Hier auf dem Land findet man Radschutzstreifen in der Regel auf den viel zu breit angelegten Hauptstrassen der Dörfer. Das Ziel wird dabei immer gewesen sein, die Straßen optisch etwas enger erscheinen zu lassen um die Autofahrer zum Einhalten der Geschwindigkeitsbegrenzung zu bewegen. Radfahrer dürften in den Überlegungen hingegen keine Rolle gespielt haben. Über den Sinn und Unsinn der Schutzstreifen will ich gar nicht erst schreiben, ich halte das nämlich für ausgemachten Quatsch.
In Rappweiler, einem kleinen Ort im nördlichen Saarland zwischen Losheim am See und Weiskirchen, fand man es offensichtlich eine gute Idee den Schutzstreifen mit massiven Verkehrsinseln zu unterbrechen. Radfahrer werden hier in einen Engpass mit Autos hineingezwungen, die Unterschreitung des Sicherheitsabstandes provoziert und die sowieso fragwürdige Schutzwirkung des Radstreifens wird komplett ab absurdum geführt. Anschließend geht der Streifen weiter.
Deutlicher kann man nicht ausdrücken, dass einem die Radfahrer total egal sind und am Ar... vorbeigehen. Ein ganz lautes Buh an den, der sich das ausgedacht hat!
Ein Kriterium wird mit Straßenrädern auf meist flachen, kurzen Straßenkursen gefahren. Oft auf Runden um einen Kilometer, gerne auch mit einigen netten Kurven für den Beweis der Steuerkünste. Alle paar Runden, die sogenannten Wertungsrunden, gibt es bei der Zieldurchfahrt Punkte, in der Regel fünf, drei, zwei und einen Punkt. Die Schlusswertung bei der letzten Zieldurchfahrt zählt doppelt. Wer am Ende die meisten Punkte hat gewinnt. Das Pendant auf der Bahn nennt sich Punktefahren und funktioniert eigentlich ganz ähnlich, nur dass die Fahrräder weder Bremsen, noch Schaltung oder Freilauf haben. Das man mit Bahnrädern aber auch ganz wunderbar auf der Straße fahren kann, zeigen die immer zahlreicheren "Fixed Crits", allen voran das Red Hook Crit oder etwa das RAD RACE FIXED 42.
Umgekehrt, also mit dem Straßenrad auf der Bahn zu fahren ist da schon viel seltener, geht aber auf einer passenden Bahn trotzdem prima, wie der RV Schopp mit dem Kriterium auf der Radrennbahn zeigt. Auf der in den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts erbauten, offenen und 450m langen Bahn muss auch niemand Angst haben, in den Kurven abzurutschen. Die sind nämlich eher flach und weit und nicht unbedingt was man auf einer Radrennbahn erwartet. Egal, wenn man wirklich schnell fährt und mit fünfzig Stundenkilometer in die Kurve einbiegt, merkt man doch wie man etwas fester auf das Rad gedrückt wird. Das macht Spass und erzeugt ein ganz anderes Gefühl für Geschwindigkeit, ist allerdings auch ziemlich anstrengend.
An 19. Mai standen drei Rennen auf dem Programm, zuerst die Senioren 2 / 3 über 80 Runden oder 36 km, dann die BC Klasse über 140 Runden oder 63km und dann noch ein Klappradrennen über drei Stunden. Ich bin bei den alten Herren gestartet und durfte somit als erstes ran. An den Sprints habe ich mich gar nicht erst versucht und hoffte, wie immer, auf eine glückliche Fluchtgruppe vor des Feldes Gnaden, aber an diesem Tag war nichts zu machen. Der Wind war zu stark, das Tempo zu hoch (>43km/h) und meine Beine zu schwach. Aber was soll ich sagen, dass war ganz egal, der Spaß war ungebrochen.
Das Klappradrennen konnte ich mir leider nicht mehr ansehen, aber ich bin mir sicher, dass das ein grosses Spektakel war. Die Räder haben auf jeden Fall toll ausgesehen.
