Sonntag, 31. Januar 2016

Lenkerband wickeln

Eigentlich habe ich ja gedacht, so ziemlich alle Lenkerband-Wickel-Tricks zu kennen. Vor einigen Tagen bin ich dann aber über die Park-Tool Seite gestolpert und habe mit Begeisterung dieses Video geschaut, in dem erklärt wird, wie man richtig Lenkerbank wickelt, und warum.
Sehr empfehlenswert, wie übrigens die ganze Park-Tool Seite. Was es da alles gibt, und was man damit machen kann! Mit Werkzeug ist es ja fast wie mit Rädern: Hat man nie genug.

Samstag, 23. Januar 2016

Indoor Cycling Prozedur

Wenn es länger dauert ein Rollen-Training vorzubereiten als all die Winterklamotten anzuziehen, um draußen zu fahren:
  • Ausreichend vorher prüfen ob alle Geräte und Gadgets genug Strom haben (BSX, Garmin, Powermeter, Schaltung, iPhone, Kopfhörer) und vor allem ob Zwift nicht irgendwelche Updates braucht
  • Klapprechner in den Keller tragen und Zwift starten
  • An das Netzteil denken
  • An den ANT+ Dongle denken
  • Radhose und -Socken anziehen
  • Pulsgurt anziehen (Zwift sollte den Gurt erkennen)
  • Trikot anziehen
  • Wasser, Handtuch und Taschentücher in Reichweite stellen
  • BSX Insight aufwachen, in den Sleeve stecken und anziehen
  • BSX App starten und mit dem BSX Insight und dem Pulsgurt verbinden
  • Powermeter aufwachen
  • Zwift sollte den Powermeter erkennen
  • BSX App mit dem Powermeter verbinden
  • Amazon App auf dem iPhone öffnen und Film starten
  • AppleTV aufwecken und iPhone Wiedergabe auf den Fernseher legen
  • Garmin anschalten und Indoor Modus aufrufen
  • Radschuhe anziehen
  • Ventilator anstellen
  • Kopfhörer in Fernseher einstecken, anschalten (die haben 'ne eigene Batterie, Active Noise Cancelling und so) und aufsetzen
  • Garmin, BSX und Zwift starten
  • Auf das Rad steigen und treten
  • Drei Displays im Auge behalten:
    Zwift für die Workout-Anweisungen, die Leistung, die Trittfrequenz, den Puls,
    die BSX App für die Anzeige der Sauerstoffsättigung,
    den Fernseher zur Unterhaltung,
    ah, auf dem Garmin könnte man noch die Links/Rechts Verteilung anzeigen
Schon ein bißchen bekloppt. Braucht man das? Nein, brauchen tut man das alles nicht. Aber zwei Stunden lassen sich so ganz gut ertragen und es macht Spaß. Muss ja nicht immer so stupide sein wie hier bei Castelli:


Mittwoch, 20. Januar 2016

Bock Cycles: Felgen und mehr aus Holz

Heute morgen bin ich über eine interessante Kickstarter Kampagne gestolpert: Radfelgen aus Holz! Wer das jetzt für irgendeinen Hipster-Kram hält, liegt weit daneben. Bis in die 50er Jahre war Holz das Nonplusultra Material für hochwertige Fahrradfelgen. Ich hatte zwar selber noch nie das Vergnügen Holzfelgen zu fahren, aber es heißt dass die Dämpfungseigenschaften für eine unvergleichlich sanfte Fahrt sorgen.

Das einzige was ich mal besessen habe, was heute aus Carbon, früher aber aus Holz war, waren Radschuhe. Ein großes Sportgeschäft in unserer Gegend, die Saarländer werden sich an Trewa-Sport erinnern, hat damals Puma Radschuhe mit Holzsohle verramscht. Ich glaube ich hatte zwei oder sogar drei Paar. Die Schuhe waren für Häkchen-Pedale und hatten noch keine Bohrungen für Look-Pedale, da musste man zur Bohrmaschine greifen. Was aber gar nicht so unüblich war, zumindest lagen den Look-Pedalen damals immer Gewindeeinsätze bei. Die Sole war zwar etwas dicker, dafür aber sensationell steif, gar kein Vergleich zu den damaligen Plastiksohlen. Und natürlich wurden die Schuhe geschnürt! Der Oberschuh war aus grauem Wildleder. Im Sommer war es manchmal etwas warm in den Schuhen, aber ansonsten: Ein Traum. Auf dem Foto auf der Worum es geht Seite habe ich die Schuhe übrigens an.

Aber zurück zu den Holzfelgen. Johannes, der Schreiner und Pepe, der Designer sind zwei junge Burschen aus dem Dresdner Land die bei Kickstarter Kapital für die Vergrößerung ihrer Produktion sammeln.

