Sonntag, 30. Juli 2017

Test: Lezyne Pressure Drive und Road Caddy

Vor zwei Jahren habe ich geschrieben, dass an mein Rad niemals eine Satteltasche kommen wird. Eine Satteltasche! Fast so schlimm wie Herren-Handtaschen, die ältere Männer mit Socken in den Sandalen schon mal gerne mit Schlaufe ums Handgelenk tragen. Ganz zu schweigen davon, dass Satteltaschen gegen die Regeln verstossen ("Rule 29")!

Nur, was soll ich sagen, der Platz in den Trikottaschen ist begrenzt. Besonders bei Radmarathons, bei denen in aller Herrgottsfrühe gestartet wird und in den Bergen auch mal mit schlechtem Wetter zu rechnen ist, reicht die Kapazität der Trikottaschen nicht aus. Ich tendiere ja immer dazu eher etwas mehr als weniger anzuziehen und üblicherweise dauert es nicht lange, dass neben Telefon (rechts), Autoschlüssel (in der Reisverschlusstasche), Ersatzschlauch, Pumpe, Minitool, Flicken, Ausweis, Geld (im Lezyne Caddy Sack, in der Mitte) und einigen Energieriegeln und -Gels (links) auch die Armlinge und die Weste einen Platz benötigen.

Eine Zeitlang bin ich dazu übergegangen und habe den Lezyne Caddy Sack mit einem Pedalriemen unter den Sattel geklemmt. Der Vorteil des guten alten Riemens ist natürlich, dass er auch zusätzliche Dinge fixieren kann, Beinlinge etwa. Und ein Riemen entspricht noch am ehesten den Regeln, denn das Einzige was man demzufolge unter dem Sattel befestigen darf ist ein Schlauchreifen, sauber gewickelt, befestigt mit eben einem Riemen. Aber zumindest mit meiner grauen Tasche sieht das auch nichts aus.

Regeln hin oder her, Pragmatismus schlägt Purismus, es musste eine Tasche her, möglichst klein, unauffällig, stabil befestigt. Der Lezyne Road Caddy erfüllt genau das. Schlauch, Reifenheber und ein Minitool finden gerade so Platz, dazu etwas Geld und ein paar Flicken. Mit Gaskartuschen würde es schon eng werden. Der Reisverschluss ist wasserdicht und hat ne praktische Schlaufe, insgesamt ist die Tasche einwandfrei verarbeitet.




Da meine Minimal-Carbon Pumpe mal den Dienst verweigerte als es drauf ankam, gab es auch gleich noch eine neue High Pressure Pumpe von Lezyne dazu. Im Training und während Radmarathons habe ich die Pumpe inzwischen sogar am Rad neben dem Flaschenhalter! Die Velominati würden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. :-o

Angenehm bei der Pumpe ist, dass der Schlauch in zwei Richtungen montiert werden kann und dadurch sowohl Presta als auch Schrader Ventile bedient. Den angegebenen maximalen Druck von 8,5 bar habe ich aber bei weitem nicht erreicht. Nach einer Minute hatte ich die 25er Conti Reifen auf 3,5 bar, nach zwei Minuten waren es immerhin 5 bar, was zumindest für die Heimfahrt ausreicht. Die Pumpe wurde dabei am Kopf erstaunlich warm.




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Dienstag, 25. Juli 2017

Single Speed Racing

Lange Jahre wurde die Güte eines Rennrades ja vor allem an der Zahl der Gänge festgemacht. Mein erstes Rennrad hatte deren zehn, insgesamt versteht sich. Das Höchste der Gefühle war damals ein 12 Gang Rennrad, mein Vater hatte eines. Mit den Jahren kamen Ritzel dazu wie bei Bäumen die Jahresringe. Inzwischen ist der Standard bei 11 Ritzeln hinten, also 22 Gängen. Beim MTB ist der letzte Schrei inzwischen eine Kassette mit 12 Ritzeln. 

Das es in Abhängigkeit der Strecke auch mit weniger geht, machen die Fixie und Single Speed Fahrer vor. Reduktion auf das Wesentliche und so. Am vergangenen Sonntag habe ich das auch probiert. Zugegebenermaßen nicht ganz freiwillig.

