Freitag, 31. Juli 2015

Die grüne Hölle

Am vergangenen Freitag wurde im Rahmen des 24 Stunden Rennens auf dem Nürburgring ein Zeitfahren über eine Runde ausgetragen. Die Jagd nach dem Rundenrekord. 22 Kilometer durch die grüne Hölle. Es war das erste mal dass ich auf der legendären Autorennstrecke gefahren bin.


Die Nordschleife durfte vor dem Rennen nicht zu Trainingszwecken befahren werden. Ich konnte daher nur eine theoretische Streckenerkundung im Vorfeld machen, via Strava, Veloviewer und Youtube Videos. Besser als nichts, die ganze Brutalität der Strecke erschließt sich aber nur, wenn man sie selber erfährt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Zunächst, wie nicht anders zu erwarten, die Straße ist fantastisch. Bester Asphalt, kein einziges Schlagloch, kein Dreck und Platz ohne Ende. Der Platz ist auf der anderen Seite aber auch eine der Schwierigkeiten. Die teils beträchtliche Steigung lässt sich so nur schwer einschätzen. Optisch geht es gar nicht so sehr nach oben, aber die Kette klettert auf den leichtesten Gang und man muss alles geben. Auf dem letzten Abschnitt der hohen Acht geht es mit bis zu 18% hinauf.

Die andere Schwierigkeit ist der ständige Rhythmuswechsel. Alle paar Meter verändert sich die Strecke. Steilen Passagen folgen "false Flats" folgen Abfahrten folgen kurze, giftige Rampen folgen sich elendig hinziehende Kuppen folgen Abfahrten folgen Gegensteigungen und immer so weiter.

Grob kann man die Strecke in vier Abschnitte unterteilen. Vom Start bis zur Abfahrt, die Abfahrt, der Berg und die wellige Passage bis zum Ziel.

Der erste Teil der Abfahrt, die Fuchsröhre, ist der schnellste Teil der Strecke. Ohne Probleme erreicht man dort auf dem Rad Geschwindigkeiten von über 90 km/h. Dabei, und da sind wir wieder bei der breiten Straße, fühlt es sich bei weitem nicht so schnell an. Am ehsten merkt man die Geschwindigkeit wenn es aus der Fuchsröhre mit voller Geschwindigkeit in die kurze Gegensteigung geht. Dort wird man richtig in den Boden gepresst. Der zweite Teil der Abfahrt hinunter zum tiefsten Punkt ist dann nicht mehr ganz so schnell und hat einige Kurven, von denen sich die meisten mit etwas Übung ohne zu bremsen nehmen lassen.

Von dort geht es dann über vier Kilometer hinauf bis zur hohen Acht. Wie bereits geschrieben mal etwas steiler, mal flacher. Die steilsten Stücke befinden sich kurz vor dem Ende. Unterwegs passiert man das Caracciola Karussel, "eine der letzten im europäischen Rundstrecken-Motorsport genutzen Steilkurven" (Wikipedia). Endlich oben ist die Strecke aber alles andere als flach und es geht unter ständigen Rhythmuswechseln zurück zur Grand Prix Strecke.

Die Runde ist wahrlich die Hölle. Wie man auf die Idee kommen kann dort 24 Stunden im Kreis zu fahren ist mir ja ein Rätsel, obwohl ...

An einigen Tagen im Jahr ist die Nordschleife für Radfahrer und Läufer geöffnet, ohne Rennen und große Veranstaltungen. Ich glaube, dass das eine sehr empfehlenswerte Sache ist, um diese fantastische Strecke in Ruhe und ohne Renn-Stress zu genießen (Rad und Lauftreff).

Zu dem Rennen: Eigentlich war ich gar nicht so schlecht. Immerhin 13. Platz (von 81 klassierten Fahrern) und 3. meiner Altersklasse. Von der Zeit, ich habe 36 Minuten und 34 Sekunden benötigt, habe ich aber mehr erwartet. Auf dieser schweren Strecke mit fast 500 Höhenmeter auf 22 Kilometern dachte ich mit Alberto Kunz mithalten zu können. Am Ende haben mir aber fast zwei Minuten gefehlt. Alberto hat die Runde in 34:40 absolviert und ist Fünfter geworden. (Glückwunsch!!) Meine Durchschnittsleistung war sogar etwas höher (304 gegen 297 Watt), allerdings werde ich auch etwas schwerer sein, daher hat das nur bedingt Aussagekraft. Ansonsten könnte der Unterschied im Material liegen. Alberto ist mit einem Zeitfahrrad, Aerohelm und Überschuhen gefahren. Ich war auf dem Straßenrad und mit normalem Helm unterwegs. Eine Rolle könnte auch der ungewohnt späte Start um 20:15 spielen oder dass ich das falsche zum falschen Zeitpunkt gegessen habe oder dass ich die Strecke nicht gekannt habe und mich nicht ordentlich warmfahren konnte. Oder es war einfach nicht mein Tag. Nicht weiter schlimm, aber ein wenig Gedanken mache ich mir doch hinsichtlich meiner Form zur DM Berg Anfang September. (Keine Panik Keine Panik Keine Panik!!)

Gewonnen hat übrigens ein Profi, der Spanier Victor de la Parte fährt dieses Jahr für das österreichische Continental Team Voralberg. Er hat die Strecke in sensationellen 31:12 absolviert und dieses Jahr auch die Österreich Rundfahrt gewonnen. Interessant ist übrigens die Google Vorschlagliste an Suchbegriffen, wenn man den Namen in die Suchmaschiene eingibt.



Danke an Torsten für die Bilder vom Start und Ziel!

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