Ich wünschte ich wäre so belesen, dass ich einfach an meinen Bücherschrank gehen könnte, ein bestimmtes Buch im Sinn, kurz darin blättern würde und ein passendes Zitat vorlesen könnte. Aber leider bin ich es überhaupt nicht, was, wie so vieles, eine Frage der Zeit ist, denn während man Rad fährt oder Blog Posts schreibt kann man nicht gleichzeitig Bücher lesen. Statt dessen stolpere ich in der unendlichen Wiederverwertungsmaschinerie des Interwebs hin und wieder über Zitate oder, wie in diesem Fall, bekomme einen Tip (Danke Stefan!).
“When the spirits are low, when the day appears dark, when work becomes monotonous, when hope hardly seems worth having, just mount a bicycle and go out for a spin down the road, without thought on anything but the ride you are taking.”
- Arthur Conan Doyle -
Herr Doyle ist übrigens der Schöpfer von Sherlock Holmes (selbst das musste ich googlen).
Auf wheelbike finden sich mehr Informationen über dieses Zitat und die Quelle.
Passend dazu: Hemingway
137,93 km/h! Mit einem Fahrrad! Auf dem Flachen! Nur mit Muskelkraft!
DAS IST SCHNELL!
Das ist sogar unglaublich schnell, da soll mal noch einer sagen "Aero is everything" wäre nur ein Marketing Gag. Ein kanadisches Team hat am vergangenen Wochenende den HPV (Human-Powered-Vehicle) Geschwindigkeitsweltrekord von 133,8 auf 137,93 km/h verbessert.
Was ist ein Zeitfahrrad für ein antiquiertes Gerät neben solch einem HPV! Und das Geräusch erst, wenn das Eta mit fast 140 durch das Ziel fährt! Wuschhhhhh!
Dieses ... Gerät (kann man das noch Fahrrad nennen?) hat noch nicht mal ein Fenster. Statt dessen gibt es einen kleinen Rüssel, der eine Kamera trägt. Der Fahrer, dem das Rad auf den Leib geschneidert wurde, sieht die Straße nur auf dem Bildschirm. Ich weiss gar nicht wie man da das Gleichgewicht halten kann, ich finde es schon zuweilen schwierig in unbeleuchteten Tunnels oben und unten auseinander zu halten.
Wie schnell könnte wohl eine Weltklasse Profi vom Schlage eines Cancellaras, eines Degenkolbs oder eines Tony Martins fahren? Ich bin begeistert. Wuschhhhhhh!
Heute habe ich den aktuellen Spokesmen Podcast gehört. In Folge 122 sind einige Interviews zu hören, die Carlton Reid auf der Eurobike geführt hat. Unter anderem mit Alex Trimnel, dem Managing Director von Muc-Off. Trimnel spricht unter anderem darüber, wie wichtig es ist dass die Kette sauber und in optimalem Zustand ist. Habt ihr gewusst, das nagelneue Ketten ziemlich schlecht sind, was die Effizienz anbelangt? Grund sind die Toleranzen der Hersteller. Damit die Ketten nicht auseinander fallen, werden die Bolzen eher etwas größer und die Löcher etwas kleiner gemacht. Das führt dazu, dass es eine Weile dauert bis sich die Kette leicht bewegt. Die Kette muss eingefahren werden! Muc-Off macht das für Team Sky auf einem Prüfstand. Die Ketten werden eingefahren, gesäubert und speziell behandelt. Danach gehen diese dann zurück an Team Sky. Durch diese Prozedur werden einige Watt gewonnen und dabei ist diese Optimierung wohl erst am Anfang.
Also: Kette putzen!!
Sehr interessantes Interview! Muc-Off ab Minute 33
Die Radsport-Straßensaison ist mehr oder weniger vorüber, die letzten Triathlons sind bestritten und die Off-Saison steht bevor. Beste Gelegenheit noch ein letztes Mal von der Form des Sommers zu profitieren und noch einmal bei hoffentlich herrlichem Herbstwetter zusammen mit Freunden ein paar landschaftliche Highlights zwischen Mosel und Hochwald zu genießen.
Unterlenker.com wird daher den sonntäglichen Club-Ride des Tri-Sport Saar Hochwald am 04. Oktober "hijacken" und die profane Trainingsfahrt in den ersten
"Unterlenker End of Season Ride powered by TSSH"
verwandeln. Zu dieser Fahrt sind alle Freunde des TSSH und des Unterlenkers herzlich eingeladen.
