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Samstag, 20. Februar 2016

Science: FTP versus IAS

Eine Gruppe von angehenden Sportwissenschaftlern an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken hat sich in zwei Studien mit der Vergleichbarkeit von individuellen Anaeroben Schwelle (IAS) und des Funktional Threshold Power Wertes (FTP) bzw. der Wiederholbarkeit der entsprechenden Tests beschäftigt.

Der IAS und dem FTP liegen unterschiedliche Konzepte und Testverfahren zu Grunde. Die IAS beschreibt den physiologischen Vorgang im Körper, wenn sich Laktat Produktion und Abbau die Waage halten und wird mit einem Stufentest ermittelt. Das in Saarbrücken verwendete Protokoll steigert dabei alle drei Minuten die Leistung um 50 Watt, beginnend bei 100. Diese Tests dauern somit bedeutend kürzer als die nach dem BDR Protokoll, bei der die Leistung alle drei Minuten um 20 Watt gesteigert wird. Der FTP gibt die maximale Durchschnittsleistung über eine Stunde an und wird von einem 20 minütigen All-Out Test approximiert.

Hier habe ich schon mal ausführlicher über die Unterschiede zwischen IAS und FTP geschrieben und hier habe ich die verschiedenen Testverfahren im Selbstversuch gegenübergestellt.

Der Unterschied zwischen dem BSX Insight Stufentest einerseits und dem 20' Test andererseits betrug in meinem Versuch nur fünf Watt (288 versus 283) bzw. 1,7%.

Becker, Benzschawel und Krier kommen ebenfalls zu dem Schluss, dass zwischen IAS und FTP ein eindeutiger Zusammenhang besteht und dass das FTP Test Protokoll nach Hunter & Coggan somit eine legitime, nicht laborbasierte Methode zur Bestimmung der Trainingsbereiche darstellt.


Göhmann, Piret, Schröder und Schwan haben die Retest-Reliabilität der beiden Verfahren untersucht und kommen zu dem Ergebnis, dass beide Tests, also sowohl der IAS-Stufentest als auch der FTP-AllOut Test reproduzierbare Ergebnisse liefern. Reproduzierbare Ergebnisse bedeutet dabei, dass die Testverfahren unter gleichen Vorraussetzungen gleiche Ergebnisse liefern. Somit sind beide Verfahren dazu geeignet die Veränderung der Leistungsfähigkeit über die Zeit zu messen.

Auch bei diesem Test lagen die Ergebnisse der beiden Testverfahren eng beieinander und bestätigen die Annahme, dass der FTP Test eine ausreichende Schätzung der IAS liefert. Der Anstieg des Mittelwertes der zweiten FTP Test Serie ist größtenteils auf die verbesserte Leistung eines von sechs  Probanden zurückzuführen und damit nicht unbedingt schädlich hinsichtlich der Gesamtaussage.

Sonntag, 17. Januar 2016

Leistungstests

Die Abschlussarbeit zur B-Trainer Prüfung habe ich über "Alternative, nicht laborbasierte Methoden Zur Bestimmung der Trainingsbereiche" geschrieben. Was lag da näher als im Anschluss einige dieser Test auszuprobieren und die Ergebnisse zu vergleichen.

Vorneweg muss man natürlich festhalten, dass ein solcher Selbstversuch nur eingeschränkte Aussagen über die Vergleichbarkeit der Tests zulässt. Es gab nur einen Probanden und zwischen den Tests lag einige Zeit, da ändert sich die Form und natürlich ist nicht jeder Tag wie der andere. Des Weiteren ermitteln die Tests zwar ähnliche Schwellenpunkte, die auch miteinander in Verbindung stehen, aber eben nicht die exakt gleichen. Der Einfachheit halber setze ich im folgenden trotzdem die individuelle Anaerobe Schwelle IAS, die funktional Threshold Power FTP und die Critical Power CR bzw die CR60 gleich.

