Saar Lux Challenge VC Dräilännereck Schengen
Das erste Rennen war in Schengen, in Luxembourg (genau, das Schengen mit dem Abkommen), ein Zeitfahren mit anschliessendem Rundstrecken und beinahe wäre ich zu spät gekommen! Es ist ja Fluch und Segen, wenn man es nicht weit hat. Meine Startzeit für das Zeitfahren war um 8:40 und irgendwie habe ich mir beim Kaffeetrinken zu viel Zeit gelassen. Um 7:50 habe ich dann mit Erschrecken festgestellt, dass es keine Stunde mehr ist bis zum Start und ich noch zuhause sitze statt mit der Nummer auf dem Rücken auf der Rolle. Auf dem Weg ist dann auch noch die Tankanzeige angesprungen, aber natürlich hat es gereicht und Warmfahren ist ja auch total überbewertet.Nachdem ich letztes Jahr mein Zeitfahrrad zugunsten des Cannondale Slate verkauft habe, bin ich die beiden 5 Kilometer Runden auf dem technischen Kurs mit dem Aeroad gefahren. Der aerodynamische Nachteil auf den Geraden wird durch die leichtere Manövrierbarkeit in und die bessere Beschleunigung nach den Kurven nicht ganz ausgeglichen und so war ich dann auch etwas langsamer als im Vorjahr, aber viellicht hätte gründliches Warmfahren auf der Rolle ja doch geholfen. Immerhin reichte die Zeit von 14:20 zu einem fünften Platz in der Masterswertung. Bei den Junioren wäre ich mit dieser Zeit unter ferner liefen gewesen, der Schnellste, Arthur Kluckers vom ausrichtenden Verein, ist eine unglaubliche 12:11 gefahren. Caramba!
In der Pause zwischen dem Zeitfahren und dem späteren Rundstreckenrennen bin ich eine gemütliche Runde bis nach Remich und zurück nach Schengen gefahren, einschliesslich einer sehr entspannten Kaffeepause bei herrlichstem Frühjahrswetter am Europäischen Museum mit Tourist-Watching. Wäre ich ja fast auch zum Rundstreckenrennen zu spät gekommen! Das ging dann zusammen mit den Junioren über 12 Runden oder 60 Kilometer. Für die Jungen zählte das Rennen wie schon das Zeitfahren am Morgen und dem Straßenrennen in Überherrn am nächsten Tag zur Saar-Lux Challenge. Auf dem engen, windanfälligen Kurs mit einer ganzen Reihe an Kurven folgte eine Attacke auf die andere und nach jeder Kurve war ein anständiger Antritt gefragt. Um dem Ziehharmonika Effekt zu entgehen, war es wichtig sich weit vorne aufzuhalten. Je weiter hinten man sich befindet, umso langsamer fährt das Feld um eine Kurve und umso stärker muss man antreten um wieder Anschluss zu finden. Obwohl mir die Kurvenhatz eigentlich nicht sonderlich liegt, komme ich auf dem Kurs in Schengen ganz gut zurecht und konnte mich vorne halten und habe auch einige Attacken versucht. Letztendlich kamen die Masters alle zusammen im Hauptfeld hinter den drei Spitzenreitern an, die Gesamtwertung entsprach somit der Reihenfolge nach dem Zeitfahren und der Sieg ging an Alberto Kunz vom il Diavolo - Pure White Team.
Wie in den letzten Jahren hat der VC Dräilännereck Schengen eine perfekt organisierte Veranstaltung auf die Beine gestellt. Der Verzicht auf ein Eliterennen schafft genug Zeit für einen Renntag mit Fokus auf den Nachwuchsklassen. Die jungen Sportler (und die alten Säcke) bekommen so die seltene Möglichkeit sich an einem Tag in einer Kombination aus Zeitfahren und Rundstreckenrennen zu beweisen. Der Kurs räumt allen Fahrern Chancen ein und ist komplett vom Verkehr abgesperrt. Da kann ich nur sagen: Daumen hoch und weiter so! Ich freue mich schon auf 2019!
Vielen Dank an Albert Krier für die Bilder, noch viele mehr, auch von den anderen Klassen sind auf Albert's Facebookseite zu finden.