Die Strecke führt über 122 km von Merzig zur Saarschleife, über die Höhen des Saargaus, an Saarburg vorbei und hinauf und hinein in den Hochwald. Der Rückweg führt über Zerf und Britten hinab nach Mettlach. Auf den letzten 30 km heisst es dann Race on und am Schluss gibt es eine Bergankunft auf meinem Hausberg, der Ell. Natürlich erhält der Sieger einen Preis, wo währe sonst der Spaß! Die Strecke hat unter 2000 Höhenmeter. Die Planungstools sind da aber unterschiedlicher Meinung, wir werden uns überraschen lassen wie viele Höhenmeter am Ende tatsächlich zusammen kommen. Als Durchschnittsgeschwindigkeit sind 28 km/h angepeilt. Wer gerne mitfahren möchte, wem die Strecke aber zu lang oder die Kletterei in den Hochwald zu schwer ist, es gibt auch eine Variante die an der Saar vorbei zurückführt. Kombiniert mit einem Kaffee-Stopp in Saarburg sollte man etwa zur gleichen Zeit in Merzig ankommen wie der Rest.
Duschen stehen zur Verfügung und abschliessend gibt es noch Gelegenheit zu einem späten, gemeinsamen Mittagessen.
Um besser planen zu können bitte ich um Anmeldung per Email (BorisHendrik@gmail.com). Dann erhaltet ihr auch die weiteren Details.
Ab sofort gibt es einen E-Mail Newsletter, der euch den jeweils neusten Unterlenker Post direkt in eure Inbox liefert. Den vollen Text mit allen Bildern und allem Schnick Schnack. Einmal synchronisiert, kann man die Posts dann auch bequem offline lesen.
Tragt eure Adresse einfach hier ein und schon geht es los.
Wer lieber RSS-Feeds bezieht dem sei an dieser Stelle Feedly wärmstens empfohlen. Funktioniert im Web genauso wie unter iOS, Android, OSX, Windows, Linux und was weis ich noch.
Ich bin ja kein Gamer. Egal welches Spiel, es fällt mir schwer über das erste Level hinauszukommen und nach maximal zehn Minuten verliere ich die Lust und höre auf. Dementsprechend habe ich bis vor einigen Tagen Zwift nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen, auch weil ich der Meinung war, dass ein Smart-Trainer nötig wäre um auf Watopia zu fahren.
Zwift? Watopia? Smart-Trainer? Ganz einfach: Zwift ist ein Multiplayer Game, das statt mit einer Konsole mit dem Fahrrad gesteuert wird, je fester man tritt umso schneller fährt man, ganz einfach. Gefahren wird auf einer virtuellen Rundstrecke auf einer echten Insel im Pazifik. Im Spiel heißt die Insel Watopia, offensichtlich eine Kombination aus Watt und Utopia. Wozu der Kniff mit der echten Insel gut ist, dazu später mehr. Die Verbindung zwischen dem Rad und dem Spiel wird idealerweise über einen Smart-Trainer hergestellt. Das ist ein Trainer mit elektronisch gesteuertem Widerstand und einer Schnittstelle die man an einen Computer anstöpseln kann.
Wenn man dann auf Watopia seine Runden dreht und an den Berg kommt, muss man mehr Watt treten um die Geschwindigkeit zu halten, genauso wie auf der Straße. Fährt man mit konstanter Leistung wird man langsamer.
Was ich erst vor einigen Tagen herausgefunden habe: Man benötigt nicht unbedingt einen Smart-Trainer, ein Powermeter oder sogar nur ein Geschwindigkeitssensor reicht auch. Einzige unumgängliche Voraussetzung ist, dass alles per ANT miteinander kommunizieren kann. Ich fahre einfach mit meinem Straßenrad mit Powermeter auf der gebremsten, freien Rolle. Was genau man benötigt, wird in diesem Knowledge Base Artikel aufgelistet.
Wie in jedem Computerspiel fängt man zunächst mal mit Standardequipment an. Mit der Zeit und den Kilometern erfährt man sich dann Wahlmöglichkeiten bei den Rädern, den Laufrädern und den Trikots. Natürlich gibt es auch hier Level. Nach zwei Touren bin ich schon auf Level 3. Im Spiel hat man auch verschiedene Boosts, die man von Zeit zu Zeit einsetzen kann. Ein Gewichtsvorteil oder einen Aeroschub zum Beispiel.