Es gibt verschieden Pledges, von symbolischen 5 Euro bis hin zu 340 Euro für einen Satz Holzfelgen und passende Schutzbleche aus Holz. Das ist eine Stange Geld, bewegt sich aber absolut im Rahmen dessen, was man auch woanders für solche Handwerksstücke auf den Tisch legt.

Hier geht es zur Kickstarter Kampagne. Der Film ist erfreulich authentisch und keines dieser hochglanzpolierten Marketing Videos, die man sonst oftmals in Kampagnen findet. Ich bin gespannt ob die Beiden ihr Ziel erreichen und wie es weitergeht. Bock Cycles ist auch auf Facebook zu finden.


Mich hat interessiert, wie man auf die Idee kommt Felgen aus Holz zu bauen und wer die beiden Typen sind. Pepe und Johannes waren so freundlich und haben sich ein paar Minuten Zeit genommen um meine Frage zu beantworten

Unterlenker: Erzählt doch mal kurz wie ihr zum Radfahren gekommen seid.

Pepe: Durch meinen Vater als ich 5 war. Nein im Ernst: So richtig ging es bei mir erst los als ich ein Alex Singer Rad aus einer französischen Schmiede gesehen habe. Daraufhin beschloss ich selbst so eines fahren zu wollen. Leider sind seine Bikes zu teuer und daher fing ich an alte Stahlrenner aufzuarbeiten.

UL: Was ist eurer bevorzugtes Radsportsujet? Auf der Straße, im Gelände?

Johannes: Wir fahren beide Rennrad, ich bin mehr der moderne Typ, Pepe hingegen fährt auch gern Touren quer durch Europa auf seinem Randonneur.

UL: Nehmt ihr auch an Rennen oder Wettbewerben teil?

Johannes: Nein, noch nicht. Wir wollen aber dieses Jahr auf unseren Holzfelgen die L'Eroica Italia mitfahren und bei verschiedenen urbanen Rennen vorbei schauen. Ein Alleycat in Deutschland wäre ein Traum, ein Radrennen voller Individualisten.

UL: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die gute alte Holzfelge wiederzubeleben?

Pepe: Am Anfang war alles eine Schnapsidee, bis Johannes mich irgendwann anrief und meinte er habe in der Tischlerei, wo er seine Ausbildung absolviert, eine Holzfelge gemacht. Wie er schon erwähnte, weine ich ein wenig den alten Tagen der Radgeschichte nach: Bis in die Vierziger fuhr man standartmäßig im Profirennsport Holzfelge, weil diese viele Vorteile bietet wie eine natürliche Federung oder durch die Elastizität des Materials kein wirkliches Risiko auf Seitenschläge. Heute fährt man nur noch beim Paris-Roubaix manchmal Holzfelge.

Johannes: Jeder will seinem Rad einen eigenen Look geben, auch wir. Holz hat viele Eigenschaften die sich von in Massen produziertem Alu absetzt. Unser Prototyp der Flachprofilfelge wiegt gerade einmal 334 Gramm und sollte dank der Optik auch Fixie-Fahrern gefallen. Zudem können wir die Felgen nach individuellen Wünschen gestalten.

UL: Könnt ihr kurz erklären, für Nicht-Schreiner, wie aus einem Stück Holz eine Felge wird? Ich nehme ja mal nicht an, dass das nicht aus dem Vollen gefräßt wird, dass müsste ja sonst ein ganz schön gewaltiger Baum sein.

Johannes: Die Felgen, wie auch die Schutzbleche, bestehen aus mehreren Holzschichten die auch aus verschiedenen Harthölzerarten bestehen können, wie Buche, Esche, Ahorn oder Nußbaum. Dabei gilt je langfasriger desto besser. Dadurch ist eine höhere Stabilität gewährleistet und wenn die Felge ordentlich eingespeicht wurde verzieht sich das Laufrad nur schwer bis hin zu gar nicht.

UL: Wie ist das mit dem Bremsen auf Holz? Und wie ist das im Regen? Kann die Felge sich nicht verziehen? Und bremsen im Regen?

Johannes: Gebremst wird mit Kork-Bremsbelägen, wie bei Carbonfelgen. Dadurch entsteht ein nur sehr geringer Abrieb. Ein Gummibremsbelag ginge auch, jedoch entstehen dann schwarze Streifen auf der Bremsflanke und es riecht fürchterlich. Regen ist nicht wirklich ein Problem, die Felge wird mit Öl und Wachs dahingehend behandelt, dass kaum bzw. überhaupt keine Nässe eindringen kann. Das ist ein großer Fortschritt im Gegensatz zu vor hundert Jahren, wo die Entwicklung solcher spezieller Wachse noch nicht soweit war.

