Mittwoch, 4. Juli 2018

RPE - Eine unterschätzte Metrik

Leistungsmesser werden am Rennrad immer mehr zum Standard. Und tatsächlich ist der Powermeter ein Meilenstein in der Quantifizierung der Leistung im Radsport. Diese lässt sich präzise messen und eine ganze Reihe von Metriken werden überhaupt erst möglich. Acute Training Load (ATL) und Chronic Training Load (CTL) ermöglichen etwa eine hervorragende Kontrolle der Trainingsbelastung. Als Anhaltspunkt unterwegs und vor allem als Kontrolle nach dem Training wollte ich das nicht mehr missen. Schneller werde ich mit diesem zusätzlichen Wert im Display zwar nicht unbedingt (siehe dazu auch den vorhergehenden Post Keep it Simple), aber es reizt mich vom Standpunkt der Sportwissenschaft und Trainingslehre und als Gadget.

Interessanterweise gibt es immer wieder Studien, die den engen Zusammenhang zwischen dem Belastungsempfinden RPE (Rating of Perceived Exertion) und der tatsächlichen Leistung belegen.  Klar, wenn man sich die Augen vor den Kopf fährt ist man am Anschlag, da braucht es keinen Powermeter, um das fest zu stellen. Fahrer mit langjähriger Erfahrung und gutem Körpergefühl wissen darüber hinaus ganz genau, welche Leistung sie für eine Stunde aufrecht erhalten können und über welchen Punkt sie besser nicht gehen.

Es gibt sogar viele Situationen, in denen die Trainingssteuereung per RPE dem per Leistungszonen vorzuziehen ist. Nach einem harten Tag im Beruf etwa wird man weniger Watt tretet können als ausgeruht am Wochenende. PRE kann das berücksichtigen. Versucht man nach dem Arbeitstag Intervalle stur nach Watt Vorgabe zu fahren, wird man sich eher kaputt machen als den gewünschten Trainingsreiz zu erzielen.

Leistungsmesser sind keineswegs unnötig und ich bin, wenn sie richtig angewendet werden, ein großer Fan dieser Wunderwerke der Elektronik. Bei all der Technik sollten die Grundlagen aber nicht vernachlässigt werden, wozu definitiv das Belastungsempfinden gehört. Ein Training kann nur mit RPE und ohne Leistungsmesser gesteuert werden, umgekehrt hingegen nicht. Beides sind zwei Seiten der gleichen Medaille, der Leistung auf dem Rad, gemessen mit unterschiedlichen Systemen.

Nate Dunn von Data Driven Athlete hat ein sehr gutes Video zu dem Thema veröffentlicht. Die 20 Minuten sind gut investierte Zeit. Nate erklärt die Grundlagen des Belastungsempfindens und die sinnvolle Anwendung im Training mit und ohne Leistungsmesser.



Links:
Data Driven Athlete USING RPE TO GET STRONGER ON THE BIKE
CTS / Train Right: Is Perceived Exertion Accurate or Meaningful to Your Training?
Cycling Performance Tips: RPE

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