Samstag, 31. Dezember 2016

Jahresrückblick 2016 - Auf dem Rad und am Schreibtisch

In wenigen Stunden ist 2016 auch Geschichte. Ein weiterer Zettel im unendlichen Abreisskalender des Weltenlaufs, der zu Boden segelt. Anlass genug mich in den Reigen der Jahresrückblicke einzureihen und nach den Höhen und Tiefen zu schauen, sportlich und diesen Blog betreffend.

Seit der blöden Geschichte mit der Leiter im Juni bin ich ja in einer Art Radsportwartezimmer gefangen. Ab und an kann ich einen Blick erhaschen und mir vorstellen wie es denn wäre, aber letztendlich werde ich noch eine Weile hier sitzen und zuschauen müssen.

Dabei war 2016 eigentlich ein ganz gutes Jahr. Im Winter war ich zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder richtig im Kraftraum und habe an meiner Maximalkraft gearbeitet, richtig mit Langhantel und Kniebeugen. Stabi-Training kam auch nicht zu kurz und die Kilometer waren im Plan. So war die Form zu Beginn des Jahres auch besser als jemals zuvor, zumindest relativ zu den Konkurrenten und soweit ich mich erinnern kann. In Polch und Buzy-Darmont konnte ich zwei lange Solo-Fluchten aka Himmelfahrtskommando jeweils erfolgreich abschliessen. Das hat Spaß gemacht!
Später konnte ich auch noch das Pfingstrennen in Homburg-Reiskirchen gewinnen. Ebenfalls mit einer langen Flucht, dort allerdings in einem Duo zusammen mit Jochen Scheibler, einem Masters 3 Fahrer.

Sehr beeindruckt hat mich die Challenge Paris-Roubaix. Was für ein Rennen! Nicht umsonst wird Paris Roubaix als die Königin der Klassiker bezeichnet: Cobbles - The Real Stuff

Weitere Highlights waren der Trois Ballons Radmarathon in den Vogesen, Rad am Ring und der Ausflug zum Mt. Ventoux, beides schon mit Riss im Tibea-Kopf. Das Beste am Ventoux ist ja die Abfahrt hinunter nach Malaucene, was für ein Spass!

Was sagt die Statistik zu all dem? Veloviewer hat eine neue Option für den Jahresrückblick, die Pro-Saison von November bis Oktober. Das ist für mich etwas schmeichelhafter, da komme ich zumindest über 10 Tausend Kilometer:


Und dann bin ich von der Leiter geplumpst. Könnte ich mir heute noch für in den Arsch beißen. Das langwierige daran ist das Ödem, das sich um die Bruchstelle im Knochen gebildet hat, wenn der Knochen belastet wird, komme ich anschliessend kaum noch die Treppe runter. Das Ganze ist auf den MRT Aufnahmen gut zu sehen. Zwischen der ersten Aufnahme im August und einer weiteren im Oktober war zwar eine deutliche Verbesserung ersichtlich, aber erst die nächsten Wochen werden zeigen, ob der Knochen wieder so richtig belastbar ist. Die nächste Frage ist dann, wie ich nach der langen und ganz und gar nicht freiwilligen Off-Saison wieder in Schwung komme. Vielleicht warte ich auch einfach bis der Frühling Einzug hält. Auf ein paar Wochen mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an. Viel zu kalt da draußen, brrrrr.

Die einzige Veranstaltung die ich bis jetzt für 2017 gebucht habe ist der Dreiländer-Giro in Nauders. Ich bin mal gespannt ob ich tatsächlich hinfahre. Wir werden sehen.

Auch für den Blog gab es einige Hochs, aber auch ein Tief. Die Top 5 Posts, gemessen an den Aufrufen, waren:
  • Mutanten im Ötztal, ein Post über die herausragende Leistung von Bernd Hornetz, dem diesjährigen Sieger des Ötztaler Radmarathons. Dieser Post ist mit weitem Abstand der All-Time Top Eins Artikel.
  • Rad am Ring
  • Jedermann und jeder Mann, ein Post über das schwierige Verhältnis von Lizenz und Jedermann Sport
  • Der Post über die Streng Affäre im BDR: War ja alles nicht so gemeint!
  • In "Ein Abwärtstrend?" habe ich einen Blick auf die rücklaufenden Teilnehmerzahlen bei den Landesverbandsmeisterschaften geworfen.
Das Interesse an dem Ötztal Post hat mich in diesem Ausmaß überrascht. Das die RennRad in der aktuellen Ausgabe im Rahmen der Berichterstattung über den Ötztaler auf Unterlenker.com verweist, hat mich sehr gefreut. Scheinbar war das, was ich geschrieben habe, ganz passabel.

Das mir für den "Jedermann und jeder Mann" Post rechtliche Schritte angedroht wurden war eine sehr unangenehme Erfahrung. Das hat meinen Blutdruck doch für eine Tage ansteigen lassen. Die Lehre daraus ist, wenn es um Personen geht Formulierungen zu finden, die keine Angriffsfläche bieten. Es gibt immer mehrere Möglichkeiten etwas auszudrücken.

Auf den Post "War ja alles nicht so gemeint" wurde in der breiten Diskussion über die Affäre Streng an einigen Stellen in der Radsport-Blogosphäre verwiesen. Insgesamt hat sich gezeigt, dass man der Politik (hier: Verbandspolitik) nicht machtlos ausgeliefert ist, sondern im Rahmen des demokratischen Diskurses seine Meinung klar äußern kann und soll und dies auch nicht ohne Auswirkung ist. Allerdings hat dieses Thema im Hintergrund zu teils anstrengenden Diskussionen mit Lesern geführt. Das ist etwas was ich auch nicht jeden Tag brauche und hat meinen Respekt vor denen, die sich dem #RechtsPopulistenScheiß täglich laut und deutlich entgegenstellen, ungemein erhöht.

Der Post, der die meiste Recherche und Arbeit verlangt hat, war der über dieses seltsame Höhentrainings-Simulationsgerät. Für Hypoxie habe ich eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Artikeln gelesen und konnte aufzeigen, dass die Marketing Versprechen einer sachlichen Prüfung nicht standhalten.

Das absolute Highlight zum Schluss des Jahres war aber der erste Platz in der Kategorie Rennrad in der Wahl zum Top-Fahradblog 2016! An alle die für den Unterlenker abgestimmt haben: Dankeschön! Wie ein ehemaliger Chef von mir immer gesagt hat: "Ihr seit die Best!"

