Posts mit dem Label Giro d'Italia werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Giro d'Italia werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 27. Mai 2021

Giro Lektüre

Jetzt ist der Giro d'Italia 2021 auch schon wieder auf der Zielgeraden. Für Egan Bernal sind die Aussichten auf einen zweiten Grand Tour Sieg nach der Tour de France 2019, trotz des überraschenden Einbruches auf der 17. Etappe, mehr als "rosig". Die letzten Wochen hatten alles, was man sich als Radsport-Fan nur wünschen kann. Einen pfeilschneller Prolog, erfolgreiche Ausreißversuche mit Außenseiter Siegen (Tacoooooooo!), Sprinterduelle, epische Bedingungen mit sintflutartigem Regen, eine Strade Bianche Etappe, unglückliche Stürze (Landa, Buchmann, Sivakov, ...) und das im Radsport unvermeidliche Drama (Bike Exchange versus Pieter Serry), alles war dabei.

Wem das aber immer noch nicht genug Giro ist, dem seien zwei Bücher empfohlen, die beide auf ganz unterschiedliche Art und Weise die Geschichte der italienischen Grand Tour erzählen.



Pedalare Pedalare - A History of Italian Cycling

John Foot, Professor für neuere Italienische Geschichte an der University of Bristol, gibt dem Leser auf gut 300 Seiten einen umfassenden Einblick in die Geschichte des italienischen Radsports mit dem Giro im Mittelpunkt. Das Buch beginnt mit der ersten Ausgabe 1909, die von der Sportzeitung Gazetta dello Sport organisiert wurde. 127 Fahrer starteten am 13. Mai in Mailand, 49 kamen nach 18 Tagen wieder in Mailand an. Auf die Frage wie er sich denn fühle, antwortete der Sieger Luigi Ganna: "Mein Hintern bringt mich um!" ("L’impressione più viva l'è che me brüsa tant 'l cü!", Wikipedia). Das Buch ist aber weit mehr als eine Aneinanderreihung von Radsport Anekdoten. Der Author gibt einen hervorragenden Einblick in die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge und lässt den Leser verstehen, warum der Giro etwa einen wichtiger Beitrag zum Selbstverständnis der italienischen Nation geleistet hat. Chronisch entlang der Biografien der großen italienischen Radsportler, ist das Buch in fünf Kapitel unterteilt: Das heroische Zeitalter, Radsport als Massensport, das Goldene Zeitalter, nach dem Goldenen Zeitalter und Das Doping Zeitalter. Im Anhang befinden sich einige interessante Übersichten und umfangreiche Quellen-Verzeichnisse.

Nach der Lektüre erschließen sich viele Details auch des heutigen Radsportes viel besser. So fährt das Team Androni Giocattoli Sidermac etwa auf Bottecchia Rädern. Wenn man die Geschichte von Ottavio Bottecchia aber nochmal gelesen hat, dann ist das nicht nur einfach irgendeine italienische Fahrradmarke, sondern eine wirklich dramatische, heroische und tragische Geschichte.

Das nur auf englisch bei Bloomsbury erschienene Buch lässt sich gut lesen, die gedruckte Ausgabe ist nur noch im Antiquariat zu teils horrenden Preisen erhältlich. Die Kindle Ausgabe kostet bei Amazon derzeit 8,97 Euro.

Gironimo

Eine ganz besonders heroische oder auch furchtbare Ausgabe des Giro war das Rennen 1914. Von 81 Startern schafften es nur acht wieder zurück nach Mailand. Die längste Giro Etappe aller Zeiten mit 430 Kilometer fand in jenem Jahr statt. Das ist umso beeindruckender, wenn man die Räder und Ausstattung der damaligen Zeit in Betracht zieht. Stahlräder, schwer wie Blei, Holzfelgen, Bremsbeläge aus Kork, keine Gangschaltung, Flügelmuttern, Schlauchreifen, schlechte Straßen, Baumwollkleidung, ... kurzum, eine echte Herausforderung. Genau das richtige für Tim Moore. 12 Jahre nachdem sich der Author über die Originalstrecke der modernen Tour de France gequält hat, sollte es nun der härteste Giro aller Zeiten sein. 

