Am Start angekommen legte ich meine Lizenz vor und der Herr an der Nummernausgabe fragte extra beim Kommissär nach, ob ein Deutscher denn überhaupt starten dürfe, das war kein Problem. Ich erhielt eine Nummer, bezahlte sieben Euro Startgeld, bekam dafür noch einen Gutschein für 'ne Rennwurst und ein Getränk, pinnte die Nummer an, fuhr noch eine Runde und dann ging es auch schon los. Was ich bei der Nummernausgabe nicht realisiert habe war, dass ich eine Nummer für das D3/D4 Rennen bekam. Statt neun Runden hatte ich nur sieben Runden oder knapp 60 Kilometer zu fahren, was ja eigentlich auch reicht, in der Seniorenklasse muss man ja schon froh sein, wenn Rennen 40km haben.
Da ist den Kommissären dann doch aufgefallen, dass da irgendwas faul war. Um es kurz zu machen, ich wurde disqualifiziert. Denn eigentlich hätte ich in der Klasse ja gar nicht starten dürfen. Mit der Entscheidung kann ich gut leben, ich hätte mich auf dem Siegerpodest auch nicht wohlgefühlt.
Von meiner persönlichen Episode abgesehen hat dieses Rennen einiges deutlich gemacht:
- Weniger ist mehr, es muß nicht immer ein ganzer Renntag sein mit Rennen aller Klassen von früh bis spät. Ein Kurs im Nirgendwo reicht vollkommen. Er ist leicht abzusperren, der Zeitaufwand für die Organisation dürfte vergleichsweise gering sein und Helfer für einige Stunden zu finden ist sehr viel leichter wie für ein ganzes Wochenende. Sicher macht es Spass vor grosser Kulisse zu fahren, aber mal ehrlich, im Freizeitsport sollte der Spass am Wettkampf und die Herausforderung im Mittelpunkt stehen, nicht der Jubel fremder Menschen am Straßenrand.
- Der Grenzüberschreitende Informationsaustausch ist nur rudimentär vorhanden. Definitive Infos zum kleinen Grenzverkehr sind schwierig bis gar nicht zu finden. Erste Verbesserungen gab es dieses Jahr in der Zusammenarbeit mit Luxembourg, etwa die gemeinsame Wertung der Rennen in Schengen und Überherrn. Mit Frankreich finde ich es immer noch sehr viel schwieriger, was sicherlich auch an meinen rudimentären Sprachkenntnissen liegt. Eine definitive Gegenüberstellung der Rennklassen und der Auf- und Abstiegsregelungen existiert nicht. Platzierungen in Frankreich zählen nicht für den Aufstieg in Deutschland. Bedeutet das, dass man auf ewig Cat3 Rennen in Frankreich gewinnen kann ohne aufzusteigen?
- Es ist ein Unding, dass im BDR unterhalb der C-Klasse keine ordentliche Struktur eingeführt wurde. Selbst um nur im C-Feld mitzufahren, muss man schon sehr fit sein, Novizen verlieren schnell die Lust am Radrennen fahren. Jedermann-Rennen sind da nur bedingt eine Alternative, wegen des breiten Leistungsspektrums sind das keine Radrennen im eigentlichen Sinn. Was den D4/D3 Fahrern in Grindorff-Bizing am Wochenende passiert ist, das ihnen jemand um die Ohren fährt, dürfte für echte Anfänger auf deutschen Jedermann Strecken eher die Regel wie die Ausnahme sein. Aus der Jedermannklasse steigt man nämlich nie auf. Nun kann man Jedermann durchaus als "jeder Mann" (und Frau) definieren, also als offene Klasse in der jeder sein Glück versuchen kann. In dem Fall sollte aber auch der Ausschluss von A/B Fahrern ad-acta gelegt werden. Was in jedem Fall bleibt ist das Fehlen einer homogenen Anfängerklasse unterhalb des C-Klasse Niveaus.
Dazu vorher auf Unterlenker.com:
Jedermann und jeder Mann
Douche à la Française
1. Saar Lux Challenge