In den Lieblingsblogs, die Coffee & Chainrings jeden Mittwoch zum Bergfest herausbringen, ist der Unterlenker sehr oft vertreten. Darüber freue ich mich jede Woche aufs Neue und habe auch schon viele tolle Blogs und Posts darüber entdeckt. Dafür vielen Dank nach Erkelenz!

Und bevor ich wirklich zum Ende komme auch ein Dankeschön an Cycling Claude, der den Unterlenker oft mit einer Erwähnung auf Deutschlands Vize-Top-Blog unterstützt und mir in der "Jedermann-Affäre" moralisch beigestanden hat. Danke Claude!

Das alles legt die Latte für 2017 natürlich ein Stück höher. Ich habe auch schon einige interessante Blogposts in Vorbereitung, es wird nicht langweilig. Darüber hinaus werde ich in den nächsten Wochen die zweite Edition des Unterlenker-Kits (Edition 1 hier und hier) in Angriff nehmen und vielleicht, vielleicht wird es auch eine richtige Unterlenker Veranstaltung geben. Mir schwebt ein Gentlemen's Race vor. Aber zur Zeit ist es nur eine Idee, ich werde berichten, sofern es etwas zu berichten gibt.

Jetzt bleibt mir nur noch euch allen einen guten Rutsch in 2017 und allzeit Zug auf der Kette zu wünschen. Ride hard - Party hard!


Dienstag, 27. Dezember 2016

Cross is coming to Bieles!

In vier Wochen findet in Luxembourg die UCI Cyclocross Weltmeisterschaft statt. Am 28. und 29. Januar ermitteln die Junioren, die weibliche und männliche U23, die Frauen und die Männer in Esch-Belval die neuen Träger der Regenbogentrikots. Nach 1968 ist dies das zweite Mal, dass die Cross WM im Großherzogtum stattfindet. Damals gewann Eric de Vlaeminck seinen zweiten von sieben (!) Titeln. Bei den Amateuren gewann sein jüngerer Bruder Roger de Vlaeminck.

Wer dieses Jahr gewinnen kann? Keine Ahnung, so genau verfolge ich den Cross-Sport nicht, um Favoriten oder sogar Aussenseiter benennen zu können, aber mit Sicherheit wird es spannend werden. Das Tolle: Ich könnte sogar mit dem Rad hinfahren. 60 Kilometer bis zu einer Cross Weltmeisterschaft hat man ja nicht jedes Jahr.

Das offizielle Programm der WM beginnt bereits Donnerstags mit der Abnahme des Kurses durch die UCI und einem offiziellen Training. Freitags bestätigen die teilnehmenden Nationen ihre Starter, es gibt offizielle Trainingszeiten und Abends wird der Austragungsort der WM 2018 bekanntgegeben. Die Rennen sind dann am Wochenende, Samstags die Junioren, die U23 und Elite Frauen und Sonntags die U23 und Elite Männer.


Der Eintritt kostet im Vorverkauf bis zum 31.12.2016 für den Samstag 26, den Sonntag 33 und zusammen 41 Euro. Im neuen Jahr wird es etwas teurer, Kinder bis 12 Jahre kommen umsonst rein. Zu den Tickets bitte hier entlang.

Die Rennen finden auf dem ehemaligen Hüttengelände in Esch statt. Nach dem Niedergang der Stahlindustrie haben sich die Stadtentwickler an die Arbeit gemacht und Esch zu ein Zentrum im Süden des Landes ausgebaut. Heute finden in Esch Belval Musikkonzerte mit Künstlern von Weltrang statt, es gibt ein Einkaufszentrum und Wohnungen, Teile der Luxemburger Universität finden sich ebenso wie ein großer Finanzdienstleister und Banken mit mehreren tausend Mitarbeitern und die Reste der alten Hochöfen. Bieles (franz.: Belvaux) ist übrigens der Name der Gemeinde auf deren Gemarkung ein Teil des ehemaligen Hüttengeländes Belval liegt. Der andere Teil von Belval gehört zu der Stadt Esch-Alzette. Es gibt im Norden auch noch ein Esch an der Sauer / Esch sur Sûre. Also Obdacht welches Esch man im Navi eingibt, sonst landet man schnell ganz wo anders! Esch an der Sauer ist landschaftlich zwar schöner, aber da findet keine Cross WM statt.


Die Verkehrsanbindung via Autobahn ist prima, Google Maps hilft euch weiter. Wer den Verkehr und potentiellen Stau bei solch einer Veranstaltung vermeiden möchte kann auch, zumindest für die letzten Kilometer, auf den Zug umsteigen. Vom Bahnhof Esch-Belval fällt man fast auf die Rennstrecke. Es bietet sich daher an ab z.B. Bettemburg oder auch Luxembourg Stadt den Zug zu nehmen. Infos zu den Verbindungen finden sich hier.

Übrigens habe ich versucht eine Akkreditieren zu bekommen, um ganz offiziell für Euch von der Cross Weltmeisterschaft berichten zu können. Aber die UCI wollte mich nicht! Pffff, keine Ahnung haben die, aber so was von keine!




Links:
Cross WM auf Wikipedia
Homepage Bieles 2017
Update 28.12.2016: In einer vorherigen Version habe ich Bieles der Stadt Esch-Alzette zugeschlagen.

Montag, 26. Dezember 2016

Gran Canaria

Die Wintersonnenwende liegt zwar schon hinter uns, bis es aber wieder merklich länger hell wird und der Frühling Einzug hält, dauert es noch ein Weile. Da bleibt nur sich auf ein zukünftiges oder über ein zurückliegendes Trainingslager zu freuen. Die Vorfreude auf oder die Erinnerung an strahlenden Sonnenschein und angenehme Temperaturen wärmt das Radfahrer Herz ja auch, zumindest ein bißchen.

In den Herbstferien war ich auf Gran Canaria, zum ersten Mal. Herbsturlaub, nochmal Sonne tanken, mit Kind und Kegel, eine Woche All Inclusive, Pool von Morgens bis Abends und dem ein oder anderen Ausflug. Aber wie das als Radfahrer so ist, ich kam nicht umhin mir ein Rad zu leihen und die Insel zu erkunden. Denn wie Hemingway treffend formulierte:

"It is by riding a bicycle that you learn the contours of a country best, since you have to sweat up the hills and can coast down them…. Thus you remember them as they actually are, while in a motorcar only a high hill impresses you, and you have no such accurate remembrance of country you have driven through as you gain by riding a bicycle."