UL: Holzfelgen und Scheibenbremsen sollten doch gut zusammenpassen, was meint ihr?

Pepe: Das ist Geschmackssache. Ich kenne Johannes' Abneigung gegen diese Art von Bremsen. Praktisch betrachtet aber ist die Bremseffizienz natürlich, wie auch bei anderen Felgen, deutlich höher. Alternativen sind eine schwere Trommelbremse für Citycruiser oder die eben genannten Kork-Bremsbelege die besonders im Gewicht punkten.

UL: Jetzt kann man mit Felgen alleine ja noch recht wenig anfangen und Laufräder bauen setzt ja schon fortgeschrittene Schrauber-Kenntnisse voraus, plant ihr vl. auch kommplette Laufräder anzubieten?

Pepe: Ja tatsächlich, das planen wir. Allerdings streben wir eine Kooperation mit führenden Nabenherstellern an um auch da Qualität zu gewährleisten, oder der Kunde schickt uns die gewünschte Nabe bzw. wir bestellen sie und speichen sie dann gegen einen handelsüblichen Aufpreis mit ein.

UL: Vielen Dank für eure Zeit und viel Erfolg mit der Kickstarter Kampagne. Der Unterlenker drückt euch die Daumen.

Links:
Bock Cycles Kickstarter
Bock Cycles Facebook
Cyclingtips: Is Wood the Goods?

Sonntag, 17. Januar 2016

Peloton Magazin - Foto Ausgabe

Das aus den USA stammende Peloton Magazin hat jedes Jahr im Januar eine Ausgabe, in der es nur um Radsportbilder geht: "Photo Annual". Eine ganze Reihe von Fotografen werden mit ihren besten Bildern des vergangenen Jahres vorgestellt. Keine Tests, keine neues Material, keine Rennberichte, nur Bilder.

Und was für Bilder! Dieses Jahr mir Kare Dehlie Thorstad, Jeff Clark, Ashley Gruber, Ryan Siu, Jordan Clark Haggard, James Startt, the Horten Collection, Karen M. Edwards, Andy Bokanev, Augustus Farmer, Marshall Kappel, Jojo Harper und Jered Gruber.

Sehr empfehlenswert. Uebrigens gehört auch die Homepage in jeden Feedreader und ist immer einen Besuch wert.

Leider gibt es das Magazin nicht am Kiosk, zumindest nicht in meiner Gegend. Mit 120 USD im internationalen Versand für ein Abo über zwei Jahre ist es aber gar nicht so teuer, das Digital Abo kostet sogar nur die Kleinigkeit von 13, 21 bzw. 31 Dollar für ein, zwei bzw. drei Jahre. Via iTunes für 12,99 Euro im Jahr oder 4,99 Euro je Ausgabe.





Leistungstests

Die Abschlussarbeit zur B-Trainer Prüfung habe ich über "Alternative, nicht laborbasierte Methoden Zur Bestimmung der Trainingsbereiche" geschrieben. Was lag da näher als im Anschluss einige dieser Test auszuprobieren und die Ergebnisse zu vergleichen.

Vorneweg muss man natürlich festhalten, dass ein solcher Selbstversuch nur eingeschränkte Aussagen über die Vergleichbarkeit der Tests zulässt. Es gab nur einen Probanden und zwischen den Tests lag einige Zeit, da ändert sich die Form und natürlich ist nicht jeder Tag wie der andere. Des Weiteren ermitteln die Tests zwar ähnliche Schwellenpunkte, die auch miteinander in Verbindung stehen, aber eben nicht die exakt gleichen. Der Einfachheit halber setze ich im folgenden trotzdem die individuelle Anaerobe Schwelle IAS, die funktional Threshold Power FTP und die Critical Power CR bzw die CR60 gleich.

1. Leistungsdiagnostik mit Laktat Entnahme auf dem Ergometer

Auf dem Cyclus Ergometer bin ich mit meinem eigenen Rad mit den Infocranks und dem BSX Insight gefahren. Ziel war hier zunächst die Ergebnisse aus den unterschiedlichen Systemen zu vergleichen, auf der einen Seite Powermeter und BSX Insight auf der anderen Cyclus und Laktatmessung. Auf die Unterschiede zwischen dem Infocrank Powermeter und dem Cyclus bin ich hier bereits eingegangen.

Das Testprotokoll des BSX Insight entspricht genau dem Stufentest, den auch der BDR vorsieht, d.h. Start bei 100 Watt und alle drei Minuten eine Steigerung der Leistung um 20 Watt. Durch die recht lange Dauer ist die maximale Leistung zwar nicht sonderlich spektakulär, dafür ist die Auflösung in den Übergangsbereichen zwischen den einzelnen Energiesystemen höher.