Alles eingerichtet geht es los. Und es funktioniert erstaunlich gut, das Bild ruckelt etwas (zumindest bei mir, vielleicht reicht die Rechenpower meines MacBooks nicht, keine Ahnung) aber das virtuelle Radfahrer-Ich bewegt sich und wird schneller oder langsamer je nachdem wie fest man in die Pedale tritt. Die Landschaft gleitet vorbei, das Wetter ist perfekt, alle sind kurz kurz unterwegs und man kann ohne Gefahr wie in alten Zeiten ohne Helm fahren.
Das mit dem gemütlich dahin-cruisen ist aber schnell vorbei. Es gibt auf jeder Runde eine Berg- und eine Sprintwertung. Kurz vor deren Beginn wird die aktuelle Bestzeit eingeblendet, passiert man den Start des jeweiligen Segmentes beginnt die Uhr zu laufen. Und ich kann ja nicht anders, stellt man mich an eine Linie und ruft "auf die Plätze, fertig, los" fange ich an zu rennen. Oben an der Bergwertung angekommen hatte ich die fünft beste Zeit der letzten 30 Tage, war aber auch fix un fertig. Nach zehn Minuten!
Im Kern geht es aber genau darum. Zwift ist Radrennen, zwar ohne Radbeherrschung und Stürze usw. aber mit Taktik und Laktat in den Beinen. Einfach nur gemütlich seine Runden drehen wird recht schnell langweilig. Zu den Rennen wird sich u.a. über Facebook verabredet. Hier und hier gibt es mehr Informationen dazu.
Swift ist kein Ersatz für Radfahren auf der Straße, draußen, bei Wind und Wetter. Aber manchmal ist es doch zu ekelig oder die Zeit ist knapp und dann ist ein Indoor-Training besser als nichts. Die klassische Variante, freie Rolle, keine Musik, Blick auf die nackte Wand ist sicher nicht Jedermanns Sache. Um das Rollentraining abwechslungsreicher zu gestalten gibt es inzwischen ja viele Alternativen, eine davon ist z.B. Sufferfest. Für strukturierte Workouts sind Programme wie Sufferfest oder Trainer Road besser. Auch im echten Leben fährt man Intervalle am besten alleine. Als Rennsimulation ist Zwift aber ohne Frage eine fantastische Sache und bringt Abwechslung in das Indoor-Training.
Was noch zu erwähnen ist:
Derzeit läuft Swift in der Beta Phase und ist kostenlos. Das wird sich wahrscheinlich auf absehbare Zeit ändern. Wer es also ausführlich testen möchte sollte das nicht auf die lange Bank schieben.
Die Runde auf Watopia kann man in beide Richtungen fahren. Das ist ganz gut gemacht, da die Charakteristik des Berges recht unterschiedlich ist, von der einen Seite kurz und knackig (KOM < 2:00), von der anderen Seite nicht so steil, aber länger (KOM ≈ 4:00).
Seit einigen Tagen kann man auch auf dem WM-Kurs in Richmond fahren. Wann man wo fährt, in Richmond oder auf Watopia, legt die Software global fest. Es gibt einen "Race-Schedule", der die Tage vorgibt.
Es gibt eine App für Android und iOS, mit der man das Spiel fernbedienen kann, es ist also nicht notwenig den Computer während des Trainings zu bedienen
Zwift kann mit Strava verbunden werden und speichert dann automatisch am Ende des Trainings die Einheit auf Strava. Damit Strava die Fahrt auf einer Karte darstellen kann, hat die Strecke die GPS Daten von Teanu.
Es werden alle möglichen Metriken angezeigt. Abstände zu den anderen Fahrern, deren Watt/Kilo, Distanzen, Zeiten, Ranglisten, Level etc. etc. etc., Videospiel halt.
Mann kann auch einfach anderen Fahrern zuschauen ohne selber zu fahren, sogar auf Youtube finden sich zahlreiche Videos in denen Fahrer ihre Aktivitäten aufgezeichnet haben.