Ich bin ein Rennen in Frankreich gefahren, die 44ème Journée du Vélo Bertrange Trophée Rosalbino BONACCI et Bénito BONACCI. Die Strecke war rechteckig, 14 km lang und sechs mal zu fahren. Der stramme Westwind sorgte für ein einfaches Muster: 5km Rückenwind, 2km Kantenwind von rechts, 5km Gegenwind, 2km Kantenwind von links. Am Start standen etwa 100 Rennfahrer von den Junioren bis zur 2. Kategorie (in etwa B-Klasse). Im Gedränge kurz nach dem Start ist es dann passiert. Mein Lenker hat sich mit dem eines anderen Fahrers verhakt und ich konnte mich noch gerade so auf den Grünstreifen retten. Das war knapp, ich sah mich schon auf dem Boden, einen Massensturz auslösend. Aber es ging nochmal gut, nur, wieder auf der Straße hat meine Schaltung nicht mehr reagiert. Ich konnte noch so viel drücken, der Di2 war kein Gangwechsel zu entlocken. Der Umwerfer funktionierte noch, es lag also nicht am Strom. 

Bei dem hohen Tempo und dem starken Wind war Anhalten und Gucken keine Option. Was soll man da auch machen? Das Kabel könnte ja überall unterbrochen sein. Wahrscheinlichste Ursache war der Stecker am Bremsschaltgriff, während der Fahrt habe ich das Griffummi nach vorne gerollt und versucht den Stecker festzudrücken, aber da bewegte sich nichts. Vielleicht war der Fehler doch woanders?

Also nur noch ein Gang. 52x17. In den Gegenwindpassagen und an den Wellen war der Gang durchaus ok, ansonsten konnte ich die Beine aber rund gehen lassen. Ich hatte mit dem Rennen eigentlich abgeschlossen und wollte schon zum Auto, bin dann aber doch noch eine Runde gefahren, und noch eine und ruck zuck war das Rennen zu Ende. Ich konnte mich im Hauptfeld halten und bin als 48. über die Ziellinie gerollt. Für einen Gang gar nicht so schlecht. 

Zuhause zeigte sich dann, dass es tatsächlich der Stecker am Bremsschaltgriff war, der sich beim Verhaken der Lenker minimal gelöst hatte. 

Gewonnen hat Marc Feraud vom Velo Club Betanke Grand, ein Cat.2 Fahrer. Bester Deutscher war Max Valtey vom RV Schalke Trier auf Platz 13. (Ergebnis)





Samstag, 22. Juli 2017

Test: Rapha Pro Team Aerotrikot und Core Trägerhose + 30% Gutschein

Meine Beziehung zu Rapha ist durchaus wechselhaft. Das Tagebuch über die Festive 500 2012 war der Grundstein dieses Blogs. Damals, da war die Auswahl allerdings noch sehr viel geringer als heute, hätte ich am liebsten die ganze Seite leer gekauft. Später konnte ich es nicht mehr sehen und war all den Geschichten überdrüssig, die sich gegenseitig in Superlativen des Epischen überboten. Die Zusammenarbeit mit Team Sky hat ebenfalls nicht gerade zu meiner Begeisterung beigetragen. In funktioneller Hinsicht haben die Kleider davon sicher profitiert, aber kann man einen unsympathischeren Rennstall als Sky unterstützen? Canyon//Sram Racing ist hingegen das genaue Gegenteil, super cool, sympathisch, ausgefallen und authentisch, eine Augenweide und somit gibt es auch satte Sympathiepunkte für Rapha.


Im vergangenen Winter konnte ich den Schnäppchen dann nicht widerstehen und habe im Schlussverkauf zugegriffen. Über die außergewöhnliche Verpackung habe ich schon geschrieben. Später habe ich mir noch die Core Trägerhose und Merino Socken zugelegt.

Bei allen Teilen bin ich von der Qualität und der Passform begeistert. Selten habe ich Radbekleidung in der Hand gehabt die so perfekt und ohne Fehl und Tadel verarbeitet war.

