koordination und Beweglichkeit und die Beanspruchung ganzer Muskelketten eine wichtige Rolle einnehmen. Ich habe angefangen einen Teil der Zeit im Kraftraum auf das Training der Bewegungsabläufe des Gewichthebens zu verwenden.

Nach dem Lehrgang in Saarbrücken ist mein Respekt für die Gewichtheber auf jeden Fall gewachsen und ich bin in der Lage, zumindest die gröbsten Fehler in der Bewegungsausführung zu erkennen und zu korrigieren.




Der Kurs beim LSVS ist übrigens ein echtes Schnäppchen. Für die beiden Tage inklusive Mittagessen sind 180 Euro angefallen. Der gleiche Kurs in Leimen im Bundesleistungszentrum der Gewichtheber kostet 340 Euro. Der Lehrgang in Saarbrücken fand dieses Jahr zum zweiten Mal statt und wird wahrscheinlich auch 2019 angeboten.

Um zu realisieren wie außergewöhnlich dieser Lehrgang war, muss man versuchen sich vorzustellen, dass der Bundestrainer und der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer einen Wochenendlehrgang für Crossfitter zum Radfahren anbieten würden! (Immerhin gehört Radfahren inzwischen zu den X-Games Disziplinen.) Undenkbar, oder?

Links:
LSVS Gewichtheber Workshop (wahrscheinlich auch wieder 2019)
German Weightlifting - Langhantel Lizenz

Freitag, 23. November 2018

An Black Friday geschlossen!

Heute ist Black Friday und meine Inbox leidet seit Tagen an einem Übermaß sich gegenseitig in den schrillsten Tönen überbietender Angebote. Jeder, dem ich irgendwann mal meine Email Adresse gegeben habe, versucht mir etwas zu verkaufen zu “fast geschenkt Preisen”. Von dieser Jagd nach dem letzten und besten und bestimmt einmaligen Schnäppchen kann einem ganz schön schwindlig werden. (Pro Tipp: Die nächsten einmaligen Angebote gibt es an Weihnachten und die Restanten noch günstiger im Januar). 

Wie viel angenehmer ist da der November Newsletter von Ass Saver, seht selbst:



Und tatsächlich, heute gibt es nichts zu kaufen!



Wer sich jetzt fragt was Ass-Saver sind und ob sie funktionieren, bitte hier und hier entlang.

Links:
Ass Saver Homepage/ facebook

Montag, 19. November 2018

Universal Standard Tubeless (Update)

Tubeless am Rennrad. Naja. Die Geschichten von verzweifelten, stundenlangen Montageversuchen von etwas zu kleinen Reifen auf etwas zu großen Felgen unter Aufbietung aller möglichen Kniffe und dutzender Reifenheber haben wahrscheinlich viele schon mal gehört. Und wozu soll dieses Tubeless am Rennrad gut sein? Ich hatte dieses Jahr noch nicht mal eine Handvoll Defekte, die jeweils in wenigen Minuten behoben waren. Was macht man, wenn man unterwegs ist, die Dichtmilch nicht reicht, man doch einen Schlauch einziehen muss und den Mantel nicht mehr auf die Felge bekommt oder gar nicht erst herunter? Die im Gelände gefürchteten Durchschläge sind durch den hohen Luftdruck auf der Straße auch weitgehend ausgeschlossen. Und ob ein Tubeless Set-Up etwas leichter rollt oder nicht, halte ich weitgehend für eine Nebensächlichkeit.
So weit so gut. Vor einigen Tagen war es an der Zeit das gute Rad in den Winterschlaf zu schicken und die Wintermühle aufzuwecken. Bei der ersten Fahrt wurde ich schnell daran erinnert, das die Laufräder ihre besten Zeiten schon lange hinter sich hatten. Die Felge tailliert und der Freilauf ausgenudelt. Was Neues musste her. Alu, Felgenbremse, stabil, maximal mittleres Preisegment, Gewicht egal aber bitte mit anständigen Lagern. Schnell bin ich bei den Mavic Cosmic Elite UST hängengeblieben. Mit Reifen kostet der Satz beim Internethändler meines Vertrauens knappe 350 Euro, 100 Euro unter der Preisempfehlung. Ein paar Klicks und zwei Tage später stand die Post mit einem stattlichen Paket vor der Tür.

