In knapp vier Wochen findet der erste GFNY Deutschland statt, Nummer 10 einer Veranstaltungsserie, die sich mit Stationen in Nord und Südamerika, Europa und Asien einmal um den Globus spannt.
Vor einigen Wochen bin ich in Frankreich den GFNY
Mt. Ventoux gefahren und dort auf der Bike-Expo auch mit dem Veranstalter des GFNY Deutschland, Paul Fasse, ins Gespräch gekommen.
Unterlenker: Am 28.08.2016 findet der erste GFNY Deutschland statt. Warum gerade Hameln? Der Ort steht nicht unbedingt auf der Liste der Hot-Spots „Radfahren in Deutschland“.
GFNY Deutschland:
Die Region um Hameln und das Weserbergland bietet eine schöne Landschaft und topografische Herausforderungen. Neben flachen Passagen gibt es viele Hügel und kurze giftige Anstiege. Die Verkehrsanbindung ist ideal mit dem Hannover Airport für internationale Teilnehmer und mit den Autobahnen A2 und A7 auch mit dem PKW gut zu erreichen. Die Stadt Hameln an sich hat eine gut erhaltene mittelalterliche Altstadt und bietet somit tolle Rahmenbedingungen und schöne Motive. Die bekannte Rattenfänger-Sage ist weltbekannt und zählt in vielen Ländern zum klassischen Unterrichtsstoff in der Schule.
Unterlenker: Am gleichen Tag findet mit dem Ötztaler die Mutter aller Radmarathons statt. Was unterscheidet die beiden Veranstaltungen und warum sollen Radfahrer besser nach Hameln statt nach Sölden fahren?
GFNY Deutschland:
Das Rennen in Österreich hat eine lange Tradition. Viele Rennfahrer bemühen sich jedes Jahr auf’s neue um einen der begehrten Startplätze. Wir wollen mit unserem Rennen in Hameln zeigen, dass man für einen Radmarathon mit vielen Höhenmetern nicht unbedingt immer in die Alpen fahren muss. Auch der norddeutsche Raum und die Mittelgebirge bieten ein anspruchsvolles Terrain. Bei uns steht das Motto „BE A PRO FOR A DAY“ im Vordergrund. Um das Rennen herum und am Renntag sollen sich die Teilnehmer wie Profis fühlen. Alle starten im gleichen Trikot, es gibt eine offizielle Einschreibung, eben wie bei den Profis.
Unterlenker: Es sind noch gute vier Wochen bis zum „großen Tag“. Wann habt ihr mit der Vorbereitung angefangen und wie viele Personen sind in die Organisation einer solchen Veranstaltung involviert?
GFNY Deutschland:
Die Tage bis zum Event werden kürzer und die Nächte mit Planungen und Telefonaten immer länger. Gestartet haben wir vor einem Jahr mit den Planungen. Wobei die Idee eines GFNY-Rennens in Deutschland schon länger besteht. Wir sind im Kernteam 2 Personen, die sich regelmäßig treffen und die Planungen voran treiben. Um uns herum wirken aber noch viele helfende Hände, die uns bei den einzelnen Aufgaben unterstützen und zuarbeiten. So ein Radsport-Event entsteht langsam und benötigt sehr viel Arbeit. Wir freuen uns aber auf den 28.August, wenn alle Teilnehmer glücklich und zufrieden über die Ziellinie fahren.
Unterlenker: Was war die größte Herausforderung bei der Organisation?
GFNY Deutschland:
Ganz klar die behördliche Genehmigungsphase. Es gibt eine Vielzahl von Auflagen und Herausforderungen, die man bewältigen muss. Wenn dann die Genehmigung eintrifft, dann ist es schon eine große Erleichterung. Aber auch die Bereitschaft von fast 400 Helfer ist beachtlich. Das Engagement und die Überzeugung zur Unterstützung ist auch in der Gesellschaft in und um Hameln sehr groß.
Unterlenker: Bei einem Blick auf die Streckenführung fällt auf, dass der Gran Fondo zwei große Runden fährt. Das ist recht ungewöhnlich, wie kam es dazu?
GFNY Deutschland:
Wir wollten eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Strecke kreieren. Der erste Streckenentwurf mit einer 170km Runde war leider nicht genehmigungsfähig aufgrund der umfangreichen Sperrmaßnahmen. Daher haben wir eine adäquate Lösung gesucht und im Kurs auch gefunden. Der große Vorteil ist, dass die anspruchsvollen Steigungen gleich doppelt absolviert werden müssen. In der ersten Runde quasi zum Antesten und in der zweiten Runde unter Volllast (lacht).