Das "Pro Team Long Sleeve Aero Jersey" sitzt in der Tat Aero, also hauteng, die Arme sind dabei so eng, dass sie sich so gut wie gar nicht nach oben ziehen lassen. Eine Armbanduhr muss man zum Anziehen des Trikots ablegen. Dennoch fühlt man sich nicht eingeengt. Ich bin das Trikot sowohl bei 20° als auch bei frischen 10° gefahren. Beide Male hatte ich die Wettervorhersage bei der Kleiderwahl nicht richtig berücksichtigt, es wurde erst während der Fahrt warm bzw. kalt. Übermäßig geschwitzt oder gefroren habe ich an keinem der beiden Tage. Der optimale Temperaturbereich liegt aber ohne Frage dazwischen. Der Stoff der Arme ist sehr dünn, Brust und Rücken sind aus einem dickeren, auf der Innenseite angerauten Material gefertigt. Der Reisverschluss ist leichtgängig und lässt sich auch während freihändiger Fahrt leicht und schnell einfädeln. Die Taschen sind gut zu erreichen und haben ein normales Fassungsvermögen, eine Regenjacke lässt sich gut unterbringen. Eine kleine, seitlich zugängliche Tasche ist mit einem Reisverschluss gesichert. Der Original-Preis des Trikots beträgt saftige 180 Euro, das wäre es mir nicht wert gewesen. Mit einem Rabatt-Gutschein oder reduziert im Ausverkauf (ich habe 70 Euro bezahlt) macht man aber mit Sicherheit nichts falsch.







Die Core-Trägerhose ist das Einstiegs-Model von Rapha und kostet 125 Euro. Selten hat sich eine Radhose so gut angefühlt. Die Kompression trifft genau die goldene Mitte zwischen eng und weit. Das schwarze Polster ist anständig dick und sehr komfortabel. Die Beine sind einen Tick länger als etwa die der Unterlenker-Kit Hosen und werden von den breiten Bündchen nachhaltig am Verrutschen gehindert. Die Hose gibt es statt mit schwarzen auch mit weißen Trägern, was unter hellen Trikots besser aussieht. Ich bin wirklich begeistert und frage mich, wie gut erst die Classic Trägerhose sein muss, wenn das Budget-Model schon so fantastisch ist.

Auf dem linken Bein löst sich inzwischen der Rapha Schriftzug.



Die Hose habe ich mit einem 25% Gutschein gekauft, den es für die Teilname an der jährlichen Kundenzufriedenheits-Umfrage gab. Um dann nochmal auf die 100 Euro zu kommen, ab denen keine Versandkosten anfallen, habe ich auch noch ein Paar Merino Socken in den Einkaufskorb getan. Die Socken tragen sich angenehm, da gibt es nichts gegen einzuwenden. Allerdings bevorzuge ich dann doch den strammeren Sitz von Socken aus Kunstfaser. Das Weiß der Socken ist auch eher ein Creme, aber vielleicht das Weiß, dass man bei Merino Socken erwarten muss.


Rapha ist ohne Frage eine Luxusmarke. Das Preis-Leistungsverhältnis wird oftmals bis zum Äussersten beansprucht, was nicht an der Leistung, sondern am Preis liegt. Will man unbedingt ein bestimmtes Teil in einer bestimmten Größe, muss man tief in die Tasche greifen. Im Schlussverkauf gibt es aber zuweilen hohe Rabatte, mit denen man kaum was falsch machen kann.

Vor einigen Tagen hat Rapha mir eine Email gesendet mit einem 30% Rabatt-Code, gültig bis morgen Abend, 23. Juli 2017 um 23:59 Uhr Britischer Zeit: CLUB-VENOF.


Der Gutschein und dieser Post stehen in keinem Zusammenhang. Das Rapha die Mail just diese Woche gesendet hat, ist reiner Zufall. Alle Kleider habe ich selber gekauft und keine Vorteile genossen, die nicht jedem Anderen auch zur Verfügung standen.

Sonntag, 16. Juli 2017

Sicherheitsabstand beim Überholen ist Platz zum Leben

Als ich gestern morgen beim Friseur gesessen und gewartet habe und so durch meine Twitter Timeline gescrollt bin, ist mir ein Tweet in's Auge gesprungen, den ein Bekannter geteilt hat und der eine Grafik zum korrekten Überholen von Radfahrern zeigt. Im Großen und Ganzen habe ich ja eher wenig Probleme mit Autofahrern, was in erster Linie der geringeren Verkehrsdichte im Nordsaarland geschuldet ist. Knapp überholt werde ich trotzdem viel zu oft und rege mich jedesmal auf. Es ist kein schönes Gefühl wenn zwei Tonnen Metal mit einem halben Meter Abstand an einem vorbei rauschen. Was die Autofahrer dabei aus Gedankenlosigkeit oder mit Absicht nicht bedenken ist, dass Radfahrer Dingen auf der Fahrbahn ausweichen müssen. Glasscherben, Split, Müll oder Schlaglöcher sind alles Hindernisse, die Autofahrer noch nicht einmal wahrnehmen, die Radfahrer aber zu Richtungswechseln zwingen. Wenn das mit knappem Überholen zusammen kommt, wird es eine Frage von Leben oder Tod.