1. Leistungsdiagnostik mit Laktat Entnahme auf dem Ergometer

Auf dem Cyclus Ergometer bin ich mit meinem eigenen Rad mit den Infocranks und dem BSX Insight gefahren. Ziel war hier zunächst die Ergebnisse aus den unterschiedlichen Systemen zu vergleichen, auf der einen Seite Powermeter und BSX Insight auf der anderen Cyclus und Laktatmessung. Auf die Unterschiede zwischen dem Infocrank Powermeter und dem Cyclus bin ich hier bereits eingegangen.

Das Testprotokoll des BSX Insight entspricht genau dem Stufentest, den auch der BDR vorsieht, d.h. Start bei 100 Watt und alle drei Minuten eine Steigerung der Leistung um 20 Watt. Durch die recht lange Dauer ist die maximale Leistung zwar nicht sonderlich spektakulär, dafür ist die Auflösung in den Übergangsbereichen zwischen den einzelnen Energiesystemen höher.

Am Ende jeder Stufe wurde aus dem Ohrläppchen Blut abgenommen, der Pulswert und das Belastungsempfinden notiert. Die Daten wurden dann im Anschluss mit Ergonizer ausgewertet.

Die letzte Stufe (320 Watt) bin ich nicht ganz zu Ende gefahren und habe nach zwei Minuten abgebrochen, daher vermerkt das Protokoll dort 313 Watt.


Die Daten sind ein gutes Beispiel dafür, dass es natürlich einen Durchschnitt, ein statistisches Mittel gibt und man mit Faustformeln manchmal gar nicht so falsch liegt, im Zweifel aber auch ganz gehörig daneben liegen kann und daher immer den einzelnen Athleten betrachten muss. Auffällig war:
  • Meine Laktat Basislinie lag bedeutend über den üblichen 1 mmol/l
  • Mein Maximalpuls müsste in Anbetracht meines Alters bei 180, nicht aber bei 200 liegen
  • Meine Trittfrequenz betrug im Durchschnitt 112 RPM und wurde gegen Ende immer höher. Die letzten Stufen bin ich mit über 120 Umdrehungen gefahren. Das ist bedeutend mehr als das, was ich normalerweise auf der Straße fahre und auch bedeutend höher als die 100 bis 105 RPM die üblicherweise gefahren werden. 

Ergonizer hat aus den Daten eine individuelle Anaerobe Schwelle von 228 Watt bei einer Herzfrequenz von 172 Schlägen berechnet.

Laut Ergonizer wäre ich noch gute vier Stufen im Anearoben Bereich gefahren, was recht viel wäre und auf eine hohe  Anaerobe Kapazität schließen lassen würde. Allerdings, das werden wir später noch sehen, ist dieser Punkt bei weitem zu niedrig angesetzt.



2. Stufentest mit dem BSX Insight auf dem Cyclus Ergometer

Der parallel mitlaufende BSX kam im Zusammenspiel mit den Infocranks auf ganz andere Werte. Selbst wenn wir den Unterschied in der vorgegebenen (Cyclus) und gemessenen (Infocranks) Leistung von durchschnittlich 15 Watt einbeziehen, liegt die BSX Schwelle immer noch deutlich höher:


Ganze 36 Watt Differenz, nach Abzug der 15 Watt Abweichung bleiben immer noch 21 Watt Unterschied!


Man geht davon aus, dass zwischen der Topform und der Basislinie etwa 10% Unterschied bestehen. Mein bestes Ergebnis 2015 war eine Schwellenleistung von 313 Watt, 10% weniger sollten also etwa 280 Watt sein. 268 Watt ist daher immer noch vergleichsweise wenig. Ich wollte nicht so recht glauben, dass es um meine Form so schlecht bestellt ist.

3. Stufentest mit dem BSX Insight auf der Elite E-Motion

Daher bin ich einige Tage später einen weiteren Stufentest gefahren. Dieses mal Zuhause, mit BSX Insight und Powermeter auf der freien Elite E-Motion Rolle. Das Protokoll, das BSX vorgibt ist wie gesagt das gleiche das ich bei der Leistungsdiagnostik gefahren bin. Beginnend bei 100 Watt alle drei Minuten 20 Watt mehr bis zur Ausbelastung. Und siehe da, dieses Mal waren die Werte plausibel verglichen mit den Tests, die ich 2015 gefahren bin:



4. Drei Minuten Test

Nun setzt ein Stufentest ja schon einiges an Planung voraus. Man muss ausgeruht sein, die Tageszeit sollte immer gleich sein, nach einem Arbeitstag ist eher ungünstig und großartiges Training kann man für den Rest des Tages vergessen. Und das letzte Drittel ist immer ekelig und 'ne ziemliche Schinderei.