Update 02.10.2015: Heute hat Swift bekanntgegeben, dass die Beta Phase endet und eine monatliche Gebühr eingeführt wird. Wie hoch diese sein wird steht noch nicht fest. Darüber hinaus wird es einen Workout Modus geben und viele weitere "exiting News". Details werden später bekanntgegeben. Links:
.. das ist Luxemburgisch und bedeutet: "Mit dem Fahrrad den Bourscheider hoch." Bourscheid ist eine Gemeinde in Luxembourg auf einem Höhenzug über der Sauer. Nach Bourscheid kann man von drei Seiten hinauf fahren, von Ettelbrück aus, von der Göbelsmühle und von Bourscheid-Moulin. Zumindest die beiden letzten Anstiege sind regelmäßig Bestandteil der Flêche du Sûd und der Tour de Luxembourg und, wenn auch keine Berge im Sinne eines Alpenpasses, so doch echte Hügel die im Radrennen die Spreu vom Weizen trennen. Ich zumindest erinnere mich mit Schrecken an die Etappen der Flêche du Sûd, die den Anstieg auch gerne mehrfach im Programm haben.
Dieses Jahr fand zum dritten Mal ein Jedermann-Bergzeitfahren hinauf nach Bourscheid statt. Die Veranstaltung wird von den Gemeinden Bourscheid und Erpeldingen und dem Vélo Club UCN Ettelbrück organisiert. Am Start stehen alle Klassen von den Schülern bis zu den Masters, jeweils mit und ohne Lizenz, Jungs und Mädchen. Ein Novum dieses Jahr war das MTB-Bergzeitfahren, das am Vormittag ausgetragen wurde. Der Erlös der Veranstaltung geht komplett an die Stiftung von Kim Kirchen (Fondation Kim Kirchen), die sich für benachteiligte Kinder einsetzt. Kim Kirchen? Genau, der ehemalige Profi, der unter anderem für Telekom gefahren ist und Etappen bei der Tour und den Flêche Wallone gewonnen hat (Wikipedia).
Der Straßenkurs ist 3,3 Kilometer lang und überwindet 237 Höhenmeter. Die Steigung variiert recht wenig und ist nie wesentlich steiler als 10%, ein Berg, der sich in einem gleichmäßigen Rhythmus fahren lässt, wenn er einem denn grundsätzlich liegt. (Strava Segment)
Mein Start war viel später als erwartet erst um 15:44. Ich hatte mehr als genug Zeit den Berg zu erkunden und gemeinsam mit einem weiteren Masters Fahrer eine kleine Trainings-Runde zu drehen. Diesmal hatte ich keine Rolle dabei und habe mich ausschliesslich auf der Strasse warmgefahren. Am Ende hatte ich fast 40 Kilometer, dass sollte reichen.
Zu dem Rennen selber lässt sich eigentlich nicht viel sagen. Bergzeitfahren, Startrampe, Starter, Fünf - Vier - Drei - Zwo - Eins - Los. Antreten, Rhythmus finden, nicht überziehen, Tempo halten, am Schluß nochmal Gas geben. Im Ziel hatte ich eine Zeit von 9:16,8. Das war wohl nicht so schlecht. Ich war auf jeden Fall ernsthaft aus der Puste und habe mich erstmal ausgefahren. Wieder am Ziel habe ich den Transponder abgegeben und festgestellt, dass ich tatsächlich die schnellste Zeit des Tages gefahren bin, 0,3 Sekunden vor dem Zweiten, Lex Reichling. Denkbar knapp.
Siegerehrung, ich werde zweimal aufgerufen, einmal für den schnellsten Masters Fahrer mit Lizenz und einmal für die Gesamtwertung. Der Preis für den Schnellsten des Tages ist ein ganzer Luxembourger Schweine-Schinken. Ha, so eine Trophäe habe ich noch nie bekommen. Sensationell.
Nach der Siegerehrung habe ich mich noch eine Weile mit Kim Kirchen unterhalten und wir haben überlegt, ob und wo wir früher gemeinsam Rennen gefahren sind. Nach 20 Jahren war das natürlich nicht mehr so einfach zu rekonstruieren, was aber auch daran liegen kann, dass, wenn wir denn bei dem gleichen Rennen am Start standen, ich hinten ums Überleben gekämpft habe und Kim vorne um den Sieg gefahren ist!
Kim Kirchen ganz links, Lex Reichlich ist der Große mit Kappe, ich daneben mit Schinken.
