Freitag, 24. November 2017

PinarellNO - Über E-Rennräder und sexistische Werbung

Waren es zunächst "normale" Fahrräder denen ein Elektromotor eingebaut wurde, folgten bald MTB's, Citi-, Klapp-, Kinder-, Lasten- und Liegeräder. Einzig das Rennrad schien immun gegen die Elektrifizierung. Was vielleicht daran liegt, dass bereits wenig trainierte Fahrer in der Ebene nur mit der Kraft ihrer Beine eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h erreichen können, die Geschwindigkeit also, bei deren Erreichen die elektrische Unterstützung abgeschaltet wird. Darüber kann man Rennradfahrern und -Fahrerinnen an sich wohl einen gewissen sportlichen Ehrgeiz unterstellen, der mit einem Zusatzmotor irgendwie nicht in Einklang zu bringen ist. Gleichwohl gibt es sicher eine Nische, in der ein E-Rennrad durchaus Sinn und vor allem Spaß stiftet. Dies in der Werbung zu erklären ist wahrscheinlich nicht ganz einfach.

Pinarello hat sich daran in dieser Woche mit einer Kampagne für sein brandneues E-Rennrad Nytro versucht und das Radsport Internet fast zum überkochen gebracht. In dem Text hieß es:

"Nytro aims at a wide target, from the one that has no time to train but would never miss a weekend ride with friends, to women who would like to follow easily the men's pace, or even the ones who desire to experience cycling as a new way of life, climbing easily and going downhill safely, enjoying every single minute on the bike.”

In der gleichzeitig erschienenen Instagram Anzeige gab "Emma, 24, couple rider" dieses Statement ab:

“I’ve always wanted to go cycling with my boyfriend but it seemed impossible. Soon everything will become possible.”

Damit hat sich Pinarello in eine lange Reihe von sexistischen Fahrrad Werbungen eingereiht, die Frauen entweder als sexy Beiwerk oder als nicht ernstzunehmende Randgruppe darstellen. Soll es ein Zeichen von Wertschätzung sein, wenn man potenzielle Käuferinnen eines Rades für über  6.000 Euro als schwach und unfähig darstellt? Als Belastung für das sportliche Vergnügen und Klotz am Bein des Macho-Freundes? Oder sollte die Anzeige vielmehr die Herren der Schöpfung ansprechen, damit diese ihrem kleinen Frauchen ein elektrisches Pinarello kaufen? Warum man diese Kampagne gar nicht schlimm genug finden kann, erklärt Amanda Batty ausführlich in einem Blogpost. Amanda ist selber Downhill- und Werbe-Profi und führt aus, dass die Aussage in der Werbung nichts anderes als pure Absicht sein kann. Das ein solcher "Fehler" in einer konzertierten Werbeaktion über viele Kanäle nicht aus Unachtsamkeit sondern aus Kalkül passiert. Ein weiterer guter Artikel ist auf CyclingTips erschienen. Unbedingt lesen!

Inzwischen sind die Bilder auf allen Pinarello Kanälen verschwunden und es wurde eine knappe Entschuldigung nachgeschoben. Was bleibt ist aber vor allen der Hashtag #PinarellNO und für mich ein weiterer Grund, kein Pinarello zu kaufen (neben hässlich, zu teuer und Team Sky).


Neben dem Motiv mit der Frau gab es auch eines mit "Frank, 55, weekend rider". Nicht sexistisch, aber auch nicht viel besser:


Um dem ganzen ein gute Seite abzugewinnen: Die zahlreichen Tweets, die die Anzeigen teilweise ordentlich auf die Schippe genommen haben waren gute Unterhaltung.
Daher hier ein kleines Best of PinarellNo-Tweets:










Links:
Pinarello Homepage

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