Geht das also nicht einfacher, kürzer? Der drei Minuten Test, den ich in der Abschlussarbeit beschrieben habe, schien eine Alternative zu sein.

Den Test bin ich auf der Straße gefahren, flach und geradeaus. Ich bin los gesprintet was das Zeug hielt und habe versucht, wie es das Test-Protokoll verlangt, die Leistung so lange es geht zu halten. Und ich kann euch sagen, dieser Test ist eine Sch.. Idee. Das waren unglaublich harte drei Minuten. Ich kann mich nicht erinnern, jemals in so kurzer Zeit so gelitten zu haben.


Auffällig ist, dass meine Leistung ab der 45. Sekunde bis zum Ende konstant bleibt und nicht wie in der Studie beschrieben bis zum Ende abfällt. Das spricht dafür, dass ich einfach nicht hart genug gefahren bin, sondern immer die Uhr im Blick hatte und versucht habe, meinen Einsatz so zu dosieren, dass ich auch bis zum Ende durchhalte. Von einem Pacing Gesichtspunkt war das sicherlich gut, für den Test aber schlecht. In den entscheidenden letzten 30 Sekunden hatte ich immer noch eine Durchschnittsleistung von 312 Watt. Dieser Wert sollte eigentlich mit meinem Critical Power Wert korrespondieren, liegt hier aber definitiv darüber.

Das Schwierige dieses Testes ist die psychologische Komponente, zu wissen, dass man jederzeit weit über der Leistung fahren muss, die man für die verbleibende Dauer des Testes erbringen kann.

5. 20 Minuten Test

Als nächstes stand ein Klassiker an, der 20 Minuten Test nach Allen / Coggan. Diesen Test bin ich wieder auf der Rolle gefahren und habe mich dabei von Swift führen lassen, die einen entsprechenden Workout in ihrer Bibliothek haben, der vorgibt, was zu tun ist. Nach dem Aufwärmen mit drei kurzen Belastungen folgen fünf Minuten all-out, eine Pause und dann der eigentliche Test: 20 Minuten all-out.

Über die 20 Minuten bin ich durchschnittlich 298 Watt gefahren, multipliziert mit 0.95 ergibt dies eine FTP Wert von 283 Watt, was ziemlich genau dem Wert des Testes mit dem BSX auf der Elite Rolle entspricht.

Allerdings kann man basierend auf den Werten dieses Testes die Schwelle auch nach der von Couzens definierten Methode berechnen. Dabei wird der Abfall der Leistung zwischen dem fünf Minuten und dem 20 Minuten Block mit einbezogen, Details hier. Wenn man das tut, kommt man auf eine etwas niedrigere Schwelle von 272 Watt.


Fazit

Vier verschiedene Test, sechs Auswertungen und sechs unterschiedliche Ergebnisse. Der erstaunlichste Ausreisser dabei ist die Laktat basierte Leistungsdiagnostik. Die Werte sind viel zu niedrig. Hier wäre es interessant, den Test nochmal zu wiederholen um Anhaltspunkte zu gewinnen, ob mein Test ein Ausrutscher war und irgendetwas schief gegangen ist oder ob ein fundamentales Problem besteht. Letzteres könnte durchaus sein. Es gibt grundlegende Kritik an Laktat basierter Leistungsdiagnostik. Danach basiert diese auf grundsätzlich falschen Annahmen und man hat über die Jahre lediglich gelernt die Ergebnisse so weit zu interpretieren und zu deuten, dass die Resultate sinnvoll erscheinen. Ausführlich kann man das hier nachlesen.

Die Ergebnisse die am plausibelsten sind und am besten mit den Daten übereinstimmen, die ich auf der Straße beobachten kann, sind die des BSX Stufentestes auf der Elite e-Motion Rolle und der 20' Test nach Allen / Coggan.