Das Streben nach Authentizität fängt mit der Suche, dem Kauf und Zusammenbau eines möglichst original getreuen Fahrrades an. Die eher stümperhaften Versuche als Mechaniker am 100 Jahre alten Material sind eine echte Nervenprobe für den Leser. Auch bei der Ausrüstung macht Moore kaum Kompromisse für mehr Komfort. Letztendlich steht der Author tatsächlich in Mailand am Start zu seinem eigenen Giro à la 1914. Was folgt sind teils haarsträubende Geschichten von aus Weinkorken geschnitzten Bremsgummis, auseinander fallenden Radteilen oder überraschender Streckenführung,  immer verwoben mit den Geschehnissen des Giro 1914 und des Radsports in dieser Zeit. Den Leser lässt dies staunend und mit Respekt für die Leistung der Fahrer aus dieser heroischen Zeit zurück, aber auch immer mit einem Zustand zwischen Lachen und Weinen ob der abstrusen Erlebnisse des Autors.

Die deutsche Ausgabe ist 2014 im Covadonga Verlag erschienen, hat 378 Seiten und kostet als Taschenbuch 14,80.

Links:

Pedalare Pedalare Rezension im Guardian / Verlagsseite

Gironimo - Covadonga Verlagsseite

Mittwoch, 1. April 2020

Breaking: 2020 Gemeinsame Austragung von Giro, Tour und Vuelta

Heute gab es sensationelle Radsport-Neuigkeiten! Gut unterrichtete, verlässliche Quellen berichten von fortgeschrittenen Gesprächen zwischen der UCI und den Veranstaltern der drei großen Landesrundfahrten, Giro d'Italia, Tour de France und Vuelta Espana über eine gemeinsame "Super-Rundfahrt" im Herbst 2020.

Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens im Zuge der Corona-Krise haben zu zahllosen Absagen jedweder Art von Veranstaltung auf der ganzen Welt geführt. Im Radsport wurden alle Rennen, von den kleinsten Jedermann-Events bis zu den Monumenten abgesagt. Der Giro wurde auf einen unbestimmten Termin im Herbst verlegt, die Tour de France ist derzeit mit dicken Fragezeichen versehen. Statt der im Gespräch befindlichen Austragung ohne Zuschauer erscheint eine Verschiebung wahrscheinlich. Leider wird die Zeit zwischen der anvisierten Wiederaufnahme der Saison im August und einem späten Ende der Saison im November  nicht ausreichen, um alle abgesagten Rennen nachzuholen.


Die einzige Grand Tour die nach jetzigen Stand "safe" scheint, ist die Vuelta. Eigentümer der Vuelta ist die ASO, was die Gespräche sicherlich vereinfacht haben dürfte, denn die Vuelta muss aus jetziger Sicht am meisten "abgeben".

Wahrscheinlichster Termin für die "Europa-Tour" ist der 4. bis zum 27. September. Die Weltmeisterschaft in der Schweiz wird auf das erste Oktober Wochenende verschoben. Danach sollen die italienischen Frühjahrs- und Herbstklassiker (Strade Bianche, Mailand - San Remo, Lombardei Rundfahrt) statt finden. Die belgischen Klassiker, Paris-Roubaix und die Ardennen Rennen könnten  dann im November gefahren werden.

Zu der Strecke der dann einzigen Gran Tour der Saison 2020 sind bisher nur wenige Eckpunkte bekannt, ein Start in Rom scheint wahrscheinlich. Nach einem Prolog im Vatikan und einer ersten Etappe rund um Rom und Ziel vor dem Kolosseum wendet sich das Rennen gen Norden. An der Adria soll es ein Mannschaftszeitfahren geben, bevor es weiter Richtung Mailand und in die Lombardei geht. Die Königsetappe der ersten Woche soll über das Stilfser Joch führen. Am Ende der ersten Woche werden die Fahrer dann in Frankreich zunächst zwei weitere Bergetappe bewältigen müssen, bevor der erste Ruhetag am 14. September ansteht. Dienstags folgt ein klassisches Bergzeitfahren auf den Mont Ventoux. Danach könnte das Rennen weiter durch das Zentral Massiv und an das Mittelmeer führen. Als möglicher Etappenort kommt zu diesem Zeitpunkt etwa Perpignan in Frage. Die dritte Woche des Rennens wird dann auf spanischem Boden stattfinden.

Die letzte Etappe wird, als Tribut und Zugeständnis an die größte der drei Rundfahrten, die Tour, traditionell in Paris auf den Champs-Élysées über die Bühne gehen.

Eine interessante und bis jetzt dem Vernehmen nach noch vollkommen offene Frage ist die Gestaltung des Trikots des Gesamtführenden. Eine kreative Kombination aus Pink, Gelb und Rot erscheint wahrscheinlich, obwohl dies eine überaus schwierige Farbkombination ist.