Cosmic Elite UST. Letzteres steht für "Universal Standard Tubeless", dieses Mavic eigene System soll die Montage von Tubeless Reifen zu einem Kinderspiel machen. Man kann die Räder natürlich auch mit Schlauch fahren. Aber gut, wenn die Räder schon mal so da stehen, gebe ich diesem Tubeless mal eine Chance.

Neben den Laufrädern, Reifen und Schnellspannern liegt dem Satz auch eine Flasche Dichtmittel, eine Spritze zum Einfüllen des Selbigen, zwei Plastik-Dinger zur De-/Montage der Ventil-Kerne und ein Distanzring zum Umbau von 11 auf 10fach bei. Die Reifen sind bereits montiert und man kann direkt loslegen mit dem Einfüllen der Dichtmilch. Ich widerstand der Versuchung und habe erstmal die Reifen demontiert. Das ging mit nur einem Reifenheber ganz einfach, unter den Mantel stecken, umklappen und durchziehen und schon war der Reifen runter, einmal vorne, einmal hinten, ein wahres Kinderspiel. Dann ging es ans Wiegen.

Mavic gibt als Gewicht für den Satz ohne Reifen 1770 gr an. Ich habe für das Vorderrad 900 und das Hinterrad 1120 gr gewogen, also deutlich mehr als die Herstellerangabe. Die Reifen liegen mit jeweils 320 gr ebenfalls über dem Sollwert von 260 gr. Das ist für mich weiter kein Problem, allerdings ist eine Differenz von insgesamt 370 Gramm doch recht hoch und etwas erstaunlich. (Bitte Update am Ende des Posts beachten.)

Als nächstes Stand die Montage der Reifen an. Ohne die Zuhilfenahme von Reifenhebern waren die Mäntel nur mit der Hand ruck zuck aufgezogen, dass war nicht nur ein Kinderspiel, sondern eine wahre Freude! So soll es sein! Als Nächstes habe ich etwas Luft in die Reifen gepumpt, der Druck ist angestiegen und es hat nirgendwo gezischt. Wohlgemerkt mit einer normalen Standpumpe! Aber Moment, da fehlte ja noch das Dichtmittel. Also habe ich die Luft noch mal abgelassen, den Ventilkern rausgedreht und je 30ml Dichtmittel durch die Ventile eingefüllt. Das ging auch ganz prima direkt aus der Flasche, die beiliegende Spritze habe ich nicht gebraucht. Danach wird der Ventilkern nochmal eingeschraubt und das Rad für 30 Sekunden gedreht, so soll sich das Dichtmittel verteilen. Beim anschließenden Aufpumpen soll man zunächst bis zum maximalen Druck (7 bar mit 25mm Reifen) pumpen, damit sich alles setzen kann und fertig ist die Montage der Tubeless Reifen. Der ganze Vorgang dauert dabei nicht länger als die Montage von Reifen mit Schläuchen.

Auf der Straße sind die Laufräder absolut unauffällig. Der Freilauf ist vergleichsweise leise, die Alufelgen erzeugen wenig Resonanz und “rumpeln” somit weniger als Carbonlaufräder. Die Reifen fühlen sich gut an und der Gripp scheint tadellos zu sein. Da ich bisher mit den Rädern erst wenige Kilometer gefahren bin, kann ich noch nichts zur Haltbarkeit sagen. Die Bremsflächen sind plan und die Räder einwandfrei zentriert, das Bremsverhalten ist so, wie es sich nun mal mit Felgenbremsen auf Alu bremst, wie immer halt.







Der Cosmic Elite UST ist der günstgste “Aero” Laufradsatz von Mavic. Das Günstige zeigt sich dabei unter anderem an den normalen Vierkant Nippeln und den recht einfachen Schnellspannern. Die technischen Daten lassen sich am besten auf der Mavic Seite nachlesen.