Am Ende jeder Stufe wurde aus dem Ohrläppchen Blut abgenommen, der Pulswert und das Belastungsempfinden notiert. Die Daten wurden dann im Anschluss mit Ergonizer ausgewertet.

Die letzte Stufe (320 Watt) bin ich nicht ganz zu Ende gefahren und habe nach zwei Minuten abgebrochen, daher vermerkt das Protokoll dort 313 Watt.


Die Daten sind ein gutes Beispiel dafür, dass es natürlich einen Durchschnitt, ein statistisches Mittel gibt und man mit Faustformeln manchmal gar nicht so falsch liegt, im Zweifel aber auch ganz gehörig daneben liegen kann und daher immer den einzelnen Athleten betrachten muss. Auffällig war:
  • Meine Laktat Basislinie lag bedeutend über den üblichen 1 mmol/l
  • Mein Maximalpuls müsste in Anbetracht meines Alters bei 180, nicht aber bei 200 liegen
  • Meine Trittfrequenz betrug im Durchschnitt 112 RPM und wurde gegen Ende immer höher. Die letzten Stufen bin ich mit über 120 Umdrehungen gefahren. Das ist bedeutend mehr als das, was ich normalerweise auf der Straße fahre und auch bedeutend höher als die 100 bis 105 RPM die üblicherweise gefahren werden. 

Ergonizer hat aus den Daten eine individuelle Anaerobe Schwelle von 228 Watt bei einer Herzfrequenz von 172 Schlägen berechnet.

Laut Ergonizer wäre ich noch gute vier Stufen im Anearoben Bereich gefahren, was recht viel wäre und auf eine hohe  Anaerobe Kapazität schließen lassen würde. Allerdings, das werden wir später noch sehen, ist dieser Punkt bei weitem zu niedrig angesetzt.



2. Stufentest mit dem BSX Insight auf dem Cyclus Ergometer

Der parallel mitlaufende BSX kam im Zusammenspiel mit den Infocranks auf ganz andere Werte. Selbst wenn wir den Unterschied in der vorgegebenen (Cyclus) und gemessenen (Infocranks) Leistung von durchschnittlich 15 Watt einbeziehen, liegt die BSX Schwelle immer noch deutlich höher:


Ganze 36 Watt Differenz, nach Abzug der 15 Watt Abweichung bleiben immer noch 21 Watt Unterschied!


Man geht davon aus, dass zwischen der Topform und der Basislinie etwa 10% Unterschied bestehen. Mein bestes Ergebnis 2015 war eine Schwellenleistung von 313 Watt, 10% weniger sollten also etwa 280 Watt sein. 268 Watt ist daher immer noch vergleichsweise wenig. Ich wollte nicht so recht glauben, dass es um meine Form so schlecht bestellt ist.

3. Stufentest mit dem BSX Insight auf der Elite E-Motion

Daher bin ich einige Tage später einen weiteren Stufentest gefahren. Dieses mal Zuhause, mit BSX Insight und Powermeter auf der freien Elite E-Motion Rolle. Das Protokoll, das BSX vorgibt ist wie gesagt das gleiche das ich bei der Leistungsdiagnostik gefahren bin. Beginnend bei 100 Watt alle drei Minuten 20 Watt mehr bis zur Ausbelastung. Und siehe da, dieses Mal waren die Werte plausibel verglichen mit den Tests, die ich 2015 gefahren bin:



4. Drei Minuten Test

Nun setzt ein Stufentest ja schon einiges an Planung voraus. Man muss ausgeruht sein, die Tageszeit sollte immer gleich sein, nach einem Arbeitstag ist eher ungünstig und großartiges Training kann man für den Rest des Tages vergessen. Und das letzte Drittel ist immer ekelig und 'ne ziemliche Schinderei.

Geht das also nicht einfacher, kürzer? Der drei Minuten Test, den ich in der Abschlussarbeit beschrieben habe, schien eine Alternative zu sein.

Den Test bin ich auf der Straße gefahren, flach und geradeaus. Ich bin los gesprintet was das Zeug hielt und habe versucht, wie es das Test-Protokoll verlangt, die Leistung so lange es geht zu halten. Und ich kann euch sagen, dieser Test ist eine Sch.. Idee. Das waren unglaublich harte drei Minuten. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in so kurzer Zeit so gelitten zu haben.


Auffällig ist, dass meine Leistung ab der 45. Sekunde bis zum Ende konstant bleibt und nicht wie in der Studie beschrieben bis zum Ende abfällt. Das spricht dafür, dass ich einfach nicht hart genug gefahren bin, sondern immer die Uhr im Blick hatte und versucht habe, meinen Einsatz so zu dosieren, dass ich auch bis zum Ende durchhalte. Von einem Pacing Gesichtspunkt war das sicherlich gut, für den Test aber schlecht. In den entscheidenden letzten 30 Sekunden hatte ich immer noch eine Durchschnittsleistung von 312 Watt. Dieser Wert sollte eigentlich mit meinem Critical Power Wert korrespondieren, liegt hier aber definitiv darüber.