Neben dem Retweet auf Twitter war das Bild auch schnell auf Facebook gepostet, versehen mit dem Hashtag #PlatzZumLeben. Während der original Tweet seit dem 14. Juli rund 200 mal geteilt wurde, hat mein Facebook-Post abgehoben und wurde bis dato 1079 mal geteilt und hat rund 110.000 Personen erreicht. Ein User hat die Grafik sogar unter der Adresse www.platzzumleben.ga bereitgestellt.

Die Grafik stammt dabei ursprünglich aus England. Der Urheber ist ein Twitter User mit dem Handle @Istwhl und die Grafik ist wohl auch schon etwas älter. Aktuell wurde sie durch einen Tweet der Winchmore Hill Police verbreitet. Allerdings war die Grafik in diesem Tweet gegenüber dem Original etwas manipuliert. Im Original fahren die Radfahrer auf Bild 4 und 5 zu dritt nebeneinander, was bei Bild 5 erklärt, warum sich in der Einer-Reihe 12 Fahrer befinden. Diese subtile Veränderung hat für einige böse Kommentare gesorgt, die Polizei hat darauf auch die original Grafik geteilt und sich entschuldigt.

Den Weg in die deutsche Twitter-Sphäre hat dann aber der (manipulierte) Zweier-Reihen Tweet gefunden. Der User @footils hat die Grafik an den Rechtsverkehr angepasst und deutsche Texte dazu geschrieben.

Hier die beiden englischen Versionen, zuerst die manipilierte Zweier-Reihen Grafik, darunter das Original:



Wenn auf ausreichenden Sicherheitsabstand beim Überholen von Radfahrern hingewiesen wird, tauchen immer sehr schnell Stimmen auf, die eine Radwege-Diskussion beginnen wollen und den Radfahrern die Schuld dafür geben, dass sie in ihrem Leben gefährdet werden. Radwege sind in der Tat ein Thema mit vielen Facetten über die man engagiert streiten kann. Allerdings hat das alles überhaupt gar nichts mit dem knappen Überholen von Radfahrern zu tun. Ein Radfahrer auf der Straße mag für den ein oder anderen Autofahrer zwar ein Ärgernis sein, dass gibt aber niemandem das Recht, die Radfahrer mit der Waffe Auto zu bedrohen.

Egal wie rücksichtslos und der STVO zuwider eine Radfahrer fährt (was ich nicht gutheißen möchte), noch nie hat dadurch ein Autofahrer sein Leben verloren, der umgekehrte Fall kommt leider viel zu oft vor, zuletzt etwa in Köln, als ein 17 Jährigem Rennfahrer von einem Autofahrer getötet wurde.

Zum Schluss noch dieser Text von Chris Boardman, dessen Mutter vor einem Jahr als Radfahrerin von einem Autofahrer getötet wurde. Der letzte Satz bringt es auf den Punkt:

Jemanden mit einem Messer umzubringen, zu verletzten oder auch nur zu bedrohen ist nicht akzeptabel, wenn man das Gleiche mit einem Auto macht sieht es anders aus. Das ist falsch.

Donnerstag, 13. Juli 2017

Strava Neuland

Das ist mir schon lange nicht mehr passiert, eine Tour ohne ein einziges Strava Segment. Eine jungfräuliche Runde über 55 km durch den saarländischen Hochwald rund um Losheim am See! Eigentlich ganz entspannend, wenn man nach der Rückkehr nicht schon wieder aufgezeigt bekommt, wo man den KOM nur um Sekunden oder um Minuten verpasst hat oder wo man weit hinter seiner Bestzeit zurückgeblieben ist.


