Donnerstag, 29. Mai 2014

TdM 2014 Nachlese

Einige erwähnenswerte Dinge aus der letzten Woche:

Mietrad und Laufräder

Ich musste feststellen, dass ich was das Material  betrifft wirklich pingelig bin. Wahrscheinlich ist es sehr schwierig es mit recht zu machen. Ich bin sicherlich kein angenehmer Mietrad-Kunde. Am meinem Rad ist alles genauso eingestellt wie ich es mag und gewohnt bin. Auch wenn ich nicht das beste und teuerste Rad habe, ist es perfekt gewartet und gepflegt. In Zukunft werde ich mein eigenes Rad mitnehmen. Davon abgesehen war das Rad ok. Canyon Ultimate CF SL 7.0, das günstigste Carbonrad von Canyon. Ein unauffälliges und unkompliziertes Rad, aber auch weit davon entfernt auch nur ansatzweise aufregend zu sein.

Senior hat auch einige Laufradsätze von Mavic zum testen da. Ich bin die Woche die R-SYS SLR C gefahren. Der, laut Mavic, leichteste Drahtreifenlaufradsatz der Welt. Da waren die Räder mehr wert als das komplette Rad! Ohne den direkten Vergleich mit einem andren Laufradsatz konnte ich keinen grossen Unterschied feststellen, ausser das die Räder unglaublich hart sind, insbesondere mit den schmalen Mavic Reifen, die aufgezogen waren. Etwas mehr Komfort wäre schön gewesen, da auch die Alu Sattelstütze sehr hart ist.

Radwege

Inzwischen gibt es viele Nebenstrassen die besonders für Radfahrer gekennzeichnet sind, zu erkennen an den Holzschildern, die man allerdings schnell übersehen kann. Wenn man aber eines sieht, lohnt es sich immer, abzubiegen und den Weg zu nehmen. Dort lässt sich meist unbehelligt vom Autoverkehr entspannt die Landschaft geniessen. Man sollte aber darauf achten, besonderes vor den teilweise recht engen und unübersichtlichen Kurven hintereinander zu fahren um keinen Unfall mit entgegenkommenden Radfahrern oder Autos zu provozieren. Wenn es regnet ist besondere Vorsicht angebracht, die Strassen werden dann schnell glatt und es gehört nicht viel dazu um wegzurutschen.

Gastronomie

Nach und während den Touren sind wir in einige Male eingekehrt und einiges ist erwähnenswert:
  • Sa Gelateria in Sineu, excellentes Eis, besonderes gut fand ich Kinder, mit Kinderschokolade. Auf jeden Fall eine Pause und auch eine weite Anfahrt wert.
  • Pizza von Weltklasse haben wir bei Tomassini gegessen. Der Laden ist recht klein und laut aber bietet genau das, was Radfahrer nach einem langen Tag brauchen. Italien Food, gut und viel. Der Laden wird in einigen Reiseführern als Geheimtipp gehandelt. Im Zweifel also besser vorher anrufen und reservieren.
  • Unterwegs haben wir sehr gut gegessen in der Sunshine Bar. Gutes Essen, toller Blick aufs Meer, gute Musik. Sehr entspannt.
  • Guten Kaffee, Kuchen und kostenloses WiFi gab es in Port de Pollenca im Formentor Store.
  • Gute und günstige Bocadillos (4 Euro) haben wir im 1661 in Banyalbufar gegessen. Die Karte hat auch ansonsten sehr gut ausgesehen. Sollte einen Ausflug wert sein.
Unterkunft

Gewohnt haben wir wie vor zwei Jahren im MA-13 bei Jan-Eric Schwarzer. Der Slogan ist "Zuhause bei Radfahrern". Die Unterkunft liegt in der Inselmitte in Sineu, weit ab von den üblichen Rad-Touristen Hochburgen. Sineu ist ein guter Ausgangspunkt, das Meer auf der einen und die Berge auf der anderen Seite sind schnell erreicht. Von Sineu aus gehen Strassen in alle Himmelsrichtungen. Gewohnt wird in einem kleinen Haus in der Ortsmitte. Das Konzept ist am ehesten mit B&B vergleichbar. Es gibt drei Zimmer mit jeweils eigenem Bad. Alles Andere ist Gemeinschaftsbereich. Frühstück wird gereicht, für das Abendessen und alles weitere ist jeder selbst verantwortlich. Oft ergibt es sich aber auch, dass wechselweise für alle in der Küche gekocht wird. Es gibt WiFi, Apple TV, Fernsehen, Musik, bergeweise Radsport Zeitschriften, eine Radwerkstatt und Mieträder, Waschmaschine und Trockner. Man lernt andere Radfahrer kennen und es sollte einem nur selten an Gesellschaft mangeln. Wer also das andere Mallorca-Radsport Erlebnis sucht ist mit Sicherheit nirgendwo besser aufgehoben als hier. Wer allerdings jedweder Gruppendynamik von vornherein aus dem Weg gehen möchte oder knackig harte Matratzen bevorzugt oder ein opulentes Hotelfrühstück liebt oder sich ausser ums Radfahren um nicht kümmern möchte, ist woanders wahrscheinlich besser aufgehoben.

Mittwoch, 28. Mai 2014

TdM 2014 Stage 6

In den letzten Tagen sind wir die Küstenstrasse von Lluc nach Pollenca gefahren, wir waren bis zum Piratenturm (als Cap Formentor Ersatz) und ich bin von Soller aus über den grossen Berg und runter nach Sa Calobra (und wieder rauf). Somit fehlte "nur" noch der MA-10 Abschnitt von Soller, vorbei an Deya und Valldemossa bis nach Andratx um die Küstenstrasse komplett zu haben. Die Route stand damit fest. Zusammen mit Christian ging es von Sineu auf altbewährter Strecke bis nach Bunyola und über den Col de Soller hinunter in das Tal der Orangen. Auf dem Weg bis zum Abzweig zur Küstenstrasse haben wir die Strassenbahn überholt, die zwischen Soller und Port de Soller verkehrt und gerne von Touristen im Anschluss an die Fahrt mit der Soller Bahn genommen wird. Aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass das zu den Dingen gehört, die man auf Mallorca NICHT machen sollte. Die Fahrt ist langweilig, eintönig und führt entlang der Hauptstraße durch hässliche Randbezirke von Soller hinunter zum Hafen, der ausser überteuerter Touristenlokale auch nichts zu bieten hat. Letzteres hat sich möglicherweise inzwischen geändert, die Strassenbahnfahrt  wird aber definitiv genauso unnötig sein wie immer.

