Freitag, 23. November 2018

An Black Friday geschlossen!

Heute ist Black Friday und meine Inbox leidet seit Tagen an einem Übermaß sich gegenseitig in den schrillsten Tönen überbietender Angebote. Jeder, dem ich irgendwann mal meine Email Adresse gegeben habe, versucht mir etwas zu verkaufen zu “fast geschenkt Preisen”. Von dieser Jagd nach dem letzten und besten und bestimmt einmaligen Schnäppchen kann einem ganz schön schwindlig werden. (Pro Tipp: Die nächsten einmaligen Angebote gibt es an Weihnachten und die Restanten noch günstiger im Januar). 

Wie viel angenehmer ist da der November Newsletter von Ass Saver, seht selbst:



Und tatsächlich, heute gibt es nichts zu kaufen!



Wer sich jetzt fragt was Ass-Saver sind und ob sie funktionieren, bitte hier und hier entlang.

Links:
Ass Saver Homepage/ facebook

Montag, 19. November 2018

Universal Standard Tubeless (Update)

Tubeless am Rennrad. Naja. Die Geschichten von verzweifelten, stundenlangen Montageversuchen von etwas zu kleinen Reifen auf etwas zu großen Felgen unter Aufbietung aller möglichen Kniffe und dutzender Reifenheber haben wahrscheinlich viele schon mal gehört. Und wozu soll dieses Tubeless am Rennrad gut sein? Ich hatte dieses Jahr noch nicht mal eine Handvoll Defekte, die jeweils in wenigen Minuten behoben waren. Was macht man, wenn man unterwegs ist, die Dichtmilch nicht reicht, man doch einen Schlauch einziehen muss und den Mantel nicht mehr auf die Felge bekommt oder gar nicht erst herunter? Die im Gelände gefürchteten Durchschläge sind durch den hohen Luftdruck auf der Straße auch weitgehend ausgeschlossen. Und ob ein Tubeless Set-Up etwas leichter rollt oder nicht, halte ich weitgehend für eine Nebensächlichkeit.
So weit so gut. Vor einigen Tagen war es an der Zeit das gute Rad in den Winterschlaf zu schicken und die Wintermühle aufzuwecken. Bei der ersten Fahrt wurde ich schnell daran erinnert, das die Laufräder ihre besten Zeiten schon lange hinter sich hatten. Die Felge tailliert und der Freilauf ausgenudelt. Was Neues musste her. Alu, Felgenbremse, stabil, maximal mittleres Preisegment, Gewicht egal aber bitte mit anständigen Lagern. Schnell bin ich bei den Mavic Cosmic Elite UST hängengeblieben. Mit Reifen kostet der Satz beim Internethändler meines Vertrauens knappe 350 Euro, 100 Euro unter der Preisempfehlung. Ein paar Klicks und zwei Tage später stand die Post mit einem stattlichen Paket vor der Tür.

Cosmic Elite UST. Letzteres steht für "Universal Standard Tubeless", dieses Mavic eigene System soll die Montage von Tubeless Reifen zu einem Kinderspiel machen. Man kann die Räder natürlich auch mit Schlauch fahren. Aber gut, wenn die Räder schon mal so da stehen, gebe ich diesem Tubeless mal eine Chance.

Neben den Laufrädern, Reifen und Schnellspannern liegt dem Satz auch eine Flasche Dichtmittel, eine Spritze zum Einfüllen des Selbigen, zwei Plastik-Dinger zur De-/Montage der Ventil-Kerne und ein Distanzring zum Umbau von 11 auf 10fach bei. Die Reifen sind bereits montiert und man kann direkt loslegen mit dem Einfüllen der Dichtmilch. Ich widerstand der Versuchung und habe erstmal die Reifen demontiert. Das ging mit nur einem Reifenheber ganz einfach, unter den Mantel stecken, umklappen und durchziehen und schon war der Reifen runter, einmal vorne, einmal hinten, ein wahres Kinderspiel. Dann ging es ans Wiegen.

Mavic gibt als Gewicht für den Satz ohne Reifen 1770 gr an. Ich habe für das Vorderrad 900 und das Hinterrad 1120 gr gewogen, also deutlich mehr als die Herstellerangabe. Die Reifen liegen mit jeweils 320 gr ebenfalls über dem Sollwert von 260 gr. Das ist für mich weiter kein Problem, allerdings ist eine Differenz von insgesamt 370 Gramm doch recht hoch und etwas erstaunlich. (Bitte Update am Ende des Posts beachten.)