Erwähnen muss ich noch, dass das Vorderrad vor jeder Fahrt nachgepumt werde möchte, dem Augenschein nach ist alles in Ordnung und nirgendwo tritt Dichtmittel aus. Ich nehme an, dass mir bei der Montage eine Ungenauigkeit unterlaufen ist. Bei nächster Gelegenheit werde ich den Reifen nochmal neu montieren und bin überzeugt, dass die Luft dann genauso gut hält wie hinten.

Als vorläufiges Fazit kann ich festhalten, dass wenn Tubeless so einfach und unkompliziert ist, dann lege ich meine anfängliche Skepsis gene ab und sage ab sofort: Tubeless am Rennrad? Warum nicht?

Update 21.11.2018
Gestern wurde ich von Mavic kontaktiert, die das Übergewicht meiner Messung genauso erstaunlich fanden wie ich. Ich habe daher gestern Abend nochmal das Vorderrad vom Reifen befreit und beides gewogen. Tatsächlich scheint meiner Waage (oder mir, aber das würde ich natürlich nie zugeben) beim ersten Versuch ein Fehler unterlaufen zu sein. Der Reif wiegt 280 Gramm, bei dem Vorderrad ohne Reif und Schnellspanner komme ich auf 840 Gramm (Mavic 815), beim Hinterrad mit Reif und Dichtmittel, aber ohne Schnellspanner und Kassette auf 1310 Gramm, was 1000 Gramm ohne Reifen entspricht (Mavic 955), also immer noch etwas mehr, aber eben nur etwas. Bei den drei Mehlpackungen, die ich zur Kontrolle gewogen habe, hat die Waage übrigens jedesmal exakt 1 Kilo angezeigt. Heute morgen hatte der Vorderreifen noch seinen vollen Luftdruck gehabt, es könnte sein, dass der Ventilkern bei meinem ersten Versuch nicht fest genug eingeschraubt war. Jetzt funktioniert es.


Links
Homepage Mavic Cosmic Elite UST / Yksion Pro UST

Sonntag, 11. November 2018

Was auf die Ohren

Im Juli diesen Jahres ging mit dem Besenwagen Podcast eine Sendung “On Air”, wie es sie bisher in der deutschsprachigen Radsport-Podcast Szene noch nicht gab. Paul Voss, bis 2016 Profi bei "Bora - Argon 18”, Andreas Stauff, bis 2015 bei MTN Qhubeka unter Vertrag und Bastian Marks, Physiotherapeut, Bikefitter und C-Wanze mit einem ausgeprägten Faible für Stil auf dem Rad sprechen über alle möglichen und unmöglichen Aspekte des Profiradsports. Dabei sind sie politisch nicht immer ganz korrekt und geben die ein oder andere Geschichte zum Besten, die man so garantiert niemals irgendwo im Radsport-Netz lesen wird.


Rick Zabel wurde vor einigen Folgen mal als wilder Löwe geoutet, der immer auf der Jagd nach den Ladies ist (bis er dann doch eingefangen wurde). An die Geschichte muss ich seitdem immer denken, wenn ich von Zabel lese. Man hört schon mal welche Profis echte Kotzbrocken sind und mit welchen gut auszukommen ist und einiges mehr. Neben all dem Klatsch und Tratsch laden die Drei aber auch immer wieder interessante Gäste ein, die einen echten Einblick in das Profigeschäft geben. Besonders das Gespräch mit Ken Sommer, einem Fahreragenten oder die neuste Folge mit Hendrik Werner, der Coach bei Sun-Web ist, fallen in diese Kategorie.



Fester Bestandteil jeder Sendung sind die neusten Musik- und Instagram oder Social Media Tips der Gastgeber und der Gäste. Nicht alles ist Jedermanns Sache, aber da tauchen schon mal ganz nette  Sachen auf. Die Musik gibt es als Spotify Playlist.

Besonders zu erwähnen ist auch die durchweg tadellose Soundqualität des Podcasts. Man hört deutlich, dass hier etwas Geld in Aufnahmetechnik investiert wurde und im Hintergrund jemand mit Ahnung von der Materie unterstützt, wie Andreas Stauf mir bei der Deutschland Tour erzählt hat. Das trägt sehr zum Hörgenuss bei. In den wenigen Monaten seit der ersten Folge, hat der Besenwagen in meiner Podcast Playlist eine Favoriten Rolle erobert und ich kann nur sagen:

Weiter so! Mehr Trashtalk, bitteschön!