Das Schwierige dieses Testes ist die psychologische Komponente, zu wissen, dass man jederzeit weit über der Leistung fahren muss, die man für die verbleibende Dauer des Testes erbringen kann.

5. 20 Minuten Test

Als nächstes stand ein Klassiker an, der 20 Minuten Test nach Allen / Coggan. Diesen Test bin ich wieder auf der Rolle gefahren und habe mich dabei von Swift führen lassen, die einen entsprechenden Workout in ihrer Bibliothek haben, der vorgibt, was zu tun ist. Nach dem Aufwärmen mit drei kurzen Belastungen folgen fünf Minuten all-out, eine Pause und dann der eigentliche Test: 20 Minuten all-out.

Über die 20 Minuten bin ich durchschnittlich 298 Watt gefahren, multipliziert mit 0.95 ergibt dies eine FTP Wert von 283 Watt, was ziemlich genau dem Wert des Testes mit dem BSX auf der Elite Rolle entspricht.

Allerdings kann man basierend auf den Werten dieses Testes die Schwelle auch nach der von Couzens definierten Methode berechnen. Dabei wird der Abfall der Leistung zwischen dem fünf Minuten und dem 20 Minuten Block mit einbezogen, Details hier. Wenn man das tut, kommt man auf eine etwas niedrigere Schwelle von 272 Watt.


Fazit

Vier verschiedene Test, sechs Auswertungen und sechs unterschiedliche Ergebnisse. Der erstaunlichste Ausreisser dabei ist die Laktat basierte Leistungsdiagnostik. Die Werte sind viel zu niedrig. Hier wäre es interessant, den Test nochmal zu wiederholen um Anhaltspunkte zu gewinnen, ob mein Test ein Ausrutscher war und irgendetwas schief gegangen ist oder ob ein fundamentales Problem besteht. Letzteres könnte durchaus sein. Es gibt grundlegende Kritik an Laktat basierter Leistungsdiagnostik. Danach basiert diese auf grundsätzlich falschen Annahmen und man hat über die Jahre lediglich gelernt die Ergebnisse so weit zu interpretieren und zu deuten, dass die Resultate sinnvoll erscheinen. Ausführlich kann man das hier nachlesen.

Die Ergebnisse die am plausibelsten sind und am besten mit den Daten übereinstimmen, die ich auf der Straße beobachten kann, sind die des BSX Stufentestes auf der Elite e-Motion Rolle und der 20' Test nach Allen / Coggan.


Welches Testprotokoll man am Ende auch wählt um seine Trainingsbereiche zu bestimmen, bei dem Protokoll soll man bleiben. Nur wenn ein Leistungstest jedesmal nach dem selben Protokoll und unter möglichst gleichen Vorraussetzungen durchgeführt wird,  ist ein Vergleich der Resultate über die Zeit möglich. Für ein Watt-gesteuertes Training ist es darüber hinaus wichtig, die Leistungsdiagnostik auf dem eigenen Rad mit dem Powermeter zu fahren, der auch später im Training und Rennen zum Einsatz kommt.

Und man sollte den gesunden Menschenverstand nutzen und Testergebnissen nicht blind vertrauen. Das gelingt natürlich umso besser, je mehr Erfahrung man hat und je länger man schon Rad fährt. Denn auch wenn es hier nicht zur Sprache kam ist das Belastungsempfinden RPE eine wichtige und nicht zu unterschätzende Kennziffer zur Trainingssteuerung.

Wie immer freue ich mich über Fragen, Anmerkungen und eure Erfahrungen in den Kommentaren.

Freitag, 15. Januar 2016

Strava E-Mails

Heute habe ich eine Email von Strava bekommen mit Email Vorlagen, die man an Freunde senden kann, die noch nicht bei Strava sind.

Competitive

Subject: I'm so much faster than you!

Prove me wrong on Strava.

Hey, When you’re ready to train with the big dogs, you should sign up for Strava. It’s a great way to spice up training and get fit. If you join and train hard, maybe in 10-15 years you can keep up with me. Give it a shot… it’s free.

Nasty

Subject: I’m sick of you not being on Strava.

Get with it!

Hey,You train a lot. You talk about training a lot. “Epic adventure here, hard training day there, blah blah blah…” but none of it is on Strava. Get with the times and sign up already. I’d rather check out your activity in the Strava feed than hear another “you should have been there!” story.

Encouraging

Subject: I need you on Strava!

It’s just not right without you.