Bei allem Spaß den Strava bringt, wäre es ohne vielleicht doch schöner. So tendiert man doch immer wieder dazu diesen einen Berg, diesen einen Abschnitt Vollgas zu fahren, obwohl der Trainingsplan anderes vorsieht. Oftmals ist der Vergleich interessant und lässt sich natürlich auch toll im Training nutzen. Man kann deutlich sehen, wenn man sich verbessert. Aber eben auch wenn man sich verschlechtert. Und oftmals ist es einfach nur Stress und viel zu viel Information. Das fällt erst auf, wenn man eine Runden ohne Segmente erwischt. Mein erster Blick nach der Tour heute galt der Strava-App und ob ich an den Bergen der Schnellste war. Aber wen interessiert es? Ist es nicht viel wichtiger, dass es eine tolle Runde über kleine Nebenstraßen war, die ich schon Ewigkeiten nicht mehr gefahren bin? Durch den herrlich grünen Hochwald, fast ohne Verkehr, auf gutem Asphalt. Nur das Geräusch der Reifen, das Surren der Kette und irgendeinem Knacken an meinem Rad.


Ass Savers Mander Collection

Hin und wieder kann ich der Versuchung nicht widerstehen und kaufe Dinge, die ich eigentlich nicht brauche und die ich wahrscheinlich auch nie benutzen werde. Ganz einfach nur der Schönheit wegen. Meine neuste Errungenschaft dieser Kategorie wird wohl auf ewig in der mitgelieferten Pappkiste, der "Collection-Box", im Keller liegen. Ab und an werde ich sie aufmachen, den Inhalt anschauen und überlegen ob ich ihn nicht doch verwenden und einem praktischen Nutzen zuführen sollte. Ich werde mich nicht überwinden können und werde wieder alles einpacken und weglegen. Denn ihr perfekter, makelloser Zustand ist mit dem Moment dahin, in dem der Aufhänger abgerissen wird, das Plastik geknickt und unter den Sattel gezwängt wird. Die Rede ist hier von der ersten Collection-Series von Ass-Saver, dem Minimal-Schutzblech aus Schweden. In Zusammenarbeit mit Mander Anders, einem schwedischen Illustrator, sind vier wunderbare Designs entstanden. Ein profunder Alltagsgegenstand wird so zu Kunst, die man sich auch getrost an die Wand hängen kann, gerahmt, mit Passpartout.

Die Sammleredition umfasste vier Ass-Saver, eine Reihe von Aufklebern und ein Rennmütze und kostete 45 Euro, weniger als die Summe der Einzelpreise. Die Box ist inzwischen ausverkauft, die Ass-Saver und die Rennmütze gibt es aber auch einzeln.

Stellt sich eine letzte Frage: Helfen diese "Schutzbleche" überhaupt wenn es regnet? Natürlich nicht in dem Maß wie es richtige, lange Schutzbleche tun, aber die Wirkung ist doch überraschend gut. Ich bin ja ein Ass-Saver Nutzer seit der ersten Generation, hier geht's zum Ass Savers Test.







Links:

Freitag, 7. Juli 2017

Contador und die rosa Trillerpfeife

Das ist zum schreien komisch. Tayler Phinney erzählt wie Alberto Contador mit einer rosa Trillerpfeife vom Planche des Belles Filles abfährt.

Donnerstag, 6. Juli 2017

Tägliche Tour Podcasts

Wer gerne Podcasts hört, sich für Radsport interessiert und des Englischen mächtig ist, kommt nicht am Cycling Podcast vorbei. Ich habe schon mehrfach darauf hingewiesen und kann dies nur immer wieder bekräftigen. Seit 2015 (?) berichten Richard, Lionel und Daniel täglich von den grossen Rundfahrten. Während der aktuellen Tour wird Daniel von François Thomazeau vertreten. Jeden Abend gibt es eine neue Folge mit der Geschichte der Etappe, den aktuellen Entwicklungen, scharfsinnigen Analysen und guten Kommentaren. Der Spaß kommt ebenfalls nie zu kurz. Zusätzlich gibt es werktags jeden Morgen eine "Kilometer Zero" Folge, die in 15 bis 20 Minuten auf ein besonderes Thema eingeht. Heute ging es etwa um die "Breakaway Kings" von Wanty Group Gobert.



Dieses Jahr gibt es aber noch einen neuen alten Bekannten, der einen täglichen Tour Podcast produziert. Der Mann mit den meisten aberkannten Tour-Siegen aller Zeiten: Lance Armstrong!
Man kann zu dem Mann ja viele unterschiedliche Meinungen haben, dass er was vom Radfahren versteht und unterhaltsame Anekdoten erzählen kann, steht dabei ausser Frage. Die Folgen kann man auf allen Padcast Kanälen hören oder auf Facebook oder YouTube als Video sehen. Die Tonqualität ist erste Klasse. Die Serie heißt "Stages", wird dabei aber nicht von dem gleichnamigen Powermeter-Hersteller gesponsert.