Links
Besenwagen Homepage

Sonntag, 4. November 2018

Fahrradklima Test 2018

Gerade findet eine Umfrage zur Fahrradfreundlichkeit der deutschen Städte und Gemeinden statt. Vor einigen Tagen war Halbzeit und der ADFC hat Daten zu den bisherigen Teilnehmerzahlen veröffentlicht. Für viele Orte, darunter auch meine Heimatstadt Merzig, ist das Quorum zur Auswertung und Veröffentlichung der Daten noch nicht erreicht. Für Merzig sind zum Beispiel erst 15 der mindestens notwendigen 50 Stimmen abgegeben worden.


Dass der Fahrradklima-Test durchaus relevant ist, konnte man in Merzig in den letzten Tagen anhand einer Reihe von Fahrradschutzstreifen sehen, die an einige neuralgischen Punkten auf die Straßen gepinselt wurden. Den guten Willen, das desaströß schlechte Abschneiden der Kreisstadt im Fahrradklima-Test 2016, bei der Merzig auf Platz 350 von 365 vergleichbaren Städten kam, verbessern zu wollen, muss man zwar anerkennen, die Radschutzstreifen werden aber zu keiner Verbesserung beitragen und sind leider eher unter Sympolpolitik zu verbuchen. Im besten Fall könnte man die wahrscheinlich knappe Kasse anführen. Es gibt also noch viel zu tun!

Wie hat Deine Stadt 2016 abgeschnitten? Und haben schon genug Leute ihre Stimme bei der aktuellen Umfrage abgegeben? Die Abstimmung läuft noch bis zum 30. November.

Samstag, 3. November 2018

Spannende Zeiten

Der Radsport im Allgemeinen und der Straßenradsport im Besonderen erlebt gerade eine spannende Zeit. Immer neue Spielarten des sportlichen Radfahrens finden ihre Anhänger. Seit einigen Jahren boomen die Fixed Gear Kriterien, die mit der Red-Hook Serie internationale Bekanntheit erreicht haben (In diesem Zusammenhang hörenswert: Die aktuelle No Brakes Folge des Cycling Podcasts). Die Brevet Szene erlebt eine neue Blüte, die Audax Vereinigungen verzeichnen mehr und mehr Mitglieder und alle paar Wochen kann man über alte und neue spannende Veranstaltungen lesen (TCR, TCR, Three Peaks, PBP). Abseits der Straßen werden die neuen Gravelbikes über Stock und Stein gejagt. Gravelevents von schnell bis langsam, von Spaß bis Sport schießen aus dem Boden. Bei den Veranstaltungen der Jedermann-Szene und den Rad-Marathons in den Alpen stehen regelmäßig Tausende am Start, bezahlen teils horrende Startgebühren und nehmen weite Anfahrten auf sich. Abseits des Sports erlebt das Fahrrad als Fortbewegungsmittel eine Renaissance und der Verteilungskampf um den Platz auf den Straßen der Städte hat gerade erst angefangen.


Auf der anderen Seite musste dieses Jahr mit Quick Step sogar eine der erfolgreichsten Mannschaften der Worldtour lange nach einem neuen Sponsor suchen. Die Lizenzrennen darben seit Jahren unter abnehmenden Teilnehmer- und die Vereine allgemein unter sinkenden Mitgliederzahlen. Rennklassen werden zusammengelegt und Traditionsveranstaltungen eingestellt. Dabei ist der Straßenradsport immer noch das Maß aller Dinge. In keiner anderen Sparte des Radsports stehen so vielen Fahrer, Sportliche Leiter, Mechaniker, Trainer und Betreuer in Lohn und Brot. Während nur einige wenige Top Fahrer vom Mountainbiken leben können, die wenigen Bahnfahrer meist vom Staat alimentiert werden und in anderen Sparten Amateure und Hobbysportler weitgehend unter sich sind, eröffnet der Straßenradsport echte Karrieremöglichkeiten. Auch wenn sicher viele Verträge gerade nur mit dem UCI Mindestlohn vergütet werden, sind es doch Arbeitsverträge mit realem Cash-Flow. Das gilt prinzipiell selbst für den Frauenradsport, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Und wenn man die Leute auf der Straße nach Radsport fragt, enthält die Antwort unweigerlich das Schlagwort “Tour de France”.