Noch unnötiger war allerdings der Pickel, der sich gestern schon bemerkbar machte und über Nacht leider nicht verschwunden war. Das hat mir die Fahrt ziemlich verleidet und ich war um jede Steigung froh die mir erlaubte im Wiegetritt zu fahren. Aber was soll's, ich bin ja Radfahrer und kein Fussballer. Da wird nicht gejammert sondern einfach weitergemacht. Die in diesem Sinne willkommene Kletterpartie nach Soller führte uns hinauf auf die Küstenstrasse mit fantastischem Panorama. Grüne Hänge, Dörfer und Häuser die sich in steile Hänge krallen, der Duft der Pinienwälder und immer wieder der Blick auf das tiefblau leuchtende Meer, dazu die strahlende Frühjahrssonne.

In Banyalbufar haben wir eine kleine Pause mit Bocadillos, Mandelkuchen und Kaffee eingelegt. Danach das letzte Stück Küstenstrasse und eine perfekte Abfahrt, auf neuem, tiefschwarzem Asphalt hinunter nach Andratx. In dem Gebiet haben letztes Jahr Waldbrände gewütet und eine Einöde hinterlassen, die von verkohlten Baumresten und langsam zurückkehrendem Grün durchsetzt ist. Wo früher Pinienwälder den standen, herrscht jetzt freie Sicht auf das Meer. Nach der Abfahrt haben sich unsere Wege kurz getrennt. Ich bin über Galilea gefahren um virtuel gegen Thomas anzutreten. Der Herausforderung konnte ich dann doch nicht widerstehen, trotz Pickel und bereits mächtig Kilometern in den Beinen bin ich mit allem was noch ging den Berg hinaufgeknattert. 14:33 waren zu schlagen. Ich wusste weder wie lang, noch wie steil der Berg ist, und wo genau die Strecke anfängt und aufhört. Am Ende standen laut Strava 13:03 auf der Uhr. Gut eine Minute langsamer als der Schnellste, aber immerhin 19. von 2953! Da ich mit Christian auf der anderen Seite verabredet war, bin ich die Abfahrt so schnell es meine begrenzten Fähigkeiten auf diesem Gebiet zulassen hinunter gefahren. Später stellte sich heraus dass es zwei Strava Segmente gibt die nicht nur den Anstieg, sondern auch die Abfahrt bis nach Puigpunyent bzw. bis zur Kreuzung mit der Strasse von Calvia, an der ich mich mit Christian treffen wollte, umfassen. Und da war ich der Schnellste, hey, ich habe zwei KOMs auf Mallorca! Gut keine mit hochkarätigen Profis in der Rangliste, aber immerhin.

Doch genug der Strava Spielerei, 60 Kilometer hatten wir noch vor uns bis nach Sineu. Wegen mangelnder Ortskenntnis mussten wir für einige Kilometer auf Hauptstrassen um Palma herum und waren kurz vor Bunyola wieder auf der Strecke auf der wir morgens Richtung Soller gefahren sind. Der Heimweg war weit. Sieben Stunden im Sattel, Acht Stunden, am Schluss bin ich noch zwei Runden um Sineu gefahren um die 200 Kilometer voll zu machen. Zwei Hundert Kilometer! Es ist eine Weile her das ich so lange im Sattel gesessen habe.








TdM 2014 Stage 5

Nachdem es am Vortag kräftig auf und ab ging standen heute keine grösseren Schwierigkeiten auf dem Programm. Senior hat uns die Ehre seiner Gesellschaft erwiesen und uns von Sineu aus in einer wilden Abfolge von Abbiegungen auf kleinen Strassen am Verkehr vorbei bis nach Port de Pollenca geführt. Ortskenntnis ist eben durch keine noch so gute Karte oder Navigationsgedingsbums zu ersetzen. In Port de Pollenca sind wir Richtung Cap Formentor abgebogen. Aber schon auf dem Weg bis zum Col de la Creueta waren so viele Mietwagen unterwegs, dass sich der Weg bis zum Cap erübrigte.

Für die, die das Cap Formentor nicht kennen, es handelt sich um eine gebirgige Halbinsel, deren Ende die äusserste Nord-Ost Spitze Mallorcas markiert. Die Strasse dorthin schlängelt sich durch eine schroffe Steinlandschaft und lichte Pinienwälder mit immer wieder neuen Ausblicken auf das mal türkisfarbene, mal tiefblaue Meer. Am Cap angekommen kann man den Leuchtturm und das in der Tat spektakuläre Panorama bewundern. Das war's dann aber auch schon, dann geht es über die gleiche, enge Strasse die 20 km zurück, die man hingekommen ist. Da es am Leuchtturm nur wenige Parkplätze gibt, stehen die Mietwagen an "guten Tagen" schon einen Kilometer vor dem Ende. Chaos. Mit dem Rad macht das dann keinen Spass.