Sehr, sehr gut auf jeden Fall. Kann ich ebenfalls nur wärmstens empfehlen:

 

Annähernd täglich sendet Velonews. Sehr unterhaltsam. Es gibt viel zu lachen, nicht immer ganz ernst, aber gerade deshalb super gut.



Habt ihr noch weitere Podcasts in euren Podcast-Apps, die täglich von der Tour de France berichten? Über Links und Anregungen in den Kommentare freue ich mich.

Links:
Armstrong Stages auf Facebook / Homepage
Cycling Podcast Homepage
Velonews Podcast Homepage

Dienstag, 4. Juli 2017

Highway to Hell

Don't stop me
I'm on the highway to hell
On the highway to hell
I'm on the highway to hell
On the highway to hell

(highway to hell) I'm on the highway to hell
(highway to hell) highway to hell
(highway to hell) highway to hell
(highway to hell)

And I'm goin' down
All the way
I'm on the highway to hell


Aus den Boxen dröhnt in voller Lautstärke AC/DC's Klassiker. Einen passenderen Song kann man sich schwerlich vorstellen. Es ist kurz nach sechs an einem Sonntag Morgen in Nauders, das Thermometer zeigt gerade mal zehn Grad an, es regnet in Strömen, es gewittert und in weniger als einer halben Stunde startet der Dreiländergiro. Beide Strecken, die kurze Vinschgau und die lange Engadin Runde führen über das Stilfser Joch, mit 2745 m einer der höchsten Pässe Europas. Einige Wochen vorher wurde dort die Prima Coppi des 100. Giro d'Italia ausgefahren, der extra Bergpreis am höchsten Punkt der Rundfahrt. Dort oben sollen es gerade noch 4° sein. Highway to hell! 

Das schlechte Wetter hatte sich schon die ganze Woche angedeutet. Am Anfang überwog die Hoffnung, dass sich die Prognose noch mal ändert und das Tiefdruckgebiet erst am Montag oder noch besser gar nicht eintrifft. Je näher das Rennen rückte und je kürzer die Abstände zwischen den Blicken in die Wettervorhersage wurden, umso unausweichlicher war die Tatsache, dass es nass und ungemütlich werden würde.


Für viele zu ungemütlich. Von den weit über 2000 gemeldeten Fahrern fanden sich nur gut 800 am Start ein. Aber bekanntlich ist ja nichts so schlecht, dass es nicht für etwas anderes gut ist. Das schlechte Wetter erlaubte mir, fast aus der ersten Reihe zu starten. Der Beginn des Rennens, die Abfahrt vom Reschenpass,war recht verhalten. Kein Gedränge, kein Geschiebe, keine hektischen Manöver. Der Regen hingegen nahm weiter zu und es goss in Strömen, das Wasser stand nur so auf der Straße. In Prad war ich durchgefroren und froh, dass es endlich aufwärts ging. Zu Beginn des Anstieges schlug nur wenige Kilometer vor uns ein ziemlich massiver Blitz in den Berghang vor uns ein. Wow, das war spektakulär, was für eine Naturgewalt!

Bis kurz nach Gomagoi konnte ich gut mit der etwa 15 Mann starken Spitzengruppe mithalten. Zu meiner Überraschung war hinter uns erstmal keine weitere Gruppe in Sicht. Mir wurde es aber auch bald zu schnell, bis zum Gipfel waren es noch gute 17 Kilometer. Ich lies die Gruppe ziehen und fuhr stoisch mein Tempo. Weiter, immer weiter. Der Regen und die tief hängenden Wolken boten ein imposantes Panorama. Und es herrschte weitgehend Ruhe am Berg. Kaum Autos, noch weniger Motorräder, über Minuten nur die Straße, der Regen und gurgelnde Bäche in dieser grandiosen Berglandschaft. Wann kann man schon mal so ungestört das Stilfser Joch erklimmen? 