Als nächstes Stand die Montage der Reifen an. Ohne die Zuhilfenahme von Reifenhebern waren die Mäntel nur mit der Hand ruck zuck aufgezogen, dass war nicht nur ein Kinderspiel, sondern eine wahre Freude! So soll es sein! Als Nächstes habe ich etwas Luft in die Reifen gepumpt, der Druck ist angestiegen und es hat nirgendwo gezischt. Wohlgemerkt mit einer normalen Standpumpe! Aber Moment, da fehlte ja noch das Dichtmittel. Also habe ich die Luft noch mal abgelassen, den Ventilkern rausgedreht und je 30ml Dichtmittel durch die Ventile eingefüllt. Das ging auch ganz prima direkt aus der Flasche, die beiliegende Spritze habe ich nicht gebraucht. Danach wird der Ventilkern nochmal eingeschraubt und das Rad für 30 Sekunden gedreht, so soll sich das Dichtmittel verteilen. Beim anschließenden Aufpumpen soll man zunächst bis zum maximalen Druck (7 bar mit 25mm Reifen) pumpen, damit sich alles setzen kann und fertig ist die Montage der Tubeless Reifen. Der ganze Vorgang dauert dabei nicht länger als die Montage von Reifen mit Schläuchen.

Auf der Straße sind die Laufräder absolut unauffällig. Der Freilauf ist vergleichsweise leise, die Alufelgen erzeugen wenig Resonanz und “rumpeln” somit weniger als Carbonlaufräder. Die Reifen fühlen sich gut an und der Gripp scheint tadellos zu sein. Da ich bisher mit den Rädern erst wenige Kilometer gefahren bin, kann ich noch nichts zur Haltbarkeit sagen. Die Bremsflächen sind plan und die Räder einwandfrei zentriert, das Bremsverhalten ist so, wie es sich nun mal mit Felgenbremsen auf Alu bremst, wie immer halt.







Der Cosmic Elite UST ist der günstgste “Aero” Laufradsatz von Mavic. Das Günstige zeigt sich dabei unter anderem an den normalen Vierkant Nippeln und den recht einfachen Schnellspannern. Die technischen Daten lassen sich am besten auf der Mavic Seite nachlesen.

Erwähnen muss ich noch, dass das Vorderrad vor jeder Fahrt nachgepumt werde möchte, dem Augenschein nach ist alles in Ordnung und nirgendwo tritt Dichtmittel aus. Ich nehme an, dass mir bei der Montage eine Ungenauigkeit unterlaufen ist. Bei nächster Gelegenheit werde ich den Reifen nochmal neu montieren und bin überzeugt, dass die Luft dann genauso gut hält wie hinten.

Als vorläufiges Fazit kann ich festhalten, dass wenn Tubeless so einfach und unkompliziert ist, dann lege ich meine anfängliche Skepsis gene ab und sage ab sofort: Tubeless am Rennrad? Warum nicht?

Update 21.11.2018
Gestern wurde ich von Mavic kontaktiert, die das Übergewicht meiner Messung genauso erstaunlich fanden wie ich. Ich habe daher gestern Abend nochmal das Vorderrad vom Reifen befreit und beides gewogen. Tatsächlich scheint meiner Waage (oder mir, aber das würde ich natürlich nie zugeben) beim ersten Versuch ein Fehler unterlaufen zu sein. Der Reif wiegt 280 Gramm, bei dem Vorderrad ohne Reif und Schnellspanner komme ich auf 840 Gramm (Mavic 815), beim Hinterrad mit Reif und Dichtmittel, aber ohne Schnellspanner und Kassette auf 1310 Gramm, was 1000 Gramm ohne Reifen entspricht (Mavic 955), also immer noch etwas mehr, aber eben nur etwas. Bei den drei Mehlpackungen, die ich zur Kontrolle gewogen habe, hat die Waage übrigens jedesmal exakt 1 Kilo angezeigt. Heute morgen hatte der Vorderreifen noch seinen vollen Luftdruck gehabt, es könnte sein, dass der Ventilkern bei meinem ersten Versuch nicht fest genug eingeschraubt war. Jetzt funktioniert es.


Links
Homepage Mavic Cosmic Elite UST / Yksion Pro UST

Sonntag, 11. November 2018

Was auf die Ohren

Im Juli diesen Jahres ging mit dem Besenwagen Podcast eine Sendung “On Air”, wie es sie bisher in der deutschsprachigen Radsport-Podcast Szene noch nicht gab. Paul Voss, bis 2016 Profi bei "Bora - Argon 18”, Andreas Stauff, bis 2015 bei MTN Qhubeka unter Vertrag und Bastian Marks, Physiotherapeut, Bikefitter und C-Wanze mit einem ausgeprägten Faible für Stil auf dem Rad sprechen über alle möglichen und unmöglichen Aspekte des Profiradsports. Dabei sind sie politisch nicht immer ganz korrekt und geben die ein oder andere Geschichte zum Besten, die man so garantiert niemals irgendwo im Radsport-Netz lesen wird.