Glatte Straßen und spät dran sein ist eine schlechte Kombination. Vor einer ganzen Weile bin ich auf dem Weg zum Sonntäglichen Vereinstraining gestürzt. Die Rechtskurve habe ich noch bekommen, die unmittelbar folgende Linkskurve war dann zu eng. Zack hat es gemacht und ich habe auf dem Boden gelegen. Nichts schlimmes, ein paar Kratzer am Bremshebel und ein Loch in der Hose. Also aufstehen, weiterfahren, noch gerade so pünktlich am Treffpunkt erscheinen und sich nix anmerken lassen. Das Loch in der fast nagelneuen Rapha Pro Team Thermal Bibshort II hat mich dann aber doch sehr geärgert. So ein Mist. Ich hatte die Hose zwar zu einem super Preis im Ausverkauf bekommen, aber das machte das Loch nicht besser.
Noch unterwegs ist mir dann aber eingefallen, dass Rapha einen kostenlosen Reparatur Service anbietet. Ab dem Moment ging es mir gleich wieder etwas besser. Zuhause habe ich direkt nachgeschaut und tatsächlich, die Hose kann repariert werden. Man muss ein Formular ausfüllen, bekommt eine Paketmarke und kann das selbstverständlich gewaschene Stück an Rapha senden. Die übliche Reparaturzeit soll um die vier Wochen liegen. Bei mir hat es eine ganze Weile länger gedauert. Obwohl ich mir sicher bin alles richtig gemacht zu haben, ging meine Hose an die Retouren- statt an Reparatur-Abteilung. Der sehr freundliche und hilfsbereite Service konnte meine Hose dann aber auf Nachfrage lokalisieren und entsprechend umleiten.
Gestern habe ich Post bekommen und die Hose ist zurück. Auf der linken Seite wurde ein kompletter Streifen (der mit den weißen Schriftzug) herausgeschnitten und sehr sauber durch ein neues Panel aus dem richtigen Stoff ersetzt. Das einzige sichtbare Zeichen ist jetzt die zusätzliche Naht auf dem Hosenbein.
Rapha verlangt eine ganze Menge Geld für seine Produkte. Ob das immer angemessen ist oder ob man bereit ist, dies zu bezahlen, muss jeder für sich selber beurteilen. Dass man im Fall des Falles einen kostenlosen Reparaturservice in Anspruch nehmen kann, bietet meines Wissens nach keine andere Firma. Eine Reihe von Produkten wie Beinlinge, Merinounterwäsche, Trinkflaschen, Rucksackhüllen u.a. sind allerdings ausgenommen.
Ganz besonders nett finde ich den Verpflegungsbeutel, in dem die Hose verpackt war. Sehr hübsch!
Im Radsport gibt es einige Ausdrücke, die manchmal schwer zu definieren sind, bei denen man aber sofort weiß was gemeint ist, wenn man es sieht. André Greipel hat diese Woche gezeigt was Panache ist (franz. für Schneid, Beherztheit, ausgesprochen "Panasch"). Als einer der weltbesten Sprinter ist Greipel nun wirklich nicht darauf angewiesen auf den letzten Metern zu attackieren und einen sicheren Sprinterfolg zu gefährden. Bei der fünften Etappe der Vier Tage von Dünkirchen fuhr Greipel ab Kilometer 70 in einer 18 Fahrer starken Ausreissergruppe. 20 Kilometer vor dem Ziel lösten sich der Belgier Claeys und der Niederländer Riesebeck und Greipel zögerte nicht nachzusetzen. Der Gorilla in der Attacke! Kurz vor der Kilometer Marke attackierte Greipel dann selber und fuhr einen Solo Sieg ein. Auch für den dreimaligen Deutschen Meister ist das etwas ganz Besonderes, denn nur zwei seiner 151 Siege hat er als Solist erzielt.
Auf Inner Ring gibt es einen fantastischen Artikel, der die Herkunft von Panache erklärt, vom Federbusch auf dem Schlachtfeld im Mittelalter, über Cyrano de Bergerac bis zum Radsport und warum Sky kein Panache hat. Unbedingt lesen!
Die Quintessenz ist diese:
Typically a rider with panache is said to be one who attacks, displaying courage and flair. But the surprise factor counts and a rider who wins too often can lose this label.
Typischerweise ist ein Fahrer mit Panache einer der attackiert und dabei Mut und Ausstrahlung zeigt. Dabei spielt der Überraschungseffekt eine Rolle und ein Fahrer, der zu oft gewinnt verliert verliert die Eigenschaft.
Panache ist übrigens nicht zu verwechseln mit Panaché ("Panaschee"), der Bezeichnung für Bier mit Zitronenlimonade.