Gran Canaria lässt sich grob wie folgt beschreiben: Ein dicker Berg in der Mitte, der Pico de las Nieves, rund 2000m hoch, rund herum geht es mehr oder weniger steil hinab bis zum Meer. Im Westen der Insel gibt es einen etwas flacheren Streifen zwischen Berg und Meer. Dort ist dann auch mächtig Verkehr, der Flughafen und alles was es so an Industrie gibt auf der Insel. Das hat auf dem Transfer zum Hotel nicht gerade ideal zum Radfahren ausgesehen. Aber ich mag mich täuschen und die Insider werden vielleicht auch dort gute Wege kennen. Ansonsten geht es hoch. Und zwar lang und gerne auch mal steil und auf teilweise schlechten Straßen. Der Norden ist regenreicher und grüner, der Süden der Insel sonniger und trocken und die Landschaft erinnerte mich teilweise an Tatooine, den Wüstenplant aus Star Wars.

Drei Touren mit zusammen nicht ganz 300 Kilometer sind natürlich zu wenig um ein wirklich fundiertes Statement abgeben zu können. Eines kann ich aber mit Sicherheit sagen: Zum Radfahren auf Gran Canaria sollte mal auf jeden Fall die Kletterer-Beine mitnehmen, wer nur flache Grundlagen Kilometer sammeln möchte fliegt besser woanders hin. Hier geht es hoch und runter, aber so gut wie nie flach.

Von unserem Hotel in der Nähe von Puerto Rico gab es nur zwei Möglichkeiten eine Tour zu beginnen: Entlang der stark befahrenen Küstenstraße Richtung Süden durch die Touristenorte oder Richtung Norden bis nach Puerto de Mogan und dort ab in die Berge, die Variante die ich an allen drei Tagen gewählt habe.

Tour 1: Zum Stausee von Soria

Von Puerto Rico aus geht es auf der Küstenstraße nach Norden. Die GC-500 schlängelt sich entlang der Steilküste unter stetem Auf und Ab mit immer wieder atemberaubenden Ausblicken auf den Atlantik bis nach Puerto Mogan. Auf dem Weg befinden sich auch einige Tunnel, die aber recht kurz sind und sie sich auch ohne Licht ganz gut durchfahren lassen. 

Puerto Mogan.


In Puerto Mogan wendet sich die Straße ins Landesinnere und es geht aufwärts. Kurz nach Mogan kann man der GC-200 weiter folgen bis in den Norden der Insel oder auf die GC-605 abbiegen. Ein sensationelles Stück Straße! Wer nach Gran Canaria fliegt muss hier unbedingt hochfahren. Kaum Verkehr, Ruhe und eine Kurve jagt die nächste, Serpentinen ohne Ende und jederzeit ein spektakulärer Ausblick. Bis zur Abzweigung Richtung Soria geht es 8,5 Kilometer mit durchschnittlich 6% nach oben. (Strava Segment). Von Puerto Mogan aus sind es sogar über 18 Kilometer mit dann 5% Steigung. (Strava Segment) Das ist in der Tat ein anständiger Berg, auf dem Cédric Pineau von FDJ den KOM innehat. Auf Platz vier übrigens Sascha Weber, der aktuelle deutsche Vize-Meister im Cyclocross.


Am Ende des Segmentes bin ich rechts abgebogen. Die Straße ist zwar für Radfahrer gesperrt, wahrscheinlich weil die Abfahrt hinunter nach Soria recht schmal und in wirklich schlechtem Zustand ist, wenn man aber langsam fährt, ist das kein Problem. Unten angekommen, kann man rechts abbiegen zurück hinunter ans Meer oder links bis zu dem Stausee bei Soria fahren. Einen See habe ich nicht zu sehen bekommen, dafür aber einen exzellenten Café Solo getrunken. So gestärkt ging es dann auf guter Straße hinunter nach Arguinequin und an der Küste vorbei zurück nach Puerto Rico.


Tour 2: Um den Roque Nublo

Die nächste Tour war zunächst gleich wie am ersten Tag. Am Meer vorbei nach Puerto Mogan, rechts ab nach Mogan und die GC-605 hoch. Statt nach Soria bin ich der Strasse aber weiter ins Landesinnere gefolgt. Die Steigung lässt nach der Abzweigung etwas nach, da der Belag aber wirklich schlecht ist, fängt es nie wirklich an zu rollen. Vorbei an einigen Stauseen (die aber alle weitgehend trocken waren) geht es hinauf bis auf 1300m nach Ayacata. Von Puerto Mogan bis dorthin sind es 33 Kilometer mit 4% Durchschnittssteigung. (Strava Segment)

In Ayacata gibt es nach der langen Steigung wieder einige Möglichkeiten die Strecke zu wählen. Ich bin weiter nach oben Richtung Roque Nublo. Einem der Wahrzeichen der Insel. Entsprechend viel Verkehr war auch dort oben. Am Parkplatz zum Roque Nublo war sogar richtig Stau.



Dort oben gibt es zahlreiche Ausflugsplätze mit Grill Gelegenheiten, die von zahlreichen Picknicken bevölkert waren. Wenn man die Strecke planen kann, scheint es mir empfehlenswert dort nicht gerade  am Wochenende vorbei zu fahren. Obwohl, abwechslungsreich ist das schon und ein Anblick, den man hierzulande eher selten zu sehen bekommt: Großfamilien die mit Kind und Kegel und hunderten Anderen auf noch nicht mal besonders idyllischen Plätzen an der Straße unter trockenen Pinien stehen, grillen und so ihr Wochenende verbringen.

Danach habe ich mich immer Links gehalten und bin so um den Roque Nublo herum gefahren. Die Abfahrten waren teilweise und unvermittelt so schlecht, das ein Sturz nicht allzu weit entfernt war. Zwei mal ist mir die Trinkflasche aus dem Halter gefallen. Nach all der Schinderei Berg auf hätte ich mich über eine schöne Abfahrt wirklich gefreut, statt dessen war ich nicht viel schneller als vorher Berg auf. Aber dafür war die Aussicht grandios!

Im Hintergrund Teneriffa!


Die Runde war auf jeden Fall länger und bergiger und somit auch anstrengender als es auf der Karte den Anschein hatte und ich war froh, ab Ayacata wieder die bekannte Strecke, diesmal abwärts, einschlagen zu können. Über die GC-605 ging es hinab bis nach Puerto Mogan und nach einer Kaffee Pause zurück zum Hotel. Am Ende hatte ich immerhin 120 km und über 3.000 hm. Der höchste Punkt der Tour war auf rund 1.600 Meter und der Anstieg knapp über 40 Kilometer lang.