Hey partner, You should really try Strava. It’s made my training a lot more fun, and I’ve met great people (just like you) and discovered lots of new routes. Plus it’s free… c’mon, just download it! You’ll fit right in.

Nice

Subject: Please join me on Strava.

It’ll be fun!

Hey friend, I really think you’ll enjoy Strava. It’s the best way to track your training and connect with other athletes… sort of a tracking app and social network all in one. Give it a try (it’s free) and we can follow each other!

If it's not on Strave it didn't happen

Subject: If it's not on Strava it didn't happen.

Time to legitimize your overconfidence.

Hey, There are two kinds of rides: those recorded on Strava, and those where you thought you were faster than me. Join Strava and show me what you got. It’s fun and free.


Welche ist euer Favorit? Welche Mail würdet ihr an Freunde senden? Mir gefällt die erste, "Competitive" Variante ja am besten. Apropos, bei "I'm faster than you" fällt mir dieses Video hier ein, hat zwar nix mit Strava zu tun, aber egal:

Montag, 11. Januar 2016

Top Fahrrad Blogs 2015 - Platz 33 für den Unterlenker

Im November vergangenen Jahres hat Fahrrad.de zur Abstimmung über die Top Fahrrad-Blogs aufgerufen. Wie angekündigt wurden heute die Ergebnisse veröffentlicht.

Der Unterlenker kam mit Eurer Hilfe auf einen respektablen 33. Platz von 193 gelisteten Blogs. Dankeschön für jede Stimme!



Nachdem nun also die Ergebnisse des Publikum Votings vorliegen, bei dem gewinnt, wer die meisten Internet-Horden hinter sich versammeln kann, steht irgendwann in den nächsten Wochen auch noch die Bekanntgabe der "Original Top 50 German Bike Blogs" bevor. Letztere werden von Wolfgang Scherreiks, dem Herausgeber des Fahrradjournals und von "Cycle - Das Bike & Style Magazin" kuratiert. Ein vollkommen anderer Ansatz. Hier wird nach vollkommen subjektiven Kriterien, unabhängig von Reichweite und Massentauglichkeit eine Liste von empfehlenswerten Blogs zusammen und auch mit einem kurzen Text vorgestellt. 

Als der "große, böse, kommerzielle Versandhändler" im vergangenen Herbst seine Internet-Voting Kampagne bekanntgegeben hat, sorgte das für einige Aufregung in der deutschen Radsport-Blogosphäre. Natürlich war diese Aktion ein astreiner PR-Stunt. Eine ganze Menge kostenlose Banner-Werbung und "redaktioneller Inhalt" für Fahrrad.de auf vielen Zielgruppen relevanten Blogs. Und gekostet hat das ganze nur ein bisschen Webspace, das Aufsetzen der Kampagnenseite und nun wirklich lächerliche 100 Euro Einkaufsgutschein (Brutto!) für einen der Abstimmenden. Als kostenlose Dreingabe gab es auch noch viele Email Adressen für die Kartei. Die von der Werbeagentur Marketingabteilung haben bestimmt heute noch rote Oberschenkel vor lauter drauf schlagen! Update: Fahrrad.de hat mich darauf hingewiesen, dass die Email Adressen nur zur Benachrichtigung des Gewinners verwendet wurden und im Anschluss, wie in den Teilnahmebedingungen festgehalten, gelöscht werden. Ich habe keinen Anlass daran zu zweifeln.

Manche Blogs sind ganz begeistert auf den Zug aufgesprungen und haben nicht nur Banner in XXL eingeblendet, sondern auch in jedem einzelnen Post auf die Aktion hingewiesen. Andere haben es nur  am Rande in einem kleinen Abschnitt erwähnt und wieder andere haben es sicherlich komplett ignoriert. Der Unterlenker war irgendwie so in der Mitte. 

Wer glaube ich etwas auf kalten Füßen erwischt wurde, war Herr Scherreiks. Zumindest erweckt der Blogpost zum "Call for Entries" ganz den Anschein. Fraglos hat er die Tradition einer Fahradblog-Liste 2012 begründet. Ich weiss zwar nicht ob man nach nur zwei einhalb Jahren (2014 gab es nur eine Liste ohne Rangfolge) bereits von einem Klassiker sprechen kann, aber ohne Frage war das Fahrrad Journal früher dran. Da es sich aber um zwei grundsätzlich verschiedene Formate handelt, ein Plebiszit einerseits und ein Kurator andererseits, sollte Platz für beide sein. Im Gegenteil finde ich den Kontrast sehr spannend und es wird interessant sein, wer aus den "Top Fahrrad-Blogs" es auch in die "Top German Bike Blogs" schafft oder auch eben nicht. Der Unterlenker hat es zumindest 2014 nicht geschafft, was die total subjektiven und in keiner Weise nachvollziehbaren Kriterien bestätigt, ansonsten ... 