Welches Testprotokoll man am Ende auch wählt um seine Trainingsbereiche zu bestimmen, bei dem Protokoll soll man bleiben. Nur wenn ein Leistungstest jedesmal nach dem selben Protokoll und unter möglichst gleichen Vorraussetzungen durchgeführt wird,  ist ein Vergleich der Resultate über die Zeit möglich. Für ein Watt-gesteuertes Training ist es darüber hinaus wichtig, die Leistungsdiagnostik auf dem eigenen Rad mit dem Powermeter zu fahren, der auch später im Training und Rennen zum Einsatz kommt.

Und man sollte den gesunden Menschenverstand nutzen und Testergebnissen nicht blind vertrauen. Das gelingt natürlich umso besser, je mehr Erfahrung man hat und je länger man schon Rad fährt. Denn auch wenn es hier nicht zur Sprache kam ist das Belastungsempfinden RPE eine wichtige und nicht zu unterschätzende Kennziffer zur Trainingssteuerung.

Wie immer freue ich mich über Fragen, Anmerkungen und eure Erfahrungen in den Kommentaren.

Sonntag, 3. Januar 2016

Power - Genauigkeit

Im Rahmen der Ausbildung zum B-Trainer bin ich einen Stufentest zur Leistungsdiagnostik gefahren. Ganz klassisch alle drei Minuten plus 20 Watt, beginnen bei 100Watt. Den Test bin ich auf meinem eigenen Rad mit dem Infocrank-Powermeter auf einem Cyclus Trainer absolviert. Dabei werden beide Laufräder ausgebaut und das Rad sowohl hinten als auch mit der Gabel auf dem Cyclus montiert. Das  Gerät wird als der Gold-Standard unter den Ergometern gehandelt und kostet satte 8.300 Euro.

Dementsprechend gespannt war ich auf den Vergleich zwischen zwischen der Vorgabe des Cyclus und dem, was die Infocranks messen würden. Als ich die Daten dann ausgewertet habe, war ich doch sehr erstaunt. Im Schnitt war der Cyclus 15 Watt unter dem Wert des Powermeters.


Dieser Chart zeigt ganz gut die grundsätzliche Funktionsweise von Ergometern. Die Leistung ist der Quotient aus der verrichteten Arbeit und der dazu benötigten Zeit. Beim Radfahren also auf der Kraft mit der man auf die Pedale tritt und der Zeit wie lange man für eine Pedalumdrehung benötigt. Je höher die Trittfrequenz, umso weniger Kraft (=kleinere Übersetzung) benötigt man um die gleiche Leistung (="Geschwindigkeit") zu erzielen. Ein Ergometer muss nun ständig die Kraft mit der gebremst wird (=Widerstand) regulieren. Verringert der Proband die Trittfrequenz, muss der Widerstand steigen und umgekehrt. Tritt der Proband fester, erbringt also mehr Kraft, muss der Widerstand sinken, damit die Trittfrequenz steigt und die Leistung als Quotient aus Kraft und Geschwindigkeit sich wieder auf dem vorgegebenen Niveau befindet. Es ist also ein ständiger Prozess aus Anpassungen, bremsen, loslassen, bremsen, loslassen. Daher ist die blaue Linie so "zackig". Die rote Linie ist nur die Vorgabe, die Leistung, die der Cyclus versucht zu halten. Je besser die Regelelektronik und die Soft- und Hardware des Ergometers ist, umso schneller und genauer funktioniert das Ganze. (Falls ich mich im physikalischen Sinne nicht ganz korrekt ausgedrückt habe, bitte ich alle mitlesenden Ingenieure und Physiker um Nachsicht und lasse mich in den Kommentaren auch gerne korrigieren.)

Das Ausmaß der Schwankung hat mich allerdings überrascht und könnte ein Indiz dafür sein, dass der Cyclus nicht schnell genug mit der Anpassung des Widerstandes ist. Vielleicht ist das aber auch normal, wäre auch erstaunlich für ein Gerät in dieser Preisklasse.