Während viele noch über die Gründe und mögliche Lösungen diskutieren, probieren einige Protagonisten neue Dinge aus. Vor einigen Jahren haben sich Worldtourteams zu “Velon”, einer Art Vermarktungsgesellschaft, zusammengeschlossen. Die Onboard Videos waren anfangs ganz interessant, nutzen sich in der jetzigen Form von kurzen Highlight Videos auf Youtube aber schnell ab. Die Hammer Series ist zu gewollt und künstlich und wird schwerlich ein Erfolg werden. Die neuste Wende ist die Zusammenarbeit von Rapha und dem Woldtour Team EF Education First - Drapac pb Cannondale. Die Zusammenarbeit soll weit über das übliche Sponsoring hinausgehen. Einige Fahrer des Teams werden ein alternatives Programm fahren und an Fixed Gear Kriterien, Gravel Events und Ultra Endurance Rennen teilnehmen. All das wird von Rapha medial begleitet. Die Filme und Features werden mit Sicherheit eine großartige Sache sein, der man gespannt entgegen sehen kann. Spannend wird auch sein, wie sich die Profis schlagen werden, ob und wie sich die jeweilige Szene verändern wird und wie dort die unweigerliche Professionalisierung aufgenommen wird. Auf WHATTSBEHIND hat Benjamin vor einigen Tagen über den Rapha - Education First Deal ausführlich und sehr lesenswert geschrieben. Am ersten November hat der Rennstall die Verpflichtung von Lachlan Morton bekanntgegeben, der in der kommenden Saison wieder im Argyle Trikot fahren und einer der Fahrer des alternativen Rennprogramms sein wird. An dieser Stelle habe ich schon öfter über die Arbeit der beiden Morton Brüder geschrieben, die besonders mit der "There About's" Film Reihe bekannt wurden. Das lässt einiges erwarten!

In Deutschland versucht der BDR hingegen mit einer Lizenzreform dem negativen Trend bei den Lizenzrennen entgegenzuwirken. Caro von Ciclista.net hat darüber geschrieben und ich teile ihre Ansicht, dass diese Reform kein Befreiungsschlag ist. Die strukturellen Probleme, mit denen Vereine zu kämpfen haben, wie sinkende Mitgliederzahlen, wegbrechendender Nachwuchs, Auflagen bei Genehmigungen von Radrennen, Überalterung und damit oftmals Probleme bei der Digitalisierung, etc. etc., werden durch die Lizenzreform der männlichen Eliteklasse in keiner Weise adressiert. Es wird von Seiten des BDRs, der Landesverbände und der Vereine beträchtlicher Anstrengungen bedürfen, damit der Vereinssport auch in Zukunft relevant bleibt. Vielleicht sind die Probleme im organisierten Radsport aber auch nur Ausdruck einer größeren gesellschaftlichen Veränderung, die den Kampf um Bestleistungen und Medaillen nicht mehr so hoch wertet wie in der Vergangenheit. Selbst dem Internationalen Olympischen Komitee fällt es neuerdings schwer, Ausrichter für seine Spiele zu finden.

Wie auch immer es weitergeht, die Räder werden sich drehen und es wird weiterhin Rad gefahren werden, nur vielleicht anders und vielfältiger als wir es heute kennen.

Sonntag, 28. Oktober 2018

Strava: Lost in Time

Vor einigen Tagen habe ich auf Strava die Unterlenker Winter Base Ride Serie angelegt (Hier der Post vom letzten Jahr mit warum und wieso). Die erste Fahrt war für heute morgen geplant. Abfahrt an der Stadthalle in Merzig, 9:00 Uhr, flach, “No-Drop”, Grundlagentempo, drei bis vier Stunden. So weit so gut.