Unterlenker: Ein Kritikpunkt an vielen Gran Fondo Veranstaltungen ist, dass die nicht lukrative Nachwuchsarbeit den klassischen Radsportvereinen überlassen wird. Im Rahmen von Rad am Ring gibt es seit einigen Jahren ein Junioren Rennen, bei dem der Nachwuchs eine tolle Möglichkeit geboten bekommt sich vor einem großen Publikum zu messen. Was macht GFNY Deutschland zur Förderung des Nachwuchses?
GFNY Deutschland:
Wir arbeiten in der Planung eng mit dem RRV Hameln zusammen. Der Radsportnachwuchs ist ja in gewisser Weise das Fundament und auch potentieller Kunde in den nächsten Jahren. Daher war es uns auch wichtig die Kinder und Jugendlichen für GFNY Deutschland zu begeistern. Es wird einen Mini Gran Fondo geben, wo die Kids kräftig in die Pedale treten können. Selbstverständlich wartet im Ziel dann auch eine begehrte Medaille auf alle Finisher.
Unterlenker: Ist es denkbar dass in Zukunft auf den ohnehin schon gesperrten Straßen in Hameln im Zusammenhang mit dem GFNY Deutschland auch Lizenzrennen ausgetragen werden? Ein rasanten Kriterium oder ein Rundstreckenrennen? Die Lizenzfahrer als Lückenfüller zu den Gran Fondo Fahrern, sozusagen?
GFNY Deutschland:
Die Ideen und Möglichkeiten im Rahmenprogramm eines solchen Events sind vielfältig. Wichtig ist für uns im ersten Jahr eine gute und professionelle Veranstaltung umzusetzen. Sicherlich gibt es Möglichkeiten den Lizenzsport mit einzubinden. Man kann beispielsweise ein richtiges Radwochenende daraus machen und von Freitag – Sonntag Spitzensport in Hameln bieten. Konkrete Planungen dazu gibt es allerdings noch nicht.
Unterlenker: Wie viele Teilnehmern können bei dem GFNY Deutschland starten und gibt es für kurzentschlossene noch Plätze?
GFNY Deutschland:
Um allen Teilnehmern ein tolles Event zu ermöglichen haben wir die Teilnehmerzahl auf 1.000 Teilnehmer limitiert. Gut die Hälfte aller Startplätze ist bisher vergeben. Die Anmeldung ist noch geöffnet und auch kurzentschlossene können sich am Eventwochenende auf der Bike-Expo im Weserberglandzentrum noch nachmelden. Natürlich nur so lange der Vorrat reicht.
Unterlenker: Aus welchen Ländern liegen euch Anmeldungen vor?
GFNY Deutschland:
Die Teilnehmer kommen aus 20 verschiedenen Nationen, darunter: USA, Brasilien, Frankreich, Norwegen, Schweden, Dänemark, England, Schottland, Österreich um nur einige zu nennen.
Unterlenker: Vielen Dank für die interessanten Antworten.
Unterschätzen sollte man die Stecke entlang der Weser und durch das Weserbergland also nicht. Die
163 Kilometer lange Gran Fondo Strecke hält immerhin 2200 Höhenmeter und die 110 Kilometer lange Media Fondo Strecke 1400 Höhenmetern bereit. Darüber hinaus kommt die alte Weisheit ins Spiel, dass nicht die Strecke, sondern die Fahrer und die Geschwindigkeit ein Rennen schwer machen.
Was gibt es ansonsten für Gründe nach Hameln zum GFNY Deutschland zu fahren?
- GFNY ist für seine tadellose Organisation bekannt. Ob sich das zurecht von den Veranstaltungen am Mt. Ventoux ableiten lässt, kann man natürlich erst hinterher sagen. Ich werde berichten.
- Das hochwertige Trikot ist im Startpreis von derzeit 155 Euro inbegriffen und man bekommt es bereits vor dem Rennen und nicht nur wenn man den Gran Fondo beendet.
- Mit einigen hundert Fahrern im gleichen Trikot zu starten, hat schon was und ist ziemlich einmalig.
- GFNY hat meines Wissens nach als einziger Radmarathon / Jedermannrenn-Veranstalter ein klares Anti-Doping Statement in den Teilnahmebedingungen und man muss tatsächlich damit rechnen, getestet zu werden. Das sollte einige Gran Fondo Profis mit spektakulären Leistungen von der Teilnahme abhalten und so für mehr Chancengleichheit sorge
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