Der Vuelta Start in den Niederlanden fällt damit 2020 flach, soll aber 2021 nachgeholt werden.

Nun ist zu hoffen, das die derzeitigen Vorsichtsmaßnahmen im Zuge der Corona-Krise im Sommer wieder schrittweise gelockert werden können und einem aufregendem Radsport-Herbst nichts zum Wege steht.

Sonntag, 24. Mai 2015

Zimmerwechsel ?

Ich frage mich ob nach der heutigen 15. Etappe des Giro d'Italia Leopold König im Mobilehome schlafen darf und Richie Porte in's Hotel zurück muss? Was meint ihr?


....

Obey the Rules!

Diese Woche gab es beim Giro d'Italia einige Aufregung um eine Zwei Minuten Zeitstrafe für Richie Porte, einen der Favoriten auf den Gesamtsieg des Giro. Für die, die es nicht verfolgt haben, das ist passiert: Im Finale der zehnten Etappe am 19. Mai hatte der Australier bei der fünf Kilometer Marke einen Plattfuß am Vorderrad. Weder seine Mannschaftskollegen noch der Team-Sky Mannschaftswagen und auch nicht der neutrale Materialwagen waren sofort zur Stelle. Wohl aber Simon Clarke, ebenfalls ein Australier und ein Freund von Richie Porte. Und was macht man unter Freunden, wenn der Andere in Not ist? Natürlich, keine Frage, man hilft sich. Gerrans ist kein Fahrer mit Ambitionen im Gesamtklassement und kann daher einige Minuten Zeitverlust leicht verschmerzen, im Gegensatz zu Porte, für den jede Sekunde zählt(e). Schnell war das Vorderrad gewechselt, Clarke hat Port angeschoben, inzwischen waren auch einige Sky Fahrer zur Stelle und mit vereinten Kräften ging es dem jagenden Feld hinterher.

Dummerweise fährt Clarke aber für Orica GreenEdge und nicht für Sky, was aus dem Freundschaftsdienst eine unerlaubte Hilfestellung macht. Das Reglement ist in diesem Punkt sehr eindeutig, in Paragraph 2.3.012 heißt es:
All riders may render each other such minor services as lending or exchanging food, drink, spanners or accessories. The lending or exchanging of tubular tyres or bicycles and waiting for a rider who has been dropped or involved in an accident shall be permitted only amongst riders of the same team. The pushing of one rider by another shall in all cases be forbidden, on pain of disqualification. 
Nachdem die Geste als Akt der Freundschaft und der Fairness gefeiert wurde und als Beweis herhalten musst, was für ein großartiger Sport der Radsport ist, wo selbst "Konkurrenten" einander in der Not helfen war der Aufschrei um so größer, als die Jury Porte und Clarke mit je 200 SFR Geld- und zwei Minuten Zeitstrafe belegte.




Warum gibt es diese Regel? Ganz einfach, Radsport ist ein Mannschaftssport. Der Fahrer, der in der entscheidenden Phase des Rennens noch mehr Helfer hat, ist in der besseren Position. Er kann das Rennen besser kontrollieren, hat mehr Fahrer die Lücken schließen können, die ans Auto zurückfahren können um Flaschen zu holen und die im Notfall das Rad tauschen können. Es kommt immer wieder vor, dass Allianzen zwischen Mannschaften geschlossen werden oder dass man gegen Geld anderen Mannschaften hilft, dass nennt sich dann Combine und ist natürlich verboten. Nachzuweisen ist es schwierig, weshalb es selten gelandet wird.

Der nächste Punkt ist, das Clarke und Porte keine Konkurrenten sind. In einer Rundfahrt gibt es viele Rennen, um Tagessiege, um Wertungstrikots und um den Gesamtsieg. Clarke fährt um Tagessiege, Porte um den Gesamtsieg. Wenn Clarke anhält und Porte hilft, ist das etwas ganz anderes als wenn Contador auf Porte warten würde, bis der sagen wir auf einer Bergetappe nach einem Defekt wieder aufgeschlossen hat. Als Ullrich 2003 bei der Tour auf Armstrong wartete als dieser gestürzt ist, das war fair (allerdings, siehe 2.3.012, nicht erlaubt). Ullrich und Armstrong waren direkte Konkurrenten. Clarke im Gegensatz hatte ja nichts zu verlieren, er befand sich sozusagen in einem anderen Rennen.