Bemerkenswerter fand ich dabei allerdings, dass die Leistungsvorgabe des Cyclus durchweg 15 Watt unter der gemessenen Leistung der Infocranks liegt. Ein gewisser Leistungsverlust ist durch den Antriebsstrang anzunehmen. Dieser Reibungsverlust durch Innenlager, Kette, Zahnkranz sollte meines Wissens nach fünf Watt nicht übersteigen. Bleiben immer noch mindestens 10 Watt Differenz die nur einen Schluss zulassen: Eines der beiden Geräte liegt falsch.


Die niedrige Abweichung bei 320 Watt liegt beim Abbruch der Leistung am Ende des Tests.

Verve Cycling bewirbt die Infocrank als den genauesten, verlässlichsten und haltbarsten Powermeter. Es spricht einiges dafür, dass das der Wahrheit entspricht: Das grundlegende Design der eigenen, speziell entwickelten Kurbel, die Platzierung der Messelektronik in den Kurbelarmen oder die Verwendung von Magneten statt Beschleunigungssensoren um nur einige Punkte zu nennen. En Detail hier nachzulesen. Die proklamierte Messungenauigkeit ist weit unter der in der Branche oft als Standard spezifizierten 2%. Hier das Zertifikat, dass die Genauigkeit bestätigt. Ingenieure unter den Lesern werden damit wahrscheinlich mehr anfangen können als ich. Man kann durchaus kritisieren, dass hier ein einzelner Kurbelarm, der noch dazu vom Hersteller selektioniert wurde, einem Test unterzogen wurde, kein wirklich unabhängiges Protokoll. Es wäre mit Sicherheit interessant, wenn die TOUR, bekannt für ihre unbestechlichen und genauen Tests, sich der Thematik annehmen und Powermeter testen würde. Das sollte auch im Sinne der Hersteller sein, denn was diese auf ihren Homepages veröffentlichen, ist natürlich auch immer ein Teil Marketing. Und Tests wie sie DCRainmaker durchführt, zeigen lediglich wie einzelne Powermeter gegeneinander abweichen, treffen aber keine Aussage über die absolute Genauigkeit.

Aber gehen wir für den Moment davon aus, dass die Infocrank genau ist. Was ist dann mit dem Cyclus? Diese Geräte müssen nach meinem Kenntnisstand einmal im Jahr ins Werk um geeicht zu werden. Inwiefern das bei dem Gerät auf dem ich gefahren bin passiert ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Trotzdem stellt die Tatsache, dass eine solche Überprüfung überhaupt notwendig ist, eine Schwäche dar. Wenn man einen Test auf einem Ergometer fährt, kann man sich also nie sicher sein, wie verlässlich die Leistungsangabe ist, wenn die grundsätzliche Möglichkeit einer eklatanten Abweichung besteht.

Wenn man den Schritt machen möchte und mit Watt trainieren will, benötigt man Trainingszonen, die man in einem Leistungstest ermittelt. Eine der besten Möglichkeiten ist ein Stufentest. Dieser muss meines Erachtens dabei zwingend auf dem eigenen Rad mit dem eigenen Powermeter gefahren werden. Denn selbst wenn wir davon ausgehen, dass ein Powermeter nur "relativ" genau ist, also zwar präzise aber nicht richtig ist, ist es wichtig in den Trainingsbereichen zu fahren, die mit dem gleichen Gerät ermittelt wurden, das später die Ausführung kontrolliert. In diesem Fall wären die Werte aus Test und Training zumindest untereinander stimmig. In diesem Zusammenhang: Was ist überhaupt Genauigkeit (Wikipedia)?

Wie immer freue ich mich über Anmerkungen und Erfahrungen in den Kommentaren.

Freitag, 25. Dezember 2015

Alternative, nicht laborbasierte Methoden zur Bestimmung der Trainingsbereiche

Im letzten Monat habe ich den Lehrgang zum B-Trainer absolviert und zur Abschlussarbeit über "Alternative, nicht laborbasierte Methoden zur Bestimmung der Trainingsbereiche" geschrieben.