Tour 3: Richtung Norden - Raus und Rein

Gleicher Start wie an den beiden vorherigen Tagen, nur bin ich diesmal auf der GC-200 geblieben statt auf die GC-605 abzubiegen. Irgendwie dachte ich ja, dass es dort einiger maßen flach Richtung Norden geht. Aber wie sollte es anders sein, es ging hoch. Zumindest war die Straße ganz anständig und der Verkehr hat sich auch sehr in Grenzen gehalten.

Die Rechnung 30 km in einer Stunde geht in den Bergen, noch dazu wenn man keine Form hat und eigentlich gar kein Rad fahren sollte, leider ganz und gar nicht auf. Als ich so nach 1:45 und erst 35 Kilometern auf der Passhöhe mit Blick auf La Aldea de San Nicolas stand, bin ich dann doch lieber wieder zurückgefahren. Raus - rein ist zwar immer irgendwie blöd, aber was soll's, hilft ja nix. War ja kein Trainingslager!

Über die Qualität der Straßen gab es auf dieser Tour auch mal rein gar nicht zu meckern. Die Abfahrt wieder hinunter bis zur Abzweigung zur GC-605 hat richtig Spaß gemacht. So stelle ich mir das vor!

Blick auf San Nicolas





Noch ein Wort zu Rad und Radverleih. Ich hatte das rote Cannondale Super Six Evo mit mechanischer 11 fach Ultegra bei Free-Motion gebucht, scheinbar DEM Radverleih auf den Kanaren. Für die drei Tage habe ich um die 70 Euro bezahlt. Die Abwicklung und der Service waren ohne Beanstandung und das Rad war tip top in Ordnung, obwohl es schon eine ganze Saison hinter sich hatte. Schlecht waren lediglich die Flaschenhalter, die die 0,75 l Flaschen auf den teils schlechten Straßen nicht halten konnten und die Satteltasche, deren Klettverschluss ausgelutscht war und die ich verloren, aber glücklicherweise auch wieder gefunden habe. Das Cannondale war insgesamt unauffällig und die Ultegra funktionierte zuverlässig. Auf den Passagen mit schlechter Starße erschien mir das Rad aber sehr steif, hart und unkomfortabel. Ich glaube aber dass der größte Anteil daran auf das Konto der Mavic Aksium Laufräder, der Reifen (ein Satz einfacher Conti) und der Alu-Sattelstütze ging. Solange die Straße gut war, habe ich mich aber überraschend wohl gefühlt.


Noch ein paar Bilder mehr gibt's auf Flickr.

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Top Fahrradblogs 2016 - Das Ergebnis

Heute morgen wurden die Ergebnisse der Publikumswahl zum Top-Fahrradblog 2016 bekanntgegeben. 9500 Stimmen habe sich auf insgesamt 215 Blogs verteilt. Gewonnen hat iLoveCycling vor dem von mir sehr geschätzten Claude Walter aka Cycling Claude. Auf Platz fünf und sieben sind mit Coffee & Chainrings und Jule radelt zwei Blogs gelandet, die ich mit dem Liebster Award bedacht habe. Gratulation, liebe Jule, gratulation meine Herren!

Unterlenker.com ist auf einem sensationellen 22. Gesamtrang und auf dem dritten Platz in der Kategorie 'Rennrad, Cyclocross, Fixie' gelandet. Da die beiden ersten Rennradblogs, iLoveCycling und CyclingClaude, aber schon Gesamtwertungspreise abgeräumt haben, fällt mir der erste Platz zu. Ich weiss nicht, ob das so ganz richtig ist, aber gut, Regeln sind Regeln und dem beuge ich mich natürlich und freue mich sehr über diese Auszeichnung!


Vielen Dank an Fahrrad.de für diese tolle Platform, die den Blogs zu mehr Aufmerksamkeit und Stellenwert verhilft. Ich habe eine ganze Reihe Blogs entdeckt, die ich bisher noch nicht kannte und werde meinem Newsreader in den nächsten Tagen mal noch ordentlich Futter geben.

Und ganz besonderen Dank natürlich an Euch, meine Leser, die ihr für mich abgestimmt habt. Ich habe eine ganze Reihe hoffentlich interessanter Posts in Vorbereitung und Ideen zu vielen mehr, es wird nicht langweilig!

Eine Offline Verlinkung!

In der November/Dezember Ausgabe der RennRad ist eine lange und interessante Strecke über den Ötztaler Radmarathon, geschrieben von dem diesjährigen Sieger Bern Hornetz. Unter der Überschrift “Mein Tag” erzählt er wie er den Ötztaler erlebt hat und wie das Rennen gelaufen ist. Zusätzlich nimmt er auch reflektiert zu der Doping Diskussion Stellung und erklärt nachvollziehbar wie seine Leistung zustande gekommen ist.

Unter weitere Informationen wird auf den Bericht über den Ötztaler im Online Angebot der RennRad verwiesen, auf die Homepage des Radmarathons selber und zu meiner grossen Überrauschung auf Unterlenker.com! Wow! Mein Blog wird von der Print-Presse “verlinkt”, in der gedruckten Ausgabe der RennRad! Das ist doch mal was.



Und in der Tat ist der Post über den Ötztaler mit der Eyecatcher Headline “Mutanten im Ötztal” der mit weitem Abstand am meisten aufgerufene Artikel auf Unterlenker. Ich habe dort einen Blick in die Strava Daten von Bernd Hornetz geworfen und mich an einer Analyse versucht. Wohlgemerkt ohne jemals mit Bernd gesprochen oder irgendwelche über die Strava Daten hinausgehende Informationen gehabt zu haben. Seine FTP habe ich damals auf knapp über 5 Watt pro Kilogramm geschätzt. Er selber schreibt, dass er 2016 keinen Leistungstest gefahren ist, sein FTP aber auf 335 Watt geschätzt wird, also auf rund 5,3 Watt/kg.

Was ich damals nicht geschrieben habe: Die Überschrift nimmt auch die Kategorien auf, die Antoine Vayer zur Legitimierung der Leistungen bei der Tour festgelegt hat. Vayer sieht Leistungen über 410 Watt als verdächtig, über 430 als übernatürlich und ab 450 Watt als Mutant an. Diese Werte sind auf ein Fahrergewicht von 70 Kilo standardisiert. Auf 63 Kilo berechnet sind die Grenzen 369, 387 und 405 Watt. Egal was man von Vayer hält, 335 Watt FTP bei 63 Kilo Körpergewicht sind als Wert an sich absolut unverdächtig und mit Talent und hartem Training gut darstellbar.

