Mittwoch, 27. April 2016

Test Castelli Gabba & Nanoflex

Seit gut einem Jahr habe ich eine Castelli Gabba Convertible Jacke, die ultimative Radbekleidungsallzweckwaffe für Temperaturen zwischen 0 und 15°, insbesondere wenn es nass ist. Um die Schlecht-Wetter-Ausrüstung zu komplementieren sind inzischen auch Nanoflex Trägerhose, Arm- und Beinlinge dazugekommen.

Dem Nanoflex Gewebe liegt eine eigentlich ganz einfache Erkenntnis zu Grunde: Als Rennradfahrer braucht man in den allerseltensten Fällen eine Regenjacke. Solange man in Bewegung bleibt, produziert der Körper so viel Wärme, dass auch die atmungsaktivste Regenjacke durch den Schweiß von innen bald genauso nass ist wie durch den Regen von aussen. Wird das Wetter wieder besser und man zieht die Regenjacke aus, bekommt man schnell kalt, da man komplett durchnässt ist. Die Jacke einfach anzubehalten ist auch keine Lösung, da es zu warm wird.

Die Anforderung an Regenbekleidung ist daher vielmehr, dass sie Nässe zwar abhält, das stärkere Gewicht aber auf die Atmungsaktivität legt und auch im nassen Zustand noch warm hält. Die Gabba Jacke wird dem "Wassersäulen-Test" wahrscheinlich nicht viel entgegenzusetzen haben, da das Gewebe ansich eben nicht wasserdicht ist, sondern nur eine wasserabweisende Eigenschaft besitzt. Dieser Nanotechnologie Effekt ist aber durchaus verblüffend: Wasser perlt einfach ab. Allerdings lässt der Effekt mit der Zeit nach. Was man dagegen tun kann, dazu später.

Auf der Straße zeigt die Jacke ihre Vielseitigkeit. Im vergangenen Winter kam meine Winterjacke nur noch vereinzelt zum Einsatz, wenn es mal unter Null Grad war. Ansonsten reicht bei Temperaturen ab dem Gefrierpunkt ein langes und ein kurzes Unterhemd, ein Kurzarmtrikot und die Gabba Jacke durchaus aus, vielleicht noch eine Weste drüber. Wenn es wärmer wird, kann man eine nach der anderen Extra Schicht weglassen, bis man irgendwann ab 15 Grad bei Unterhemd und Gabba angelangt ist. Die Convertible Version hält dabei beide Möglichkeiten offen, Kurzarm für Rennen oder wenn es wärmer wird und mit langen Ärmeln für die niedrigeren Temperaturen. Ist der Ärmel angezippt, hat man bei der Convertiblke Jacke am Oberarm natürlich zwei Schichten Stoff übereinander, die normale, langärmlige Jacke ist da sicher etwas komfortabler. 

Im Rücken ist die Jacke sehr lang geschnitten und reicht, wenn man auf dem Rad sitzt, bis zum Sattel. Das schützt prima wenn es tatsächlich regnet, sieht aber etwas unordentlich aus, wenn man eine zusätzliche, kürzere Weste über dem Gabba Trikot anhat. Ansonsten ist die Jacke sportlich eng, so wie man es bei Castellis Corsa Rossa Reihe erwartet.

Die drei Rückentaschen haben einen Boden aus Netzstoff, damit bei wirklich starkem Regen das Wasser aus den Taschen abfließen kann. Ob das wirlich notwendig oder mehr ein Gimick ist, sei mal dahingestellt. 

Ein oftmals ausser Acht gelassener Punkt ist die Bedienbarkeit des Reisverschlusses. Kann man den auch während der Fahrt schnell und einfach schließen? Oder muss man lange fummeln bis er eingefädelt ist und verklemmt er sich gerne? Diesen Test besteht Castelli mit Bravour. Die Jacke ist ruck zuck geschlossen, auch mit Handschuhen, die Deckleiste liegt über dem Reisverschluss und hat sich noch nie eingeklemmt. So soll es sein.


