Donnerstag, 10. April 2014

Als ich versuchte Dr Ferrari zu engagieren

Es ist schon geraume Zeit her, dass ich auf der Suche nach etwas, was ich schon lange vergessen habe, auf dieser Seite gelandet bin. Alleine schon die Adresse:


Der grosse Gang, nicht nur 52, nein, 53 Zähne, 9,36 m pro Pedalumdrehung und über 53 km/h bei 95 Umdrehungen. Da muss man schon ziemlich gut sein um diesen Gang treten zu können. Auf der Suche nach einem Namen für diesen Blog habe ich mit einer Abwandlung dieser Adresse geliebäugelt, aber das wäre dann vielleicht nur ein billiger Abklatsch gewesen.

Und wer steckt dahinter? Der berühmt, berüchtigte Dr. Ferrari! Der Mann der viele der ganz grossen Namen trainiert hat in einer Zeit, die heute als die dunkle, EPO verseuchte Epoche des Radsports gilt.  Der Wikipedia Artikel über Dr. Ferrari listet eine ganze Reihe von Profis als seine Kunden auf, die berühmtesten sind sicher Rominger, Bugno, Cipollini, Chiapucci, Olano und natürlich der von allen am tiefsten gefallene Armstrong.

Ferrari. Üblicherweise assoziiert mit den Sportwagen aus Modena und ein Synonym für Geschwindigkeit und Extravaganz, ist der Name in Radsportkreisen untrennbar mit den grossen Doping Skandalen verbunden. Dr. Ferrari ist ein Schüler des ebenfalls in Doping verstrickten Dr. Conconi. Beide arbeiteten an der Universität von Ferrara. Eine der "beeindruckendsten" Leistungen im Radsport legte 1994 das Gewiss-Balan Team bei der Flèche Wallonne ab, als drei Mann aus dem Team dem Feld bereits 72 km vor dem Ziel davon fuhren. Wohlgemerkt nicht mit einer Attacke, sondern einfach indem sie am Berg nicht langsamer wurden. Das Video ist auf jeden Fall sehenswert. In diesem Jahr war Dr. Ferrari der Teamarzt der Mannschaft und wurde nach dem Rennen von l'Equipe interviewt, wobei es zu dem berühmten Orangensaft Zitat kam.

l'Equipe: "Sprechen wir über EPO, nutzen Ihre Fahrer es?"
Ferrari: "Ich verschreibe dieses Zeug nicht. Aber jeder kann EPO zum Beispiel in der Schweiz ohne Rezept kaufen, und wenn ein Fahrer das macht, dann schockiert mich das nicht. EPO ändert die Leistung eines Fahrer nicht fundamental."
l'Equipe: "Auf jeden Fall ist EPO gefährlich! 10 holländische Fahrer sind in den letzten paar Jahren gestorben."
Ferrari: "EPO ist nicht gefährlich, der Missbrauch ist es. Es ist auch gefährlich 10 Liter Orangensaft zu trinken."

Aufgrund dieses Interviews verlor Dr. Ferrari seine Stelle als Teamarzt. Seiner Karriere hat dies indes keinen Abbruch getan. Seine Kundenliste liest sich als das who is who des Radsports. So ganz unbehelligt ist er aber nicht geblieben. 2004 wurde er wegen Sportbetruges in Italien verurteilt. 2012 im Rahmen der USADA Ermittlungen zu Lance Armstrong mit einer lebenslangen Sperre im Berufsport belegt.

Anfang der 2000er Jahre hat Dr. Ferrari angefangen seine Trainingsdienstleistungen über seine Internet Seite 53x12 an Jederman zu verkaufen. Dazu schreibt er Artikel über alle möglichen Themen rund um den Radsport, über Ernährung, Training im Allgemeinen und Speziellen, die "Farce" der USADA Untersuchung, die UCI, HGH (ein Wachstumshormon), Kennzahlen und und und. Das meiste bleibt an der Oberfläche und in der Regel gibt er nur seine persönliche Meinung wieder. Es sind keineswegs Texte die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen. Aber zum Schmökern taugt es durchaus. In dem Forum finden sich knappe Tipps als Antworten zu allen möglichen Fragen die Radsportler an ihn stellen. Das ganze erscheint mir aber nicht aussagekräftiger als ein Horoskop in der Tageszeitung.

So fragt zum Beispiel ein Paul aus der Tschechischen Republik im November 2013: "Hallo guter Doktor! Würden Sie ein paar Ideen für Beintraining im Kraftraum empfehlen? Ich bin ziemlich dünn für einen Sprinter aber mache trotzdem einen guten Job. Ich glaube mehr Muskeln würden zu mehr Kraft im Sprint führen." Worauf Dr. Ferrari antwortet: "Beinpresse und halbe Kniebeugen sind das Beste für Radsportler. Wenn du ein Sprinter bist arbeite mit 80-95% deines maximalen Gewichtes mit 3-5 Serien a 12 bis 6 Wiederholungen mit 2 Minuten Pause, 2 x die Woche. Am nächsten Tag solltest du alles was geht Sprints über 15 Sekunden auf dem Rad machen: 2 bis 3 Serien à 3 bis 4 mal 15 Sekunden, startend von 20 km/h mit 53 x 17-15, 3 Minuten Pause, zwischen den Serien 6 Minuten Pause."

Gut, die Empfehlung findet sich so in der Art in jedem Trainingsbuch und ist so allgemein, dass sie wie ein "gutes" Horoskop auf jeden passt. Aber wie überall, gilt wahrscheinlich auch hier: "Was nichts kostet, taugt nichts."

Daher dachte ich mir es sei eine gute Idee Dr. Ferrari eine Mail zu schreiben und nach einer Preisliste zu fragen:

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Hello Dr. Ferrari,

I'm currently working on my comeback as a road race cyclist. Born 1974 I raced from the age of 12 until I was 25. At the end I held an amateur A license. I train approximately 10 hours the week, also running and swimming. From time to time I participate also on some sprint triathlons, but, of course road cycling is simple the best. This year I have again a license and want to participate on local races.

I'm 183 cm tall and have 71 kg, that's 6.2 percent body fat. I made a few weeks ago an performance test (starting with 50 watt, all 3 minutes + 50) and rode until 350 watt. The test has been stopped after 2 minutes with the 350 watt step. the VO2 max was 4.429 l/min, the watt/kg was 4.83 at the maximum step. 

Under http://app.strava.com/athletes/1450235 you can find my trainingslog.

What a kind of advice will I receive from you? How is the usual plan? How long, how many contacts on so on? And, what is the price?

Looking forward to your answer.

Best regards from Germany

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Das ist jetzt schon einige Wochen her und bis heute habe ich noch keine Antwort bekommen. Schade. Wird es wohl nichts werden mit dem Comeback.

Links Links Links:
Ein Interview mit Dr. Ferrari auf Cyclingnews aus dem Jahre 2003 Teil 1 Teil 2
Der Wikipedia Artikel
Ein Artikel auf cycling4fans

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