Mit zwei Siegen im Rücken bin ich am vergangen Wochenende nach Bann gefahren zu den gemeinsamen Landesmeisterschaften im "Einer Strasse" des Saarlandes, von Rheinland-Pfalz und Hessen. Durch die Sperrung der Autobahn 62 und der damit damit verbundenen Umleitung wurde das Rennen dieses Jahr auf einer anderen Variante als 2015 ausgefahren. Vor drei Jahren ging es von Bann die "Roller-Berg" Variante hinauf auf den Höhenzug, dann ist die Runde etwa 14 km lang. Dieses Jahr wurde die kürzere Variante gefahren, dabei geht es direkt vom Start weg einen Kilometer mit bis zu 15% bergauf, kurz und knackig. Die Besten brauchen für diese Rampe knapp unter drei Minuten. Oben angekommen geht es vier Kilometer über eine windanfällige Hochebene bevor die Abfahrt nach Queidersbach die technischen Fähigkeiten fordert. Der Straßenbelag ist mehr schlecht als recht, ein Flickstück reiht sich an das nächste und die eigentliche Ideallinie ist mit Gullideckeln gespickt, dazu zwei 180° Kurven, da trennt sich auch Berg runter die Spreu vom Weizen. Unten angekommen geht es dann leicht ansteigend zurück zum Start nach Bann. Eine Runde hat 10 Kilometer.
Die Fahrer der Senioren 2 Klasse (40-49) hatten vier Runden zu fahren, die Senioren 3 (50-59) drei Runden und die Senioren 4 (>60) sogar nur zwei Runden. Vielleicht hat der Zeitplan es nicht zugelassen die Rennen über eine meisterschaftswürdige Distanz auszurichten, aber im Ernst? 40 Kilometer? Für eine Straßenmeisterschaft? Im Jahr zuvor in Bliesransbach war das Rennen mit 80 Kilometer doppelt so lang. Dieses Jahr sind wir hingegen weniger gefahren als die Jugendklasse!
Noch unschöner war die kurzfristige Entscheidung des Wettfahrausschusses alle Seniorenklassen gemeinsam starten zu lassen, trotz der unterschiedlichen Distanzen. Die Ausschreibung sah vor, die Rennen mit je zwei Minuten Abstand auf den Weg zu schicken. Der Protest verschiedener Fahrer wurde von der WA-Vorsitzenden lautstark und brüsk abgebürstet. Dabei war der Einwand mehr als berechtigt. Schon der vorgesehene Modus eröffnet durch die Vergabe von gleich drei Meistertiteln in einem Rennen eine "Taktik-Metaebene" bei die Fahrer weniger auf das Gesamtrennen als viel mehr auf ihre Position im eigenen Landesverband achten. Mische ich mich etwa als Saarländer ein, wenn zwei Hessen um den Titel kämpfen? Helfe ich vielleicht einem der Beiden, wenn ich den eigenen Titel schon sicher habe? Die Entscheidung des WA's führte dazu, dass gleich Neun (!) Radrennen gemeinsam starteten. Wie das zu der angeführten besseren Übersichtlichkeit beigetragen haben soll, ist mir ein Rätsel.
Dahingegen haben sich die Rennen wie zu erwarten gegenseitig beeinflusst. Ich könnte zumindest ein Beispiel aufführen, will aber nicht den Anschein erwecken, dass der betreffenden Fahrer sein Ergebnis nur aufgrund dieser besonderen Konstellation erreicht hätte. Wahrscheinlich wäre das Ergebnis unverändert gewesen, aber mit sauber getrennten Rennen wäre es für diesen Fahrer zumindest etwas schwerer gewesen.
Die Entscheidung des WA alle Rennen gemeinsam starten zu lassen und die fast schon lächerlichen Distanzen drücken keine besondere Wertschätzung für die Fahrer der Mastersklassen aus. Das ist schade, denn uns machen die Radrennen genau soviel Freude und wir investieren genauso viel Herzblut in unseren Sport wie allen anderen Fahrer und Fahrerinnen, von den Jugendlichen bis zu der Elite. Wenn Radfahren im allgemeinen und Radsport im speziellen als Aktivität für alle Generationen gelten soll, dann wäre es das Mindeste auch die Masters Klassen entsprechend ernst zu nehmen.