Rick Zabel wurde vor einigen Folgen mal als wilder Löwe geoutet, der immer auf der Jagd nach den Ladies ist (bis er dann doch eingefangen wurde). An die Geschichte muss ich seitdem immer denken, wenn ich von Zabel lese. Man hört schon mal welche Profis echte Kotzbrocken sind und mit welchen gut auszukommen ist und einiges mehr. Neben all dem Klatsch und Tratsch laden die Drei aber auch immer wieder interessante Gäste ein, die einen echten Einblick in das Profigeschäft geben. Besonders das Gespräch mit Ken Sommer, einem Fahreragenten oder die neuste Folge mit Hendrik Werner, der Coach bei Sun-Web ist, fallen in diese Kategorie.



Fester Bestandteil jeder Sendung sind die neusten Musik- und Instagram oder Social Media Tips der Gastgeber und der Gäste. Nicht alles ist Jedermanns Sache, aber da tauchen schon mal ganz nette  Sachen auf. Die Musik gibt es als Spotify Playlist.

Besonders zu erwähnen ist auch die durchweg tadellose Soundqualität des Podcasts. Man hört deutlich, dass hier etwas Geld in Aufnahmetechnik investiert wurde und im Hintergrund jemand mit Ahnung von der Materie unterstützt, wie Andreas Stauf mir bei der Deutschland Tour erzählt hat. Das trägt sehr zum Hörgenuss bei. In den wenigen Monaten seit der ersten Folge, hat der Besenwagen in meiner Podcast Playlist eine Favoriten Rolle erobert und ich kann nur sagen:

Weiter so! Mehr Trashtalk, bitteschön!


Links
Besenwagen Homepage

Sonntag, 4. November 2018

Fahrradklima Test 2018

Gerade findet eine Umfrage zur Fahrradfreundlichkeit der deutschen Städte und Gemeinden statt. Vor einigen Tagen war Halbzeit und der ADFC hat Daten zu den bisherigen Teilnehmerzahlen veröffentlicht. Für viele Orte, darunter auch meine Heimatstadt Merzig, ist das Quorum zur Auswertung und Veröffentlichung der Daten noch nicht erreicht. Für Merzig sind zum Beispiel erst 15 der mindestens notwendigen 50 Stimmen abgegeben worden.


Dass der Fahrradklima-Test durchaus relevant ist, konnte man in Merzig in den letzten Tagen anhand einer Reihe von Fahrradschutzstreifen sehen, die an einige neuralgischen Punkten auf die Straßen gepinselt wurden. Den guten Willen, das desaströß schlechte Abschneiden der Kreisstadt im Fahrradklima-Test 2016, bei der Merzig auf Platz 350 von 365 vergleichbaren Städten kam, verbessern zu wollen, muss man zwar anerkennen, die Radschutzstreifen werden aber zu keiner Verbesserung beitragen und sind leider eher unter Sympolpolitik zu verbuchen. Im besten Fall könnte man die wahrscheinlich knappe Kasse anführen. Es gibt also noch viel zu tun!

Wie hat Deine Stadt 2016 abgeschnitten? Und haben schon genug Leute ihre Stimme bei der aktuellen Umfrage abgegeben? Die Abstimmung läuft noch bis zum 30. November.

Samstag, 3. November 2018

Spannende Zeiten

Der Radsport im Allgemeinen und der Straßenradsport im Besonderen erlebt gerade eine spannende Zeit. Immer neue Spielarten des sportlichen Radfahrens finden ihre Anhänger. Seit einigen Jahren boomen die Fixed Gear Kriterien, die mit der Red-Hook Serie internationale Bekanntheit erreicht haben (In diesem Zusammenhang hörenswert: Die aktuelle No Brakes Folge des Cycling Podcasts). Die Brevet Szene erlebt eine neue Blüte, die Audax Vereinigungen verzeichnen mehr und mehr Mitglieder und alle paar Wochen kann man über alte und neue spannende Veranstaltungen lesen (TCR, TCR, Three Peaks, PBP). Abseits der Straßen werden die neuen Gravelbikes über Stock und Stein gejagt. Gravelevents von schnell bis langsam, von Spaß bis Sport schießen aus dem Boden. Bei den Veranstaltungen der Jedermann-Szene und den Rad-Marathons in den Alpen stehen regelmäßig Tausende am Start, bezahlen teils horrende Startgebühren und nehmen weite Anfahrten auf sich. Abseits des Sports erlebt das Fahrrad als Fortbewegungsmittel eine Renaissance und der Verteilungskampf um den Platz auf den Straßen der Städte hat gerade erst angefangen.


