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Samstag, 1. Dezember 2018

Raus aus der Komfortzone!

Ich bin ein großer Anhänger des Krafttrainings mit der Langhantel. Seit einigen Jahren gehört der Geruch von Schweiß und Eisen und das Klacken der Gewichte zu meinem Winterprogramm. Warum man Kraft nicht auf dem Rad sondern nur mit Gewichten trainieren kann und wozu das gut ist, darüber habe ich hier schon mal geschrieben.

Bei aller Begeisterung hat sich mein Langhantel Übungsrepertoire bislang aber auf Kniebeugen beschränkt. Um es richtig zu lernen, habe ich einen Gewichtheber Workshop an der Sportschule in Saarbrücken besucht. Der vom Landessportband Saar organisierte Lehrgang ging über zwei Tage und hat mit Weltklasse Dozenten gelockt. Der U23 Bundestrainer Michael Vater und der Sportdirektor des Deutschen Gewichtheber Bundes und ehemalige Bundestrainer Frank Mantek vermittelten in zwei Tagen die Grundzüge der beiden Teildiziplinen des Olympischen Gewichthebens, des Reißens und Stoßens. Mantek hat 1980 in Moskau selber eine olympische Bronzemedaille gewonnen und führte zuletzt Matthias Steiner zu olympischem Gold.

Die 20 Teilnehmer kamen größtenteils aus dem Crossfit und Fitnessbereich, aber auch Ringer, Boxer, eine Gewichtheberin und zwei Triathleten haben den Weg nach Saarbrücken gefunden. Nach einer theoretischen Einführung in die Bewegungsabläufe ging es recht schnell in die Gewichtheberhalle, deren charakteristisches Merkmal die Abwurfflächen für die schweren Gewichte sind. Denn alles was hoch gehoben wird, muss ja auch wieder runter kommen und zwar ohne im Boden Einschlagkrater zu hinterlassen. Mit unseren Übungsgewichten war diesbezüglich aber nichts zu befürchten gewesen. Die Nachwuchs-Hantelstangen und -Gewichte sehen zwar spektakulär aus, wiegen aber weniger als ein Kasten Bier.



Bevor wir an die Hantelstangen durften, sind wir erstmal gehüpft, aus hüftbreiten Stand in schulterbreiten Stand und versuchten dabei möglichst exakt an der zuvor gezogenen Linie zu landen. Diesen Sprung benötigt man später beim Umgruppieren. Was man als Laie nicht unbedingt weiß: Beim Gewichtheben geht es um Präzision und Beweglichkeit! Nur wenn die Bewegungsabläufe genau stimmen, wird es gelingen, die Hantel senkrecht nach oben zu befördern ohne dabei das Gleichgewicht und die Kontrolle über das einmal beschleunigte und dem Gesetz der Massenträgheit gehorchende Sportgerät zu verlieren.

Der Bewegungsablauf im Gewichtheben wird in verschiedene Abschnitte unterteilt. Beim ersten Teil des Stoßens sind es deren etwa sechs: Von der Startposition (1) geht es mit einer Parallelverschiebung des Rückens in Position Zwei (2), dann öffnet sich der Hüftwinkel, die Hantel wird um das Knie herum geführt und berührt kurz den Oberschenkel (3) bevor die zweite Zugphase beginnt, deren Ende (4) das sogenannte Umgruppieren (5) einleitet, bei dem der Gewichtheber blitzschnell unter die Hantel kommen muss, um dann aus der Hock mit der Hantel auf dem Schlüsselbein liegend dynamisch aufzustehen (6).

Da man Bewegungsabläufe, die man "ohne Hantel nicht kann, mit Hantel erst recht nicht kann" und weil "Wiederholung Vertiefung schafft und mehr Wiederholungen mehr Vertiefung” (Frank Mantek) haben wir nach dem Hüpfen die Bewegungen mit einer Gymnastikstange geübt. Aus Position Eins in die Zwei und zurück und in die Zwei, in die Drei, die Drei Einhalb, in die Zwei, in die Drei, in die Vier und immer so weiter. Schritt für Schritt versuchten die beiden Trainer unser Bewegungsgedächtnis so zu festigen, dass wir bei den definierten Positionen genau wussten, wo wir uns zu befinden haben. Nach der Ausführung in Zeitlupe ging es darum, die verschiedenen Schritte zu einer einzigen, flüssigen Bewegung zusammenzusetzen. Zuerst ohne, dann mit Hantel.

Hört sich einfach an? Naja, meine Frustrationstoleranz wurde einer sehr harten Probe unterzogen. Ich war noch nie ein großes Bewegungstalent. Stand im Sportunterricht Geräteturnen auf dem Plan, war ich kurz vor einer Fünf um im nächsten Halbjahr, in dem Ausdauer gefragt war, eine Eins zu bekommen. Ich weiß schon, warum ich Rad fahre: Den Hintern auf dem Sattel, die Hände mit festem Griff am Lenker, die Füße mit den Pedalen verbunden, da kann man nicht viel falsch machen. Die koordinativen Anforderungen sind vergleichsweise gering. Neben all den Crossfittern, die offensichtlich Erfahrung im Umgang mit der Langhantelstange hatten, kam ich mir wie ein Bewegungslegastheniker vor.