Veloclub Schengen Facebook / Homepage
Straßenrennen in Überherrn
Am nächsten Tag war schon wieder frühes Aufstehen angesagt, die Senioren starten ja in der Regel als Erste. In Überherrn fiel der Startschuss um Punkt 9:00. Um mit Hinblick auf die noch kommenden Rennen ein paar zusätzliche Kilometer zu sammeln, bin ich mit dem Rad hin und auch wieder zurück gefahren. Der Hinweg war ein echter "Early Bird Ride", die Sonne stand noch tief, Nebel hing über den Feldern, die Straßen waren leer und die Luft noch frisch.Überherrn ist eines der letzten echten Straßenrennen in der Region, dass auf einer großen Runde gefahren wird. Die Senioren hatten derer drei zu bewältigen, rund 42 Kilometer. Prägendes Element der Strecke ist der Rammelfanger Berg, der aus dem Tal bei Ihn wieder auf die Höhe des Saargaus führt. Der Anstieg an sich ist ein Rollerberg, der noch gut mit dem großen Kettenblatt gefahren werden kann. Die Schwierigkeit ist dabei eher die nur noch minimal ansteigende Strecke durch Rammelfangen nach der eigentlichen Steigung, im Englischen würde man das sehr treffend als "False Flat" bezeichnen. Wenn man dann endlich oben ist, folgt auch nur eine kurze abschüssige Passage ("Abfahrt" wäre hier schon übertrieben) bevor die nächste fiese Welle im Weg steht. Nachdem die erste Runde relativ langsam gefahren wurde habe ich beim zweiten Anstieg kurz vor Rammelfangen richtig attackiert und konnte mich zusammen mit Marcus Rummel vom RSV Stuttgart-Vaihingen 1901 absetzen. Anfangs hatten wir noch kurz Gesellschaft von einem anderen Fahrer, in der dritten Runde schlossen vor dem Berg mit Claude Christ vom Auto Reiter Masters Team 2018 und Daniel Höhn (Tages Lizenz) zwei weitere Fahrer auf. Marcus entledigte uns dieser Gesellschaft durch einen Antritt auf der Kuppe der letzten Welle vor der Abfahrt zum Ziel. Damit war ich eigentlich auf den zweiten Platz gesetzt, denn einen Sprint verliere ich normalerweise so sicher wie das Amen in der Kirche. Nun ist die Zielankunft in Überherrn eine besondere: Es gibt keine engen Kurven die irgendein technisches Geschick erfordern würden, dafür gehen die letzten 500 Meter auf einer breiten, offenen Landstraße mit etwa fünf Prozent anständig bergauf. Wichtig ist hier nicht zu früh zu sprinten, denn dann kann es bis zur erlösenden Ziellinie sehr weit sein. Ich bin von vorne gefahren, bei 150 Meter habe ich angetreten und es hat gereicht! Ich habe einen Sprint gewonnen! Zum zweiten Mal nach 2000 (damals habe ich die C-Klasse mit einer langen Soloflucht gewonnen) konnte ich mit den Armen in der Luft über die Linie des Überherrner Rennens fahren.
Das Rennen in Überherrn fand schon zum 35. Mal statt. Dementsprechend routiniert und, nach allem was ich gesehen habe, perfekt ist die Veranstaltung abgelaufen. Die Elite Fahrer wurden sogar von Cheerleaderinnen angefeuert und geehrt! Große Klasse finde ich die Internetseite zu dem Rennen mit vielen tollen Bilder, Videos und den Ergebnissen dieses und der letzten Jahre.
Vielen Dank an Jörg Aumann und Christian Hennrich für die Bilder.
RSC Überherrn Facebook / Homepage
Offenbach an der Queich - 1. Mai
Die Tradition verlangt es ja, am 1. Mai eine Radtour mit guten Kumpels zu machen. der Startschuss zu meiner 1. Mai Tour fiel schon um 8:30 in Offenbach an der Queich. Das ist eine gute 150 km Fahrt von von Merzig aus. Letztes Jahr habe ich die "Am-Vortag-Anreisen-Und-Im-Auto-Campen-Variante" probiert, das hat aber auch nix getaugt. Dieses Jahr war also frühes Aufstehen angesagt. Nachdem der Frühling in den Tagen und Wochen zuvor mit ungewohnt mildem Wetter glänzte, war es am 1. Mai wieder richtig kalt. Im Gegensatz zum Vorjahr blieben wir zumindest vom Regen verschont, aber die gerade mal 6° am Start waren empfindlich frisch.
