Montag, 7. April 2014

Kopsteinpflaster

Heute fand die Flandernrundfahrt statt. Das zweite der fünf Monumente des Radsports (MSR, RVV, PR, LBL, GDL). Geschichte und Emotion, Dramen, Helden. Ich weiss noch gar nicht wie das Rennen ausgegangen ist, das hebe ich mir für die Aufzeichnung auf, die ich mir gleich ansehen werde. (Inzwischen habe ich es gesehen: Was für ein Radrennen, Heros!) Typisch für die Flandernrundfahrt und auch die anderen Klassiker in dieser Region sind die kurzen, steilen Anstiege (Hellingen) auf Kopfsteinpflaster. Gerne über 20% steil und nicht breiter als ein Feldweg.

Kopfsteinpflaster übt eine ganz besondere Faszination auf mich auf. Wahrscheinlich weil es hier so wenig davon gibt und ich daher so gut wie nie die Gelegenheit habe darauf zu fahren. Asphalt ist sehr viel angenehmer und durchaus ein Fortschritt gegenüber Kopfsteinpflaster. Im besten Fall glatt, mit Grip ohne Ende, berechenbar. Pavé dagegen ist roh, ursprünglich, gnadenlos, wild. Vielleicht unternehme ich 2015 eine Exkursion nach Flandern in die Hölle des Nordens. Mal sehen.

Auf jeden Fall bin ich heute zu Ehren der Ronde den einzigen Berg mit Pavé in meinem Trainingsgebiet gefahren. Die Strasse hoch zur Burg in Saarburg. Von unten bis oben sind es gerade mal 400m, davon sind 100 flach. Der Rest hat es mit bis zu 20% in sich. Auf Kopfsteinpflaster bergauf zu fahren ist eine ganz andere Sache als auf Asphalt. Dort würde man eine solche Rampe mit einem kleinen Gang im Sitzen hoch spulen oder in einem grossen Gang und mit kraftvollem Wiegetritt die Sache schnell hinter sich bringen. Nicht so auf Pavé. Hier gilt es das Gewicht perfekt zwischen Vorder- und Hinterrad zu verteilen, unter Berücksichtigung der durch die Steigung veränderten Winkel, versteht sich. Sobald man nämlich aus dem Sattel geht ist es mit der Traktion vorbei. Sitzt man aber zu weit hinten, wird das Vorderrad zu leicht und das Rad lässt sich nicht mehr steuern. Das führt dazu dass man ganz seltsam auf der Sattelspitze sitzt, die Hände am Oberlenker, die Ellenbogen im 90° Winkel gebeugt, den Oberkörper parallel zum Boden. Zu dieser ungewöhnlichen Position legt man einen gerade noch erträglichen, aber durchzuhaltenden Gang auf, und versuchen herausstehenden oder fehlenden Steinen auszuweichen. Und vor allen Dingen: nicht stehenbleiben! Wenn der Fuß einmal aus dem Pedal ist, ist es vorbei, an einem solchen Berg fährt man nicht mehr los. Das ist dann der Moment wenn auch die Profis am Koppenberg schieben.

Leider ist der Weg hoch zur Burg eine Sackgasse und man muss den gleichen Weg wieder zurück. In dem Moment ist man froh, dass es dann doch nur 400 m sind. Runter macht es nämlich gar keinen Spass, zumindest nicht mit dem Rennrad.

Anschliessend bin ich noch den zweiten besonderen Berg in Saarburg gefahren, den Warsberg.  Auch eine Sackgasse, aber länger, 2,4 km mit durchschnittlich 7,3% Steigung und sage und schreibe 12 (!) Serpentinen. Ich weiss, es gibt viele Berge mit mehr und schöneren Serpentinen, aber der Warsberg ist nun mal der einzige, der das in meinem Trainingsgebiet bietet. Fast wie Alp d'Huez! Vor einigen Jahren ging hier mal ein Zeitfahren der Reinfand-Pfalz Rundfahrt hoch und auch ich habe gestern mal etwas Gas gegeben dort hinauf.

Nach diesen beiden Leckerbissen ging es auf ruhigen Nebenstrassen hoch auf den Saargau und dort unter Vermeidung allzu grosser topografischer Schwierigkeiten bis nach Tünsdorf. Ich kann mich an der weiten Landschaft dort oben nicht satt sehen. Ennfach scheen! Das Wetter war perfekt, Klassikerwetter. Wolken, Sonne, viel Wind, frisch. Obwohl, unter perfekten Klassikerwetter verseht man ja  auch gerne Regen, Graupel und noch viel mehr Wind, dass ist dann aber nur für die echten Connaisseurs.

Nach Tünsdorf ging es wieder hinab ins Saartal. In Weiler hat mich ein Vespa Fahrer überholt, der die perfekte Geschwindigkeit hatte um auf den letzten 10 km als Derby zu dienen. Das könnte ruhig mal öfter passieren. Schöne 50 km/h hinter einem Kerl so breit wie eine Schrankwand. Das hat meinem Schnitt noch mal gut getan.










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