Montag, 31. August 2015

Radfahren in den Bergen

Eine echte Radtour ist ja eigentlich nur eine, bei der man von der anderen Richtung zurückkommt als in die man losgefahren ist. Raus-Rein ist irgendwie doof. In den Bergen ist das aber gar nicht so einfach. Wir sind gerade in Tirol im Urlaub und die kleinste echte Runde ab Nauders ist die Tour über den Ofenpass mit über 130 km und saftigen 4000 Höhenmeter.



Ansonsten gibt es nur zwei "Eröffnung-Varianten". Über den Reschenpass rüber nach Italien oder über die Norbertshöhe runter ins Inntal. Die Bundesstrasse hinunter nach Pfunds ist für Radfahrer gesperrt und aufgrund des Verkehrs auch in der Tat nicht empfehlenswert.

Wenn man gewohnt ist bei der Streckenwahl aus unzähligen Varianten zu wählen, ist das schon mal eine echte Umstellung. Eine Begleiterscheinung ist, dass mein inneres Metronom, dass mich normalerweise genau nach der geplanten Zeit wieder nach Hause bringt, hier total aus dem Rhythmus gekommen ist. Bei der Tour auf den Kanautaler Gletscher war ich fast zwei Stunden verspätet! Irgendwie geht das mit den 30 Kilometern pro Stunde hier nicht auf. Ach ja, stimmt, Berge. Und was für welche. Und im Tal ist soviel Wind, dass flach auch wie bergauf ist.

Und dann habe ich als alter Flachlandtiroler auch noch den Wetterunterschied zwischen Tal und Berg überschätzt. Bei der Tour auf den Kanautaler Gletscher hatte ich die Trikottaschen mit Windweste, Handschuhen, Halstuch, Rennmütze, Knie- und Ärmlingen gut gefüllt. Am Ende hat die Weste alleine allemal gereicht. Denn aufwärts hat man in jedem Fall warm, abwärts ist man innerhalb von wenigen Minuten wieder im warmen. Darüber hinaus war die Wetterprognose hervorragend und auch oben auf dem Berg war es nicht kalt sondern nur etwas frischer. Es bestand eigentlich gar keine Notwenigkeit soviel mitzunehmen. Die Lehre daraus? Den Wetterbericht genauer studieren und vielleicht einfach mal ein bisschen Frösteln riskieren.


 Wenn man von dem ganzen bergauf fahren genug hat und einfach mal flach fahren möchte gibt es ab Nauders genau zwei Varianten. Zum Reschensee und dort am Ufer auf der Bundesstrasse auf und ab fahren oder man muss runter ins Inntal, hat dann aber auf dem Rückweg nochmal die Norbertshöhe zu erklimmen.

Man kann halt nicht alles haben, ich will mich aber nicht beschweren, schliesslich fährt man ja genau deshalb in die Berge, um Berge und Pässe en masse zu haben.

Auf der Homepage von Nauders gibt die wesentlichen Tourenvorschläge inklusive GPS Tracks und guter Beschreibungen. Dem ist wenig hinzuzufügen, trotzdem einige Erfahrungen und Tips um den Reschensee herum:

Entlang des Reschensees gibt es vier Varianten:
  • die Hauptstrasse am Ostufer, perfekter Asphalt, breit, schnell, aber auch sehr viel Verkehr. Hier sollte man nur entlang fahren wenn man recht zügig unterwegs ist und mal einige Kilometer wirklich flach fahren möchte. Die Straße führt auch an dem versunkenen Ort Graun vorbei, wenn man den halb versunkenen Kirchturm von nahem in Augenschein nehmen will, ist die Hauptstrasse die erste Wahl. 
  • Der Radweg am Ostufer führt meist unmittelbar neben der Hauptstrasse entlang und ist, soweit ich das gesehen habe, meistens geschottert und scheidet daher für Rennräder aus.
  • Der Radweg am Westufer ist mit ca. 2 Metern sehr schmal und ist bis auf wenige hundert Meter asphaltiert. Der Weg bietet herrliche Aussichten über den See, allerdings geht es ständig rechts / links und auf und ab. Geradeaus ist hier Fehlanzeige. Ständig muss man auf entgegenkommende Radfahrer achten und darf nicht zu schnell fahren um Kollisionen zu vermeiden.
  • Überhalb des Radweges am Westufer führt eine Straße entlang, die Via Paese Vecchio. Hier muss man zunächst einige Höhenmeter überwinden, hat aber auch immer wieder tolle Aussichten, keinen Verkehr und eine zwar schmale, aber echte Straße.

Der Radweg entlang des Reschensees führt übrigens weiter bis nach Meran. In südlicher Richtung ist der Weg für Rennradfahrer aber nur bedingt empfehlenswert. Zu eng und zu steil führt der Weg den Reschenpass hinab. Man muss ständig bremsen und kann es nie rollen lassen, das macht keinen Spass. Auf der Hauptstraße ist man zumindest bis nach Schluderns (Sluderno) m.E. besser aufgehoben, zumindest wenn man keine Probleme mit dem Verkehr hat. Aufwärts ist der Radweg hingegen mit Rampen bis zu 20% eine echte sportliche Herausforderung und der Straße in jedem Fall vorzuziehen.

Empfehlenswert ist auch ein Abstecher ins Rojental (Strava). Von der Via Paese Vecchio führt die Strasse fünf Kilometer weit erst durch Wald, dann durch ein Hochtal. Sehr ruhig, wenig Verkehr. In Roia habe ich im Gasthof Bergkristall übrigens den einzigen Espresso Stop aller Touren die ich hier gefahren bin, gemacht. Sehr zu empfehlen. Danach kann man noch weiter bis zur Bergstation der Schöneben-Seilbahn auf 2087 Meter fahren. Da das ganze aber eine Sackgasse ist (zumindest für Rennradfahrer) geht es auf gleichem Weg wieder hinunter.

Auch sehr schön war das Langtaufertal (Strava) auf der anderen Seite des Sees. Ebenfalls ruhig, schöne 10 Kilometer aufwärts, tolles Panorama. 

Links:
Gewohnt haben wir im Aparthotel Arabella.
Hervorragend gegessen im Almhof.
Die erste Adresse für MTB Touren aller Schwierigkeitsgrade und alle anderen Outdoor Aktivitäten  ist das Biwak, nach Gerry fragen!

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