An der Passhöhe zwischen Port Pollenca und Formentor sind wir daher rechts abgebogen und haben nach weiteren drei Kilometern bergauf den "Piratenturm" erreicht. Die Aussicht von dort ist der am Cap zumindest ebenbürtig. Nach einem kurzen Fotostopp ging es wieder hinunter. Auf der Abfahrt nach Port de Pollenca hat es angefangen zu tropfen und wir haben uns noch gerade so vor dem grossen Schutt in ein Café gerettet. Da Senior eine Aversion gegen Regel #9 Fahrten (strömender Regen) hat, wurde schon die Nutzung eines Grossraumtaxis erwogen (In das ich natürlich nicht eingestiegen wäre). Nach einigen Kaffees war das schlechte Wetter aber schon wieder vergessen und nur die Pfützen auf der Strasse erinnerten noch daran, dass es wenige Minuten zuvor wie aus Eimern geschüttet hatte. Es ist immer wieder beeindruckend, wie schnell sich das Wetter am Meer ändert.

Weiter ging es dann entlang der Küste bei kräftigen Rückenwind bis hinter Can Picafort, dort rechts ab ins Landesinnere zurück nach Sineu. Dort standen etwas mehr als 120 km auf der Uhr, zuwenig um meinem Trainingsplan gerecht zu werden. Ich bin also noch mal raus bis nach Porreres und habe die 170 voll gemacht. Die letzten 50 km mit einem 32er Schnitt. Das war schon mal ganz ordentlich.

Zum ersten Mal habe ich mich auf dem Rad einigermaßen gefühlt. Damit ich nicht übermütig werde, hat sich aber ein fieser Pickel an delikater Stelle bemerkbar gemacht. Wäre ja auch zu schön, wenn mir beim Radfahren mal gar nichts wehtun würde.



                                                                                               

Montag, 26. Mai 2014

TdM 2014 Stage 4

Heute ging es ein bisschen auf und ab. Ein paar Klassiker, die ich während den letzten Aufenthalten hier mangels Zeit und Form ausgelassen habe und daher zuletzt in den 90ern gefahren bin. Soller, Piug und Sa Calobra. Zusammen mit Jenny und Christian ging es von Sineu weitgehend über kleine Strassen nach Alvaro und dort hoch auf den Col d'Orient, durch das wunderbare Hochtal weiter über  den Col d'Honor und runter nach Bunyola. Eigentlich ist die "Orient-Runde" anders herum schöner, da der Anstieg dann über die kleinere, schlechtere Strasse mit mehr Kurven  und die Abfahrt auf der breiten, glatten Strasse erfolgt. Da ich aber weiter nach Soller wollte war die Runde so herum günstiger.

Nach dem Kaffestopp in Bunyola haben sich unsere Wege getrennt. Christian und Jenny sind wieder Richtung Sineu und ich bin rechts abgebogen zum Col de Soller. Sensationeller Weise war heute kein Verkehr, weder Autos noch Radfahrer waren unterwegs. Mutterseelen alleine habe ich mich Serpentine um Serpentine nach oben geschraubt und konnte mich an der Aussicht erfreuen. In Soller angekommen wollte ich eigentlich der Küste folgen bis nach Valdemossa, bin dann aber spontan nach rechts abgebogen hinauf auf den Puig. 13 km mit durchschnittlich 5,6 % Steigung. Auch hier, kaum Autofahrer, kaum Radfahrer, keine Busse. Am Anfang sind drei Motorradfahrer mit Knie auf dem Boden an mir vorbeigeschossen. Nicht schlecht, die hatten bestimmt ihren Spass dort hinauf. Ich bin ein ruhiges, gleichmäsiges Tempo gefahren, kleiner Gang, hohe Frequenz. Die letzten beiden Kilometer haben sich dann doch etwas gezogen. Nach einem kurzen Fotostopp mit Blick über das Tal von Soller und auf das tiefblaue Meer ging es durch den Tunnel zur Passhöhe.

Der Tunnel am Puig ist recht lang, vielleicht 400 Meter und nicht wirklich nennenswert beleuchtet. Das ich am Anfang die Sonnenbrille noch an hatte, hat es nicht einfacher gemacht die Orientierung zu behalten, vorne und hinten ist einfach, aber oben und unten auseinander und das Gleichgewicht zu halten, ist erstaunlicherweise nicht mehr ganz so einfach wenn Boden, Wände und Decke in einem schwarzen Einerlei verschwimmen. Erstaunlich wie sehr das Gleichgewicht vom Sehen abhängt.

Nach dem Tunnel habe ich leider das Passhöhenschild verpasst. Mist. So war die Passschilder Sammlung nicht komplett. Nach der Abfahrt an den Stauseen vorbei konnte ich auch der Sa Calobra-Versuchung nicht wiederstehen. Mit einem Auge das unglaubliche Panorama geniessend, mit dem Anderen die Strasse prüfend habe ich mich durch das Gewirr von Kurven herabgestürzt. Die Abfahrt war erfreulich lang was auch erfreulich viel Spass auf der Abfahrt bietet, aber irgendwann dachte ich mir dann doch: "Oh, verdammt, das musst du alles wieder hoch." Nach einem kurzen und viel zu teuren Tankstopp und den obligatorischen Fotos ging es wieder bergauf. Kurve um Kuve, stetig Höhenmeter gewinnend tauchten nach einer guten Weile weit über mir die letzten Serpentinen vor dem Kreisverkehr auf. Puh, das war ein gutes Stück Arbeit.

Nach kurzer Abfahr vom Col dels Reis ging es wellig über die Küstenstrasse bis zum Col de sa Batalla (der "Tankstellenberg") und runter nach Inca und von dort, glücklicherweise mit Rückenwind zurück nach Sineu.













Sonntag, 25. Mai 2014

Senior fährt Radrennen

Gestern nachmittag ist der Herbergsvater Radrennen gefahren. Es gibt eine Reihe von Rennen die in einem Cup, der Trofeu Ciclista Pla De Mallorca gewertet werden. Senior ist bester Mallorquiner und liegt auf dem dritten Platz der Gesamtwertung. Gestern standen zwei grosse Runden auf dem Programm, nach einer Rennverkürzung wegen eines Sturzes im vorangegangenen Rennen 85 km lang. Am Ende gab es eine Sprintentscheidung, Senior auf dem 8. Platz, Gesamtrang gesichert. Viel Glück für die nächsten Rennen! Venga Venga Venga!




Samstag, 24. Mai 2014

TdM 2014 Stage 3

Es knackt nicht mehr! Der Senior hat es gerichtet. Am Ende war es der Vorbau, obwohl ich Stein und Bein geschworen hätte, dass es von hinten kommt. Da habe ich es wohl selber verbockt als ich den Vorbau getauscht habe. Und eine engere Kassette habe ich bekommen. Jetzt sind die Unterschiede zwischen den Gängen auch nicht mehr so gross. Sehr angenehm.

Heute stand nur eine kleine, gemütliche KB-Runde (KB = Kompensations Bereich = aktive Erholung) auf dem Programm. Sineu - Randa - Hoch zum Kloster - Kaffee in Llucmajor und wieder zurück nach Sineu. Wir hatten Gesellschaft von Laura (Frau Senior) und Jenny aus der Schweiz. Sorry Ladies, wir wäre ja gerne schneller gefahren, aber der Puls, ihr wisst schon, KB-Training und so. Auf Randa haben wir die sensationelle Aussicht genossen und sind dann runter nach Llucmajor zur Kaffepause gerollt. Anschliessend ging es zurück nach Sineu.








TdM 2014 Stage 2

Knachgeräsche sind scheinbar das verbindende Thema zwischen Thomas Aufentalt und meinem. Heute war es zwar etwas besser, aber immer noch present. Und habe ich schon erwähnt das ich Kompaktkurbeln nicht leiden kann?

Heute ging es zum ersten Mal nennenswert bergauf. Von Sineu aus sind wir nach Inca und von dort hoch nach Lluc. Ein Berg mit vielen Serpentinen, meistens duch lichte Kiefernwälder und mit einer durchschnittlichen Steigung von 5%. Nach 8 km und 22 Minuten war der Spass auch schon wieder vorbei. Ein Blick in die Stava Statistik hat später gezeigt, dass es hier eine ganz Qualität hat, einen KOM zu besitzen wie in "meinem Revier" zuhause. Ich bin auf Platz 319, 3:50 hinter dem KOM gewesen.



So, damit aber genug der Stava Statistiken. Nach dem Anstieg folgt bekanntlich die Abfahrt und wir sind auf perfektem Asphalt runter bis nach Pollenca gerollt. In Pollenca sind wir statt runter bis zur Küste noch mal ein Stück zurück bis nach Sa Pobla und von dort über kleine, trotzdem nicht so schöne Nebenstrassen bis nach Can Picaford. Das sollte eigentlich ein Versuch sein, den Verkehr und den Trubel an der Küste zu umgehen, aber im Nachheinein wäre die Küstenstrasse doch die bessere, weil schönere, Alternative gewesen. Von Can Picaford aus ging es ein Stück parallel zur Küste bis nach San Serra de Marina, einer Retortensiedlung die vor meinem geistigen Auge Bilder von High-Noon Szenen in Italowestern aufsteigen lässt, in denen sich die Protagonisten auf menschenleeren Strassen zum Duell gegenüberstehen. Ganz am Ende dieser Trostlosigkeit wartet aber ein sensationeller Stand mit einer noch besseren Bar, der Sunshine Bar. Dort haben wir eine längere Pause eingelegt und, wie man heutzutage sagt, gechillt. Gutes Essen, guter Kaffee, kalte Softdrinks. Sonne. Tolle Aussicht. Irgendwann war es dann aber doch Zeit das letzte Stück in Angriff zu nehmen. Durch weite Kornfelder ging es bei stetigem Gegenwind wieder ins Landesinnere bis nach Sineu. Christian ist zurück und ich habe noch eine Runde über Petra und San Joan drangehängt. Am Ende waren dann fast 160 km auf der Uhr.










Donnerstag, 22. Mai 2014

TdM 2014 Stage 1

Eine Woche Radfahren auf Mallorca, sonst nichts. Und am ersten Tag mal wieder was fürs Leben gelernt:

"Benutze dein eigenes Rad. Wenn du dein eigenes Rad nicht mitnehmen kannst, fahr woanders hin."

Das sollte eine neue Regel sein. Die Mietschlampe hat nicht gepasst, irgendwie anders, hat vorne und hinten geknackt und geknarzt, dazu ein Zirpen der Schaltungsrädchen. Die Schaltung hat auch nicht so funktioniert wie es sein sollte. Und jetzt weiss ich es wieder: Ich hasse Kompaktkurbeln. Aber es hilft ja nichts, muss ich der Mietschlampe wohl eine Wartung angedeihen lassen. Das beseitigt dann zumindest, hoffentlich, die Geräusche. Mit dem Rest muss ich leben. Das verdirbt mir die Laune.
Ansonsten war es eine schöne Tour. 120 km, flach, "etwas" Wind, Sonne satt.


 

Mittwoch, 21. Mai 2014

Ein Lehrstück

Shimano hat weitere Videos von der Amgen Tour of California veröffentlicht. Das jüngste zeigt die letzten 3000 Meter der 8. Eappe der ATOC und ist ein Lehrstück wie man sich in einem Feld bewegt. John Degenkolb wird von seinem Sprintzug an die Spitze des Feldes gebracht. Da wird geschoben und gedrückt was es das Zeug hält, bei über 50 km/h wohlgemerkt. Interessant wie einige Fahrer in den Kurven zig Positionen verlieren. Am Ende wird John um wenige Zentimeter von Marc Cavendish abgefangen. Schade.
 

Montag, 19. Mai 2014

Oberlenker meets Unterlenker


Als Thomas mir im Februar von seinem bevorstehenden, dreimonatigen Auslandspraktikum als Tourenguide auf Mallorca erzählt hat, kam schnell die Idee auf, darüber auf diesem Blog zu berichtet. Das sollte doch genug Stoff abwerfen für die ein oder andere spannende Geschichte. Diese Annahme hat sich auch vollauf bestätigt. Hier gehts zu Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4. Aber wie alles, hat auch Thomas' Zeit auf der Insel ein Ende. Am kommenden Donnerstag geht es zurück in heimatliche Gefilde, das habe ich zum Anlass genommen, ihm ein paar Fragen zu stellen.

Boris: Thomas, deine Zeit Mallorca geht zu Ende, wie viele Kilometer bist du geschwommen, gefahren und gelaufen?
Thomas: Ich hab das Ganze mal durchgerechnet, da ich hier aufgehört habe nach Kilometerleistungen zu trainieren. Lediglich Trainingsdauer und –belastung sind die Faktoren nach denen ich mein Training ausrichte. Da ich stets ehrlich bin und normal sage: ich laufe nicht und habe nicht viel trainiert, gebe ich jetzt aber auch zu, dass ich ein bisschen was gemacht hab. 
In Zahlen 129,2km im Wasser (Wochenschnitt: 10,8km, jedoch mit meist vier oder fünf Einheiten pro Woche), Rad 3808km (Wochenschnitt 317,3km) und wie gewohnt „starke“ Laufleistung von 97km (Schnitt 8,1km), jedoch zumeist Intervalle, um meine anfällige Knochenhaut und mein Knie zu schonen. Daraus ergibt sich ein Wochenschnitt inkl. ein bisschen Athletik von 18,5h.
Boris: Nicht schlecht! Bist du in Form? 

Thomas: Siehe Ende letzter Antwort ;) Im Ernst, ich übe mich in Zurückhaltung, kann aber guten Gewissens sagen, dass ich einen ernsthaften und durchaus strukturierten Trainingsaufbau wie seit Jahren nicht mehr durchlebt habe und mich im Wasser als konkurrenzfähig erachte. Auf dem Rad habe ich mich nie besser gefühlt und hoffe dies im Wettkampf umsetzen zu können. Meine Cosmics rufen mich schon im Schlaf. Ich habe eventuell zu wenig harte Einheiten gefahren. Laufen ist wie immer ein Roulette-Spiel…Und Athletik wurde sträflichst vernachlässigt…“Business as usual…“

Boris: Ändert dein Aufenthalt hier deine Pläne für die Triathlon Saison? 

Thomas: Die Wettkämpfe bleiben im Großen und Ganzen gleich, jedoch setze ich mir nun höhere Ziele als reines Ankommen. Eventuell erweitere ich den Wettkampfplan um Echternach, wo ich zweimal gewinnen konnte und Weisswampach. Aber die beiden würde ich auch in schlechter Form durchführen…
Hast du ein grosses Ziel?
 Sollte es zur Durchführung der Deutschen Hochschulmeisterschaften in Braunschweig kommen und ich weiterhin verletzungsfrei durchkomme, wäre das der Höhepunkt der diesjährigen Saison, nachdem ich die Edition 2013 in Kleve mehr als Kirmesrennen erachtete und dementsprechend absolvierte (Leider war es das auch von der Organisation her: aufgeblasenes Schwimmbecken mit Baugerüst als Ausstieg, schlechte Startgruppeneinteilung, schlechte Startzeiten) Dieses Jahr würde ich mein Glück mit einer Zeitfahrmaschine versuchen, sofern sie mir jemand leiht, da ich mir vorstelle auf einer flachen Strecke durchaus eine annehmbare Radzeit abzuliefern.
Boris: 

Deine drei besten Erlebnisse oder Dinge auf der Insel, was war das? 

Thomas:
1. Sa Calobra – obwohl der Berg oft als „so ein Ding, dass die Touristen machen, weil sie denken sie müssten es machen“ bezeichnet wird, hatte ich eine Rechnung offen. Ich habe es lange vor mir hergeschoben und war leider krank als Mathias da war. Mit Dominic, Michael und Stefan jedoch hatte ich keine Ausreden mehr und Angst vor den fast 200km ließen sie nicht gelten. Es war eine wunderschöne Tour im Gesamten. Speziell der kurvenreiche und malerische Anstieg jedoch verhalf mir zu einem Kloß im Hals: Ich fuhr ihn zuletzt vor acht Jahren mit sehr guten Kollegen, die ihr Rad längst an den Nagel gehangen haben. Ein kurzer Fingerzeig gen Himmel beim Durchfahren der 360° Schlusskurve drehte ein wenig die Zeit zurück, ließ mich noch einmal in der alten Truppe fahren und trieb mir einen Ansatz von Feuchtigkeit in die Augen…Nebel, Schweiss oder ähnliches…
2. Die herzliche Unterbringung bei Xisco, Pedro, Claudio und Juan im Hotel Paguera Treff. Zudem die ganze Konstellation der Gäste mit den Berliner Radfahrern, Jay, Fabian und natürlich den zwei Teamkameraden Metti und Dominic, die mich spontan für je eine Woche besuchen kamen. Ein Revival für 2015 ist in Planung.

3. Das erste Befahren der MA-10, der Küstenstrasse, von Andratx aus. Man schraubt sich 4km in den Himmel und sieht nur noch blau vor sich auftauchen … die Grenze zwischen Meer und Himmel ist nicht erkennbar… um Jay zu zitieren „The MA-10 is THE road …man …it is THE ROAD…“

4. Hier inmitten des Nirgendwo ein Klein Nightstorm gefunden zu haben. Eine Sonderlackierung für die wir im Jahre 2006 unser gesamtes Geld opferten und ein Quantum Pro ersteigerten und zu zweit von Paris in Heimat überführten.

Boris: Und die schlechtesten?

Thomas: 
1. Eine Woche Erkältung und Sitzprobleme, die ich in einem solchen Ausmaß nicht kannte…aber is ja auch kein Wunder, wenn man solch einen Sattel fährt  

2. Zwei Speichenbrüche, kaputte Lager an sämtlichen Pedalen und der Kurbel und generell die Konstitution meines Rades, das es einfach nicht gewohnt ist eine solche Kilometerleistung ohne Service absolvieren zu müssen.

3. Die Erweiterung meines Wissens um die Bedeutung des Silikonarmbandes in Regenbogenfarben ;) Hinzu kommt, dass ich es in 12 Wochen nicht geschafft habe, eine Ausfahrt mit der Besitzerin des Kleins hinzubekommen…

4. Keine eigene Kamera dabei zu haben… Ich wäre aber sonst auch nicht mehr zum Trainieren gekommen, da ich nur noch Fotos geschossen hätte …
Wie man erkennen kann ist das Jammern auf sehr hohem Niveau. Was soll es auch hier auf diesem wunderschönen Eiland auch groß zu bemängeln geben? Außer einer schlechten Infrastruktur bezüglich guter Fahrradläden.


Boris: Wir geben uns Mitte der Woche ja sozusagen die Klinge in die Hand. Ich reise Mittwochabend an, du Donnerstagmorgen ab. Jetzt werde ich nicht so lange auf der Insel sein wie du, für die sechs Tage, hast du einen Geheimtipp für mich, was ich unbedingt machen muss? Mit und ohne Rad, je einen Tipp, bitte!
Thomas: 
Da du die Insel wahrscheinlich wie deine Westentasche kennst, kann ich dir keine wirklichen Geheimtipps geben. Auf dem Rad wäre „Port de Valldemossa“ meine absolute Empfehlung, da der Anstieg gar kein Problem darstellt, aber wunderschön ist. Notfalls hab ich noch so einen kleinen Hügel mit einer Steigung jenseits der 20%, wenn du meinst, dass du zu viel Kraft hast ;) Dieser liegt in der Nähe von Esporles und ist ca. 7km lang. Jedoch ist die Strasse in einem sehr schlechten Zustand.
Ohne Rad wäre mein Tipp in der Bucht von Paguera mittels Schwimmbrille die Unterwasserwelt zu erkennen. Die Wassertemperatur liegt bei 20 Grad, ist also auch ohne Neo schwimmbar und was sich da unterhalb der Wasseroberfläche abspielt ist einfach traumhaft.

Boris: Welche Zeit muss ich Galilea hoch fahren um dich zu schlagen?

Thomas: Meine gemessene Zeit ist 14:33. Realistisch fahren würde ich derzeit 14:15-20. Dies sollte für dich absolut kein Hindernis darstellen. Ich bin jedoch zufrieden (in Anbetracht meines Körpergewichtes und dem Zustand meines Rades) und nachdem ich fünf Wochen zuvor 16:10 fuhr, zeigt sich dass mein Training sich etwas ausgezahlt hat.

 Abschließend noch zwei Anmerkungen: Der Aufenthalt hier hat gezeigt, wie ich meine Form über acht Jahre hinweg kontinuierlich habe schleifen lassen. Dies war jedoch vielen Faktoren verschuldet. Zudem erhielt ich vor ziemlich genau zwei Jahren die Diagnose aufgrund meiner Knieprobleme nie wieder Radfahren oder Laufen zu können. Ich war am Boden und wollte meine Räder verkaufen. In Anbetracht dessen bin ich mehr als glücklich über meinen derzeitigen Zustand und versuche in Zukunft wieder besser auf mich zu achten. Ich weiss nicht, ob es eine dritte Chance gibt, wenn man seine zweite vergibt. Ich habe aber auch kein Bedürfnis es auszuprobieren…
Boris: Dann wünsche ich dir schon mal eine gute Heimreise und viel Spass und Erfolg in Hachenburg. Ich freue mich auf unsere erste gemeinsame Tour in der Heimat nach unserer beider Mallorca Aufenthalte. und vielen Dank für die spannenden Berichte von der Insel.

Samstag, 17. Mai 2014

Die Sache mit Rapha und Team Sky

Vor einigen Tagen habe ich elektronische Post von Rapha bekommen. Sie wollten wissen warum ich schon so lange nichts mehr bestellt habe. Um mir meine Rückkehr zu versüßen gab es einen 15% Gutschein Code, gültig bis zum 22. May. Ich brauche ihn nicht, ich werde nichts bestellen. Meine Begeisterung ist erloschen. Und die war gewaltig, dass kann ich euch sagen. Hätte es mein Budget hergegeben, ich hätte alles gekauft. Mützen, Hosen, Beinlinge, Trikots, Jacken, ... Wenn jemand von euch den Gutschein nutzen möchte, hier ist er: "LCTOC012014". Bitteschön.

Es ist inzwischen schon einige Zeit her, dass ich Rapha entdeckt habe. Damals wurde Team Sky noch von Addidas gesponsort. Rapha war fast noch ein Geheimtipp, lange nicht so bekannt wie heute. Damals habe ich gerade wieder angefangen mehr Rad zu fahren und wollte nicht mehr in den schreiend bunten Trikots vergangener Profiteams und Vereine fahren. Das schlichte, unauffällige Design von Rapha war genau dass was ich suchte. Keine wirren Muster, keine schreienden Farben, dafür klare Linien und ausgefallene Materialien. Understatement.

Ich habe jeden Blogpost gelesen, jeden Film gesehen den Rapha veröffentlicht hat. Ich habe es förmlich verschlungen. Die Liebe und Begeisterung für den Sport, seine Schönheit, Eleganz, die Leiden, die Härte. Alles war so echt, so authentisch. Die Bilder waren so großartig. Die Cent Colls Radreise, welch eine Herausforderung! Ich habe Stunden auf dieser Internetseite verbracht und wirklich geglaubt, dass ich die Klamotten unbedingt brauche. Ich wollte auch so cool sein wie die Protagonisten auf den Bildern und in den Filmen. So gut aussehen, so entspannt, so stylish. So anders als in den bunten 90er Jahre Schlingfaser Trikots die in meinem Keller hingen. Ich habe es wirklich geglaubt. Und ich habe gelitten, mir unmöglich alles kaufen zu können. In einem Schlussverkauf habe ich dann zugeschlagen. Das Langarmtrikot aus der Cross Serie, ein weiteres aus schwerer Sportwool und noch dazu die Regenjacke. Den Kauf der Letzteren habe ich monatelang verheimlicht und sie immer einen halben Kilometer von Zuhause entfernt an oder ausgezogen um Budgetdiskussionen aus dem Weg zu gehen.

Und dann hat Rapha bekannt gegeben ab 2013 Team Sky zu sponsorn. Das war der Anfang vom Ende. Team Sky? Dieses Bayern München des Radsports? Diese Steber Mannschaft? Auf einmal bestand die halbe Internetseite nur noch aus Team Sky. Alles in Schwarz - Blau. Sky - Sky - Sky.

Im Radsport gibt es traditionell wenig Fans einzelner Mannschaften. Man ist Fan des Sports oder Fan eines Fahrers oder Fan der Leistung die erbracht wird. Der Fan als Anhänger einer einzelnen Mannschaft, unabhängig von den Fahrern, so wie im Fußball, ist selten. Daher ist es mir fremd in Profitrikots durch die Gegend zu fahren und mich auf diese Weise mit einer bestimmten Mannschaft zu identifizieren. Warum soll man das machen? Geld bezahlen um auch noch Werbung zu machen? Wozu? Denn wirklich schön ist keines der mit Werbung zugepflasterten Trikots der Profis.

Aber zurück zu Sky. Das fängt damit an, dass das durchschnittliche Fernsehprogramm und damit das Fernsehen als solches in meiner Wahrnehmung ein Medium von minderer Qualität ist. Brain-Junk-Food sozusagen. Und Sky verkauft Brain-Junk-Food für teueres Geld. Als ich in den 90ern im Retail-Banking gearbeitet habe, waren Sky (damals Premiere) Abbuchungen ein sicheres Indiz auf Kunden mit schlechter Bonität. Ja ja, ich weiss, das ist sehr eindimensional und es ist schon lange her und es gibt tolles, hochwertiges Fernsehen etc. etc. etc. Aber ich mag den Sponsor einfach nicht. Und ich mag Team Sky nicht, die Art und Weise wie Wiggins und Froome die Tour gewonnen haben. Kalt berechnet, gekauft mit dem  fettesten Budget der Branche. Ohne Panaché, so ganz anders als die Helden in den Rapha Stories. Vor einigen Tagen ist auf Crankpunkt dazu übrigens ein guter Artikel erschienen, lesenswert.

Und Rapha sponsort diese elitäre Bonzen Mannschaft und ist, natürlich, sonst würden sie es nicht machen, auch noch stolz drauf. Und auf einmal gibt es nicht nur Trikots aus Wolle, die doch viel besser sein sollen als diese modernen Plastikfasern, sondern es gibt den gleichen Super-Dupa-High-Tech Kram wie bei allen anderen. Nur natürlich viel besser. Ich war entsetzt. Der Sargnagel meiner Rapha Begeisterung war dann dieser schwarze Netzstoff-Swingerclub-Einteiler den Chris Froome letzten Winter stolz auf Twitter präsentiert hat. Ich dachte zuerst es wäre ein Fake, aber es war Ernst.

Wenn ich heute im Netz auf Rapha stoße denke ich mir vielleicht noch, "Ah, ein Rapha Bild", aber ich klicke schnell weiter, lese nicht, es fesselt mich nicht mehr. Es ist einfach nur ein ziemlich cleveres Marketing. All die Photos und die tollen Texte, die Filme. Das ist keine Arbeit von Liebhabern, von Amateuren. Das ist die Arbeit von Profis die einer ganz bestimmten Bildsprache folgen, die eine Auftragsarbeit abliefern die ganz genau dem entspricht, was bestellt wurde. Profis, die von ihrer Arbeit leben und die bezahlt werden. Rapha, darüber muss man sich klar sein, ist zunächst einmal eine Firma die ein Luxusprodukt verkauft und Profit machen möchte. Ein Luxusprodukt lebt zu einem großen Teil von den Emotionen mit denen es aufgeladen wird. Das ist das, was Luxus auszeichnet, nicht nur hochwertige Materialien und perfekte Verarbeitung. Luxus wohnt eine Unnötigkeit inne, die sich mit rationalen Maßstäben nicht bewerten lässt. Hier sind es die Leiden der Heroen, die Entbehrungen der Helden der Landstrasse, die Kameraderie, der Rückblick auf eine Tour, die uns an unsere Grenzen geführt hat, der Kampf gegen uns selbst, die Elemente und unsere Gegner, unerbitterlich und doch verbunden durch das Band einer Bruderschaft. All diese Geschichten und Bilder, so schön und ästhetisch wie Rapha sie auf uns einströmen lässt verbinden sich mit dem Produkt. Einer Legende, einer Ikone, wie ich heute in einem Mailing lese. Dabei frage ich mich wie ein Trikot, das es gerade einmal seit einem Jahrzehnt gibt, wie ein Kleidungsstück überhaubt zu einer Legende werden kann. Und mit dieser "Legende", in den Farben der Saison, werden auch wir uns so fühlen, so cool, so schnell, so erhaben wie Hinault, Anquetil, Merckx und all die Anderen. Wenigstens ein ganz klein wenig. Und das für nur 165 Euro. Immerhin gibt es die passenden Ärmlinge mit dazu. Ein Sonderangebot um ein klein wenig Merckx, Held der Landstrasse zu sein.

Jetzt mag man einwenden, dass etwas was 165 Euro kostet, zwar teuer, aber kein Luxus sein kann. Auch gibt es viele Radsport-Bekleidungsfirmen die Profiteams sponsorn. Und es gibt Marken, die noch sehr viel teurere Radsportkleidung herstellen. Es gibt sicher auch Sponsoren die in fragwürdigeren Branchen tätig sind als Sky.

Was also ist das Problem? Ich fühle mich in gewisser Weise missbraucht. Ich bin einem am Ende gewöhnlichen Marketing auf den Leim gegangen. Man hat mich an meiner Leidenschaft gepackt und mit ihr gespielt. Mich manipuliert. Ich musste erkennen, dass es kein Understatement ist Rapha zu tragen, sondern ganz gewöhnlicher Snobismus. Auf mich wirkt es inzwischen grossspurig, fast schon vulgär.

Trotzdem trage ich meine Rapha Sachen immer noch, hin und wieder, aber ob noch mal neues hinzukommt? Höchstens im Ausverkauf, aber selbst dann, der Zauber ist vorbei.

Ich hoffe nur das Café du Cyclist nicht auch diesen Weg einschlägt.

Dienstag, 13. Mai 2014

Joooohhhn !!!!

Vor einigen Wochen hat Brian Cookson, der UCI President, während einer Keynote im Rahmen der SportAccord Federation Tagung über den Kampf gegen Doping und Änderungen im Reglement gesprochen, die dem Radsport helfen können sich besser zu vermarkten. Unter anderem hat er über On-Board Kameras gesprochen, die den Zuschauern ganz neue Blickwinkel liefern können. Bisher ist dies im UCI Reglement ausdrücklich verboten.
 
Diese Woche findet in den USA die Amgen Tour of California statt und der Veranstalter hat eine Ausnahmegenehmigung bekommen, solche Kameras einzusetzen.
 
John Degenkolb wurde in einem Photofinish Zweiter hinter Mark Cavendish. Amazing!! Bitte mehr davon!
 

Sonntag, 11. Mai 2014

Contre la Montre

Nach der Landesverbandsmeisterschaft in Bliesransbach bin ich es erstmal langsam angegangen und habe die Woche über gar keinen Sport gemacht. Frei nach dem Motto: "Training macht schwach, Erholung macht stark." Da liegt der Gedanke sich nur noch zu Erholen natürlich nahe, leider gibt es ohne Belastung aber auch keine Entlastung, das nennt sich dann Superkompensation und ist der Dreh und Angelpunkt der modernen Trainingslehre. Die Vorstellung ewigen Müßigganges auf einem Südsee Eiland ist verlockend, trägt aber wenig zum Erreichen sportlicher Ziele bei.

Also genug der Superkompensation, jetzt wird wieder trainiert. Nochmal Grundlage, Kraft, Coretraining, Stretching, Intervalle, Trainingszycklen, Steigerungen des Umfanges und der Intensität, Erholung, und alles noch mal von vorne, nochmal, nochmal, härter. Verbesserungen am Material, der Position, tiefer, enger. Über Wochen einem Kulminationspunkt zustreben, an dem sich hoffentlich alles zusammenfügt und sich eine bestechende Form in einer fantastischen Leistung niederschlägt.

Der Kampf gegen die Uhr, der Moment der Wahrheit. Zeitfahren, Time Trail, Contre la Montre. Keine Taktik, kein Windschatten. Fünf, Vier, Drei, Zwo, Eins, Top. Von der Startrampe rollen. Beschleunigen, den Rhythmus finden, an der Grenze des gerade noch Erträglichen, Minute um Minute, nicht nachlassen und genau auf der Ziellinie fast zusammenbrechen. Das hört sich schrecklich an? Ja, das ist es wohl. Die meisten Rennfahrer schauen mich mit einer Mischung aus Entsetzen und Erstaunen an wenn ich offenbare nicht die übliche Abneigung gegen Zeitfahren zu teilen.

Vielleicht liegt es daran dass ich meine Rennfahrerkarriere mit einem Zeitfahren begonnen habe. Das muss Mitte der 80er gewesen sein. Mein damaliger Verein, die Weissen Wölfe Merzig, hatte die LVM im Zeitfahren ausgerichtet auf einer heute unvorstellbaren Strecke, von Merzig über die B51 bis zur Kreuzung in Beckingen und zurück. 10 km raus, 10 km rein. Auf einer Bundesstrasse!

Als Espoir bin ich sogar mal beim Grand Prix des Nation gestartet. Das Zeitfahren gibt es heute nicht mehr. Für Fahrer wie Hinault war das einer der Saisonhöhepunkte. Ein Rennen, prestigeträchtiger als die Weltmeisterschaft, auf dass sich akribig vorbereitet wurde. Um zu den 15 Fahrern jeder Altersklasse zu gehören die starten durften, musste man seine Palmarés an die ASO senden und sich bewerben. Und ich war dabei. Die gleiche Akkreditierung als "Coureur" um den Hals wie Bjarne Riis. Ein Schild mit meinem Namen über die ganze Breite des Autos hinter mir. Eine geliehene Scheibe im Rad. Die Startrampe, der Zielwagen, alles wie bei der Tour und viele Nummern grösser als das, was ich bis dahin erlebt hatte. Und ich lieferte die schlechteste Leistung des Jahres ab und wurde Letzter, immerhin in einem Rennen gegen den späteren Weltmeister der U23. (In einer früheren Version hatte ich geschrieben, dass ich bei den Junioren gestartet bin, tatsächlich war es aber bei der U23).
 
Zeitfahren also. Ich habe aufgerüstet und eine günstige Gelegenheit genutzt. Jetzt steht im Keller ein echter Zeitfahrbolide. Scheibe hinten, 100mm Felge vorne, Zeitfahrlenker, Aufsatz.
 
Am 5. Juli wird sich zeigen ob es was hilft, dann findet in Rüssingen die Landesverbandsmeisterschaft statt.