48 Spitzkehren sind es bis zum Gipfel. Und genauso wie die Zahl der noch vor uns liegenden Kehren abnahm, wurde es immer kälter. Nach 1 Stunde und 40 Minuten war ich oben. Der Garmin zeigte gerade mal noch 2° an und es regnete immer noch sintflutartig. Um die Regenjacke wieder anzuziehen musste ich anhalten, es war nicht so einfach die Jacke aus der Rückentasche zu ziehen und den Reisverschluss zuzumachen, fast hätte ich um Hilfe fragen müssen.

Dann ging es abwärts. Ich hätte ein Königreich für hydraulische Scheibenbremsen gegeben. Vor jeder Kurve das gleiche Schreckenszenario: "Mist, zu spät gebremst, es reicht nicht!" Dann setzte doch noch etwas wie Verzögerung ein und es ging ganz vorsichtig um die Kurve. Und nochmal und nochmal. Ich weiss nicht wie viele Kurven diese blöde Abfahrt hat, gefühlt waren es Hunderte. Die Hände wurden eiskalt und gefühllos, Bremsen ging nur aus dem Unterlenker. Irgendwann haben Hände, Arme, Nacken und Schultern genauso geschmerzt wie vorher bergauf die Beine. Dazu war es unglaublich kalt. Ich zitterte teilweise so, dass das Rad nur noch schwer zu beherrschen war. In Santa Maria zum Ofenpass abbiegen zu können kam einer Erlösung gleich. Alles, nur nicht weiter bergab. Es dauerte eine ganze Weile bis ich zumindest wieder ein wenig warm hatte. Im Schneckentempo und nur noch angetrieben von der Alternativlosigkeit des Weiterfahrens ging es aufwärts. Alles wurde schwierig, die Flasche zu greifen ohne dass sie auf den Boden fällt, den Reisverschluss der Regenjacke zu greifen und aufzuziehen, ein Gel aus der Tasche zu fischen, vom treten gar nicht zu reden. Eigentlich ist der Ofenpass nicht schwierig, an dem Tag wollte er aber nicht enden. Ein paar Fahrer überholten mich. Kurz vor dem Gipfel rief mir jemand zu, dass ich auf dem 15. Platz bin und drei Fahrer 90 Sekunden vor mir sind. Auf Platz 15? So weit vorne?! Beim Dreiländergiro? Da war das Weiterfahren erst recht alternativlos. 


Inzwischen ließ der Regen nach und die Straße trocknete ab. Die Abfahrt ging gut, auch wenn einige Autos und Motorräder im Weg waren und etwas Zeit kosteten. Ausgang Zernez konnte ich die Drei sehen,  40 Sekunden waren es noch. Alleine gegen drei und den Gegenwind dauerte es dann aber 30 Kilometern bis kurz vor Scoul bis ich an der Gruppe dran war und etwas Windschatten genießen konnte.

Bis nach Martina und zum Beginn der Norbertshöhe waren es noch 20 Kilometer. Diesen letzten Anstieg bin ich dann in meinem Tempo gefahren und war freudig überrascht, die drei Anderen hinter mir zu lassen. Das würde ja bedeuten ich würde 12. werden? Leider war der Berg länger als noch am Tag zuvor im Training und ich konnte die 300 Watt nicht halten. Zwei Fahrer aus der Gruppe holten noch mal auf, aus einer Gruppe vor uns kam einer zurück. In solchen Momenten werden ja einfachste Rechenoperationen zur Herausforderung: 15 - 3 + 2 - 1 = ??? ... 13?! (Platz 15 auf dem Ofenpass, drei Fahrer abgehängt, zwei kamen wieder von hinten, einer von vorne). Irgendwann war die Passhöhe da, eine kurze Schussfahrt, ich war endlich im Ziel und das auf einem vorderen Platz, mit dem ich im Traum nicht gerechnet hätte.

Die Ergebnisliste im Zelt führte mich sogar auf Platz zwölf und als dritter meiner Altersklasse! Da musste der Saunagang, auf den ich mich seit dem Start freute, doch noch warten. Ich muss zur Siegerehrung! Beim Dreiländer-Giro! Was ja nicht gerade irgendein x-beliebiger Radmarathon ist. Nur, es kam anders. Zu früh gefreut. Die Siegerehrung begann, meine Altersklasse wurde aufgerufen, nur ich nicht. Was war passiert? Das Ergebnis wurde korrigiert, im Internet war ich auf Platz 14. und vierter meiner Altersklasse. Schade, aber nicht weiter schlimm, der Pokal wäre ein schönes Andenken gewesen aber ich war zu langsam. Kann man nix machen. Zack, ab in die Sauna.