Zurück zum Start. Wie bei der Strecke und der Distanz nicht anders zu erwarten, ging es von Beginn an zur Sache. Schon der erste Anstieg führte zu einer deutlichen Auslese und mit vielleicht 15 Fahrern ging es in den zweiten Anstieg. Sascha Haußmann führte mit einer scharfen Tempoverschärfung die nächste Selektion herbei. Nach dem dritten Anstieg waren wir dann nur noch zu viert an der Spitze: Peter Achilles (Radclub Pfälzerwald), Sascha Haußmann (RSV Nassovia Limburg), Axel Hauschke (Melsunger TG 1861) und meine Wenigkeit. Ein Pfälzer, zwei Hessen und ein Saarländer. Damit lag ich schon mal gut auf Kurs für den Titel des Saarlandmeisters.
Aber auch das Gesamtrennen war noch zu haben. Was ist die beste Taktik? Einfach mitfahren und auf den Sprint warten? Oder einen weiteren Ausreißversuch wagen? Wie stark sind die anderen Fahrer? Wer hat noch Reserven, wer ist vielleicht schon am Anschlag? Zumindest von hinten drohte keine Gefahr mehr. Von Stürzen und Defekten abgesehen sollten die ersten vier Plätze und die Meistertitel der drei Verbände mehr oder weniger sicher sein.
Beim dritten Anstieg fiel mir auf, dass Sascha Haußmann's rechter Fuß auf dem Pedal hin und her wackelte wie bei einem epileptischen Anfall. Das sah nicht mehr souverän aus. Der Gute fuhr anscheinend am Drehzahlbegrenzer. Oder fährt der immer so? Peter Achilles ist auf der Höhe zwar tapfer durch die Führung gefahren, konnte diese aber gar nicht schnell genug abgeben und war offensichtlich auch tief im roten Bereich. Nur Axel Hauschke schien unbeeindruckt. Gut, von einem ehemaligen Profi und aktuellen A-Fahrer war auch nichts anderes zu erwarten.
Den letzten Anstieg bin ich dann von vorne gefahren und mit allem, was ich noch zur Verfügung hatte die letzten, steilen 300 m hoch. Und fast hätte es gereicht, Peter Achilles hatte schon ein kleines Loch, ekelte sich aber wieder heran. Ein weiterer Versuch meine Kontrahenten los zu werden nach der Spitzkehre in Richtung Abfahrt war auch nicht erfolgreich. Also ging es zu viert bergab. Wie in den Runden zuvor ist Axel Hauschke wie auf Schienen als Erster durch die erste 180° Kurve geschossen, ich einigermaßen hinterher. Sascha Haußmann hatte schon in den Runden vorher Probleme mit der Abfahrt und hat sich als dritter scheinbar ganz böse versteuert und damit auch Peter Achilles aufgehalten. Der Schulterblick nach der Kehre offenbarte eine ordentlich Lücke. Das war die Chance! Kette rechts, antreten, klein machen, die weiteren Kurven mit vollem Risiko nehmen und unten hatten Axel und ich einen komfortablen Vorsprung.
Kurz vor dem Ziel habe ich mich dann in die erste Position manövrieren lassen und hatte dem Antritt meines Mitstreiters auch nichts mehr entgegen zu setzen. Zweiter Platz und Saarlandmeister, das Meistertrikot war meines! Nach dem Trikot für die Bergpreiswertung einer kleinen Rundfahrt in Frankreich als U23 Fahrer mein einziges gewonnenes Trikot! (Gut, der sportliche Wert des Saarlandmeister-Titels ist eher niedrig, aber das ist mir jetzt einfach mal ganz egal.) An der Stelle vielen Dank an Alberto Kunz von il Diavolo - Der teuflische Radladen für das Sponsoring der Trikots. Coole Aktion, Daumen hoch!
Auf dem zweiten Platz Jens Weicherding vom RV Blitz Oberbexbach, Dritter wurde Martin Schaar vom RSF Niederlinxweiler.
Es heißt ja, man soll aufhören wenn es am schönsten ist. Demzufolge könnte ich meine Renn-Saison 2018 eigentlich beenden, denn besser kann es fast nicht mehr werden. Von vier Rennen konnte ich zwei gewinnen, war einmal Fünfter, einmal Zweiter und konnte dazu das Meistertrikot für den Saarlandmeister der Senioren 2 überstreifen! Schampus!!
