Dienstag, 5. Juni 2018

Rückenwind am Berg

Als ich vor einigen Tagen eine Feierabendrunde gedreht habe, war mir irgendwie nach schnell fahren zumute. Der Anstieg nach St. Barbara in der Nähe von Saarlouis, der auch Teil der Deutschland Tour Etappe im Saarland ist, kam da gerade recht um ein wenig die Muskeln spielen zu lassen. Eines vorab, es geht hier nicht um vermeintliche Strava Großtaten, sondern um die Relativität der Leistung oder besser der Geschwindigkeit auf dem Rad.

St. Barbara also, breite Straße, eine Haarnadelkurve, durchschnittlich rund 7 Prozent steil, 1,4 km lang, der KOM unter 4 Minuten. Vor einigen Wochen bin ich dort gerade mal 11 Sekunden an der Bestzeit vorbei gefahren und dass ohne mich total links zu machen. Das sollte doch besser gehen! Auf der schnellen Feierabendrunde habe ich also mal so richtig reingehalten, der Garmin zeigte durchweg höhere Wattzahlen an und oben war ich ernsthaft ausser Puste. Umso erstaunlicher, dass meine Zeit schlechter war und mir zwei Sekunden verloren gegangenen sind obwohl die Durchschnittsleistung deutliche 20 Watt höher lag. 

Jetzt ist es nichts Neues, dass Rückenwind auch am Berg helfen kann, dass es aber doch so viel ausmacht, war in dieser Deutlichkeit mal interessant zu sehen. Hier zwei Print Screens des Segmentes von MyWindsock (Review). Auf der ersten Fahrt kam der Wind mit 14 - 23 km/h von hinten, bei der zweiten Fahrt mit rund 5 Stundenkilometern von vorne. MyWindsock berechnet einen Vorteil von 10 Sekunden, bzw. einen Nachteil von 4 Sekunden gegenüber einer Fahrt bei Windstille. 



Dass der Wind an einem vergleichsweise kurzen Segment am Berg, noch dazu mit wechselnder Richtung, so viel Unterschied macht, hat mich dann doch erstaunt. Die Strava Leaderboards sind somit (natürlich) nur eingeschränkt eine Rangfolge der stärksten Fahrer. Wie im Radrennen kann man mit Cleverness und dem Ausnutzen der äusseren Umstände die Entscheidung zu seinen Gunsten drehen, und dass finde ich dann doch wieder ganz passend. 

Die Bestzeiten der Profis an den großen Anstiegen in den Alpen und sonst wo, auch das wird hier deutlich, sind nicht unbedingt miteinander zu vergleichen und Straßen-Radsport hängt nicht von Bestzeiten, sondern von Renngeschick, Streckenkenntnis, den Umständen und der Tagesform ab. 


Links:
My Windsock Homepage

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