Seit zwei Stunden versuche ich nun den Text in diesen Post zu bringen, copy und paste ist leider gar nicht so einfach, da entweder gar keine Formate ankommen oder die Formate total zerschossen werden. Die eigentlich beste Möglichkeit, die PDF mit dem Google Viewer einzubetten, funktioniert zwar scheinbar bei Gott und der Welt aber nicht bei mir. (Um nur mal so am Rande zu erwähnen, womit man beim Bloggen manchmal zu kämpfen hat.)

Daher hier die PDF zum Download

... bzw. ein Bild der ersten Seite, Bilder ziehen ja immer! 

Freitag, 7. August 2015

FTP Test x 3

In den letzten sieben Tagen bin ich drei FTP Tests mit meinem BSX Device gefahren. Das BSX Gerät kann die Sauerstoffsättigung in der Muskulatur messen, wovon das Laktat abgeleitet werden kann, worauf wiederum die individuelle Anaerobe Schwelle (iAS) berechnet wird. (Cutting Edge)

Nach einem Test im April und im Mai war es an der Zeit meinen Trainingsfortschritt zu überprüfen.

Der BSX wird via Bluetooth mit der App auf dem Mobiltelefon verbunden und via ANT+ mit Herzfrequenz und Powermeter. Man gibt ein paar Parameter zu bekannten Wattwerten, Trainingstagen und Kilometern ein und bekommt einen Stufentest präsentiert, nach dessen Absolvierung einem die Zunge zum Hals raushängt und die App einem die aktuelle iAS ausgibt.

Die Bluetooth Verbindung herzustellen ist nicht ganz trivial. Es braucht teilweise einige Versuche bis die App den BSX auch wirklich erkennt. Es hilft wenn man das Telefon wirklich an den BSX hält. Danach kann man per ANT+ die anderen Sensoren verbinden. Die Daten werden dann von dem Gerät via Bluetooth an das Handy weitergeleitet.

Bei dem ersten Test habe ich nicht gemerkt dass der Pulsgurt gar nicht verbunden war. Der Test hat sich trotzdem absolvieren lassen und auch ein Ergebnis geliefert, das allerdings niedriger war als im Mai, und dass konnte nicht stimmen (289 versus 296).

Also ein zweites Mal, weil es so viel Spaß macht. Hin und wieder habe ich Probleme mit meinem Garmin Gurt, natürlich immer wenn man es am wenigsten braucht, zum Beispiel während eines FTP Testes. Hurra. Am Anfang waren die Werte viel zu niedrig, also habe ich den Test bei 160 Watt abgebrochen, den Gurt nochmal enger gestellt, neu verbunden und wieder von vorne. Leider hat der BSX dann bei über 200 Watt die Verbindung zum Brustgurt verloren. Ich bin trotzdem zu Ende gefahren. Das Ergebnis war dann statt eines neuen iAS Wertes nur eine Fehlermeldung.  Warum der BSX ein Ergebnis ganz ohne Herzfrequenz liefert, nicht aber wenn diese unterwegs verloren geht, ist ein Geheimnis der Entwickler.

Aber sei es drum, so schnell bin ich nicht klein zu bekommen und diesen Dienstag habe ich dann Versuch Nr. Drei unternommen. Dieses Mal bin ich auf der freien Rolle (gebremst) gefahren und habe die vorgegebenen Watt Werte recht gut getroffen, lediglich am Schluss waren die Schwankungen etwas größer. Die Verbindung zwischen Brustgurt, Powermeter, BSX und Handy hat während des Tests gehalten, kurz nach dem Ende war die Herzfrequent wieder weg, der Radcomputer hat kein Signal mehr bekommen.

Ich frage mich, ob die Verbindungsprobleme daran liegen könnten, dass ich auf der Rolle zu viel schwitze? Kann es sein dass der Gurt die Herzfrequenz nicht mehr erfassen kann, wenn zwischen Haut und Gurt ein Wasserfilm ist? Vielleicht sollte ich mir doch noch einen Ventilator anschaffen.

Wie auch immer, mit dem Ergebnis war ich zufrieden. 314 Watt bedeuten ein Plus von 18 Watt seit Mai. Interessanterweise ist das nur zwei Watt neben dem Critical Power Wert den Golden Cheetah schon seit einer Weile ausweisst. Hier ein Print Screen des BSX Webinterfaces.