Saar Lux Challenge VC Dräilännereck Schengen
Das erste Rennen war in Schengen, in Luxembourg (genau, das Schengen mit dem Abkommen), ein Zeitfahren mit anschliessendem Rundstrecken und beinahe wäre ich zu spät gekommen! Es ist ja Fluch und Segen, wenn man es nicht weit hat. Meine Startzeit für das Zeitfahren war um 8:40 und irgendwie habe ich mir beim Kaffeetrinken zu viel Zeit gelassen. Um 7:50 habe ich dann mit Erschrecken festgestellt, dass es keine Stunde mehr ist bis zum Start und ich noch zuhause sitze statt mit der Nummer auf dem Rücken auf der Rolle. Auf dem Weg ist dann auch noch die Tankanzeige angesprungen, aber natürlich hat es gereicht und Warmfahren ist ja auch total überbewertet.
Nachdem ich letztes Jahr mein Zeitfahrrad zugunsten des Cannondale Slate verkauft habe, bin ich die beiden 5 Kilometer Runden auf dem technischen Kurs mit dem Aeroad gefahren. Der aerodynamische Nachteil auf den Geraden wird durch die leichtere Manövrierbarkeit in und die bessere Beschleunigung nach den Kurven nicht ganz ausgeglichen und so war ich dann auch etwas langsamer als im Vorjahr, aber viellicht hätte gründliches Warmfahren auf der Rolle ja doch geholfen. Immerhin reichte die Zeit von 14:20 zu einem fünften Platz in der Masterswertung. Bei den Junioren wäre ich mit dieser Zeit unter ferner liefen gewesen, der Schnellste, Arthur Kluckers vom ausrichtenden Verein, ist eine unglaubliche 12:11 gefahren. Caramba!
In der Pause zwischen dem Zeitfahren und dem späteren Rundstreckenrennen bin ich eine gemütliche Runde bis nach Remich und zurück nach Schengen gefahren, einschliesslich einer sehr entspannten Kaffeepause bei herrlichstem Frühjahrswetter am Europäischen Museum mit Tourist-Watching. Wäre ich ja fast auch zum Rundstreckenrennen zu spät gekommen! Das ging dann zusammen mit den Junioren über 12 Runden oder 60 Kilometer. Für die Jungen zählte das Rennen wie schon das Zeitfahren am Morgen und dem Straßenrennen in Überherrn am nächsten Tag zur Saar-Lux Challenge. Auf dem engen, windanfälligen Kurs mit einer ganzen Reihe an Kurven folgte eine Attacke auf die andere und nach jeder Kurve war ein anständiger Antritt gefragt. Um dem Ziehharmonika Effekt zu entgehen, war es wichtig sich weit vorne aufzuhalten. Je weiter hinten man sich befindet, umso langsamer fährt das Feld um eine Kurve und umso stärker muss man antreten um wieder Anschluss zu finden. Obwohl mir die Kurvenhatz eigentlich nicht sonderlich liegt, komme ich auf dem Kurs in Schengen ganz gut zurecht und konnte mich vorne halten und habe auch einige Attacken versucht. Letztendlich kamen die Masters alle zusammen im Hauptfeld hinter den drei Spitzenreitern an, die Gesamtwertung entsprach somit der Reihenfolge nach dem Zeitfahren und der Sieg ging an Alberto Kunz vom il Diavolo - Pure White Team.
Wie in den letzten Jahren hat der VC Dräilännereck Schengen eine perfekt organisierte Veranstaltung auf die Beine gestellt. Der Verzicht auf ein Eliterennen schafft genug Zeit für einen Renntag mit Fokus auf den Nachwuchsklassen. Die jungen Sportler (und die alten Säcke) bekommen so die seltene Möglichkeit sich an einem Tag in einer Kombination aus Zeitfahren und Rundstreckenrennen zu beweisen. Der Kurs räumt allen Fahrern Chancen ein und ist komplett vom Verkehr abgesperrt. Da kann ich nur sagen: Daumen hoch und weiter so! Ich freue mich schon auf 2019!
Vielen Dank an Albert Krier für die Bilder, noch viele mehr, auch von den anderen Klassen sind auf Albert's Facebookseite zu finden.
Am nächsten Tag war schon wieder frühes Aufstehen angesagt, die Senioren starten ja in der Regel als Erste. In Überherrn fiel der Startschuss um Punkt 9:00. Um mit Hinblick auf die noch kommenden Rennen ein paar zusätzliche Kilometer zu sammeln, bin ich mit dem Rad hin und auch wieder zurück gefahren. Der Hinweg war ein echter "Early Bird Ride", die Sonne stand noch tief, Nebel hing über den Feldern, die Straßen waren leer und die Luft noch frisch.