Das Ziel ist am Ende für alle das Gleiche: Mehr Aufmerksamkeit! Die Fahrrad.de Aktion hat vielleicht vielen Blogs neue Leser gebracht. Leser, die diese Blogs ansonsten nie gefunden hätten. Die Werbung, die die Blogger für die Aktion gemacht haben, bringt dem Versandhändler im Gegenzug vielleicht den ein oder anderen Kunden und eine stärkere, positive Markenbotschaft. Und auch ein Versandhändler gehört zur Fahrrad-Community, genauso wie die Blogger, die Einzelhändler, die Interessen- und Sportverbände und all die Radfahrer auf welchem Rad auch immer. Platz ist für alle da (Im Zweifeln knappsen wir den bei den Autofahrern ab). Natürlich möchte und muss ein Versandhändler Gewinne erwirtschaften, wie jeder Einzelhändler auch. Was ist daran verwerflich? Es kann sein, dass mir etwas entgangen ist (dann lasse ich mich wie immer gerne in den Kommentaren korrigieren), aber ich kann daran nichts Verwerfliches finden und kann die harsche Kritik an der Aktion als solches nicht nachvollziehen.

Allerdings könnte Fahrrad.de ruhig etwas mehr Geld in die Hand nehmen und sich von einer etwas weniger knickrigen Seite zeigen. Mehr als ein einziger, läppischer 100 Euro Gutschein für die Abstimmenden, Preise für die Ersten und vor allem eine richtige Preisverleihung, in echt, nicht nur virtuell. Mit Schnittchen und Schaumwein und Netzwerken und so. Eine Fahrrad-Blogger Konferenz, das wäre doch mal was!

Samstag, 9. Januar 2016

Videos 1 - 2016 / Peter Sagan

Seit einigen Tagen geht ein Video mit Peter Sagan durch das Radsport-Interweb in dem er zusammen mit seiner Frau eine Szene aus Grease nachstellt. Peter Sagan als John Travolta. Nicht soo schlecht, auf jeden Fall ein großer Spaß!


Hier die Originalszene


Der "Peter Travolta Grease" Film ist eine Werbekampagne von Sun-Root, einem Hersteller von Topinambur Produkten. Der erste Film war auch schon große Klasse:


Natürlich darf Sagan's Fahrt in das Regenbogentrikot in diesem Video Post nicht fehlen. Was für eine Meisterleistung!


Hier eine andere Kostprobe der unglaublichen Radbeherrschung des Slowaken, die Abfahrt vom Col de Manse auf der 16. Etappe des TdF 2015.


Und noch ein paar weitere Highlights und ein Best-Off Video:





Habt ihr weitere Peter Sagan Videos die unbedingt Erwähnung finden müssen? Dann ab damit in die Kommentare!

Sonntag, 3. Januar 2016

Power - Genauigkeit

Im Rahmen der Ausbildung zum B-Trainer bin ich einen Stufentest zur Leistungsdiagnostik gefahren. Ganz klassisch alle drei Minuten plus 20 Watt, beginnen bei 100Watt. Den Test bin ich auf meinem eigenen Rad mit dem Infocrank-Powermeter auf einem Cyclus Trainer absolviert. Dabei werden beide Laufräder ausgebaut und das Rad sowohl hinten als auch mit der Gabel auf dem Cyclus montiert. Das  Gerät wird als der Gold-Standard unter den Ergometern gehandelt und kostet satte 8.300 Euro.

Dementsprechend gespannt war ich auf den Vergleich zwischen zwischen der Vorgabe des Cyclus und dem, was die Infocranks messen würden. Als ich die Daten dann ausgewertet habe, war ich doch sehr erstaunt. Im Schnitt war der Cyclus 15 Watt unter dem Wert des Powermeters.


Dieser Chart zeigt ganz gut die grundsätzliche Funktionsweise von Ergometern. Die Leistung ist der Quotient aus der verrichteten Arbeit und der dazu benötigten Zeit. Beim Radfahren also auf der Kraft mit der man auf die Pedale tritt und der Zeit wie lange man für eine Pedalumdrehung benötigt. Je höher die Trittfrequenz, umso weniger Kraft (=kleinere Übersetzung) benötigt man um die gleiche Leistung (="Geschwindigkeit") zu erzielen. Ein Ergometer muss nun ständig die Kraft mit der gebremst wird (=Widerstand) regulieren. Verringert der Proband die Trittfrequenz, muss der Widerstand steigen und umgekehrt. Tritt der Proband fester, erbringt also mehr Kraft, muss der Widerstand sinken, damit die Trittfrequenz steigt und die Leistung als Quotient aus Kraft und Geschwindigkeit sich wieder auf dem vorgegebenen Niveau befindet. Es ist also ein ständiger Prozess aus Anpassungen, bremsen, loslassen, bremsen, loslassen. Daher ist die blaue Linie so "zackig". Die rote Linie ist nur die Vorgabe, die Leistung, die der Cyclus versucht zu halten. Je besser die Regelelektronik und die Soft- und Hardware des Ergometers ist, umso schneller und genauer funktioniert das Ganze. (Falls ich mich im physikalischen Sinne nicht ganz korrekt ausgedrückt habe, bitte ich alle mitlesenden Ingenieure und Physiker um Nachsicht und lasse mich in den Kommentaren auch gerne korrigieren.)