Letztendlich schaffte es Frank Mantek aber, mir einige halbwegs aktzeptable Versuche zu entlocken. In Anbetracht der Tatsache, dass ich zum aller ersten Mal Gewichte hob, einer der älteren Teilnehmer war und mein Talent nun wirklich nicht in der Koordination meiner Gliedmaße liegt, war ich ganz zufrieden.


Auch in Zukunft wird die Kniebeuge meine Hauptübung im Krafttraining sein. Das Gewichtheben fällt für mich eher in die Kategorie “Core Training” und “Allgemeine ausgleichende Athletik” und kann dort durch die Anforderungen an Koordination und Beweglichkeit und die Beanspruchung ganzer Muskelketten eine wichtige Rolle einnehmen. Ich habe angefangen einen Teil der Zeit im Kraftraum auf das Training der Bewegungsabläufe des Gewichthebens zu verwenden.

Nach dem Lehrgang in Saarbrücken ist mein Respekt für die Gewichtheber auf jeden Fall gewachsen und ich bin in der Lage, zumindest die gröbsten Fehler in der Bewegungsausführung zu erkennen und zu korrigieren.




Der Kurs beim LSVS ist übrigens ein echtes Schnäppchen. Für die beiden Tage inklusive Mittagessen sind 180 Euro angefallen. Der gleiche Kurs in Leimen im Bundesleistungszentrum der Gewichtheber kostet 340 Euro. Der Lehrgang in Saarbrücken fand dieses Jahr zum zweiten Mal statt und wird wahrscheinlich auch 2019 angeboten.

Um zu realisieren wie außergewöhnlich dieser Lehrgang war, muss man versuchen sich vorzustellen, dass der Bundestrainer und der Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer einen Wochenendlehrgang für Crossfitter zum Radfahren anbieten würden! (Immerhin gehört Radfahren inzwischen zu den X-Games Disziplinen.) Undenkbar, oder?

Links:
LSVS Gewichtheber Workshop (wahrscheinlich auch wieder 2019)
German Weightlifting - Langhantel Lizenz

Donnerstag, 15. September 2016

Winter Variationen - Gewichtheben

Auf der einen Seite ein Klassiker, auf der anderen Seite unter Radsportlern aber auch etwas stiefmütterlich behandelt ist das Krafttraining. Um Kraft zu trainieren wird ja gerne mit einem großen Gang und niedriger Frequenz den Berg hoch gefahren. KMR nennt sich das dann. Kraft mit Rad. Oder auch K3.

Das hört sich irgendwie einleuchtend an und die Meisten die ernsthaft trainieren und sich verbessern wollen werden das vorzugsweise in den Wintermonaten schon mal gemacht haben. Ich gehöre dazu. Nur leider hat die ganze Übung mit Krafttraining ziemlich wenig zu tun.

Von Krafttraining spricht man nur bei Belastungen ab 50% des maximalen Krafteinsatzes. Nehmen wir als Beispiel eine Kniebeuge mit der Langhantel. Wenn ein Sportler bei maximaler Anstrengung eine Wiederholung mit 100 Kilo macht, sind 50 Kilo das Minimum für ein Krafttraining. Diese Belastung wird auf dem Rad nicht erreicht. KMR ist einfach ein Threshold oder VO2max Intervall mit niedriger Trittfrequenz, nicht mehr.

Warum ist Krafttraining aber überhaupt so wichtig und was bringt es? In einem der besten deutschsprachigen Bücher zu dem Thema 'Krafttraining im Radsport' (Wagner, Mühlenhoff, Sandig) heisst es gleich zu Beginn:
  • Krafttraining kann die Ausdauerleistung unterstützen,
  • die Muskeleffizienz verbessern und 
  • die Leistung bei kurzzeitigen und rennentscheidenden Antritten steigern.
und weiter: "Im Radsport ist ein gut ausgebildetes Kraftniveau die Basis, um z.B. bei Zwischensprints, im Finale oder am Berg höhere Leistungen zu erbringen. Fehlt die Muskelkraft, können auch Herz-Kreislauf-System und Lungen nicht die maximale Leistung erbringen. DieKraft hat damit einen großen Einfluss auf die Wettkampfleistung. Im Radsport bilden Kraft und Ausdauer wortwörtlich ein starkes Team."

Die Leistung, gemessen in Watt, ist das Produkt aus Kraft mal Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeit ist im Falle des Radsportlers die Trittfrequenz. Wie lange wir in die Pedale treten können eine Frage der Ausdauer, wie fest wir das tun ist eine Frage der Kraft. Ohne Kraft keine Leistung.