Überherrn ist eines der letzten echten Straßenrennen in der Region, dass auf einer großen Runde gefahren wird. Die Senioren hatten derer drei zu bewältigen, rund 42 Kilometer. Prägendes Element der Strecke ist der Rammelfanger Berg, der aus dem Tal bei Ihn wieder auf die Höhe des Saargaus führt. Der Anstieg an sich ist ein Rollerberg, der noch gut mit dem großen Kettenblatt gefahren werden kann. Die Schwierigkeit ist dabei eher die nur noch minimal ansteigende Strecke durch Rammelfangen nach der eigentlichen Steigung, im Englischen würde man das sehr treffend als "False Flat" bezeichnen. Wenn man dann endlich oben ist, folgt auch nur eine kurze abschüssige Passage ("Abfahrt" wäre hier schon übertrieben) bevor die nächste fiese Welle im Weg steht. Nachdem die erste Runde relativ langsam gefahren wurde habe ich beim zweiten Anstieg kurz vor Rammelfangen richtig attackiert und konnte mich zusammen mit Marcus Rummel vom RSV Stuttgart-Vaihingen 1901 absetzen. Anfangs hatten wir noch kurz Gesellschaft von einem anderen Fahrer, in der dritten Runde schlossen vor dem Berg mit Claude Christ vom Auto Reiter Masters Team 2018 und Daniel Höhn (Tages Lizenz) zwei weitere Fahrer auf. Marcus entledigte uns dieser Gesellschaft durch einen Antritt auf der Kuppe der letzten Welle vor der Abfahrt zum Ziel. Damit war ich eigentlich auf den zweiten Platz gesetzt, denn einen Sprint verliere ich normalerweise so sicher wie das Amen in der Kirche. Nun ist die Zielankunft in Überherrn eine besondere: Es gibt keine engen Kurven die irgendein technisches Geschick erfordern würden, dafür gehen die letzten 500 Meter auf einer breiten, offenen Landstraße mit etwa fünf Prozent anständig bergauf. Wichtig ist hier nicht zu früh zu sprinten, denn dann kann es bis zur erlösenden Ziellinie sehr weit sein. Ich bin von vorne gefahren, bei 150 Meter habe ich angetreten und es hat gereicht! Ich habe einen Sprint gewonnen! Zum zweiten Mal nach 2000 (damals habe ich die C-Klasse mit einer langen Soloflucht gewonnen) konnte ich mit den Armen in der Luft über die Linie des Überherrner Rennens fahren.
Das Rennen in Überherrn fand schon zum 35. Mal statt. Dementsprechend routiniert und, nach allem was ich gesehen habe, perfekt ist die Veranstaltung abgelaufen. Die Elite Fahrer wurden sogar von Cheerleaderinnen angefeuert und geehrt! Große Klasse finde ich die Internetseite zu dem Rennen mit vielen tollen Bilder, Videos und den Ergebnissen dieses und der letzten Jahre.
Vielen Dank an Jörg Aumann und Christian Hennrich für die Bilder.
Die Tradition verlangt es ja, am 1. Mai eine Radtour mit guten Kumpels zu machen. der Startschuss zu meiner 1. Mai Tour fiel schon um 8:30 in Offenbach an der Queich. Das ist eine gute 150 km Fahrt von von Merzig aus. Letztes Jahr habe ich die "Am-Vortag-Anreisen-Und-Im-Auto-Campen-Variante" probiert, das hat aber auch nix getaugt. Dieses Jahr war also frühes Aufstehen angesagt. Nachdem der Frühling in den Tagen und Wochen zuvor mit ungewohnt mildem Wetter glänzte, war es am 1. Mai wieder richtig kalt. Im Gegensatz zum Vorjahr blieben wir zumindest vom Regen verschont, aber die gerade mal 6° am Start waren empfindlich frisch.
