Freitag, 18. März 2016

Zum Mittagessen gehört ein Nachtisch!

Letztes Wochenende habe ich das Spitzensport Symposium des Bund Deutscher Radfahrer in Frankfurt besucht. Die Veranstaltung stand unter dem Motto

Leistungsoptimierung - Lernen von den Besten

Der Sportmediziner Dr. Jürgen Grunwald und der Schweizer Ernährungsguru Jürg Hösli treiben die Optimierung auf die Spitze.Und das nicht nur mit Erfolg, sondern auch mit neuen Methoden und Ansichten. In dieser Veranstaltung werden sie ihr Fachwissen zum Thema Diagnostik und Ernährung preisgeben und ihre erfolgreichen Verfahren live vorstellen. Dabei nehmen sie nicht nur Stellung zu den aktuellen Themen, sondern gehen insbesondere auf den Nachwuchs- und Spitzensport ein.
(Quelle: bdr-ausbildung.de)

Dr. Grunwald war wegen Krankheit leider verhindert, so dass der Diagnostik Part weitgehend ausgefallen ist. Jürg Hösli hatte aber keine Probleme den Tag mit den Ernährungsthemen zu füllen.

Vormittags hat Hösli ausführlich uber die Funktionsweise des Stoffwechsels referiert. Wobei das so viel und so komplex war, dass ich mir nur wenig davon behalten konnte. Später ging es dann um die Bestimmung der Körperzusammensetzung per Bioelektrischer Impedanzanalyse. Das ist die Technologie, die jeder Körperfettwaage zugrunde liegt. Für Hösli spielt das Körperfett dabei nur eine sehr untergeordnete Rolle. Viel wichtiger sind andere Kennziffern, Extra Cellular Water (ECWU und Intra Cellular Water (ICW), aus denen sich Rückschlüsse u.a. auf den Zustand des Organismus ziehen lassen. Anhand vieler Fallbeispiele wurde gezeigt ob jemand trainiert ist oder nicht, gestresst oder erholt. Bemerkenswert war, dass es sich dabei um eine Off-Label Anwendung der entsprechenden Geräte handelt. Das was Herr Hösli damit anstellt kann man nirgendwo nachlesen, weder in wissenschaftlicher Literatur und schon gar nicht in der Bedienungsanleitung.


Nächster großer Punkt war die Informationsgewinnung per Körperfett-Messzange. Natürlich kann man auch hier einfach messen und nach verschiedenen Modellen das Körperfett in % berechnen. Aber Hösli wäre nicht die Koryphäe die er ist, wenn er nicht auch hier ein Off-Label Anwendung entwickelt und ein Meer an Informationen erschlossen hätte. Auch wieder anhand vieler Fallbeispiele wurde gezeigt, welche Informationen über die Lebensgewohnheiten der Menschen nur mit der Information über die Dicke der Hautfalten gewonnen werden können. Unterschiede zwischen dem rechten und dem linken Bein deuten u.a. auf Dysbalancen hin, eine im Vergleich zu den übrigen Messungen dicke Falte am Bauch auf regelmässig spätes Essen (Da der Stoffwechsel abends und nachts anders arbeitet, wird abends zugeführte Energie eher im Bauchraum gespeichert).

Was gibt es sonst noch zu erwähnen? Einige Stichpunkte die mir im Gedächtnis geblieben sind:
  • Bei der Frage nach veganer Ernährung im Nachwuchssport hat Herr Hösli gesagt: "Irgendwann wird er sich entscheiden müssen, vegan oder Leistungssport."
  • Es gibt keine sinnvollen Diäten, low carb, high fat, Säuren-Basen, Paleo, alles Quatsch. Natürlich können diese Strategien im Einzelfall durchaus und für eine begrenzte Zeit zielführend sein, niemals aber für Alle unter allen Umständen.
  • Kohlenhydrate sind weder gut noch böse. Wenn der Körper Zucker benötigt, muss man ihm Zucker geben.
  • Im Training oder im Rennen ist ein Mars genauso gut wie ein High-Tech Energie Riegel. Der Körper braucht Zucker, Mars hat ne Menge Zucker, alles prima.
  • Pasta, Weltklasse wenn man es zum richtigen Zeitpunkt ist.
  • Zu jedem Mittagessen gehört ein Dessert
  • Mit dem falschen Essen und auch zu wenig Essen kann man seinen Körper kaputt machen. Das kann sich darin äussern, dass der Stoffwechsel so am Boden liegt, dass keine Energie mehr bereitgestellt werden kann und man immer schlapp, müde und abgespannt ist.
  • Kohlenhydrate sind weder schlecht noch gut, genauso wie Gluten, Lactose, Fructose oder rotes Fleisch und fette Würste.
  • Tagsüber genug essen um nicht Abends alles nachholen zu müssen, wenn man dem Hunger irgendwann nicht mehr standhält.
  • Supplemente sind nicht notwendig! Punkt!
  • Zu Stoffwechselkursen mit Globulis: Schallendes Lachen (fast). 
  • Am Abend sollte der Genuss die Qualität, nicht die Menge sein.
  • Training beginnt mit dem Essen 
  • Training mit mehr Kohlenhydraten fühlt sich weniger intensiv an
Ernährung ist ein unglaublich vielschichtiges und komplexes Thema mit Auswirkungen auf alles. Unseren Schlaf, unsere Stimmung, natürlich die Gesundheit, Leistungsbereitschaft und Leistungsvermögen. Und alles hängt mit allem Zusammen.

Auf der anderen Seite ist es ganz einfach. Mein Vater sagt seit je her: "Alles mit Maß und Ziel!" Und, das möchte ich ergänzen, mit gesundem Menschenverstand! Genauso wenig wie ein bestimmtes Intervalltraining für alle Sportler empfehlenswert ist, kann eine bestimmte Ernährungsweise für alle das "Non Plus Ultra" sein. In diesem Sinne: Guten Appetit!

Links:
Homepage Jürg Hösli, insbesondere zu empfehlen der Blog, zum Beispiel hier zur Frage was gesunde Ernährung überhaupt ist oder hier zu Zucker

2 Kommentare:

  1. Christoph Hornig19. März 2016 um 15:30

    Leider erscheinen einige der hängen gebliebenen Aussagen aus dem letzten Jahrtausend zu stammen und werden ja auch von vielen aktuellen Studien und auch vorgelebten Ernährungsstilen von Spitzensportlern widerlegt.

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  2. Kannst du das vielleicht etwas näher erläutern Christoph?

    Meine Erfahrungen decken sich eigentlich sehr gut mit den Ausführungen von Boris/Jürg Hösli.

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