Links:
Der Artikel in der Rennrad "Der Ötztal Sieger und die Doping Diskussion"
Not Normal e-Book von Antoine Vayer (Deutsche Version noch nicht verfügbar)
Vayers Ansatz findet allerdings durchaus heftige Kritik, z.B. im Outside Magazin “An abnormal Obsession with Doping
Cycling Tips: Can performance be used as an indicator of doping?

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Like a Mannequin!

Seit einiger Zeit gibt es eine neues Meme: Die Mannequin-Challenge! Dabei verharren die Akteure in möglichst spektakulären Posen. Das ganze wird dann gefilmt und fertig ist das in der Bewegung eingefrorene Bild, ganz ohne aufwendige Tricks oder digitale Nachbearbeitung. 

Das erste Mannequin Challenge Video, dass ich gesehen habe war das von Dafne Fixed. Ich musste es wirklich mehrmals anschauen, bis ich realisiert hatte wie das gemacht ist, so perfekt ist die Umsetzung. Genau so gut ist das von Canyon Sram. Großartig. 

Danach noch ein paar weitere Mannequin Challenge Videos mit Fahrrädern. Enjoy!









A video posted by UCI (@uci_cycling) on

Sonntag, 18. Dezember 2016

Eine neue, bahnbrechende Trainings-Simulation: CadenZ Training

Der Erfolg von Zwift ist ja phänomenal. Das Radfahren auf Watopia erfreut sich inzwischen einer wirklich erstaunlichen Beliebtheit und innerhalb weniger Jahre ist die Firma aus Los Angeles zu dem Platzhirsch der Trainingssoftware Anbieter geworden. Radfahren, Entertainment und Gaming wurde noch nie auf diese Art und Weise verknüpft.

Aber es könnte sein, dass Zwift schon bald von einem noch viel größeren Trend abgelöst wird. Via Twitter bin ich auf eine Radsportseite aus Australien aufmerksam geworden: La Velocita. Dort wurde vor etwa einem Monat über ein neues Produkt namens "CadenZ Training" berichtet. CadenZ möchte Radfahren auf ein ganz neues, noch nie da gewesenes Erlebnis Level heben.

Im ersten Moment klingt es verrückt, aber ich glaube es könnte funktionieren. Im Prinzip ist es ähnlich wie Zwift. Man fährt Rad durch atemberaubende Landschaften, nur bei CadenZ Training gibt es unendliche Möglichkeiten. Ein multisensorisches, 360° Erlebnis in einer Auflösung vom Milliarden von Pixel! Dazu muss man nur das Rad von dem Trainer nehmen und raus gehen. Outdoor. Vor die Tür. Also in echt. Das Tolle dabei ist, man braucht kein weiteres Equipment als das Rad. Kein Computer, kein Internet, kein iPad, kein iPhone, kein Smart Trainer, sogar auf einen Powermeter und einen Herzfrequenzgurt kann man verzichten! CadenZ plant den Mont Ventoux, den Stelvio, Alp d'Huez, Paris-Roubaix oder auch die Strecken vor Jedermanns Haustür anzubieten.

Beispielfoto: So könnte ein CadenZ Training in der Real World aussehen.

Die Produkt-Entwicklungsmanagerin Amy Lügner wird wie folgt zitiert: "We are really excited by the potential of CadenZ Training. We've been conducting stringent user research and found many users would consider riding their bikes outside of their houses."

Allerdings wird auch über mögliche Probleme mit diesem radikal neuen Produkt gesprochen. CadenZ räumt ein, dass Sicherheit ein Problem sein könnte. Die Fahrer müssen ihre Räder ausserhalb der Trainer selber balancieren, lenken und bremsen. Anderen Fahrern muss aktiv ausgewichen werden, man kann nicht mehr wie in Zwift einfach durch einen Pulk hindurchfahren. Auch ist natürlich zu bedenken, dass CadenZ seine Nutzer den Witterungsbedingungen aussetzen wird. Kälte, Regen, Schnee, Hitze und Sonne. Wahrscheinlich wird aber gerade das den Reiz dieses Produktes ausmachen. Die Radsport Industrie wird wohl schon Gewehr bei Fuß stehen, um all den Zwiftern das notwendige Outdoor Equipment zu verkaufen. 

Ich werde das auf jeden Fall mal probieren. CadenZ Training soll im ersten Quartal 2017 starten. Alle Infos gibts in den Sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #CadenZTraining und natürlich auf La Velocita.

Keep Fighting!

Vielleicht ist wie auf einer Party, man soll gehen wenn es am schönsten ist. Nach nur vier Jahren schließt der Schweitzer Profirennstall IAM Cycling zum Jahresende seine Tore. 2013 als Pro-Continental Mannschaft gestartet, fuhrt IAM 2015 und 2016 in der UCI Pro-Tour. Schon im Mai 2016 gab Michel Thédaz, der Gründer und Eigentümer vom Independant Asset Management bekannt, dass es ihm nicht gelungen war, einen Sponsor für 2017 zu finden und es deshalb keine Fortsetzung geben wird. So wussten die Fahrer früh woran sie waren und der Rest des Jahres wurde zu einem Abschiedsfeuerwerk. Vor einigen Tagen hat IAM eine Doku über die 2015er Tour de France veröffentlicht, in der Matthias Frank Achter wurde. Radsport-Aktion pur, hier übrigens auch in einem Teil.

 

Von den 28 Fahrerin des Teams haben übrigens immerhin 22 ein neues Team gefunden, wie man hier auf cyclingfever nachlesen kann:


Links:
Keep Fighting komplett
IAM Cycling Homepage

Montag, 12. Dezember 2016

Eine Stunde Radfahren ...

Das mit den Schlagzeilen ist ja so eine Sache, um Aufmerksamkeit zu erregen wird schon mal verkürzt und provoziert was das Zeug hält und manchmal ist es dann auch missführend. Am Wochenende ist in meiner Timeline ein Video von Billions in Change aufgetaucht, in der es um ein Fahrrad Ergometer zur Stromerzeugung geht. Eine Tretmaschine mit Dynamo sozusagen. Die Überschrift zu dem Artikel auf cyclingweekly lautete "One hour of cycling could power your home for 24 hours". Wow, alle Energieprobleme lösen. Mit Radfahren!