Der Kurs in Offenbach ist fünf Kilometer lang, flach und (fast) rechteckig. Auf der langen geraden raus kam der Wind von vorne, auf dem Rückweg von hinten. Raus waren 35 km/h schnell, rein pendelte die Geschwindigkeit zwischen 45 und 50 km/h. Eigentlich keine Rahmenbedingungen für frühe Aktionen. Mein Plan sah vor, mich möglichst lange zurückzuhalten, Kräfte zu sparen, kurz vor Schluss zu attackieren und dem Feld mit einer kleinen Gruppe zu entfliehen um einem Massensprint zu entgehen. Also ungefähr dem Plan zu folgen, mit dem Alberto Kunz 2017 erfolgreich war.
In der zweiten Runde, zwei Ausreißer waren gerade gestellt, wollte Alberto Kunz an der Spitze des Feldes die Führung abgeben und ist zur Seite gefahren, der zweite Fahrer wollte aber nicht nach vorne und blieb am Hinterrad. So ging es einige Male über die ganze Straßenbreite hin und her, das Feld in einer langen Schlange den Wellen in der Spitze folgend. Ich befand mich an Vierter oder fünfter Position und dachte mir, naja, vielleicht kann ich eine Fluchtgruppe initiieren? Also habe ich angetreten und als ich wenige Meter später nach hinten schaute befand ich mich alleine vorne, das Feld in voller breite 100 Meter hinter mir. Was macht man da? Immerhin waren es noch über 50 Kilometer bis zum Ziel, viel zu weit für eine Soloflucht. Also Beine hochnehmen und auf das Feld warten? Oder weiterfahren und hoffen, dass weitere Fahrer entwischen und sich eine Fluchtgruppe bildet? Ich habe mich für das Weiterfahren entschieden. Leider kam keine Unterstützung von hinten. Dafür ist mein Vorsprung zwischenzeitlich auf über eine Minute angestiegen. Chancen habe ich mir trotzdem keine ausgerechnet. 50 Kilometer! Bei dem Wind! Stattdessen habe ich immer nur versucht bis zur nächsten Prämie zu überleben. Noch acht, sieben, sechs, fünf, ... bei vier Runden, also 20 Kilometer habe ich erstmals gedacht, dass es reichen könnte. Aber der Vorsprung schmolz und wenn das Feld sich eine Runde einig gewesen wäre, hätten sie mich wieder gehabt. Und irgendwie habe ich auch gehofft, dass sie bald von hinten kommen und es endlich vorbei wäre. Ich hätte mich am Ende eingereiht und hätte zumindest den fiktiven Preis für den kämpferischsten Fahrer gewonnen. Aber nein, es kam niemand. Weiter, weiter, immer weiter. Am Ende wurde es knapp, ich wusste, ich muss mit mindestens 20 Sekunden Vorsprung die letzte Gegenwindgerade hinter mich bringen muss um mich über die letzten drei Kilometer vor einem um den zweiten Platz sprintenden Feld ins Ziel zu retten. Einige Freunde taten im Feld ihr Bestes um das Tempo etwas zu verschleppen und so hat es tatsächlich gereicht! Nach über 50 Kilometern konnte ich zum zweiten Mal in dieser Saison freihändig über die Ziellinie fahren.
Das Rennen in Offenbach war ein Paradebeispiel für die Besonderheit von Radrennen. Natürlich hat ein einzelner Fahrer keine Chance gegen ein Feld, dass sich die Führungsarbeit teilen und immer sehr viel schneller fahren kann, besonders im Flachen und bei Gegenwind. Die Chancen einer solchen Soloflucht tendieren gegen null. Wären sich nur zwei der anwesenden Mannschaften einig gewesen und hätten zusammengearbeitet, das Feld hätte mich jederzeit innerhalb einer Runde stellen können. Waren sie aber nicht! Die taktische Komponente und das Nutzen von Chancen die es eigentlich gar nicht gibt, das ist für mich Radrennen! (Gut, das liegt vielleicht auch daran, dass ich im Sprint keine Chance habe).
Wie der VC Schengen und der RSC Überherrn hat auch der RV Offenbach Queich ganze Arbeit geleistet und eine super Veranstaltung auf die Beine gestellt. Großes Spektakel war das Klappradrennen. Schaut euch unbedingt die Bilder auf der Homepage des Vereines an.
Vielen Dank an Marco Foster für die beiden Bilder von unterwegs und der Zieldurchfahrt.
Mit zwei Siegen auf dem Konto ging es danach zur gemeinsamen Landesmeisterschaft der Verbände Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz nach Bann. Wie es mir dort erging, das berichte ich im nächsten Post.