In der Email, die ich von Strava bekam, sah alles so aus wie geplant:


Ein Klick auf den Link in der Mail führt zu dieser Seite:


Aus welchem Grund auch immer, die Einladung für alle Anderen sah so aus:


Acht Uhr? Neun Uhr? Da ist Strava wohl irgendwie mit der Zeitumstellung durcheinander gekommen, oder liegt es an der unterschiedlichen Lokalisierung (Deutsch versus Englisch)? Ein tapferer Fahrer stand dann auch um acht an der Stadthalle, während ich gerade am frühstücken war. Am Ende haben wir uns aber alle gefunden und eine anständige 100 Kilometer Runde abgespult.


Links:
Strava Unterlenker Winter Base Ride
Unterlenker Cycling Club - Ride with me!

Samstag, 27. Oktober 2018

Break the Off-Season - The Ride!

Das nach jetzigem Stand wirklich allerletzte schöne Herbstwochenende mit Sonne satt und Temperaturen nahe 20 Grad wurde für den #BreakTheOffSeason Ride gut genutzt. Ich war sehr gespannt wieviele Fahrer dem doch recht kurzfristigen Aufruf folgen und mit mir zusammen eine ausgedehnte Runde durch den Hochwald und über den Saargau in Angriff nehmen würden. Schließlich konnte ich am Start ganze 15 Fahrer mit Kaffee und Keksen versorgen, darunter die üblichen Verdächtigen, alte und neue Bekannte, Rennfahrer, Rapha Afficionados und Fahrer, die ich bisher nur virtuell getroffen habe. Die beiden Luxembourger sorgten sogar für ein internationales Starterfeld.


Pünktlich ging es los, abwärts der Saar konnten wir es zum Anfang gemühtlich rollen lassen und die technischen Passagen zum Aufwärmen haben alle ohne Probleme gemeistert. Kurz nach der Landesgrenze zwischen dem Saarland und Rheinland-Pfalz kam dann der härteste Anstieg auf den höchsten Punkt der Runde durch das Forstgut Hundscheid. Nach guten 25 Minuten waren alle oben und weiter ging es über mit Wurzeln gespickte Singletrails steil bergab bis zur nächsten Straße. Mal auf und mal abseits befestigter Wege fuhren wir durch Zerf und Saarburg, haben einen Umwerfer gerichtet und einen Platten geflickt, mussten nochmal auf den Saargau hinauf klettern, haben die Aussicht auf der alten Römerstraße bei Merzkirchen genossen, Staubwolken hinter uns hergezogen und mit zuneige gehenden Kräften den Singletrail bei Büschdorf gemeistert. Nach einem letzten weiten Blick über Frankreich und den Hochwald vom Gierensberg bei Tünsdorf ging es wieder hinab zur Saar und über letzte Wiesen und Gravel Passagen zurück zum Startpunkt.








Zu meiner Überraschung und großen Begeisterung hat die Gruppe sich als erstaunlich homogen herausgestellt. An den Anstiegen gab es naturgemäß einige Abstände, die Schnelleren mussten oben angekommen aber nie lange warten bis die Gruppe wieder zusammen fand. Unterwegs haben wir uns gut unterhalten und hätten bestimmt noch genug Gespräch (aber keine Beine) für weitere 100 km gehabt. Zum Abschluss am “das Bad” in Merzig habe ich mir bei der Vernichtung der Sommer-Grillfest-Bier-Restanten helfen lassen. In diesem Sinn:

Prost auf einen tollen Tag mit tollem Wetter, netten Leuten und interessanten Gesprächen!





Wer die Runde nach fahren möchte, den GPS Track gibt es bei Strava und bei Komoot und hier kann man die Streckenbeschreibung downloaden.




Samstag, 20. Oktober 2018

Wusch….

Hochprofil-Carbonfelgen sind ein recht guter Resonanzkörper. Das kann eine ganz furchtbare Sache sein, wenn etwas nicht 100 Prozent in Ordnung ist und knackt oder andere fiese Geräusche von sich gibt. Das kann aber auch ganz fantastisch sein, wenn man im Wiegetritt bergauf fährt und das “Wusch” der Reifen hört. Wusch rechts - Wusch links. Ha, herrlich!