Wir wissen natürlich nicht, ob Clarke auch für Aru oder Contador angehalten hätte, ich bezweifle es aber stark. Und das lässt vermuten, das es eben keine faire Geste war.

Jetzt kann man zu dem ganzen durchaus anderer Meinung sein und ich kann mir vorstellen, dass niemand Protest eingelegt hätte, wenn Porte damit durchgekommen wäre. Wie jedes gesellschaftliche Zusammenleben benötigt auch der Sport klare Spielregeln. Nicht alle Gesetzte und Regeln mögen uns sinnvoll erscheinen, solange sie aber gültig sind, müssen wir uns daran halten, oder uns zumindest nicht erwischen lassen.

Bei all den Marginal Gains erstaunt es mich am meisten, dass Porte und Clarke das Reglement, die Grundlage auf der sie ihren Beruf ausüben nicht kennen. Bei jedem Kirmesrennen heisst es am Start: "Jeder Fahrer fährt auf eigene Rechnung und Gefahr, gefahren wird nach der Sportordnung des Bunds Deutscher Radfahrer, ...". Und selbst wenn man sich als Richie Porte die Paragrafen zur Presse Akkreditierung (2.2.039 ff), die Formvorschriften der Meldelisten (2.2.087) oder die Regeln zu Frauen und Kontinentalteams (2.17.001) schenke, dann muss ich als Berufsradsportler doch wenigsten den Abschnitt lesen, der mit "Rights and duties of riders" überschrieben ist.

Regeln sind Regeln und die sind einzuhalten. Sicherlich wird schon mal das ein oder andere Auge zugedrückt, aber in dem Fall? Wie wir inzwischen wissen, war "Wheel-Gate" ohnehin nur der Beginn einer Pechsträhne und die zwei Minuten ohne Belang.

Welche Autorität hätte ein Kommisär, der einen solch gravierenden und unter Umständen Renn entscheidenden Verstoß nicht ahndet?

Nein, je länger ich darüber nachdenke, der Radtausch zwischen Clarke und Porte war weder fair noch sportlich und wurde völlig zu recht geahndet.

Mehr dazu:
Ein hervorragender Artikel (wie immer) auf inrg.com: "The Do's and Don'ts of Racing"
Ein Interview mit Herrn Cookson, dem Präsidenten der UCI auf VeloNews
Hier gehts zu den UCI Reglements, hier das Reglement für die Straße.

PS.: Ich gehe davon aus, dass jetzt alle Sky Fahrer das Reglement büffeln und von Sir David Brailsford abgefragt werden!

Montag, 11. Mai 2015

Giro d'Italia Live (Update)

Die RAI überträgt den Giro (natürlich) live und in voller Länge. Das sensationelle dabei ist, dass die Übertragung auch live im Internet zu verfolgen ist. Neben dem offiziellen Fernsehbild (La Diretta) kann man auch auf die Motorrad Kameras (Moto1 oder Moto2) und die beiden Hubschrauberkameras (Elicottero) umschalten. Der Stream ist allem Anschein nach nicht ge-geo-dingst und kommt zumindest in Luxembourg und in Deutschland an. Bombastico!!



An der Stelle: Dank an Uwe für den Tip!

Update 14.05.2015:
Der Hauptkanal (das Fernsehbild) mit Regie, Kommentaroren und Zeiteinblendungen ist jetzt scheinbar doch ge-geo-dingst. Die Hubschrauber und Motorradbilder kommen immer noch an. Mit Hola und einem italienischen Proxy funktioniert es aber weiterhin.

Samstag, 9. Mai 2015

Videos 9-2015 Pink Edition

Die nächsten drei Wochen sind rosa!!
Heute startet der 98. Giro d'Italia in San Remo mit einem Mannschaftszeitfahren.



Wenn Giro ist, trägt auch der Teufel Rosa!
Didi's Homepage ist übrigens durchaus mal einen Besuch wert.


Die letzten Tage gab es natürlich bergeweise Giro-Preview Podcasts (am besten TheCyclingPodcast),  Blogposts und Videos in denen die Strecke und die Fahrer ausführlich analysiert wurden. Am Ende haben alle mehr oder weniger die gleichen Fahrer auf der Liste und wenn man das GCN Video gesehen hat, kennt man alle Favoriten.




Zwei der gelungeneren Teampräsentationen kommen von ORICA GreenEDGE und Etixx-Quick Step



Und zu guter letzt noch eine Dokumentation über den Giro '73 von Jorgen Leth. MUST SEE!!



Giro d'Italia Homepage