Das Ausmaß der Schwankung hat mich allerdings überrascht und könnte ein Indiz dafür sein, dass der Cyclus nicht schnell genug mit der Anpassung des Widerstandes ist. Vielleicht ist das aber auch normal, wäre auch erstaunlich für ein Gerät in dieser Preisklasse.

Bemerkenswerter fand ich dabei allerdings, dass die Leistungsvorgabe des Cyclus durchweg 15 Watt unter der gemessenen Leistung der Infocranks liegt. Ein gewisser Leistungsverlust ist durch den Antriebsstrang anzunehmen. Dieser Reibungsverlust durch Innenlager, Kette, Zahnkranz sollte meines Wissens nach fünf Watt nicht übersteigen. Bleiben immer noch mindestens 10 Watt Differenz die nur einen Schluss zulassen: Eines der beiden Geräte liegt falsch.


Die niedrige Abweichung bei 320 Watt liegt beim Abbruch der Leistung am Ende des Tests.

Verve Cycling bewirbt die Infocrank als den genauesten, verlässlichsten und haltbarsten Powermeter. Es spricht einiges dafür, dass das der Wahrheit entspricht: Das grundlegende Design der eigenen, speziell entwickelten Kurbel, die Platzierung der Messelektronik in den Kurbelarmen oder die Verwendung von Magneten statt Beschleunigungssensoren um nur einige Punkte zu nennen. En Detail hier nachzulesen. Die proklamierte Messungenauigkeit ist weit unter der in der Branche oft als Standard spezifizierten 2%. Hier das Zertifikat, dass die Genauigkeit bestätigt. Ingenieure unter den Lesern werden damit wahrscheinlich mehr anfangen können als ich. Man kann durchaus kritisieren, dass hier ein einzelner Kurbelarm, der noch dazu vom Hersteller selektioniert wurde, einem Test unterzogen wurde, kein wirklich unabhängiges Protokoll. Es wäre mit Sicherheit interessant, wenn die TOUR, bekannt für ihre unbestechlichen und genauen Tests, sich der Thematik annehmen und Powermeter testen würde. Das sollte auch im Sinne der Hersteller sein, denn was diese auf ihren Homepages veröffentlichen, ist natürlich auch immer ein Teil Marketing. Und Tests wie sie DCRainmaker durchführt, zeigen lediglich wie einzelne Powermeter gegeneinander abweichen, treffen aber keine Aussage über die absolute Genauigkeit.

Aber gehen wir für den Moment davon aus, dass die Infocrank genau ist. Was ist dann mit dem Cyclus? Diese Geräte müssen nach meinem Kenntnisstand einmal im Jahr ins Werk um geeicht zu werden. Inwiefern das bei dem Gerät auf dem ich gefahren bin passiert ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Trotzdem stellt die Tatsache, dass eine solche Überprüfung überhaupt notwendig ist, eine Schwäche dar. Wenn man einen Test auf einem Ergometer fährt, kann man sich also nie sicher sein, wie verlässlich die Leistungsangabe ist, wenn die grundsätzliche Möglichkeit einer eklatanten Abweichung besteht.

Wenn man den Schritt machen möchte und mit Watt trainieren will, benötigt man Trainingszonen, die man in einem Leistungstest ermittelt. Eine der besten Möglichkeiten ist ein Stufentest. Dieser muss meines Erachtens dabei zwingend auf dem eigenen Rad mit dem eigenen Powermeter gefahren werden. Denn selbst wenn wir davon ausgehen, dass ein Powermeter nur "relativ" genau ist, also zwar präzise aber nicht richtig ist, ist es wichtig in den Trainingsbereichen zu fahren, die mit dem gleichen Gerät ermittelt wurden, das später die Ausführung kontrolliert. In diesem Fall wären die Werte aus Test und Training zumindest untereinander stimmig. In diesem Zusammenhang: Was ist überhaupt Genauigkeit (Wikipedia)?

Wie immer freue ich mich über Anmerkungen und Erfahrungen in den Kommentaren.