So weit so gut. Vor einigen Tagen war es an der Zeit das gute Rad in den Winterschlaf zu schicken und die Wintermühle aufzuwecken. Bei der ersten Fahrt wurde ich schnell daran erinnert, das die Laufräder ihre besten Zeiten schon lange hinter sich hatten. Die Felge tailliert und der Freilauf ausgenudelt. Was Neues musste her. Alu, Felgenbremse, stabil, maximal mittleres Preisegment, Gewicht egal aber bitte mit anständigen Lagern. Schnell bin ich bei den Mavic Cosmic Elite UST hängengeblieben. Mit Reifen kostet der Satz beim Internethändler meines Vertrauens knappe 350 Euro, 100 Euro unter der Preisempfehlung. Ein paar Klicks und zwei Tage später stand die Post mit einem stattlichen Paket vor der Tür.
Cosmic Elite UST. Letzteres steht für "Universal Standard Tubeless", dieses Mavic eigene System soll die Montage von Tubeless Reifen zu einem Kinderspiel machen. Man kann die Räder natürlich auch mit Schlauch fahren. Aber gut, wenn die Räder schon mal so da stehen, gebe ich diesem Tubeless mal eine Chance.
Neben den Laufrädern, Reifen und Schnellspannern liegt dem Satz auch eine Flasche Dichtmittel, eine Spritze zum Einfüllen des Selbigen, zwei Plastik-Dinger zur De-/Montage der Ventil-Kerne und ein Distanzring zum Umbau von 11 auf 10fach bei. Die Reifen sind bereits montiert und man kann direkt loslegen mit dem Einfüllen der Dichtmilch. Ich widerstand der Versuchung und habe erstmal die Reifen demontiert. Das ging mit nur einem Reifenheber ganz einfach, unter den Mantel stecken, umklappen und durchziehen und schon war der Reifen runter, einmal vorne, einmal hinten, ein wahres Kinderspiel. Dann ging es ans Wiegen.
Mavic gibt als Gewicht für den Satz ohne Reifen 1770 gr an. Ich habe für das Vorderrad 900 und das Hinterrad 1120 gr gewogen, also deutlich mehr als die Herstellerangabe. Die Reifen liegen mit jeweils 320 gr ebenfalls über dem Sollwert von 260 gr. Das ist für mich weiter kein Problem, allerdings ist eine Differenz von insgesamt 370 Gramm doch recht hoch und etwas erstaunlich. (Bitte Update am Ende des Posts beachten.)
Als nächstes Stand die Montage der Reifen an. Ohne die Zuhilfenahme von Reifenhebern waren die Mäntel nur mit der Hand ruck zuck aufgezogen, dass war nicht nur ein Kinderspiel, sondern eine wahre Freude! So soll es sein! Als Nächstes habe ich etwas Luft in die Reifen gepumpt, der Druck ist angestiegen und es hat nirgendwo gezischt. Wohlgemerkt mit einer normalen Standpumpe! Aber Moment, da fehlte ja noch das Dichtmittel. Also habe ich die Luft noch mal abgelassen, den Ventilkern rausgedreht und je 30ml Dichtmittel durch die Ventile eingefüllt. Das ging auch ganz prima direkt aus der Flasche, die beiliegende Spritze habe ich nicht gebraucht. Danach wird der Ventilkern nochmal eingeschraubt und das Rad für 30 Sekunden gedreht, so soll sich das Dichtmittel verteilen. Beim anschließenden Aufpumpen soll man zunächst bis zum maximalen Druck (7 bar mit 25mm Reifen) pumpen, damit sich alles setzen kann und fertig ist die Montage der Tubeless Reifen. Der ganze Vorgang dauert dabei nicht länger als die Montage von Reifen mit Schläuchen.
Auf der Straße sind die Laufräder absolut unauffällig. Der Freilauf ist vergleichsweise leise, die Alufelgen erzeugen wenig Resonanz und “rumpeln” somit weniger als Carbonlaufräder. Die Reifen fühlen sich gut an und der Gripp scheint tadellos zu sein. Da ich bisher mit den Rädern erst wenige Kilometer gefahren bin, kann ich noch nichts zur Haltbarkeit sagen. Die Bremsflächen sind plan und die Räder einwandfrei zentriert, das Bremsverhalten ist so, wie es sich nun mal mit Felgenbremsen auf Alu bremst, wie immer halt.
Der Cosmic Elite UST ist der günstgste “Aero” Laufradsatz von Mavic. Das Günstige zeigt sich dabei unter anderem an den normalen Vierkant Nippeln und den recht einfachen Schnellspannern. Die technischen Daten lassen sich am besten auf der Mavic Seite nachlesen.
Erwähnen muss ich noch, dass das Vorderrad vor jeder Fahrt nachgepumt werde möchte, dem Augenschein nach ist alles in Ordnung und nirgendwo tritt Dichtmittel aus. Ich nehme an, dass mir bei der Montage eine Ungenauigkeit unterlaufen ist. Bei nächster Gelegenheit werde ich den Reifen nochmal neu montieren und bin überzeugt, dass die Luft dann genauso gut hält wie hinten.
Als vorläufiges Fazit kann ich festhalten, dass wenn Tubeless so einfach und unkompliziert ist, dann lege ich meine anfängliche Skepsis gene ab und sage ab sofort: Tubeless am Rennrad? Warum nicht?
Update 21.11.2018
Gestern wurde ich von Mavic kontaktiert, die das Übergewicht meiner Messung genauso erstaunlich fanden wie ich. Ich habe daher gestern Abend nochmal das Vorderrad vom Reifen befreit und beides gewogen. Tatsächlich scheint meiner Waage (oder mir, aber das würde ich natürlich nie zugeben) beim ersten Versuch ein Fehler unterlaufen zu sein. Der Reif wiegt 280 Gramm, bei dem Vorderrad ohne Reif und Schnellspanner komme ich auf 840 Gramm (Mavic 815), beim Hinterrad mit Reif und Dichtmittel, aber ohne Schnellspanner und Kassette auf 1310 Gramm, was 1000 Gramm ohne Reifen entspricht (Mavic 955), also immer noch etwas mehr, aber eben nur etwas. Bei den drei Mehlpackungen, die ich zur Kontrolle gewogen habe, hat die Waage übrigens jedesmal exakt 1 Kilo angezeigt. Heute morgen hatte der Vorderreifen noch seinen vollen Luftdruck gehabt, es könnte sein, dass der Ventilkern bei meinem ersten Versuch nicht fest genug eingeschraubt war. Jetzt funktioniert es.
Links
Homepage Mavic Cosmic Elite UST / Yksion Pro UST