Vor einigen Wochen habe ich am Ventoux mit meinem 36 Semi-Kompakt Kettenblatt und dem 28 Ritzel ziemlich gelitten. Die Übersetzung war immer noch zu groß. Für den Engadin Radmarathon musste daher eine noch bergtauglichere Übersetzung her. Für einen kleineren Gang gibt es zwei Möglichkeiten, eine kleineres Kettenblatt vorne oder einen größeren Kranz hinten oder auch eine Kombination aus beidem.
Der Ausdruck kleiner Gang bezieht sich hierbei auf die Entfaltung, also den Weg, den man bei einer Kurbelumdrehung zurücklegt. Kleiner Weg, kleiner Gang. Großer Weg, großer Gang.
Die Entfaltung läßt sich ganz einfach ausrechnen:
(Zähne Kettenblatt / Zähne Ritzel) x Umfang Laufrad
Ein 28" Rennrad mit einem 25mm Reifen (25-622) hat einen Umfang von etwa 2135mm. Bei einer Kurbelumdrehung mit 53x11 legt man somit 10,3 Meter zurück. (53/11=4,81 -- 4,81x2,135=10,3)
Es ist offensichtlich, dass es Kombinationen aus Kettenblatt und Ritzel gibt, die die gleiche Entfaltung produzieren, z.B. 39x14=5,95 und 53x19=5,96. Oft wird behauptet, dass sich Kombinationen mit der größeren Summe der Zähne (53+19=72 > 39+14=53) besser treten lassen. Tatsächlich winkeln sich die einzelnen Kettenglieder weniger stark ab wenn sie eine weitere Kurve beschreiten. Darüber hinaus könnte noch eine Rolle spielen, dass die Kette auf einem größeren Kettenblatt weiter aussen ist und somit die Hebelwirkung größer ist, ähnlich wie bei ovalen Kettenblättern. Tatsächlich spielt das alles aber nur eine untergeordnete Rolle und ist in erster Linie eine Frage der persönlichen Vorliebe. Ein guter Artikel dazu mit den physikalischen Hintergründen hier im Cyclist Magazin.
Wichtiger ist ein anderer Punkt, der Unterschied zwischen den einzelnen Gängen und zwischen den Kettenblättern ist mit einer Standard Kurbel (53x39) geringer als mit einer Kompakt Kurbel (50x34). Die Kompakt Kurbel bietet dahingegen die größere Bandbreite an Übersetzungen. Sehr gut und anschaulich erklärt wird dies auf Cyclingtips.
Zurück zum Engadin Radmarathon, am Ventoux war ich mit einem kleinsten Gang von 36x28 unterwegs, das ist eine Entfaltung von 2,75m. Eine größere Kassette (11-32) hätte auch ein Schaltwerk mit einem längeren Käfig erfordert (SRAM Wifi). Ein recht teurer Umbau. Der kleinste Gang 36x32 hätte dann 2,40 m gehabt.
Alternativ habe ich zu dem 34er Kettenblatt gegriffen, das auf der Kompakt Kurbel an meinem Winterrad montiert war. 34x28 ergibt 2,59. Der Nachteil ist hier, dass der Unterschied zwischen großem und kleinen Kettenblatt sehr groß ist und man beim Wechsel der Kettenblätter auch immer einige Gänge auf der Kassette wechseln muss. Beachten muss man auch, dass die Kapazität des Umwerfers nicht überschritten wird. In meinem Fall hat der SRAM Force 10-fach Umwerfer die Aufgabe ohne Probleme gemeistert.
Der Unterschied zwischen 36x28 und 34x28 beträgt zwar nur 16 cm, war aber genau das, was mir an den steilen Abschnitten erlaubt hat, noch einigermaßen flüssig zu treten. Bei 10 km/h sind es etwa 4 Umdrehungen mehr pro Minute, wenn man über eine Stunde klettert ist das schon ein merklicher Unterschied.
(Gut, wenn ich das jetzt so sehe, vielleicht hat es auch einfach nur an meiner besseren Einteilung der Kräfte gelegen, dass ich im Engadin nicht so eingebrochen bin wie am Ventoux und ich hätte es bei dem 36er Kettenblatt belassen können)
Im Internet gibt es Entfaltungs-Rechner (Gar Calculator) ohne Ende. Der Beste ist von Dirk Feegen und nennet sich RitzelRechner.
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