Eigentlich kommt mir ja seit Jahrzehnten nichts anderes als Conti Grand Prix Reifen an’s Rad. “Conti forever” sozusagen. Nun war Vittoria, der traditionsreiche Reifenhersteller aus Italien, einer der Sponsoren der Deutschlandtour, hat dort den neutralen Material Service gestellt und Pressevertretern die Möglichkeit eingeräumt, Reifen zu testen. Da einer meiner Leser mir Fragen über die Reifen und Laufradwahl der Profis aufgetragen hatte, hatte ich gleich zwei Gründe in Trier am Vittoria Truck vorbei zu schauen und ein längeres und interessantes Gespräch mit Andreas Barth zu führen, der den Vertrieb von Vittoria in Deutschland verantwortet. Ein Teil der Informationen finden sich in dem Post “Schlauchreifen: Altmodischer Konservatismus oder Evergreen”.

Danach haben wir uns aber länger über den Vittoria Corsa unterhalten. Vittoria ordnet diesen Reifen qualitativ über dem Conti Grand Prix 4000 S II ein. Dabei stellt Vittoria zwei Merkmale besonders heraus, einmal die Karkasse aus Corespun Garn, eine Kombination aus Baumwolle und Aramid (aka Kevlar) und ein Anteil Graphen in der Gummimischung der Lauffläche. Die Baumwoll-Karkasse soll dabei besonders flexibel und geschmeidig sein und sich so besser der Staße anpassen können. Das Graphen scheint, so verstehe ich Vittoria, das Wundermaterial schlechthin zu sein und ermöglicht die Quatratur des Kreises in der Reifen Produktion, nämlich die gleichzeitige Optimierung von Rollwiederstand, Grip, Pannenschutz und Geschmeidigkeit ohne Laufleistung und Gewicht ganz ausser Acht zu lassen. Wer das genauer wissen möchte, wirft am besten einen Blick in die Wikipedia und liest die Informationen auf der Vittoria Homepage nach.


Nur erzählen all diese Fakten natürlich nichts darüber, wie sich der Reifen fährt. Vor dem Vergnügen kommt aber bekanntlich erst die Arbeit und der Reif muss auf die Felge. Das Gewicht stimmt fast genau mit der Angabe überein. Auf der Homepage sind 255 gr angegeben, ich habe für den 25mm breiten Faltreifen 264 gr gewogen. Weitgehend problemlos und ohne Zuhilfenahme von Reifenhebern habe ich beide Reifen auf meine Reynolds Aeroräder aufgezogen bekommen.



Die hellen Seitenwände veränderten dabei das Aussehen meines Rades deutlich. Nach dem vormals “All-Black” muss man sich daran erstmal gewöhnen. Der Corsa ist aber auch mit einer schwarzen und einer anthrazit farbenen Seite verfügbar.


Mit 6,5 bar hinten und 6,2 vorne ging es auf die auf die ersten Testfahrten. Und was soll ich sagen, der Reif fährt sich prima. Ich konnte zwar keine bahnbrechende Verbesserung zu den Contis feststellen (ohne umfangreiche Testreihen und Probefahrten mit abwechselnder Reifenwahl), aber auch keine Verschlechterung. Für sich genommen rollte der Vittoria sehr angenehm ab und liegt gut auf der Straße. Die Haftungsgrenze der Reifen ist jenseits von Geschwindigkeit und Winkel, die ich mich in Kurven traue. 400 Kilometer auch über teilweise schlechte Straßen habe ich ohne Defekt absolviert und die Reifen zeigen bis jetzt keine nennenswerten Abnutzungsspuren. Optimiere lässt sich das ganze sicher noch mit Latexschläuchen, ich bin etwas leichtere aus Butyl gefahren. Alles gut also? Auf jeden Fall, es wird aber noch besser: Das Geräusch der Reifen im Wiegetritt fand ich dann wirklich besonders nett. Vielleicht habe ich es mir aber auch nur eingebildet, oder es war weil die Reifen neu waren, oder weil ich extra darauf geachtet habe. Ganz egal, der Sound ist Weltklasse!


Disclaimer:
Die Reifen wurden mir von Vittoria kostenlos zur Verfügung gestellt.

