Dienstag, 3. Juni 2014

Pfälzer Ausblick


Als ich auf die A62 abbiege und durch den Tunnel fahre, dämmert es mir, dass die Rennstrecke die ich im Kopf mit Bann verbunden habe eine ganz andere ist. Alles schon so lange her und alles irgendwo in der Pfalz. Aber das hier ist ja auch ganz schön. Ein Parkplatz ist schnell gefunden. Ich baue das Rad zusammen, ziehe mich um und fahre zum Start meine Nummer abholen. Gelegentlich wird ja über die gestiegenen Startgebühren gejammert, allerdings, dass muss an dieser Stelle erwähnt werden, in Bann bekommt man für die 10 Euro noch was geboten. Die Startnummernausgabe befindet sich in einem Bauwagen, an der Seite eine Klappe, dahinter, auf Kopfhöhe der „Kunden“ die vor dem Wagen stehen, der Schalter. Der Fahrer der drei Positionen vor mir in der Schlange steht übergibt also der jungen, drallen Pfälzerin seine Lizenz, die beugt sich tief über ihre Liste um den Namen zu suchen und gibt vollen Ausblick auf das, womit sie Mutter Natur nicht zu knapp gesegnet hat. Das wiederholt sich dann bei jedem Fahrer in der Schlange. Die 10 Euro sind also gut angelegt und ich fahre mit Startnummer und einem Schmunzeln zurück zum Auto.

Ich habe mehr Zeit als gedacht und kann noch zusammen mit Uwe die Runde abfahren. Vom Start gehts hoch, erst kurz, ein bisschen flach, dann länger. Ein Roller Berg, grosser Gang, über 30 Stundenkilometer. Nach dem Anstieg geht es über die Hochebene, die nicht wirklich eben ist, dafür aber kräftigen Gegenwind im Angebot hat. Die Abfahrt ist aufgrund des teilweise recht schlechten Belages  gar nicht so einfach zu fahren. Unten geht es dann leicht ansteigend zwei Kilometer bis zum Ziel. 

Wieder am Start stellt sich heraus, dass die AB Klasse recht gemütlich unterwegs ist und wir noch 20 Minuten Zeit haben. Gelegenheit für die ein oder andere Fachsimpelei mit alten Weggefährten. Radrennzirkus.

Irgendwann geht es los. Fünf Runden, 71 Kilometer. Das Tempo ist von Beginn an sehr hoch, viele vergebene Attacken. In der zweiten Runde wird es auf der Höhe nach dem Berg richtig schnell (42er Schnitt!), das Feld beginnt zu reissen, ich bin gut positioniert an sechster, siebter Stelle und schreie nach Kräften damit vorne gefahren wird, bis ich mit der Führung an der Reihe bin fällt das Tempo aber wieder in sich zusammen und zack, geschlossenes Feld. Das hätte es sein können.

So geht es Runde für Runde weiter. Niemand kann sich nennenswert vom Feld absetzten und alles scheint auf einen Massensprint herauszulaufen. In der vierten Runde geht das Feld auf der Höhe in die Breite und legt eine Verschnaufpause ein. Ohne offen zu attackieren mogele ich mich rechts am Feld vorbei und schwups, weg bin ich. Niemand macht Anstalten mitzufahren. Noch zwei Kilometer bis zur Abfahrt. Schnell habe ich vielleicht 10, 15 Sekunden. Aber zwei Kilometer können weit sein. Ich rette mich in die Abfahrt, die ich mit meinen quietschenden und rubbelnden Carbonfelgen gar nicht gut runterkomme und hoffe dass sich vielleicht noch eine kleine Gruppe vom Feld absetzen kann und aufschließt. Aber nein, ich bleibe alleine und kurz vor dem Flachstück zwischen den beiden Anstiegen hat mich das Feld wieder. 

Für die Anstrengung der Attacke muss ich dann kurz vor dem Ende des Berges Tribut zollen und gehe flöten. Na ja, was soll's. Wenigstens bin ich die längste Attacke des Rennens gefahren. Nach dem lang und ruhig auf Mallorca hatte ich mich eigentlich auf ein bei weitem desaströseres Ende eingestellt. 

Ich frage mich, woran es liegt, dass es so schwer ist in der C-Klasse dem Feld zu enteilen. Das es auf vermeintlich schweren Rundkursen wie in Überherrn und Bann zu Sprintentscheidungen des Feldes kommt. Ich war ja bei weitem nicht der Einzige der es probiert hat. Sind die Rennen einfach zu kurz? Liegt es daran, dass die Fahrer zu wenig organisiert sind und jeder auf eigene Rechnung fährt? Ist das Niveau zu gleichmäßig? Oder war der Kurs einfach nicht schwer genug? Denn seien wir mal ehrlich, für einen Berg, den selbst die C Klasse mit über 30 Stundenkilometern hochfährt, muss man keine Bergziege sein. Was meint ihr?

Und Strava veräppelt mich auch noch, obwohl ich in der zweiten Runde 6:03 als Zeit am Berg habe, bin ich in der Liste nur mit einem PR von 14:29. Hey, Erich! Das ist mein KOM! Mist.


Strava Actvity Play Back

2 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Erst mal Glückwunsch zur weiteren Leistungsteigerung! Das mit dem Wegfahren war auf dem welligen, windanfälligen Kurs sicher nicht einfach. Warum allerdings an den Steigungen (für mich Dickie waren das schon Berge...) aber keine Gruppe weggegangen ist - sowohl bei den Seniren als auch der C-Klasse ging da nix - versteh ich auch nicht. Wenn dann hätte man doch höchstens dort eine Selektion herbeiführen können.
    Was die Nummernausgabe angeht, die war wirklich sehenswert. Ich war ja nicht gemeldet, habe aber hartnäckig behauptet mein Name müsse auf der Startliste stehen, daher musste die junge Dame 4 - 5 mal nachsehen. Sehr zu Freude der umstehenden Fahrer...

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