Genauso fantastisch wie die Gabba Jacke sind die Nanoflex Hose, Arm- und Beinlinge. Eine kurze Hose die wasserabweisend und aus leichtem Termomaterial gemacht ist. Warum ist da niemand früher drauf gekommen? Das Nanoflex Material hält dabei erstaunlich warm. Die Kombination aus Hose und Beinlingen taugt dabei auch für Temperaturen von unter 10 Grad. Wie bei der Jacke, habe ich diesen Winter die lange Hose eigentlich nur dann angehabt, wenn sich die Temperatur in Richtung Gefrierpunkt bewegt hat. Die Castelli Hose ist recht lang geschnitten, zwischen Hose und Knie sind gerade noch ein paar Zentimeter Luft. Normalerweise mag ich es etwas kürzer, für eine Hose, die meist bei nassem und kaltem Wetter getragen wird, ist das aber durchaus angebracht.

Arm- und Beinlinge sitzen sehr eng und damit auch bombenfest, da rutscht nichts. Die Beinlinge sind gerade geschnitten, haben am Knie keinen Knick, der ein Naht an dieser Stelle erfordert hätte. Das führt dazu, dass die Beinlinge am Knie ganz schön spannen. Ich hatte zeitweise leichte Schmerzen im Schleimbeutel auf der Kniescheibe. Ob das von den Beinlingen kam, lässt sich natürlich nicht mit Sicherheit sagen.

Komplettiert wird die Regen-Montour übrigens von den Velotooz Überschuhen.


Wie bei allen beschichteten Geweben lässt die wasserabweisende Wirkung mit der Zeit deutlich nach. Nach einem Jahr und zahlreichen Wäschen ist von dem Ab-Perl-Effekt so gut wie nichts mehr übrig geblieben. Die Jacke wird schnell nass und saugt sich mit Wasser voll, darunter leidet dann die Atmungsaktivität und die Isolationswirkung. Hier ist die Pflegeanleitung auf der Castelli Seite, wie man den Effekt nochmal auffrischen kann (Man kann die Sprache auf der Seite wechseln).


Fazit:
Eine ganz klare Kaufempfehlung. Castelli ist nicht unbedingt günstig, aber der Euro ist gut angelegt und manchmal finden sich auch die Gabba Trikots im Sale. Wer auch bei Wind und Wetter auf das Rad steigt, wird an Gabba + Nanoflex viel Freude haben. Ähnliche Funktionsstoffe gibt es inzwischen natürlich auch von anderen Herstellern, auf dem Bild oben habe ich die Fiandre Hose von Sportfull an. Ich konnte da keinen wesentlichen Unterschied zu Castelli feststellen.


Links:
Castelli Homepage

12 Kommentare:

  1. Es verwundert nicht wirklich, dass du keine wesentlichen Unterschied zwischen Castelli und Sportful findest. Die Sachen kommen aus derselben Fabrik. :-) http://cyclingtips.com/2014/12/a-tour-of-the-castelli-sportful-factory/
    Ansonsten geht es mir wie dir. Meine 3/4-Nanoflex-Bib und die Gabba Convertible trage ich quasi ein halbes Jahr 'durchgehend'. Richtig gute Sachen, die mir den hohen Preis definitiv wert sind.

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    1. Hallo Harald,

      also das mit der gleichen Fabrik stimmt nicht ganz.
      Es ist die Entwicklung schon eher strikt getrennt. Produziert wird dann teilweise in den selben Fabriken.
      Stoffe sind größtenteils auch andere die verwendet werden.

      Und natürlich fließen Sachen von der einen zur anderen Marke ein.

      Hauptfirma ist die Manifattura Valcismon in Fonzaso.

      LG Peter

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  2. Hi! Habe die Gabba 2 Convertible und bin super zufrieden. Allerdings habe ich einmal Waschmittel inkl. Weichspüler benutzt....dann war der Perleffekt erst einmal weg....;(
    Lt. Anleitung soll man lauwarm von innen bügeln oder die nicht zu heiß in den Trockner stecken. Hat jemand damit schon Erfahrungen??? Danke und Grüße! Kai

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    1. Das mit dem Trockner hilft soweit ich das verstehe nur, wenn der Schutz an sich noch da ist, das frischt den auf. Wenn aber nix mehr zum auffrischen da ist, geht es wohl nicht. Ich habe das in der Anleitung empfohlene Nikwax bestellt, ist heute gekommen und ich werde es am Wochenende probieren. Werde berichten.