Also, her mit der Kraft! Und die gibt es nur im Kraftraum! Gewichte heben ist ja nicht Jedermanns Sache, ich für meinen Teil mag es. Das Geräusch wenn die Ketten in den Maschinen hoch und runter laufen. Das Klacken der Gewichte. Die Konzentration auf eine einfache Bewegung, vor, zurück oder hoch und runter, je nach dem. Der Geruch von Eisen  und Schweiß an den Händen. 

Wer mit dem Krafttraining anfängt sollte dies auf jeden Fall unter Aufsicht tun. Eine falsche Bewegungsausführung führt schnell zu Verletzungen, insbesondere bei der Königsübung, der Kniebeuge. Wenn man die Technik aber einmal gelernt und verinnerlicht hat, ist das eine fantastische Übung die neben den Beinen auch den Rumpf beansprucht und nicht zu unterschätzende Anforderungen an die Gelenkigkeit stellt. Die Kniebeugen sollten dabei übrigens nicht nur bis zum 90° Punkt ausgeführt werden, sondern zumindest bis die Oberschenkel waagerecht sind. Entgegen der landläufigen Meinung belastet dass die Knie weniger. Am 90° Punkt wirken tatsächlich die höchsten Kräfte auf das Knie ein, wenn der Punkt aber auf dem Weg zur tiefen Kniebeuge zügig überschritten wird, ist die Belastung weitaus geringer als wenn an diesem Punkt abgebremst und umgekehrt wird. Sehr gut und detailliert erklärt dies Dr. Moosburger. Darüber hinaus wird man bei tiefen Kniebeugen weniger Gewicht auflegen, was ebenfalls schonender ist.

Also, als ein weiterer Tipp um etwas Variation in euer Wintertraining zu bringen: Geht in den Kraftraum, lernt die Kniebeuge. Bis ihr die Bewegung sauber ausführt, müsst ihr durchaus mit 8 Wochen rechnen. Danach, das sollte dann spätestens im Januar der Fall sein, könnt ihr an eurer Maximalkraft arbeiten. Neben den Kniebeugen gibt es natürlich noch viele andere lohnenswerte Übungen, was ihr noch alles macht hängt auch von eurem Zeitbudget ab.

Zuletzt, sucht euch ein wirklich gutes Studio mit guten Trainer aus, die ein Auge auf euch haben, und das nicht nur während des Probetrainings.

Und wenn ihr wirklich hart trainiert habt, sieht das irgendwann vielleicht so aus wie bei Robert Förstemann aka Quadzilla:




Weiter zu:
Links:
Das richtige Krafttraining - Die Kniebeuge auf Roadcycling
Ein Artikel zu dem Thema von Dennis Sandig auf Rennrad.de
Das Standard-Werk Krafttraining im Radsport

Donnerstag, 3. Dezember 2015

Videos 15-2015 GYM Edition

Heute war ich zum ersten Mal seit ziemlich langer Zeit im Kraftraum und habe Gewichte gehoben. Die erste von vielen Gym Einheiten in diesem Winter, mal sehen ob es was bringt. Seit einigen Wochen habe ich auch schon verstärkt mit dem Core-Training angefangen um die Gewichte überhaupt korrekt bewegen zu können. Denn die Königsübung im Kraftraum, die Kniebeuge, kann auch schnell zu Verletzungen führen, wenn sie nicht wirklich korrekt ausgeführt wird und man das Hohlkreuz nicht halten kann.

Beim Aufwärmen ohne Gewicht, nur mit der Langhantelstange ging das auch noch perfekt. Beim Kreuzheben hatte ich dann aber schon Probleme, trotz dem niedrigsten Gewicht von 35 Kilo, das mit den großen Scheiben möglich war. Etwas besser gingen die Kniebeugen. Diese kann man mit der Stange auf den Schultern hinter dem Kopf ausführen oder wie beim Stoßen vor dem Hals. Letztere Variante sollte m.E. für den Rücken eigentlich besser sein, da das Gewicht dann weiter vorne ist, man den Oberkörper weiter zurücknehmen kann und damit aufrechter ist, was wiederum das Halten des Hohlkreuzes erleichtert. Entgegen dieser Theorie (ich habe keine Ahnung ob dem tatsächlich so ist) ist mir die Variante mit der Stange hinter dem Kopf leichter gefallen.

Wie nicht anders zu erwarten: Es bleibt also noch einiges zu tun.

Interessant ist, was andere so alles im Kraftraum machen. Die einen schwören auf Maximalkraft, die anderen auf Schnellkraft und wieder andere arbeiten mehr an der Kraftausdauer und irgendwie scheint alles zu funktionieren. Am Ende muss man es wahrscheinlich einfach probieren und den besten Weg für sich selber finden.

Hier ein paar "Radfahrer-im-Kraftraum-Video-Highlights", zur Inspiration:




 
Mehr Videos vom veganen Radfahrer hier.

Der gute alte Lance!
Kann man sagen was man will, der hat Muckis,
was für ein Unterschied zu Chris Froome!



Wenn wir von Radfahrern und Kraftraum reden, darf Quadzilla aka Robert Förstemann natürlich nicht fehlen: