Montag, 19. Mai 2014

Oberlenker meets Unterlenker


Als Thomas mir im Februar von seinem bevorstehenden, dreimonatigen Auslandspraktikum als Tourenguide auf Mallorca erzählt hat, kam schnell die Idee auf, darüber auf diesem Blog zu berichtet. Das sollte doch genug Stoff abwerfen für die ein oder andere spannende Geschichte. Diese Annahme hat sich auch vollauf bestätigt. Hier gehts zu Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4. Aber wie alles, hat auch Thomas' Zeit auf der Insel ein Ende. Am kommenden Donnerstag geht es zurück in heimatliche Gefilde, das habe ich zum Anlass genommen, ihm ein paar Fragen zu stellen.

Boris: Thomas, deine Zeit Mallorca geht zu Ende, wie viele Kilometer bist du geschwommen, gefahren und gelaufen?
Thomas: Ich hab das Ganze mal durchgerechnet, da ich hier aufgehört habe nach Kilometerleistungen zu trainieren. Lediglich Trainingsdauer und –belastung sind die Faktoren nach denen ich mein Training ausrichte. Da ich stets ehrlich bin und normal sage: ich laufe nicht und habe nicht viel trainiert, gebe ich jetzt aber auch zu, dass ich ein bisschen was gemacht hab. 
In Zahlen 129,2km im Wasser (Wochenschnitt: 10,8km, jedoch mit meist vier oder fünf Einheiten pro Woche), Rad 3808km (Wochenschnitt 317,3km) und wie gewohnt „starke“ Laufleistung von 97km (Schnitt 8,1km), jedoch zumeist Intervalle, um meine anfällige Knochenhaut und mein Knie zu schonen. Daraus ergibt sich ein Wochenschnitt inkl. ein bisschen Athletik von 18,5h.
Boris: Nicht schlecht! Bist du in Form? 

Thomas: Siehe Ende letzter Antwort ;) Im Ernst, ich übe mich in Zurückhaltung, kann aber guten Gewissens sagen, dass ich einen ernsthaften und durchaus strukturierten Trainingsaufbau wie seit Jahren nicht mehr durchlebt habe und mich im Wasser als konkurrenzfähig erachte. Auf dem Rad habe ich mich nie besser gefühlt und hoffe dies im Wettkampf umsetzen zu können. Meine Cosmics rufen mich schon im Schlaf. Ich habe eventuell zu wenig harte Einheiten gefahren. Laufen ist wie immer ein Roulette-Spiel…Und Athletik wurde sträflichst vernachlässigt…“Business as usual…“

Boris: Ändert dein Aufenthalt hier deine Pläne für die Triathlon Saison? 

Thomas: Die Wettkämpfe bleiben im Großen und Ganzen gleich, jedoch setze ich mir nun höhere Ziele als reines Ankommen. Eventuell erweitere ich den Wettkampfplan um Echternach, wo ich zweimal gewinnen konnte und Weisswampach. Aber die beiden würde ich auch in schlechter Form durchführen…
Hast du ein grosses Ziel?
 Sollte es zur Durchführung der Deutschen Hochschulmeisterschaften in Braunschweig kommen und ich weiterhin verletzungsfrei durchkomme, wäre das der Höhepunkt der diesjährigen Saison, nachdem ich die Edition 2013 in Kleve mehr als Kirmesrennen erachtete und dementsprechend absolvierte (Leider war es das auch von der Organisation her: aufgeblasenes Schwimmbecken mit Baugerüst als Ausstieg, schlechte Startgruppeneinteilung, schlechte Startzeiten) Dieses Jahr würde ich mein Glück mit einer Zeitfahrmaschine versuchen, sofern sie mir jemand leiht, da ich mir vorstelle auf einer flachen Strecke durchaus eine annehmbare Radzeit abzuliefern.
Boris: 

Deine drei besten Erlebnisse oder Dinge auf der Insel, was war das? 

Thomas:
1. Sa Calobra – obwohl der Berg oft als „so ein Ding, dass die Touristen machen, weil sie denken sie müssten es machen“ bezeichnet wird, hatte ich eine Rechnung offen. Ich habe es lange vor mir hergeschoben und war leider krank als Mathias da war. Mit Dominic, Michael und Stefan jedoch hatte ich keine Ausreden mehr und Angst vor den fast 200km ließen sie nicht gelten. Es war eine wunderschöne Tour im Gesamten. Speziell der kurvenreiche und malerische Anstieg jedoch verhalf mir zu einem Kloß im Hals: Ich fuhr ihn zuletzt vor acht Jahren mit sehr guten Kollegen, die ihr Rad längst an den Nagel gehangen haben. Ein kurzer Fingerzeig gen Himmel beim Durchfahren der 360° Schlusskurve drehte ein wenig die Zeit zurück, ließ mich noch einmal in der alten Truppe fahren und trieb mir einen Ansatz von Feuchtigkeit in die Augen…Nebel, Schweiss oder ähnliches…
2. Die herzliche Unterbringung bei Xisco, Pedro, Claudio und Juan im Hotel Paguera Treff. Zudem die ganze Konstellation der Gäste mit den Berliner Radfahrern, Jay, Fabian und natürlich den zwei Teamkameraden Metti und Dominic, die mich spontan für je eine Woche besuchen kamen. Ein Revival für 2015 ist in Planung.

3. Das erste Befahren der MA-10, der Küstenstrasse, von Andratx aus. Man schraubt sich 4km in den Himmel und sieht nur noch blau vor sich auftauchen … die Grenze zwischen Meer und Himmel ist nicht erkennbar… um Jay zu zitieren „The MA-10 is THE road …man …it is THE ROAD…“

4. Hier inmitten des Nirgendwo ein Klein Nightstorm gefunden zu haben. Eine Sonderlackierung für die wir im Jahre 2006 unser gesamtes Geld opferten und ein Quantum Pro ersteigerten und zu zweit von Paris in Heimat überführten.

Boris: Und die schlechtesten?

Thomas: 
1. Eine Woche Erkältung und Sitzprobleme, die ich in einem solchen Ausmaß nicht kannte…aber is ja auch kein Wunder, wenn man solch einen Sattel fährt  

2. Zwei Speichenbrüche, kaputte Lager an sämtlichen Pedalen und der Kurbel und generell die Konstitution meines Rades, das es einfach nicht gewohnt ist eine solche Kilometerleistung ohne Service absolvieren zu müssen.

3. Die Erweiterung meines Wissens um die Bedeutung des Silikonarmbandes in Regenbogenfarben ;) Hinzu kommt, dass ich es in 12 Wochen nicht geschafft habe, eine Ausfahrt mit der Besitzerin des Kleins hinzubekommen…

4. Keine eigene Kamera dabei zu haben… Ich wäre aber sonst auch nicht mehr zum Trainieren gekommen, da ich nur noch Fotos geschossen hätte …
Wie man erkennen kann ist das Jammern auf sehr hohem Niveau. Was soll es auch hier auf diesem wunderschönen Eiland auch groß zu bemängeln geben? Außer einer schlechten Infrastruktur bezüglich guter Fahrradläden.


Boris: Wir geben uns Mitte der Woche ja sozusagen die Klinge in die Hand. Ich reise Mittwochabend an, du Donnerstagmorgen ab. Jetzt werde ich nicht so lange auf der Insel sein wie du, für die sechs Tage, hast du einen Geheimtipp für mich, was ich unbedingt machen muss? Mit und ohne Rad, je einen Tipp, bitte!
Thomas: 
Da du die Insel wahrscheinlich wie deine Westentasche kennst, kann ich dir keine wirklichen Geheimtipps geben. Auf dem Rad wäre „Port de Valldemossa“ meine absolute Empfehlung, da der Anstieg gar kein Problem darstellt, aber wunderschön ist. Notfalls hab ich noch so einen kleinen Hügel mit einer Steigung jenseits der 20%, wenn du meinst, dass du zu viel Kraft hast ;) Dieser liegt in der Nähe von Esporles und ist ca. 7km lang. Jedoch ist die Strasse in einem sehr schlechten Zustand.
Ohne Rad wäre mein Tipp in der Bucht von Paguera mittels Schwimmbrille die Unterwasserwelt zu erkennen. Die Wassertemperatur liegt bei 20 Grad, ist also auch ohne Neo schwimmbar und was sich da unterhalb der Wasseroberfläche abspielt ist einfach traumhaft.

Boris: Welche Zeit muss ich Galilea hoch fahren um dich zu schlagen?

Thomas: Meine gemessene Zeit ist 14:33. Realistisch fahren würde ich derzeit 14:15-20. Dies sollte für dich absolut kein Hindernis darstellen. Ich bin jedoch zufrieden (in Anbetracht meines Körpergewichtes und dem Zustand meines Rades) und nachdem ich fünf Wochen zuvor 16:10 fuhr, zeigt sich dass mein Training sich etwas ausgezahlt hat.

 Abschließend noch zwei Anmerkungen: Der Aufenthalt hier hat gezeigt, wie ich meine Form über acht Jahre hinweg kontinuierlich habe schleifen lassen. Dies war jedoch vielen Faktoren verschuldet. Zudem erhielt ich vor ziemlich genau zwei Jahren die Diagnose aufgrund meiner Knieprobleme nie wieder Radfahren oder Laufen zu können. Ich war am Boden und wollte meine Räder verkaufen. In Anbetracht dessen bin ich mehr als glücklich über meinen derzeitigen Zustand und versuche in Zukunft wieder besser auf mich zu achten. Ich weiss nicht, ob es eine dritte Chance gibt, wenn man seine zweite vergibt. Ich habe aber auch kein Bedürfnis es auszuprobieren…
Boris: Dann wünsche ich dir schon mal eine gute Heimreise und viel Spass und Erfolg in Hachenburg. Ich freue mich auf unsere erste gemeinsame Tour in der Heimat nach unserer beider Mallorca Aufenthalte. und vielen Dank für die spannenden Berichte von der Insel.

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