Mittwoch, 4. Januar 2017

AIRhub - Ein Trainingswiderstand Dings

Alle Strava KOM Jäger bitte weiterfahren, hier gibt es heute nichts zu sehen! Mit diesem "Gadget" werdet ihr nämlich langsamer fahren statt schneller, zunächst.

Die AIRhub ist ein System zur Trainingssteuerung auf der Straße. Diese Nabe erzeugt zusätzlichen Widerstand, der nach verschiedenen Modi einstellbar ist. Statt auf dem Flachen mit einem gepflegten 30er Schnitt und, sagen wir, 250 Watt dahin zu rollen, muss man auf einmal 300 Watt aufbringen. Oder entsprechend langsamer fahren. Wo bleibt da der Spass? Wo es doch beim Radfahren darum geht möglichst schnell zu fahren. Und ein Training ist erst dann ein Training, wenn man einen 30er Streifen fährt, mindestens! Oder doch nicht? Kommt es nicht vielmehr darauf an im Rennen möglichst schnell zu fahren?

Um es vorweg zu nehmen, AIRhub ist ein Gerät für ernsthaftes Training mit Herzfrequenz und Leistungsvorgaben, mit genau getimten Intervallen und klarer Struktur, für Leistungssportler und Profis. Wer all das nicht ist, nicht hat oder braucht und nur zum Spaß fährt wird für AIRhub keine Verwendung haben.



Also was ist AIRhub nun genau? Die ziemlich überdimensionierte Vorderradnabe enthält eine elektromagnetische Bremse, die den Widerstand um bis zu 100 Watt erhöhen kann. Das Laufrad wiegt über 2 Kilo, hat eine normale Alufelgen und Speichen. Der Clou dabei ist die Steuerung des Widerstandes. Über eine App auf dem Smartphone (wo sonst heutzutage) kann man zwischen vier Modi wählen:
  • Manueller Modus: Hier kann man zwischen 0 und 100 Watt an Widerstand einstellen, die man zusätzlich zu der eigentlich erbrachten Leistung überwinden muss.
  • Puls Modus: Nach Vorgabe einer Herzfrequenz wird der Widerstand so verändert, dass der Puls in einem engen Band bleibt. Steigt der Puls, fällt der Widerstand und umgekehrt. Das ist insbesondere bei langen Intervallen interessant, bei denen man lt. Terrain Dynamics aufgrund des HR-Drifts besser nach Puls statt nach Leistung fährt. Relevant zum Beispiel für eine Tempo Einheit von einer Stunde und mehr. Schon mal versucht eine bestimmte Herzfrequenz genau zu halten? Das ist gar nicht so einfach.
  • CDA Modus: CdA beschreibt die Fläche die den Luftwiderstand ausmacht (engl. Drag Area). Der Effekt des Luftwiderstandes ist ja, das er exponentiell ansteigt, wenn man doppelt so schnell fährt, muss man nicht doppelt so viel, sondern ein vielfaches an Leistung erbringen. Dies simuliert der CDA Modus. Je schneller man fährt umso stärker ist die Bremsleistung.
  • Power Modus: Hier gibt man ein Wattziel vor, die AIRhub liest die Leistung des Powermeters und regelt die Bremsleistung so, dass die Gesamtleistung genau der Vorgabe entspricht. Wer jemals versucht hat eine Wattvorgabe selbst unter idealen Bedingungen auf der Straße genau zu halten, weiß wie schwer das ist.
Darüber hinaus kann die AIRhub auch als Ausgleich zwischen verschieden starken Trainingspartner fungieren. Sagen wir ich fahre zwei Stunden mit meinem Sohn, meine Durchschnittsleistung wird dann vielleicht 120 Watt betragen. Das ist im unteren Kompensationsbereich, kurz über auf dem Sofa sitzen. Wenn ich dort 100 Watt draufpacken könnte, hätte ich ein gutes Grundlagentraining. Das gilt natürlich umso mehr für Profis, die ansonsten immer alleine fahren müssen, um ihre spezifischen Trainingsziele zu erreichen.

Zusätzlich hat nicht jeder für jedes Training das passende Terrain zur Verfügung. Der längste Berg den ich zum Beispiel fahren kann ist etwa eine halbe Stunden lang, bis dorthin brauche ich über eine Stunde. Je nach dem was man trainieren möchte geht das dann nicht mehr auf. Berg zu kurz. Zeit zu knapp. Mit dieser Nabe können auch Flachlandtiroler stundenlanges Bergtraining absolvieren.


Nun kann man natürlich darüber diskutieren, ob eine solche Genauigkeit überhaupt notwendig ist. Wenn man allerdings diesen Ansatz verfolgt und die Trainingsvorgaben wirklich treffen will, ist das eine sensationelle Sache, wie ich finde. Besser als bei schönen Wetter Einheiten auf dem Hometrainer zu fahren. Kosten tut der Spaß 1.950 AUD, also etwa 1.350 EUR (ohne Zoll, Steuern und Versand).

Kopf der Firma Terrain Dynamics ist der Australier Michael Freiberg, der 2011 Weltmeister im Omnium war. Also ohne Frage jemand der sich mit Radsport auskennt.

Mehr Infos gibt es auf der Homepage Terrain Dynamics, ein Blick lohnt sich.

5 Kommentare:

  1. Interessantes Gerät!
    Gerade für den Fall Training mit schwächeren kann ich mir das sehr gut vorstellen, aber der Preis ist natürlich nicht ohne. Weiß nicht ob es mir das wirklich wert wäre.. wäre aber mal interessant mit dem Teil zu fahren.