Die Veranstaltung hat sehr viel mehr Starter verdient als die zehn Frauen und 80 Männer die gestern am Start standen. Top Strecke, top organisiert. Das Event mit Bier, Kuchenstand, belgischen Waffeln, Bratwürsten und Live-Musik war unmittelbar am Ziel, die Duschen fußläufig zu erreichen, die Stimmung hervorragend, dazu die wunderbare Landschaft entlang der Sauer. Und das Ganze auch noch für den guten Zweck und nicht für den Profit einer Event-Firma. Wenn nichts dazwischen kommt, werde ich auch 2016 wieder mam Velo den Buurschter rop fahren!
Den Schinken haben wir heute direkt angeschnitten und ich muss sagen, der ist echt saugudd! Da kann man aber auch gar nix dran mäkeln (es sei denn man ist Vegetarier)! Lecker.
Es war mal wieder an der Zeit meine digitale Ablage zu durchforsten und eine Reihe von auf die eine andere Art bemerkenswerte Videos in einen Post zu packen.
Enjoy:
Die Mutter aller Fixer Gear Crits hat einen neuen Ableger in London
Mal wieder habe ich die Fluchtgruppe initiiert und bin dann letzter der Gruppe geworden. Diesmal habe ich mir aber wenig vorzuwerfen, ich habe keine Kräfte verpulvert und habe alles gegeben was im Bereich meiner Möglichkeiten war. Trotzdem ist ein vierte Platz natürlich immer etwas undankbar.
Wir waren gute zweieinhalb Stunden vor dem Start in Ramberg. Genug Zeit um die Nummer zu holen, eine kleine Asphaltrunde zu drehen und dann noch das Warm-Up Programm auf der Rolle zu absolvieren. Das Wetter hat deutlich gezeigt, dass der Sommer vorbei ist und der Herbst angefangen hat. Frische 13° und Wolken, kein Regen, eigentlich ganz gutes Wetter zum Rennen fahren.
Am Start bei den Masters 2 waren nur 24 der gemeldeten 33 Fahrer und mit einer kurzen Verspätung aufgrund eines Transponder-Missgeschickes machten wir uns auf, den Deutschen Bergmeister 2015 auszufahren.
Ich bin der zweite von rechts in der ersten Reihe in Schwarz.
Am Start habe ich mich direkt an die Spitze gesetzt, konnte aber der Versuchung widerstehen durchzuziehen und habe Anderen die Tempoarbeit überlassen. Einen guten Kilometer vor dem ersten Berg "Drei Buchen" habe ich dann aber doch das Tempo forciert. Schnell hatte ich eine Lücke von einigen Metern, drei Fahrer schlossen auf und zu viert ging es weiter.
Nach der Abfahrt war ich wieder deutlich alleine an der Spitze, vielleicht 100m. Das war die einzige Sache die ich hätte noch besser machen können. Ich hätte direkt am Beginn der Abfahrt und nicht erst in der Hälfte die Führung übernehmen sollen. Das hätte einige Sekunden mehr gebracht, die die anderen Drei hätten auffahren müssen und in denen ich mich hätte ausruhen können.
Alleine durchziehen war keine Alternative. Nach der Abfahrt kam erstmal eine längeres Flachstück bevor der zweite Berg anfing. Und alleine gegen drei wäre das eine Verschwendung von Kräften gewesen.
So ging es zu viert in den zweiten Anstieg hinauf zur Lolosruhe. Der spätere Sieger Fuhrbach hat den Berg von vorne genommen und ist einfach sein Tempo gefahren. Das war dann irgendwann einen Ticken zu schnell und ich musst reissen lassen. Die anderen Beiden waren auch nicht in der Lage zu folgen, somit war Fuhrbach vorne und wir zu dritt dahinter. Kurz später hat Cosmas Lang dann attackiert, Sascha Haussmann konnte im Gegensatz zu mir zunächst mitgehen, fiel aber später einer weiteren Tempoverschärfung von Lang zum Opfer. Damit waren die Plätze ausgefahren. Fuhrbach vor Lang und Haussmann, ich auf dem vierten Platz.