Nur, wenn ich jetzt in die Ergebnisliste schaue, bin ich wieder dritter meiner Altersklasse, auf der Gesamtliste aber immer noch 14ter. Auf der Liste im Zelt fehlte der fünft platzierte Fahrer, dessen Zeiten auf dem Stilfser Joch und im Ziel plausibel sind. Damit wäre ich auch wieder auf Platz 13 gewesen, dem Platz, auf dem ich mich aufgrund der Ofenpass Information wähnte. Auf dem zehnten Platz wird allerdings ein Fahrer gelistet, der erst als 109. und über eine halbe Stunde nach mir auf dem Stelvio war. Um auf eine Gesamtzeit von 6:02 zu kommen, hätte er die gut 100 km ab der Passhöhe fast 30 Minuten schneller als der Sieger Daniel Rubisoier zurücklegen müssen! Dieser Fahrer erscheint aber auch im Ergebnis der Schlechtwetter Klasse auf Platz 22. Dort werden die Fahrer geführt, welche die lange Strecke gemeldet haben, aufgrund des Wetters aber die Kurze gefahren sind. Normalerweise werden diese disqualifiziert, was in erster Linie an den Auflagen der Behörden liegt. Wegen des Regens und der insgesamt wenigen Starter machte man eine Ausnahme und führte ad-hoc diese Schlechtwetter Klasse ein. Bei der Auswertung ist allem Anschein nach etwas schief gelaufen. Hey! Ich will meinen Pokal!


ICH WILL MEINEN POKAL!

Neben der Sauna war dass die zweite Sache, an die ich während des ganzen Rennens denken musste!

Nachmittags schien übrigens wieder die Sonne in Nauders. Bestes Wetter. Die Schlechtwetterfront hat sich genau während des Dreiländer Giros ausgetobt. Eine Woche später war es dann aber nochmal sehr viel schlechter und es gab ordentlich Neuschnee auf dem Stilfser Joch, wie dieses Video zeigt. Es geht also immer noch schlimmer.

Bei solch schlechtem Wetter ist es natürlich entscheidend, was man an Kleidung dabei hat. Ich habe Fahrer gesehen, deren einziger extra Schutz aus einer Windweste bestand. Damit wäre ich nicht über das Stilfser Joch gekommen, vielleicht noch hoch, aber nicht runter. Ich habe angehabt:
  • Rennmütze und Helm
  • Normales Funktionsunterhemd mit kurzem Arm
  • Wiggle RainDefence Trägerhose
  • Kurzes Trikot
  • Castelli Nanoflex Armlinge
  • Café Cycliste Schlechtwetter Trikot (ähnlich Castelli Gabba)
  • Regenjacke
  • Dünne Regenüberschuhe
  • Dünne Handschuhe
  • Das Halstuch meiner Tochter (bringt Glück und hat genauere die richtige Größe)
Prinzipiell würde ich wieder das Gleiche anziehen. Wenn es so regnet und so kalt wird wie an diesem Sonntag in Nauders gibt es nichts, was einen über Stunden trocken und warm hält. Dazu muss man auch bei solch extremen Bedingungen damit rechnen, dass es später am Tag wieder besser wird und man dann überschüssige Kleider ausziehen und mitschleppen muss. Einzig bei den Handschuhen hätte ich die dickeren Castelli Strickhandschuhe anziehen sollen, die halten normalerweise ein gutes Stück wärmer als die dünnen Unterhandschuhe, die ich an diesem Tag anhatte.

Was bleibt? Ein unvergesslicher Tag, der zurecht das Attribut "episch" verdient. Jeder Fahrer, der gestartet ist, hat eine tolle Geschichte zu erzählen. Die, die im Bett geblieben sind aber auch. "Könnt ihr euch noch erinnern als 2017 der Dreiländer Giro fast im Dauerregen untergegangen ist? Boaahh, was habe ich gefroren / was habe ich mich da noch mal ins Bett gekuschelt / ...". Die Veranstaltung war super organisiert. Einzig ein Aufkleber für den Vorbau mit dem Profil und den Kilometern hat wirklich gefehlt. Ansonsten: Tipp topp und vielleicht bis 2018 zur 25. Jubiläumsausgabe, dann aber hoffentlich mit besserem Wetter.



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