Aber ganz so einfach ist es nicht, oder? Da war doch auch dieses Video mit Förstemann und dem Toaster. Das sieht nach ganz schön viel Arbeit aus.


Die Wissenschaftssendung von NPR ist der Frage, ob man denn ein Haus denn mit einem Fahrradergometer mit Elektrizität versorgen kann, ebenfalls nachgegangen.
(In dem Youtube Channel gibt es noch mehr interessante Videos!)



Wie so oft liegt die Erklärung bzw. der Fehler im Detail. Die Überschrift müsste lauten "One hour of cycling could power some energy saving lightbulbs in a home in the third world for 24 hours", oder so. Aber das würde sich in der Tat nicht mehr so toll anhören. Für die dritte Welt ist das sicherlich eine gute Sache, wir hier im Westen, mit unserem unbändigen Energiehunger, müssen uns anderes einfallen lassen. Zum Beispiel Energiesparen und weniger Auto, aber mehr Radfahren!

Links:
Billions in Change
Metabunk berechnet und erklärt ebenfalls, warum man zumindest ein amerikanisches Haus nicht mit dem Fahrrad mit Strom versorgen kann.
Kurzer Artikel und Diskussion auf Quora

Sonntag, 11. Dezember 2016

Zwiftalizer

Wenn ihr zu den 'Zwiftern' gehört, wird euch Zwiftalizer vielleicht interessieren. Dieser neue Webservice analysiert Zwift Logfiles und verrät eine ganze Menge interessante Dinge.

Zum einen wird euer System bewertet hinsichtlich der Leistungsfähigkeit. Mein MacBookPro von 2011 ist zum Beispiel in der niedrigsten Kategorie 'Basic' und bekommt nur drei Sterne.  {:-(
Mit mehr Grafikpower und mehr Prozessor wäre mein Zwift Erlebnis also wahrscheinlich sehr viel flotter. Das Bild sollte dann detailreicher sein, statt 20 fps sollten 60 angezeigt werden usw.. Wenn man in der Liste stöbert, findet man auch heraus, was denn besser wäre. Das am höchsten bewertete OSX System ist ein Mac mit AMD FX-8350 Eight-Core Processor und Nvidia GeForce GTX 980/PCIe/SSE2.

Der zweite Teil ist die Analyse der Verbindungsqualität der angeschlossenen Geräte, also zum Beispiel des Powermeters, des Pulsgurtes, des Smart-Trainers oder der Handy App. Hier kann man sehen ob es viele Verbindungsabbrüche gab, die sich negativ auf das Zwift-Erlebnis niederschlagen. Wenn dem so ist, kann man sich auf die Suche nach einer Abhilfe begeben.

Ganz interessante Spielerei!





Links:
Zwiftalizer.com

My Cycling World

Vor einigen Tagen ist ein neues soziales Netzwerk für Radsportler online gegangen. MyCyclingWorld! Was? Noch ein Netzwerk? werdet ihr vielleicht fragen. Warum soll man da mit machen?

MyCyclingworld ist ein Netzwerk für Radfahrer jeder Colour, ganz egal ob Gelegenheits-Radfahrer oder Radsportler, Jedermann oder Profi, Asphalt oder Gelände, Uphill oder Downhill, Land oder Stadt, langsam oder schnell. Wo Facebook die überfüllte, dreckige, laute Megacity ist, in der es alles im Überfluss gibt, soll MyCyclingWorld eine 'Cyclists-Only-Community' sein, ein Special-Interest Netzwerk mit klarem Fokus.


Wen man sich einloggt kommt einem vieles bekannt vor. Wer Facebook bedienen kann, kann auch MyCyclingWorld bedienen. Man hat seine eigene Profilseite, einen News-Stream, Gruppen und Vorschläge von Leuten, die man vielleicht kennt. Soweit alles bekannt.

Was ich aber wichtig und bemerkenswert finde ist, dass es gerade nicht Facebook ist. Hinter MyCyclingworld steht eine kleine Firma aus Luxembourg, die Daten sind in Deutschland gehostet, der Newsstream ist einfach der Newsstream und keine von einem schlauen Algorithmus vorgefilterte Liste. Wir sind alle gut beraten, wenn wir uns auch ausserhalb des Mark Zuckerberg Imperiums durch das Internet bewegen.

Derzeit ist die Nutzer Basis, die kritische Kennzahl eines sozialen Netzwerkes, noch etwas schmal, aber je mehr Leute es probieren, desto schneller ist richtig was los. Für die Nutzer wird die Anwendung immer kostenlos bleiben, irgendwann wird aber auch in MyCyclingworld Werbefläche verkauft werden, klar, irgendwie muss die ganze Sache ja auch finanziert werden.


Ich bin auf jeden Fall gespannt was in den nächsten Monaten passiert und ob das Projekt tatsächlich abhebt. Ein Versuch ist es wert, der Unterlenker hat einen Account!

Links:
MyCyclingWorld Startpage
Unterlenker auf MyCyclingworld

Dienstag, 6. Dezember 2016

Paris - Brest - Paris

Könnt ihr euch vorstellen über 1200 Kilometer am Stück Rad zufahren? Auf und ab durch eine hügelige französische Landschaft und dabei über 10.000 Höhenmeter zu sammeln? Und das Ganze mit möglichst wenig oder gar keinem Schlaf? Alle vier Jahre nehmen einige tausend (!) Radfahrer diese Herausforderung an und fahren von Paris an die Atlantikküste nach Brest und gleich wieder zurück.

Paris - Brest -Paris oder auch einfach nur PBP, ist eines der ältesten Radrennen überhaupt. Die erste Ausgabe fand 1891 statt und wurde von der Zeitung le Petit Journal ins Leben gerufen. Das Rennen stand nicht nur Profis sondern auch Amateuren offen und führte über die Nationalstraße 12 nach Brest und auf gleicher Strecke zurück. Der Sieger hieß Charles Terront und brauchte auch heute noch sehr respektable 71 Stunden. Auf einem Rad ohne Gangschaltung und sonnigen Firlefanz wohlgemerkt. Die zweite Ausgabe 1901 wurde zusätzlich von L'Auto-Vélo (später l'Equipe) gesponsert. Von dem enormen publizistischen Erfolg des Rennens beflügelt begann der Herausgeber von L'Auto-Vélo, Henri Desgrange, mit der Planung eines Rennens durch ganz Frankreich, der Tour de France. Die Etappenlängen der ersten Ausgabe sind dann auch deutlich von PBP inspiriert gewesen.