    Aber eine Anmerkung noch:
    Warum sollte man deiner Meinung nach Tempo-Einheiten nach Puls steuern?
    Ziel eines Trainings ist es ja eine bestimmte Belastung Y (Leistung) über Zeit X aufrecht zu erhalten, die daraus resultierende HF ist die Antwort auf die Belastung (-> Beanspruchung).
    Nur weil der Körper gegen Ende einer Tempoeinheit mehr beansprucht wird (HF-Drift) heißt dass ja nicht, dass sich die Belastung ändert. Im Gegenteil: eigentlich "sollte" die HF abdriften, denn das ist das Zeichen, dass man die Leistung konstant hält.. und das ist ja das Ziel.. über Zeit X, Leistung Y zu fahren.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mh, ja, "die man besser nach Puls statt nach Leistung fährt" basiert auf den Aussagen von Terrain Dynamics, das habe ich unglücklich geschrieben. Aber in der Tat kann man ja von zwei Seiten herangehen, konstanter Input (Herzfrequenz) oder konstanter Output (Leistung). Das Beispiel von TD bezieht sich auf Tempoeinheiten von über einer Stunde, in dem Fall würde die Berechnung der vorgegebenen Tempo-Leistung in % des FTP m.E. auch etwas hinken, da sich der FTP ja auf eine Stunde bezieht, was man aber natürlich über einen Korrekturfaktor bereinigen könnte.

      Die eigentliche Idee hier ist den Einsatz und die physiologischen Vorgänge im Körper konstant zu halten und über lange Zeit einen genau definierten Stoffwechsel Vorgang zu trainieren. http://terraindynamics.com.au/the-lab/be-pro-dont-forget-your-lactate-training

      Hört sich das für dich nachvollziehbar an?

      Löschen
  2. Nein, die Berechnung der Leistung für Einheiten über einer Stunde passt doch!
    Du kannst laut Definition für eine Stunde 100 % der Leistung bringen. Tempo-Einheiten sind definiert als 75 - 90 % der FTP, kann man also entsprechend länger fahren. Oder reden wir hier grad aneinander vorbei?
    Das steht ja auch ganz unten auf der Seite von TD als Trainingtipp von Trainingpeaks.

    Dennoch: die Trainingszonen nach Coggan/Allen sind ja so festgelegt, dass in den Zonen bestimmte Stoffwechselvorgänge ablaufen sollen. Die ändern sich imho ja nicht, wenn die HF abdriftet. Der Drift entsteht ja hauptsächlich durch Flüssigkeitsverlust, die Bildung/Elimination von Laktat wird dadurch ja nicht beeinflusst.

    Zudem ist mir nach dem lesen des Links nicht ganz klar von was da eigentlich gesprochen wird.. GA-Training? Tempo-Training?
    Das Argument mit den "man bräuchte schon nen Berg von 2 - 4h" ist ja auch.. weit hergeholt. Grundlagen-/Tempo-Training geht doch am besten wenns flach ist!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wenn die Tempo Einheiten deutlich länger werden als 60 min, wirst du m.E. die Wattzahl, die du für kürzere Tempo Einheiten nimmst, nicht mehr halten können. Sagen wir der FTP beträgt 300 Watt. Die maximale Durchschnittsleistung über eine Stunde. 80% sind dann 240 Watt. Wenn Du jetzt 90' Tempo fahren willst wird das schwer. Deine maximale Leistung über 90' sind ja weniger als 300 Watt, daher müsste auch die Tempoleistung über 90' entsprechend weniger sein. Ich bin sowas allerdings noch nie gefahren, kann also keine praktischen Erfahrungen dazu beisteuern.

      Tempo Training wird teilweise mit nur 70 - 75 Umdrehungen gefahren. Wenn du entsprechend fit bist (also sehr viel besser wie wir beide) kommst du für sowas im Flachen schon mal an die Grenze der Übersetzung (52x12 75 rpm = 42 km/h), daher der Berg.

      Aber bevor wir hier weiter rätseln, schreibe ich Michael Friedberg 'ne Mail und hole dich in cc.

      Löschen
  3. Ja! Wenn die FTP 300 Watt sind, liegt deine Tempoleistung im Bereich 225 - 270 W (75 bzw 90 % von 300 W). Das ist natürlich ein sehr grober Bereich. Je nach Länge des Tempo-Intervalls peilt man dann natürlich eher den oberen bzw. unteren Grenzwert an. Also wenn du 3h Tempo fährst, wirste vermutlich eher 230 W anpeilen als 270 W Durchschnittsleistung.

    Klar, wenn man niedrige TF fahren möchte, kommt man im flachen schnell an die Grenze. Das kenn ich aber so auch nicht!?

    Ja, wenn du ihm schreibst, halt mich mal auf dem aktuellen Stand.

    Und wie gesagt: das Gerät - im Prinzip ja ein "Anti-E-Bike" macht für so Sachen wie mit Schwächeren trainieren etc. auch super viel Sinn.. nur diese Erklärung mit dem Tempo-Bereich und HF-Drift leuchtet mir nicht so ganz ein :)

    AntwortenLöschen

Alle Kommentare auf unterlenker.com werden moderiert und können auch anonym abgegeben werden. Die eingegebenen Formulardaten und unter Umständen weitere personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse) werden an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in der Datenschutzerklärung (https://www.unterlenker.com/p/datenschutzerklarung.html) und in der Datenschutzerklärung von Google (https://policies.google.com/privacy?hl=de)