Links:
In diesem Zusammenhang interessant: Bicycle Rolling Resistance
Vittoria Homepage: Corsa

Dienstag, 16. Oktober 2018

Feiner Stoff

Royalbikewear ist der Partner meines Vertrauens wenn es um individuelle Radbekleidung geht. Die Unterlenker Kits 2016, 2017 und 2018 stammen alle von der kleinen Firma aus Essen. Die Kits waren jeweils das Beste, was Royalbikewear im Angebot hat, das Aerotrikot und genauso die Hose sind mit allen verfügbaren Features ausgestattet. Qualität, Passform und Verarbeitung wurden immer gelobt und sind ohne Fehl und Tadel. Umso neugieriger war ich, als dieses Jahr zu lesen war, dass es ein neues “Top of the Line Kit" oberhalb des bisherigen Aero Trikots gibt. Vor einigen Wochen habe ich das Muster Kit angefordert.

Das Besondere an Trikot und Hose ist, dass beide Teile nun über gewebte und nicht wie bisher gestrickte Stoffe verfügen. Gewebte Stoffe haben sowohl in Längs- als auch in Querrichtung die gleiche Dehnungsfähigkeit. Gestrickte oder gewirkte Stoffe, wie etwa bei dem Royalbikewear Aerotrikot, sind in eine Richtung (horizontal) flexibler als in die andere (vertikal). Dadurch liegen die Trikots sehr eng an, sind in der Länge aber relativ fix und neigen an schwierigen Stellen wie dem Übergang zwischen Torso und Arm zum Faltenschlag. Eine weitere Besonderheit der gewebten Stoffe ist die höhere Kompressionsfähigkeit. Und tatsächlich, das gewebte Trikot liegt noch einmal deutlich glatter und fester am Körper.

Darüberhinaus fasst sich der Stoff ganz anderes an, das Material fühlt sich ein wenig rauer, “trockener” und wärmer an, wo das Aerotrikot glatt und kühl ist. Die Ursache dafür liegt auch in der Besonderheit gewebter Stoffe, die weniger Wasser aufnehmen und etwas leichter sind. Das gewebte Trikot sollte demnach also auch schneller trocknen und Feuchtigkeit, sei es von einem Regenschauer oder vom Schwitzen, schneller ableiten. Wie bisher können auch die neuen Stoffe ganz normal bedruckt werden.

Die etwas höhere Kompression macht sich auch bei der Hose bemerkbar, die sich sehr stabil und fest anfühlt. Die Beine sind einen Tick länger als bisher. Besonders gut gefallen mir die neuen Träger, die im Stil von Hosenträgern ausgeführt sind.







Neben all den Vorzügen der Bekleidung an sich, ist bei individueller Radbekleidung der Service entscheidend. Das 2018er Unterlenker Kit hatte eine ganze Reihe von Anläufen gebraucht, bis die Farben so waren, wie ich sie haben wollte. Die Geduld, Unterstützung und Kulanz, die mir von Marco und Jule dabei zu Teil wurde, fand ich wirklich bemerkenswert und aussergewöhnlich.

Wer also für seinen Verein oder Club auf der Suche nach Teambekleidung ist, dem kann ich Royalbikewear nur wärmstens empfehlen. Daumen hoch!

2019 wird es zunächst übrigens kein weiteres Unterlenker-Kit geben, die Kleiderschränke der “Freunde des Unterlenkers” sind erstmal proppenvoll. Die neuen gewebten Stoffe haben mir aber so gut gefallen, dass es später bestimmt eine weitere Edition geben wird.

Disclaimer
Das Musterkit, dass ich bei Royalbikewear angefordert habe, war das ganz normale Ansichtsexemplar, dass jeder Interessent zugeschickt bekommt und das lediglich zur Anprobe dient, nicht aber zum Testen “On the Road”. Die beiden Musterstücke sind inzwischen auch wieder auf dem Weg zurück zu Royalbikewear.

Links
Eine nette Übersicht mit Erklärungen zu den unterscheidlichen Stoffarten gibt es in diesem Flyer des Deutschen Technikmuseum.
Royalbikewear Homepage