Auf der anderen Seite musste dieses Jahr mit Quick Step sogar eine der erfolgreichsten Mannschaften der Worldtour lange nach einem neuen Sponsor suchen. Die Lizenzrennen darben seit Jahren unter abnehmenden Teilnehmer- und die Vereine allgemein unter sinkenden Mitgliederzahlen. Rennklassen werden zusammengelegt und Traditionsveranstaltungen eingestellt. Dabei ist der Straßenradsport immer noch das Maß aller Dinge. In keiner anderen Sparte des Radsports stehen so vielen Fahrer, Sportliche Leiter, Mechaniker, Trainer und Betreuer in Lohn und Brot. Während nur einige wenige Top Fahrer vom Mountainbiken leben können, die wenigen Bahnfahrer meist vom Staat alimentiert werden und in anderen Sparten Amateure und Hobbysportler weitgehend unter sich sind, eröffnet der Straßenradsport echte Karrieremöglichkeiten. Auch wenn sicher viele Verträge gerade nur mit dem UCI Mindestlohn vergütet werden, sind es doch Arbeitsverträge mit realem Cash-Flow. Das gilt prinzipiell selbst für den Frauenradsport, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Und wenn man die Leute auf der Straße nach Radsport fragt, enthält die Antwort unweigerlich das Schlagwort “Tour de France”.

Während viele noch über die Gründe und mögliche Lösungen diskutieren, probieren einige Protagonisten neue Dinge aus. Vor einigen Jahren haben sich Worldtourteams zu “Velon”, einer Art Vermarktungsgesellschaft, zusammengeschlossen. Die Onboard Videos waren anfangs ganz interessant, nutzen sich in der jetzigen Form von kurzen Highlight Videos auf Youtube aber schnell ab. Die Hammer Series ist zu gewollt und künstlich und wird schwerlich ein Erfolg werden. Die neuste Wende ist die Zusammenarbeit von Rapha und dem Woldtour Team EF Education First - Drapac pb Cannondale. Die Zusammenarbeit soll weit über das übliche Sponsoring hinausgehen. Einige Fahrer des Teams werden ein alternatives Programm fahren und an Fixed Gear Kriterien, Gravel Events und Ultra Endurance Rennen teilnehmen. All das wird von Rapha medial begleitet. Die Filme und Features werden mit Sicherheit eine großartige Sache sein, der man gespannt entgegen sehen kann. Spannend wird auch sein, wie sich die Profis schlagen werden, ob und wie sich die jeweilige Szene verändern wird und wie dort die unweigerliche Professionalisierung aufgenommen wird. Auf WHATTSBEHIND hat Benjamin vor einigen Tagen über den Rapha - Education First Deal ausführlich und sehr lesenswert geschrieben. Am ersten November hat der Rennstall die Verpflichtung von Lachlan Morton bekanntgegeben, der in der kommenden Saison wieder im Argyle Trikot fahren und einer der Fahrer des alternativen Rennprogramms sein wird. An dieser Stelle habe ich schon öfter über die Arbeit der beiden Morton Brüder geschrieben, die besonders mit der "There About's" Film Reihe bekannt wurden. Das lässt einiges erwarten!

In Deutschland versucht der BDR hingegen mit einer Lizenzreform dem negativen Trend bei den Lizenzrennen entgegenzuwirken. Caro von Ciclista.net hat darüber geschrieben und ich teile ihre Ansicht, dass diese Reform kein Befreiungsschlag ist. Die strukturellen Probleme, mit denen Vereine zu kämpfen haben, wie sinkende Mitgliederzahlen, wegbrechendender Nachwuchs, Auflagen bei Genehmigungen von Radrennen, Überalterung und damit oftmals Probleme bei der Digitalisierung, etc. etc., werden durch die Lizenzreform der männlichen Eliteklasse in keiner Weise adressiert. Es wird von Seiten des BDRs, der Landesverbände und der Vereine beträchtlicher Anstrengungen bedürfen, damit der Vereinssport auch in Zukunft relevant bleibt. Vielleicht sind die Probleme im organisierten Radsport aber auch nur Ausdruck einer größeren gesellschaftlichen Veränderung, die den Kampf um Bestleistungen und Medaillen nicht mehr so hoch wertet wie in der Vergangenheit. Selbst dem Internationalen Olympischen Komitee fällt es neuerdings schwer, Ausrichter für seine Spiele zu finden.

Wie auch immer es weitergeht, die Räder werden sich drehen und es wird weiterhin Rad gefahren werden, nur vielleicht anders und vielfältiger als wir es heute kennen.