Schade war, dass die deutsche Meisterschaft weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Die Strecke war hermetisch abgeriegelt. Zuschauer hatten nur zu Fuß oder mit dem MTB über Waldwege Zugang zur Strecke. Um zum Ziel zu gelangen, musste man die Lolosruhe von der anderen Seite erklimmen. Ein beträchtlicher Umweg. Mit fällt zwar keine andere Lösung ein, aber am Ende ist es natürlich Schade, wenn ausser ein paar dutzend Zuschauern niemand an der Strecke einer Deutschen Meisterschaft steht. Es gab auch keine Live-Informationen im Start Bereich, und die "Steaks" vom Grill waren einfach unterirdisch und sind nach noch nicht einmal der Hälfte im Mülleimer verschwunden, wie mir berichtet wurde. Davon abgesehen war die Meisterschaft, zumindest was ich gesehen habe, hervorragend organisiert.
Negativ aufgefallen ist mir, dass die NADA nicht anwesend war und somit keine Dopingkontrollen durchgeführt wurden. Ich dachte eigentlich, dass das bei einer DM zum Standard gehört.
Zur "Ehrenrettung" der NADA: Es wurden Dopingkontrollen durchgeführt, wie Stefan in den Kommentaren angemerkt hat.
Hier die Daten, die Kommentierung und Interpretation der Werte überlasse ich diesmal den "Pseudo-Wissenschaftlern". (Update 08/09/2015: "Pseudo-Wissenschaftler" ist eine Anspielung auf die Powerdaten Diskussion rund um Team Sky, für die die das nicht en-detail verfolgt haben)
Links: Bericht auf rad-net Ergebnisse auf rad-net Ergebnisse mit Zeiten auf Mikro-Funk (Die Zeiten der Senioren 2 sind inklusive der extra etwa 30 Sekunden am Start für den Transponder Wechsel, tatsächlich waren wir alle etwas schneller als ausgewiesen, natürlich! ;-) )
So, morgen ist mein persönlicher "Race Day of the Year", die deutsche Bergmeisterschaft in Ramberg. Black Prince ist wie aus dem Ei gepellt, das Auto ist seit 17:00 gepackt. Alles dabei: Lizenz - check, Helm - check, Schuhe - check, Sicherheitsnadeln - check, Rad - check ... Ich habe in den letzten Wochen meine durchschnittliche Schlafdauer auf satte 8:30 gebracht (Urlaub sei dank) und war zuletzt zehn Tage im "Höhentrainingslager", äh Urlaub in den Bergen. Heute habe ich noch eine letzte Trainingsfahrt unternommen und dabei noch einen Strava-KOM eingesackt, von dem ich eigentlich dachte, dass er ausser Reichweite wäre. Gut für die Nerven.
Ich werde bei den Masters 2 (40-49) starten. An der Stelle Danke an den Veranstalter, die Altersklassen über der Elite Masters zu nennen und nicht Senioren, wie es üblicherweise heißt.
Hier und hier habe ich über die Strecke und das Rennen geschrieben. In meiner Klasse sind 33 Fahrer gemeldet. Start ist um 12:45.
In den letzten Wochen habe ich in erster Linie an meiner anaeroben Kapazität und im VO2 max Bereich gearbeitet. Die Kunst dabei ist, zum richtigen Zeitpunkt das Training zu reduzieren um "am großen Tag" mit bestmöglicher Form am Start zu stehen. Das ist eine der Vorteile des Trainings mit einem Powermeter. Der Trainingsimpuls (eine Kombination aus Intensität und Umfang) lässt sich damit genau bestimmen. Je höher dieser Impuls ausfällt, umso erschöpfter ist man zunächst. Diese Erschöpfung wird als Short Term Stress (STS) bezeichnet. Auf der anderen Seite löst der STS aber auch die Anpassungsreaktionen des Körpers aus, die Leistungsfähigkeit verbessert sich. Dies wird als Long Term Stress (LTS) bezeichnet, man könnte es auch einfach "Form" nennen.
Am Race Day sollte der LTS über dem STS liegen, die Differenz (Stress Balance = SB) also positiv sein. Wie hoch diese Kennzahl idealerweise sein sollte, ist von Sportler zu Sportler unterschiedlich.
Die Grafik zeigt meinen Formaufbau seit April. Die blaue Linie ist die Form (LTS), die rote die Müdigkeit (STS), grau ist die Differenz, die Stress Balance SB. Am Ende sieht man gut die Tapper Phase. Ich reduziere das Training, STS fällt, allerdings beginnt auch die Form zu sinken.
Die Kunst ist hier, das Training zum richtigen Zeitpunkt zu reduzieren um noch genügend Form (LTS) zu haben, gleichzeitig aber nicht mehr müde von den vorangegangenen Einheiten zu sein.