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  3. Habe eine Anfrage an Castelli gestellt. Leider dauert eine Antwort mittlerweile fast eine Woche.
    Habe mich daher versucht schlau zu lesen, um am Ende einfach nach dem Prinzp "try an error" zu handeln und die Gabba für 10 Minuten in den Trockner bei Einstellung "warm 20 Minuten" zu packen.
    Danach die Gabba unterm Wasserhahn gehalten und siehe da: Der Perleffekt war wieder zu 100% da.
    Kurzzeitschäden nicht sichtbar. Langzeitschäden bleiben hoffentlich aus.
    Gruß
    Kai

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    1. Gut zu wissen, das werde ich dann mal noch zusätzlich probieren. Ich habe eine ganze Flasche von dem Nickwax draufgespüht und konnte an den paar Stellen die ich probiert habe, noch nicht feststellen, dass das übermäßig geholfen hätte.

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  4. Moin!

    Mail von gestern nach fast einem Monat:

    Am 11.05.2016 um 16:56 schrieb Service Castelli :

    Hello Kai,

    and thanks for choosing our brand!

    Our German office here in c/c will answer you and reply to your questions!

    Best regards,

    Castelli Team Service


    ---

    Und dann gleich heute auf deutsch:

    Guten Morgen Kai,

    also normalerweise sollte es reichen die Gabba wie beschrieben zu bügeln oder eben in den Trockner.
    Die Nano Technologie dieser Teile lässt sich am besten durch Wärme wieder herstellen und die sehr gute Atmungsaktivität geht dabei auch nicht verloren!

    Allerdings mit der Hitze bzw. Dauer aufpassen nicht dass du das Material „verbrennst“.
    Das Material verliert immer wieder nach und nach den Perleffekt je nach Anzahl der Wäschen. Lässt sich aber dann immer wieder wie beschrieben herstellen.


    Mit freundlichen Grüßen aus Stephanskirchen
    Peter Prüwasser | Custom Team Koordinator Deutschland und Österreich
    MVC Sport Vertriebs GmbH | Neue Strasse 9, 83071 Stephanskirchen, Deutschland
    vertrieb@mvc46.eu


    --

    Das bestätigt Gott sei Dank mein Risiko mit dem Trockner.
    Interessant fand ich, dass bei der letzten Mail die Logos von Sportful und Castelli zu finden waren, was Harald aber auch schon geäußert hat.

    Bin fürs wechselhaftere Pfingstwetter im Norden ein wenig zwiegespalten, weil ich gerne in der Sonne fahre, aber es auch geil finde in der Gabba durch Schmuddelwetter zu fahren...als einziger...;))

    Gruß

    Kai

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    1. Vielen Dank für das Feed-Back, das ist sehr hilfreich!

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    2. Hallo Kai,

      jetzt hab ich erst entdeckt dass du meine Mail gleich mal ins Internet gestellt hast...
      Hoffe dass noch alles OK ist bei deiner Gabba.

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    3. Hallo Peter!
      Ja, ich dachta ich kann als Fan der Gabba gleich mal ein wenig Werbung machen...;) Ich hoffe das war o.k..
      Meine Gabba Convertible ist immer noch perfekt. Fahre sie 2/3 des Jahres, weil ich sie sogar bis 20 Grad tragen kann ohne zu überhitzen. Ansonsten hat Boris sie perfekt beschrieben.
      Habe nun auch die Nanoflex Beinlinge dazu gekauft.
      Am Samstag werde ich mit ihr bei http://www.burningroads.de/ starten. Soll Gabba-Wetter werden....;)
      Viele Grüße aus dem Norden!
      Kai

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  5. Oh, das mit den Pflegemitteln ist mir neu. Ich hab noch ein Gabba-Jersey der ersten Serie (2013) - da kommt mir das gerade recht. Ich werde mal das Nikewax Softshell Wash-In ausprobieren

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    1. Hi Sebastian! Haste schon was zu berichten?
      Danke!
      Kai

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