Die Daily Funktion zur Nutzung des BSX ausserhalb eines FTP Testes steht leider immer noch nicht zur Verfügung, soll aber ganz sicher und bestimmt noch dieses Jahr kommen. Ich bin gespannt.

Sonntag, 26. April 2015

Cutting Edge (Update)

Vor einigen Tagen habe ich Post aus den USA bekommen. Cutting Edge Technology! Das mobile, nicht invasive Laktat Messgerät von BSX Insight.


Laktat ist ein Stoffwechsel Abbauprodukt anhand dessen Konzentration im Blut verschiedene Zustände der Leistungsbereitstellung gemessen werden können. Fährt man gemütliches Grundlagenausdauer Tempo ist der Pegel sehr niedrig. Fährt man schneller, produziert der Körper mehr Laktat. Irgendwann wird das Laktat schneller auf- als abgebaut. Der Punkt, an dem sich Auf- und Abbau die Waage halten, wird als Laktat Threshold bezeichnet. Kennt man diesen Punkt, kann man die verschiedenen Trainingszonen ableiten und gezielt trainieren.

Freitag, 11. April 2014

Mobile Laktat Messung - Sehr cool!!

Morgen läuft die Crowd-Funding Phase eines Kickstarterprojektes aus, bei der ein mobiles, nicht invasives Laktatmessgerät finanziert wird. Der Mindestbetrag wurde bereits weit überschritten.

Das Gerät wird an der Wade getragen und sendet (seeeehr grob erklärt) einen Infrarot Impuls unter die Haut, je nachdem wie der reflektiert wird kann am Ende die Laktat Konzentration im Blut berechnet werden. Die Daten werden fortlaufend ausgezeichnet und per ANT+ z.B. an einen Garmin Device übertragen und dort angezeigt. Auswertung erfolgt mit dem Tariningstool von BSX, der Firma die das Gerät herstellt oder mit beliebigen anderen Tools, z.B. Garmin Connect.

Es gibt ein Gerät nur für Läufer und ein Gerät mit zwei Profilen zum Laufen und Radfahren.

Alle Details finden sich auf der Kickstarter Seite oder auf der BSX Homepage.


Steve Magness hat einen sehr interessanten Artikel auf seinem Blog Science of Running über das Projekt geschrieben und es scheint wirklich Hand und Fuß zu haben.

Ich bin am zucken ob ich die 200 Euro investieren soll. Damit wäre ich ja mal wirklich "ahead the curve". Auf der anderen Seite ist es wirklich Aufwand mit den Daten zu arbeiten. Wie auch immer, sehr cool!!

Sonntag, 9. März 2014

Leistungsdiagnostik


Letzte Woche war ich nach Jahren mal wieder bei der Leistungsdiagnostik. Mein Verein, der Tri Sport Saar Hochwald hat von Stefan Tamberg einige Gutscheine erhalten und ich war einer der "Glücklichen", die einen abgestaubt haben.

Stefan ist der Inhaber des Instituts für Sportdiagnostik & Gesundheitsmanagement und, wie er mir erzählt hat schon lange Jahre in der Leistungsdiagnostik engagiert. Unser Team Captain, der die Gutscheine verteilt hat, hat uns zu zweit zu Stefan geschickt, damit wir uns gegenseitig Beistand leisten können.

Als ich kurz nach vier in Dillingen eintreffe ist Uwe schon da und gerade dabei den Fragebogen mit allen möglichen Angaben zu sportlichem Werdegang, Trainings- und Gesundheitszustand auszufüllen. Dann gehts auch schon los. Zuerst wird das Gewicht und die Zusammensetzung des Körpers (Fett, Muskeln, Wasser, Knochen) mit einer Körperfettwaage (Bioelektrische Impedanzanalyse) mit vier Kontaktpunkten (Füße und Hände) bestimmt. Danach wird der Blutdruck gemessen und wir werden einem 15 Minuten Test mittels Omegawave unterzogen. Letzteres ersetzen natürlich keine sportmedizinische Untersuchung, gibt aber sicher einen ganz guten Anhaltspunkt wie es insgesamt um einen bestellt ist. Aber das ist ja auch nicht der Grund warum wir hier sind.