Bei mir wird der SB morgen 26 betragen. Das ist vergleichsweise hoch. Das könnte bedeuten, dass ich diese Woche ruhig noch etwas härter hätte trainieren können. Auf der anderen Seite ist es wichtig nicht schon müde an den Start zu gehen. Ich werde in späteren Posts noch mehr en detail auf die verschiedenen Werte und wie man diese interpretiert eingehen.
Was für ein Spektakel. Tausende von Radfahrern die sich bei bestem Wetter das Stilfser Joch hochkämfen. Auf Rennrädern, MTB’s aller Couleur, Liegerädern, Tandems, Liegeradtandems, Handbikes, Einrädern (!), Klapprädern, E-Bikes, Trekkingbikes, Crosstrainer-Fahrrädern. Alles was auch nur im entferntesten in die Katergorie Fahrrad fällt war unterwegs zu bestaunen.
Die "bunte Pest” hatte das Stilfser Joch Fest im Griff. Einmal im Jahr wird der Pass zwischen Prad, Bormio und Santa Maria (die Umbrail Pass Seite) für den Autoverkehr gesperrt. Zwischen 8:00 und 16:00 Uhr gehört die Passstraße den Radsportlern und Läufern. Nachdem 2014 die Auffahrt wegen schlechtem Wetter nur bis zur Franzenshöhe möglich war, stand diesem Jahr dem Gipfelglück nichts im Wege.
Das Silfser Joch oder, auf italienisch Stelvio, ist die höchste Passstraßen Italiens und nach dem Col de l’Iseran der zweithöchste asphaltierte Pass Europas. Auf der Passhöhe wird regelmäßig die Cima Coppi ausgefahren, die Bergpreiswertung am höchsten Punkt des Giro d'Italia zu Ehren von Fausto Coppi.
Meine Tour hat mich an diesem Tag von Nauders über den Reschenpass hinunter bis nach Prad geführt. Ich hatte also die berühmtere der beiden Auffahrten, die Ostseite mit den 48 (!) Haarnadelkurven vor mir. Nach der Passhöhe bin ich über den Umbrail Pass abgefahren und durch das Münstertal bis nach Laatsch. Von dort ging es dann wehrknackig über den Radweg wieder hinauf auf den Reschenpass und zurück nach Nauders.
Der Stelvio lässt sich nach meinem ersten Eindruck eigentlich sehr gut fahren. Die Steigung ist gleichmäßig und beträgt selten mehr als 12%. In den Serpentinen läßt sich jedes mal ein bißchen Schwung nehmen. Das Schwierigste ist sicherlich die beachtliche Länge von 25km und der psychologische Effekt, wenn nach der Franzenshöhe der Schlußanstieg mit den Kehren bis zum Gipfel ständig in Sicht ist. Schwieriger fand ich aber die Kaunertaler Gletscherstraße. Die gleichmäßige Steigung am Stelvio leigt mir deutlich besser. Ich hatte einen ganz guten Tag und konnte den Pass mit einem guten Rhythmus in 1:47 hinter mich bringen. Das entspricht einer Durchschnittlsleistung von 267 Watt und einem VAM von 1022. (Auf Strava bedeutet das Platz 289 von 6809, rund 25 Minuten hinter dem KOM, ohne den Wasser-Fassen, Fotostopp und die Schiebe-Aktion am Ende wären es nur 15’ mehr gewesen. Mist, muss ich doch nochmal hin und schnell hochfahren!)
Kehre Nummer 48, die erste von unten (es wird rückwärts gezählt)
Das Schwierigste waren für mich aber die Heerscharen von Radfahrern. Stellenweise war es kaum möglich zu überholen, da man ja auch auf Radfahrer aufpassen musste, die den Berg wieder heruntergekommen sind. Ich habe mich mehr als einmal gefragt, ob die Autos nicht das kleinere Übel sind. Man konnte den Blick nie wirklich schweifen lassen, außer man hat angehalten. Kurz vor der Passhöhe kam der Verkehr dann gänzlich zum Erliegen, da war absteigen und Rad schieben angesagt. Radfahrer über Radfahrer, die bunte Pest. Ich habe geschaut das ich so schnell es ging auf die andere Seite des Propfens kam und habe mich auf die Abfahrt gemacht.