Die bis heute schnellste Zeit wurde bei der letzten Ausgabe des Profirennens 1951 gefahren. Der Sieger Maurice Dito siegte nach 38 Stunden und 55 Minuten im Sprint (!!!) im Velodrome Parc de Prince vor Edouard Mueller. 1200 Kilometer und dann im Sprint gewinnen! Es gibt sogar ein Video davon:

 
Nach dem Rennen 1951 wurde PBP nur noch als Ausdauerfahrt für Amateure ausgetragen, sowohl als Audax im geschlossenen Verband als auch als Brevet. Bei einem Brevet fährt jeder sein eigenes Tempo oder man schliesst sich zu Gruppen zusammen, wie man möchte.

Aufgrund des zunehmenden Autoverkehrs wechselte man 1979 von der Nationalstraße auf Nebenstraßen. Die Zeiten sind somit nicht mehr ganz zu vergleichen, bei einer Distanz von 1200 Kilometern kommt es auf ein bisschen mehr oder weniger aber auch nicht an. All den Fortschritt im Material und der Ausrüstung in Betracht gezogen, erscheinen die Zeiten, die die Fahrer bis 1951 gefahren sind heute fast unvorstellbar. Gut, die haben sich wahrscheinlich auch das ein oder andere Tablettchen eingeworfen, aber trotzdem ist die athletische Leistung beeindruckend. 1931 hat der Australier Hubert Oppermann zum Beispiel nur 49:23 benötigt.

Die letzte Ausgabe fand 2015 statt. Bei dieser Edition ist ein wirklich sehenswerter Film entstanden, den ich mir am letzten Wochenende angesehen habe: Brevet. Darin werden drei Radfahrer auf dem Abenteuer PBP begleitet. Eine Frau und zwei Männer, ein Novize und ein Veteran, der im Alter von 72 Jahren sein siebtes PBP beendet. Den Film kann man auf Vimeo kaufen (9,99) oder ausleihen (6,99) oder als DVD bei Amazon für 15,99 kaufen. Brevet dauert 1:19 und ist auf Deutsch, es gibt aber auch Untertitel in verschiedenen Sprachen.

Absolut sehenswert, schöne Aufnahmen, intensive Porträts. Hat mir sehr gut gefallen. Tolle Dokumentation.

Das Ganze fasziniert mich ja sehr und irgendwie frage ich mich, ob ich das auch könnte, wenn ich denn wollte. Mhhhh, bis 2019 ist ja noch ein bißchen ...


Links:
PBP auf Wikipedia: Rennen, Audax, Brevet
Brevet Film Homepage

Freitag, 2. Dezember 2016

The Liebster Award Part 2

Am vergangenen Sonntag habe ich von meiner Nominierung zum Liebster (Blog) Award durch Jörn von umdensee.blogspot.de berichtet und elf Fragen beantwortet. Heute geht es weiter, jetzt bin ich an der Reihe zu nominieren. Dabei lege ich die Regeln aber mal ganz nach eigenem Gutdünken aus. Zehn Fragen müssen reichen! Und elf Blogs zu nominieren ist viel zu viel. Dann ist ja ruck-zuck das ganze Internetz durch und es fängt wieder von vorne. Daher: Drei allein soll die Nummer sein!


Meine Nominierungen:

Coffee and Chainrings

Einer der besten Rad-Blogs Deutschlands, wie man, dem letzten Zwischenstand der Top Fahrrad Blogs 2016 nach zu urteilen, mit Fug und Recht behaupten kann. Hier gibt es alles, MTB, Rennrad, Ernährung, Training, Tests, Material. Immer authentisch, immer echt, immer mit vollem Einsatz und einer Tasse Kaffee. Coffee and Chainrings veröffentlicht jede Woche die Lieblingsblogs mit den besten Links aus der Blog Szene. Sehr empfehlenswert!
(C&C Liebster Award Teil 1 / Teil 2)

Wattsbehind

Benjamin hat mich diesen Sommer mit seiner Fernfahrt Saarbrücken - Prag sehr inspiriert. Sollte ich mal wieder in Schwung kommen, könnte ich mir sowas für 2017 auch vorstellen. Sozusagen eine Inspirations-Revanche, denn der Unterlenker ist wohl nicht so ganz unschuldig daran, dass es wattsbehind gibt. Cooler Name übrigens. Die Zweideutigkeit ist sensationell!
(Wattsbehind Liebster Award Teil 1 / Teil 2)

Jule radelt

Rheinische Frohnatur die nicht nur toll Rad fährt, sondern auch toll zeichnet (das als kritzeln zu bezeichnen ist eigentlich unverschämt :-) ) und tolle Trikot-Designs erstellt. Hat aus meinen in der Tat hingekritzelten Ideen ein super schickes Kit entworfen. Darf in keinem Newsreader fehlen. Love cycling and talk about it!

Meine Fragen:

1. Seit wann bloggst du und was war die Intention damit anzufangen?
2. Schreibst du spontan oder bloggst du auf Vorrat und veröffentlichst nach einem festen Plan?
3. Welcher Post war, gemessen an den Zugriffszahlen, dein bisher erfolgreichster?
4. Welcher Post war dein bester Post, gemessen an deinen eigenen Qualitätskriterien und warum?
5. Unabhängigkeit ist ein hohes journalistisches Gut und gute Zeitungen achten streng auf die Trennung von Werbung und redaktionellem Inhalt. Wie stehst du zu Sponsoring, kostenlosen Testprodukten und Einladungen zu Reisen etc.? Gibt es für dich eine Grenze?
6. Was war das Verrückteste oder Tollste was du jemals auf dem Rad erlebt hast?
7. Du kommst zu Geld und machst ein Sabbatical. Was machst du?
8. Du kommst zu noch mehr Geld und kannst dir ohne Kompromisse ein neues Rad anschaffen. Was kaufst du dir und warum? Details bitte!
9. Hast du besondere Radsport-Pläne für 2017? Welche Veranstaltung oder welches Rennen wird dein Highlight?
10. Was ist deine bevorzugte Radsport-Destination? Wo lässt sich am besten fahren? Wo gibt es die schönsten Straßen oder Trails?

Ich bin gespannt!