Also weiter aufs Ergometer. Wir fahren einen klassischen Stufentest. Beginnend bei 50 Watt kommen alle drei Minuten 50 Watt dazu. Stefan quält uns nicht bis zur Auslastung, sondern bricht den Test ab, als wir weit genug "im roten Bereich" sind und er genug Daten hat. Das ist jetzt natürlich schlecht zum Angeben, aber anschliessend können wir noch aufrecht stehen und liegen nicht besinnungslos auf dem Boden. Hat ja auch was.

Ich fahre das erste Mal überhaupt eine Spiroergometrie, dabei wird nicht nur das Laktat gemessen, sondern auch die Zusammensetzung der Atemgase. Das lässt Schlüsse insbesondere auf den Stoffwechsel zu. Bei welcher Belastung der Körper Fett oder Kohlenhydrate verbrennt und wie lange eine bestimmte Belastung durchgehalten werden kann. Die Bestimmung der einzelnen Trainingsbereiche lässt sich so bei weitem exakter durchführen als nur mittels einer Laktatmessung. Allerdings muss man dazu eine Atemmaske tragen, an deren Öffnung die Sonde sitzt. Was soll ich dazu sagen? Ich habe es nicht gerade genossen. Besonders in der zweiten Hälfte des Testes hatte ich permanent das Gefühl nicht genügend Luft zu bekommen. Objektiv reicht es natürlich, manche stört es mehr, andere weniger. Aber was macht man nicht alles um den Erkenntnisgewinn zu steigern.

Mein Test wurde nach 20 Minuten abgebrochen, also nach zwei Minuten von drei in der 350 Watt Stufe bei einem Puls von 196. Nach einigen weiteren lockeren Minuten auf dem Ergometer (immer noch mit Maske) während denen die Erholungsfähigkeit gemessen wurde war es auch schon vorbei.

Stefan hat uns dann die ersten Ergebnisse direkt auf dem Bildschirm gezeigt und erklärt. Alles im grünen Bereich, sowohl Uwe als auch ich sind in gutem Zustand und haben keine eklatanten Schwächen gezeigt. Zwei Tage später haben wir elektronische Post bekommen mit den genauen Auswertungen.

Es gibt ein Anschreiben, in dem die wichtigsten Daten zusammengefast sind, dazu einzelne Berichte zu den HF-Trainingsbereichen, zu dem VO2-Peak, eine Reihe von Harbor-UCLA Grafiken, zur Kardiopulmonalen Leistungsdiagnostik, zur maximalen Fettverbrennungsrate und die Ergebnisse der Antropometrie und Bioimpedenzanalyse, insgesamt 12 Seiten.

In diesem Berg von Daten kann man sich leicht verlieren. Aber besser zuviel als zu wenig. Was man nicht versteht, kann man sich von Stefan erklären lassen und im Zweifel beschränkt man sich auf die Angabe der Trainingsbereiche (Welche Belastung innerhalb welchen Herzfrequenzbereiches liegt). Auch das setzt natürlich eine gewisse Kenntnis der Trainingstheorie voraus, aber ich gehe mal davon aus, dass wer eine Leistungsanalyse macht mit der Thematik vertraut ist.

Ich war von meinen Werten positiv überrascht und es scheint, dass mein Pi-mal-Daumen Training gar nicht so verkehrt war. Für so 'nen alten Knacker war's zumindest ganz ok, aber entscheidend ist ja was auf der Strasse ankommt. Wir werden sehen. Zumindest gibt mir das noch mal einen extra Motivationsschub. Ich denke ich werde auch im Sommer eine weiter Leistungsdiagnostik machen, um mal zu sehen, wie sich die Werte über die Saison verändern.

Der normale Preis für das Paket beträgt übrigens faire 159 Euro. Aktuell, sozusagen als Frühjahrsmotivationshilfe, sind 139 Euro ausgerufen. Guckt ihr am besten auf der Facebook Seite von Stefan Tamberg.