Donnerstag, 31. Oktober 2013

Das Rennen

Vor einiger Zeit bin ich auf "Das Rennen" von Tim Krabbé gestossen. Tolles Buch. Mal was anderes als die Doping Beichten Bücher die gerade so en Vogue sind. Tim Krabbé ist ein niederländischer Autor der unter anderem die Romanvorlage zu "Spurlos" geschrieben hat (dt. Titel "das Goldene Ei") und der mit 30 Jahren den Radsport entdeckt hat.

Gegenstand des autobiografischen Romans ist die Mont-Aigoual-Rundfahrt für Radamateure 1977. Krabbé möchte das Rennen unbedingt gewinnen und berichtet über das Geschehen Kilometer für Kilometer. Über den Kampf, die Qualen, die Taktik. Es ist keine Geschichte über die Heroen, die die Tour de France fahren sondern über Amateure, alte Hasen und junge Wilde. Die ewigen Verlierer, die gleich am Start attackieren, über die Hinterradlutscher und Profiteure, über Bergfahrer und Abfahrer.

Er gibt einen unvergleichlichen Einblick wie und was ein Rennfahrer während des Rennens denkt, welch mitunter wirren, aberwitzigen Gedanken einem durch den Kopf gehen, wenn man sich die Seele aus dem Leib fährt.

Darüber hinaus habe ich noch kein Buch gelesen, das besser erklärt wie man ein Rennen fährt.

Hier einige Zitate, die ich besonderes bemerkenswert fand. Ich habe das Buch sogar direkt ein zweites Mal gelesen um sie zu markieren (Zettel!) :

  • Es ist noch zu früh. Henri Pélissier sagte: "Angreifen muss man so spät wie möglich, aber bevor es die anderen tun."
  • "Radsport bedeutet, zuerst den Teller des Gegners leer zu essen und sich erst dann den eigenen Teller vorzunehmen." Das hat Hennie Kupier gesagt.
  • Nichts ist so schön wie der platzende Reifen eines Konkurrenten.
  • Radsport imitiert das Leben, wie es ohne den korrumpierenden Einfluss der Zivilisation wäre. Wenn man einen Feind am Boden liegen sieht, was ist dann die natürlichste Reaktion? Im auf die Beine helfen. Im Radsport tritt man ihn tot.
  • Denn das ganze Leiden verwandelt sich hinter der Ziellinie in eine Erinnerung an Lust, und je größer das Leiden war, desto größer die Lust. Damit zeigt sich die Natur den Rennfahrern für die Huldigung erkenntlich, die sie ihr darbringen, indem sie leiden.
Es wird ja immer gesagt, man soll ein guter Verlierer sein. Aber muss man das tatsächlich? Ist es nicht viel logischer schlecht gelaunt zu sein statt dem Sieger höflich zu gratulieren? Was ist der Sieg dann wert, wenn es einem nichts ausmacht besiegt zu sein?
  • Wer dem, der ihn besiegt hat, zujubelt, leugnet dies und würdigt ihn somit herab. Ein guter Verlierer sein zu können ist eine verachtenswerte Ausrede, eine Beleidigung des Sportsgeistes. Wer ein guter Verlierer sein kann, sollte vom Sport ausgeschlossen werden.

Hier eine Rezension im Feuilleton der FAZ.
Hier die Amazon Seite.
Hier die Strecke des Rennens.
Hier Krabbés Homepage

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