Die Berliner Zeitung berichtete vergangenen Sonntag über eine Gesetzesvorlage aus den Bundesministerien für Justiz und Inneres, die Doping in Zukunft unter Strafe stellen soll. Bisher sind Doping-Delikte "bestenfalls" unter das Arzneimittelgesetz gefallen. Der Entwurf, würde er denn so umgesetzt, würde dann nicht nur auf den Schutz der Gesundheit der Athleten abzielen, sondern ausdrücklich die Werte des Sports wie Fairness und Chancengleichheit schützen.
Was am Ende dabei herauskommt, bleibt abzuwarten. Die Sportverbände werden wohl mit Lobbyarbeit versuchen, die Hoheit über Dopingvergehen auch weiterhin ausschliesslich der Sportgerichtsbarkeit zu unterstellen.
Ich finde, dass ein solches Gesetz schon lange überfällig ist. Die Sportverbände haben sich in der Vergangenheit nicht gerade als eifrige und erfolgreiche Dopingjäger bewiesen. Was auch verständlich ist. Im Spitzensport geht es um viel Geld, Big Business. Ein Verband, der hart und gnadenlos jedem Verdacht nachginge, würde unweigerlich mehr entdecken. Ein Dopingfall bedeutet aber immer negative Publicity. Negative Publicity verschreckt Sponsoren, Fernsehanstalten und Zuschauer. Das bedeutet weniger Aufmerksamkeit, weniger Geld und weniger Macht für Funktionäre oder, noch schlimmer, weniger Funktionäre. Der Radsport hat das leidvoll erfahren.
Die Sportgerichtsbarkeit soll, nach meinem Verständnis, über die Auslegung von Regeln und über die Ahndung von Regelverstößen entscheiden. Die Verbände haben die Regeln aufgestellt und sollen und können darüber richten. Dagegen ist nichts einzuwenden. Ordentliche Gerichte verfügen weder über das Fachwissen noch über die notwenigen Ressourcen um die Sportgerichtsbarkeit zu ersetzen. Ersteres wäre durch Gutachter zu beheben, letzteres würde Entscheidungen aber inakzeptabel in die Länge ziehen.
Doping ist eine andere Frage. Wie bereits erwähnt gibt es einen starken Interessenkonflikt. Dieser kann nur behoben werden, wenn in Doping Sachverhalten von staatlicher Seite ermittelt und gerichtet wird. Und es ist doch eine gute Sache, wenn unserem Staat und damit auch unserer Gesellschaft sportliche Werte wie Fairness und Chancengleichheit so viel wert sind, dass diese nicht den großen und kleinen Geschäftemachern in nur halbwegs demokratischen, undurchsichtigen Sportverbänden überlassen werden. Oder glaubt irgendjemand da draussen ernsthaft, dass das IOC einen sauberen Sport einem einträglichen Sport vorzieht? Wer hat die großen Dopingskandale im Radsport an das Tageslicht gebracht? Der Festina Skandal, die Operation Puerto, Dr. Ferrari? Nationale Verbände? Die UCI? Nein, in allen drei Fällen waren es staatliche Stellen, die Polizei oder Staatsanwälte.
Der Ein oder Andere mag vielleicht einwerfen, dass einflussreichere Sportarten bei der Operation Puerto ungeschoren davon kamen. Vielleicht war dem so. Vielleicht auch nicht. Wir wissen es nicht. Sollte es aber so sein, ist das in keiner Weise ein Argument gegen ein Anti-Doping Gesetz, sondern ein Argument für ein härteres Anti-Korruptionsgesetz.
drtl: Ein Anti-Dopinggesetz in Deutschland? Ja bitte, hoffentlich bald.
Hier noch ein Link zu einem FAZ Artikel.
Hier die Reaktion von Tony Martin.
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