Die letzte Kehre kurz vor dem Gipfel, Nummer 1
Ramba Zamba auf'm Berg
Ich habe keine Ahnung wie das mit dem Verkehr an “normalen” Tagen ist. Vielleicht sind die Radfahrer doch das geringere “Übel”. Der Stelvio Bike Day ist auf jeden Fall ein Erlebnis, keine Frage. Ramba Zamba auf dem Berg und beim Anstieg keine Abgase und kein Motorenlärm. Extra anreisen würde ich dafür aber nicht, wenn es sich ergibt aber ohne Frage eine feine Sache.
Was für ein Monster von Berg. Von Prutz im Inntal bis zum Ende der Kaunertaler Gletscherstraße sind es fast 40 Kilometer. Der höchste Punkt ist auf 2751 Meter erreicht, direkt am Fuß des Gletschers. Die steilsten Abschnitte mit teilweise 20% warten am Ende, auf den letzten zehn Kilometern.
Nachdem man in Prutz das Inntal verlässt und in das Kaunertal einbiegt, geht es auf den ersten Kilometern noch recht gemählich bergauf. Bis zum Gepatsch Stausee beträgt die durchschnittliche Steigung 4%, aber wie es mit dem Durchschnitt so ist, sagt dass nur wenig über die tatsächliche Schwierigkeit aus. Die Steigung wechselt ständig und lässt einen nur schwierig einen Rhythmus finden. Rampen mit über 15% wechseln sich mit flachen Passagen und kleinen Abfahrten ab. Ich hatte Glück und etwas Hilfe von einen kräftigen Rückenwind das Tal hinauf. Wenn der Wind aber vom Berg kommt, ist der Anstieg nochmal eine Nummer schwieriger.
Kurz nach Feichten bei Kilometer zwölf passiert man die Mautstation. Für Radfahrer ist die Passage kostenlos (zumindest bin ich einfach mal durchgefahren ohne zu fragen, hat sich niemand beschwert). Danach wird die Straße etwas schmaler und die Markierungen fehlen. Die Straße wird nur noch von Seitenpfosten gesäumt. Die Straße steigt leicht durch das Hochtal vorbei an saftig grünen Wiesen und Heuschobern. Immer wieder öffnet sich der Blick zum Ende des Tals auf den Gletscher. Bei Kilometer 19 beginnt die erste Serpentinen Passage. 29 Haarnadelkurven sind bis zum Gipfel zu bewältigen.
Bevor es aber richtig zur Sache geht, kann man entlang des Stausees nochmal für einige Kilometer verschnaufen. Die eigentliche Straße führt über die Staumauer und dann entlang des Ostufers. Radfahrer können wohl immer auf beiden Seiten fahren, auch auf der für Autos normalerweise gesperrten Westseite. Da auf der Ostseite Bauarbeiten stattfanden, mußten alle, Radfahrer und Autos über die Westseite. Da erfreulich wenig Verkehr herrschte war das aber kein Problem.
Nach dem Stausee (km 27) beginnen die letzten 12 km. Rund 1000 Höhenmeter fehlen noch bis zum Gipfel, durchschnittlich 8% Steigung mit Passagen bis zu 20%. Die Landschaft wird immer kärger, bald ist man umgeben von Fels und Geröll, es wird merklich kühler und die Luft dünner.
Wenn man den Weißsee auf 2500 Meter fehlen nur noch drei Kilometer bis zum Ziel. Oben angekommen hat man eine atemberaubende Sicht auf den Gletscher und die umliegenden Berge. Ich hatte das Glück eines echten Kaiserwetters mit toller Fernsicht. Das war schon ganz nett, muss man sagen.
Die Abfahrt war dann gefühlt ruck zuck erledigt, in gerade einmal 55 Minuten reiner Fahrzeit war ich wieder unten in Prutz. Ohne den Gegenwind besonders im unteren Teil wäre das bestimmt noch ein gutes Stück schneller gewesen.
Von Prutz bis zum Gipfel hatte ich gute zwei Stunden benötigt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17,9 km/h und einer Durchschnittsleistung von 237 Watt.
Die Kaunertaler Gletscherstrasse wird selten in einem Atemzug mit den großen Pässen und Anstiegen wie dem Stilfser Joch oder dem Ventoux genannt, steht m.E. diesen in Schwierigkeit und Schönheit aber in nichts nach. Eine echte Herausforderung!