Der Kurs in Offenbach ist fünf Kilometer lang, flach und (fast) rechteckig. Auf der langen geraden raus kam der Wind von vorne, auf dem Rückweg von hinten. Raus waren 35 km/h schnell, rein pendelte die Geschwindigkeit zwischen 45 und 50 km/h. Eigentlich keine Rahmenbedingungen für frühe Aktionen. Mein Plan sah vor, mich möglichst lange zurückzuhalten, Kräfte zu sparen, kurz vor Schluss zu attackieren und dem Feld mit einer kleinen Gruppe zu entfliehen um einem Massensprint zu entgehen. Also ungefähr dem Plan zu folgen, mit dem Alberto Kunz 2017 erfolgreich war.
In der zweiten Runde, zwei Ausreißer waren gerade gestellt, wollte Alberto Kunz an der Spitze des Feldes die Führung abgeben und ist zur Seite gefahren, der zweite Fahrer wollte aber nicht nach vorne und blieb am Hinterrad. So ging es einige Male über die ganze Straßenbreite hin und her, das Feld in einer langen Schlange den Wellen in der Spitze folgend. Ich befand mich an Vierter oder fünfter Position und dachte mir, naja, vielleicht kann ich eine Fluchtgruppe initiieren? Also habe ich angetreten und als ich wenige Meter später nach hinten schaute befand ich mich alleine vorne, das Feld in voller breite 100 Meter hinter mir. Was macht man da? Immerhin waren es noch über 50 Kilometer bis zum Ziel, viel zu weit für eine Soloflucht. Also Beine hochnehmen und auf das Feld warten? Oder weiterfahren und hoffen, dass weitere Fahrer entwischen und sich eine Fluchtgruppe bildet? Ich habe mich für das Weiterfahren entschieden. Leider kam keine Unterstützung von hinten. Dafür ist mein Vorsprung zwischenzeitlich auf über eine Minute angestiegen. Chancen habe ich mir trotzdem keine ausgerechnet. 50 Kilometer! Bei dem Wind! Stattdessen habe ich immer nur versucht bis zur nächsten Prämie zu überleben. Noch acht, sieben, sechs, fünf, ... bei vier Runden, also 20 Kilometer habe ich erstmals gedacht, dass es reichen könnte. Aber der Vorsprung schmolz und wenn das Feld sich eine Runde einig gewesen wäre, hätten sie mich wieder gehabt. Und irgendwie habe ich auch gehofft, dass sie bald von hinten kommen und es endlich vorbei wäre. Ich hätte mich am Ende eingereiht und hätte zumindest den fiktiven Preis für den kämpferischsten Fahrer gewonnen. Aber nein, es kam niemand. Weiter, weiter, immer weiter. Am Ende wurde es knapp, ich wusste, ich muss mit mindestens 20 Sekunden Vorsprung die letzte Gegenwindgerade hinter mich bringen muss um mich über die letzten drei Kilometer vor einem um den zweiten Platz sprintenden Feld ins Ziel zu retten. Einige Freunde taten im Feld ihr Bestes um das Tempo etwas zu verschleppen und so hat es tatsächlich gereicht! Nach über 50 Kilometern konnte ich zum zweiten Mal in dieser Saison freihändig über die Ziellinie fahren.
Das Rennen in Offenbach war ein Paradebeispiel für die Besonderheit von Radrennen. Natürlich hat ein einzelner Fahrer keine Chance gegen ein Feld, dass sich die Führungsarbeit teilen und immer sehr viel schneller fahren kann, besonders im Flachen und bei Gegenwind. Die Chancen einer solchen Soloflucht tendieren gegen null. Wären sich nur zwei der anwesenden Mannschaften einig gewesen und hätten zusammengearbeitet, das Feld hätte mich jederzeit innerhalb einer Runde stellen können. Waren sie aber nicht! Die taktische Komponente und das Nutzen von Chancen die es eigentlich gar nicht gibt, das ist für mich Radrennen! (Gut, das liegt vielleicht auch daran, dass ich im Sprint keine Chance habe).
Wie der VC Schengen und der RSC Überherrn hat auch der RV Offenbach Queich ganze Arbeit geleistet und eine super Veranstaltung auf die Beine gestellt. Großes Spektakel war das Klappradrennen. Schaut euch unbedingt die Bilder auf der Homepage des Vereines an.
RV Offenbach Queich Facebook / Homepage
Vielen Dank an Marco Foster für die beiden Bilder von unterwegs und der Zieldurchfahrt.
Mit zwei Siegen auf dem Konto ging es danach zur gemeinsamen Landesmeisterschaft der Verbände Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz nach Bann. Wie es mir dort erging, das berichte ich im nächsten Post.
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