Mittwoch, 13. Juli 2016

Tour de Luberon

Es gibt viele fantastische Landschaften zum Radfahren. Ganz vorne dabei ist ohne Zweifel die Provence und dort ganz besonders die Gegend um den Ventoux. Im Sommer kann es zwar schon mal etwas heiß werden, der Mistral macht auch nicht immer Freude und das Meer ist noch gute 100 Kilometer entfernt, aber dafür warten endlose Staßen ohne Autoverkehr in einer fantastischen Landschaft, dazu der Duft der Pinien und des Lavendel, der Gesang der Zirkaden, das strahlende Blau des Himmels und das besondere Surren der Reifen auf dem rauhen, französischen Asphalt.

Ein guter Ausgangspunkt für Touren ist in der Tat die Gegend am Fuß des Ventoux. Im Westen die Rhone-Ebene, in den anderen Richtungen Berge jeder Schwierigkeit und dazwischen sanfte Hügel. Übrigens immer noch die beste Option zur Planung von Radtouren ist die gelbe Michelin Karte im Maßstab 1:200.000. Eine Kopie in der Trikottasche ist besser als jede elektronische Karte!


Von unserem Quartier in Malaucene fahren wir in südlicher Richtung los und biegen nach wenigen Kilometern links zum Col de la Madeleine ab. Ein Col ist immer gut. Das gibt dem Bergauffahren gleich einen ganz anderen Stellenwert, auch wenn der Col de la Madeleine bei Bedoin natürlich nicht mit dem Col de la Madeleine in den Alpen zu verwechseln ist und im Vergleich zu Letzterem mehr eine Schippe Sand als ein echter Berg ist. Aber Col ist Col! Kurz nach der Passhöhe aus Richtung Malaucene kommend eröffnet sich ein erster spektakulärer Blick auf den alles überragenden Ventoux.



Von Bedoin aus geht weiter in südlicher Richtung über kleine Departement Straßen bis nach Venasque. Den Ort lässt man rechts liegen und nach wenigen Kilometern moderatem Anstieg über offene Felder beginnt der Anstieg zum Col de Murs. Die Straße windet sich auf sechs Kilometern durch ein enges Tal und unablässig folgt Kurve auf Kurve, ständig wechselt der Blick und man fragt sich was wohl als nächstes kommt. Die Antwort darauf, soviel sei vorweggenommen, ist einfach: Die nächste Kurve.  Die Steigung ist moderat und bei angepasstem Tempo lässt sich der Berg genießen (Wenn man schnell fährt tut natürlich auch der Col de Murs weh). Die Passhöhe ist bei 627 Metern erreicht. Nach den ersten Kurven der Abfahrt öffnet sich eine weite Aussicht auf den Nationalpark des Luberon.

Wenige Kilometer später sind wir im Weiler Murs angekommen und biegen links ab Richtung Sault. Die Straße wird noch eine Nummer schmaler und wieder geht es Berg auf, nur wenige Prozent zwar, dafür aber stetig. Nach einer Weile taucht recht überraschend der Col de la Ligne auf. An der Passhöhe machen wir schnell ein Foto und weiter geht es. Auf der Abfahrt hat man immer wieder einen weiten Blick hinüber zum Ventoux, der irgendwie wie ein schlafender Riese träge in der Sonne liegt.

Auf dem Weg nach Sault liegt noch ein weiterer Anstieg vor uns. Diesmal kein Col, aber bei der Gite de Saint Hubert erreichen wir mit 809 m den höchsten Punkt der Tour. Kurz nach der Höhe befindet sich auf der linken Seite ein Aussichtspunkt. Wie überall in der Gegend beherrscht der Ventoux das Panorama, etwas weiter vorne sieht man die Gorges de la Nesque. Eine Informationstafel berichtet von marodierenden deutschen Truppen die 1944 auf der Flucht den Bergbauernhof St. Hubert (den heutigen Gasthof) geplündert haben, aber kurz später von französischen Widerstandskämpfern stark dezimiert wurden.

Und wieder geht es abwärts. Auf den schmalen Straßen ist Vorsicht angesagt, Gegenverkehr ist zwar selten, aber wenn er kommt ist umso weniger Platz zum Ausweichen. Mit dem Straßenbelag ist es auch immer so eine Sache. Ab und an ist die Straße ausgebessert und der lose Split kaum zu erkennen. Die Schürfwunden die man auf diesen Straßen davonträgt stelle ich mir lieber nicht vor.



Im Tal angekommen fahren wir nicht weiter nach Sault sondern bleiben in Monieux. Es ist Zeit für eine Erfrischung und vielleicht auch ein Mittagessen. In Monieux gibt es nämlich ein hervorragendes Restaurant: Les Lavandes. Sehr zu empfehlen. Leider gibt es keinen Platz mehr zum Essen, selbst an einem Samstag Mittag muss man, wie es den Anschein hat, reservieren. Schade, das Drei-Gang-Menü hat wirklich gut ausgesehen (und gerochen). Aber man war so freundlich und hat uns ganz passable Sandwiches gezaubert. Dazu Kaffee und Wasser und eine Desert-Platte, das Klappern der Teller und Stimmengewirr im Hintergrund, Schatten unter einer großen Platane, so lässt sich das Leben ertragen.

Irgendwann ist es dann aber doch an der Zeit den Rückweg anzutreten. Von Monieux aus erreichen wir schnell den höchsten Punkt der Gorges de la Nesque, einer spektakuläre Schlucht, an deren Rand sich die Straße entlang schlängelt und dabei auch einige kurze Tunnel passiert. Diese Strecke ist eines der Highlights der Provence und fehlt wahrscheinlich in keinem Reiseführer. Dementsprechend ist auch der Verkehr. Motorradfahrer, Autos, ein Porscheclub, Wohnmobile und Radfahrer. Alle wollen die Gorges de la Nesque fahren. Schöner ist es mit Sicherheit wenn man die Strecke bergauf fährt. Da lässt sich die Landschaft bei weitem besser genießen. Bergab, wie wir gefahren sind, muss man doch immer sehr auf den Verkehr aufpassen. Aber wer beschwert sich schon über eine Abfahrt und die 20 Kilometer bis nach Villes-sur-Auzon vergehen im Flug. Von dort fahren wir auf ähnlicher Strecke wie wir gekommen sind über Bedoin und den Col de la Madeleine zurück nach Malaucene.


Am Ende haben wir 115 Kilometer auf dem "Tacho" und moderate 1650 Höhenmeter. Die Steigungen auf der Runde betragen selten mehr als 5% und somit ist die Strecke auch für Genuss-Rennradfahrer geeignet.
Ein Tipp: Im Sommer wird es mächtig warm und bis zum nächsten Brunnen oder bis zum nächsten Geschäft kann es schon mal eine Weile dauern, besonders im Luberon, daher immer genug zu trinken mitnehmen und die Flaschen rechtzeitig auffüllen!




Links:
QäulDich.de: Col de MursCol de la LigneSaint HubertGorges de la Nesque,

1 Kommentar:

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