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Bikefitting

Eigentlich ganz einfach mit dem Radeinstellen, oder? Man setzt sich drauf und wenn man mit der Ferse des ausgestreckten Beines das Pedal in der untersten Position gerade noch so berührt stimmt es. Aber wie genau muss das Pedal stehen? Ganz unten oder in der Verlängerung des Sattelrohres? Und was wenn der Radschuh eine dicke Sohle hat? Nein, nein, werden manche von euch sagen, das muss man messen. Schrittlänge * 0,883 ist die Sattelhöhe. Oder war es die Innenbeinlänge? Ist das nicht das Gleiche? Wie misst man das? Und ändert sich das mit der Kurbellänge? Sitzt man auf dem Rennrad anders als auf dem Zeitfahrrad oder dem MTB?

All das und mehr wollte ich herausfinden und habe vor zwei Wochen an einem Seminar des Württembergischen Radsportverbandes in Freiburg teilgenommen. Zwei Tage, Samstag und Sonntag. Puh, das bedeutete um fünf aufzustehen und um halb sechs loszufahren, um auf die Minute um acht Uhr dreißig vor dem Radlabor in Freiburg zu stehen. Aber so viel sei verraten: die Fahrt hat sich gelohnt.

Florian Geyer vom Radlabor Freiburg hat ein exzellentes Seminar abgeliefert. Angefangen haben wir am Samstag vormittag mit der Theorie. Wie bei fast allem in den Sportwissenschaften gibt es auch beim Bikefitting nicht die eine, beste Position. Fünf teilweise widersprüchliche Zielkriterien müssen  bestmöglich ein Einklang gebracht werden: Geringste Beanspruchung, Komfort, Maximale Leistung, Minimaler Luftwiderstand und Fahrtechnik. Die Position muss an jeden Fahrer angepasst werden. Ein Rennfahrer wird ganz anders auf dem Rad sitzen als Hobbyfahrer, trotzdem können beide Positionen für den jeweiligen Fahrer optimal sein. Körperliche Beschwerden sind genauso zu berücksichtigen wie die Bewegungsfähigkeit

Bevor man aber anfängt irgendetwas einzustellen, muss man erst einmal messen, das Rad und den Fahrer. Das ist die erste Hürde und ganz und gar nicht trivial. Zum Beispiel habe ich zur Messung der Innenbeinlänge meist ein Buch mit der kurzen Seite an die Wand und der langen Seite in den Schritt gehalten, etwas einfacher geht es vielleicht mit einem großen Winkel. Gemessen wird dann der Abstand von der Oberkante des Buches zum Boden. Die Schwierigkeit hier ist das in den Schritt halten. Wie fest muss man da denn drücken? Je nachdem differiert das Ergebnis nämlich um mehrere Zentimeter.
Oder wo misst man die Sattelhöhe? In der Mitte des Sattels? Hinten? In der Verlängerung der Sattelstütze? Auf der Satteldecke? Auch das macht einen Unterschied. (Antwort: In der Mitte der Längsachse des Sattels und auf dem Niveau der Stelle, auf der man sitzt. Je nach Sattelform und Neigung kann das schon mal Zentimeter ausmachen.)

Und so ging es weiter. Wir haben gelernt die Punkte am Körper zu bestimmen an denen die Winkel angelegt werden und durch die das Lot gefällt wird, wie die Pedalplatten auszurichten sind, in welcher Reihenfolge man die verschiedenen Einstellungen vornimmt und und und.

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis war, dass man für ein gutes Bikefitting keine Gerätschaften im Wert eines Kleinwagens braucht. Mit relativ überschaubarem Equipment lässt sich schon viel bewerkstelligen.  Ein Maßband, ein Meter, ein Lot und eine Wasserwaage hat man ja normalerweise zur Hand. Das nächste Level an Genauigkeit erreicht man mit einem richtigen Goniometer, damit werden die Winkel zum Beispiel von Unter- und Oberschenkel gemessen. Oder, um auf das Schrittlängen-Problem zurückzukommen, mit einem Schrittlängen Messgerät. Ein Linienlaser erleichtert auch viele Schritte. Dazu immer noch eine große Rolle Tape um alles mögliche zu markieren. Ah, und eine feste Rolle braucht es auch in jedem Fall.

Natürlich geht es immer noch besser und die Profis im Radlabor können auf alle möglichen Gerätschaften zurückgreifen um auch die letzten Ineffizienzen aufzuspüren. Interessant war z.B. die Messung des Satteldruckes und wie sich diese abhängig von der Position verändert. Oder der Ergometer zur Messung der Effizienz der Tretbewegung. Oder die Videoanalyse. All diese Sachen sind aber nur in wenigen Spezialfällen wirklich notwendig. Die meisten Radeinstellungen lassen sich, wenn man es richtig macht, auch mit wenig Ausrüstung sehr gut durchführen.

Was aber unabdingbar ist, ist die Erfahrung. Die hat man natürlich nicht von Anfang an, daher hilft da nur üben üben üben, wie so oft.

Einige Teilnehmer des Seminars hatten ihre Räder dabei und so stand ab dem Samstag Mittag Praxis auf dem Programm. Wir haben zwei Rennräder, ein Mountainbike und mein Zeitfahrrad eingestellt. Und obwohl einige sich auf ihren Rädern wirklich wohl gefühlt haben und der festen Überzeugung waren perfekt auf dem Rad zu sitzen, konnten wir doch teils dramatische Verbesserungen erzielen. Das meine Zeitfahrposition ein Desaster ist wusste ich ja bereits, aber jetzt habe ich auch einen Plan was ich ändern muss.

Für die Fahrer, deren Räder verstellt wurden, fängt jetzt natürlich das Testen an. Ein Bikefitting ist keine einmal einstellen und fertig Geschichte sondern ein Prozess über einen manchmal längeren Zeitraum. Die Position muss eben nicht nur im Labor sondern auch draussen funktionieren. Wo wir wieder am Anfang angekommen sind, den verschiedenen Zielkriterien: Geringste Beanspruchung, Komfort, Maximale Leistung, Minimaler Luftwiderstand und Fahrtechnik.

Jedem der viel Rad fährt kann ich ein Bikefitting nur wärmstens empfehlen. Gut investiertes Geld.

Wer es selber lernen möchte ist bei dem Seminar in Freiburg sehr gut aufgehoben. Das Seminar findet immer im Herbst statt, kostet für nicht WRV Mitglieder 175 Euro inclusive Kost und Logis und ist, wie man mir sagte, immer recht schnell ausgebucht. (Man kann sich aber übrigens nicht selber fitten, auf dem Rad sitzen und gleichzeitig messen geht nicht).










Links:
Radlabor
Württembergischer Radsportverband - Lehrgangsangebot