Mittwoch, 11. Juli 2018

Es müssen nicht immer Berge sein.

Mit Bergen ist es wie mit Hotels, je höher die Kategorie desto besser. Im Radsport, etwa bei der Tour de France, gibt es deren fünf. Die einfachsten Berge sind in Kategorie Vier einklassifiziert, die schwersten in Eins oder sogar in "Hors Catégorie". Ein Mehr an Kategorie geht mit längeren und steileren Anstiegen, mehr Schweiß, mehr Leiden und mehr Prestige einher. Die großen Rundfahrten werden meist in den Bergen entschieden und bei einem  Radmarathon stehen Tausende am Start, wenn es nur genug bergauf geht.

David Millar hingegen sagt in dem gerade in den Kinos befindlichen Film Time Trial

"Ich fand Berge schon immer beengend. Sie strahlen keine Freiheit oder Leichtigkeit aus. Ich war schon immer ein Meer Mensch und habe die meiste Zeit am Meer gelebt. Wie soll man sich in den Bergen frei fühlen? Sie sind so schwer zu überwinden."

Gut, in dem schwer zu überwinden liegt für viele ja gerade der Reiz und was gibt es besseres als eine Kilometer lange Abfahrt mit perfekt geschwungenen Kurven auf makellosen Straßen, wie man sie nur in den Alpen findet? Auf der anderen Seite sind Berge aber vielleicht tatsächlich überbewertet. Radfahren ist nämlich auch ohne Höhenmeter-Orgien eine ganz wunderbare Sache, vielleicht sogar noch viel wunderbarer.

Letzte Woche war ich in den Niederlande. Urlaub am Meer. Sonne, weite Strände, Wind, salzige Luft. Was war das schön! Und ich muss ganz ehrlich sagen, Zeeland ist eine unterschätzte Rennrad-Urlaub Destination. Alle fahren im Sommer in die Berge. Pässe Pässe Pässe. Ich bin dieses Jahr teilweise unter Normal Null gefahren und es war herrlich! Radwege am Strand, lange Alleen, beeindruckende Brücken, nette Städtchen und eine endlose Auswahl an Radwegen und verkehrsarmen Straßen. Wind? Ja, Wind war auch. Klar, das gehört dazu. Aber genauso wie es Spaß macht Berge wieder runter zu brausen macht es Spass mit Rückenwind Rad zu fahren. Also alles halb so wild. Trotz der flachen Landschaft fand ich alle Touren bemerkenswert abwechslungsreich. Man sieht das Meer, fährt durch lichte Laubwälder, am Horizont tauchen Kirchtürme und Orte auf, es geht über Deiche, vorbei an Poldern und endlosen Feldern. 













Auf der Zeeland Tourist Info Seite gibt es eine eigene Sektion für Rennradtouren in Zeeland. Dort finden sich auch einige Tourenvorschläge mit durchaus sportlichen Distanzen von gut über 100 km. Ich habe meine Touren mit dem Strava Routen Planer und der Heatmap geplant und bin die Linie dann mit dem Garmin 520 abgefahren, was für den Anwendungsfall absolut ausreichend war. 

Das es in den Niederlande eine tolle Rad-Infrastruktur gibt, ist ja nichts Neues. Das selber zu sehen und, im wörtlichen Sinne, zu erfahren, war dann aber doch sehr beeindrucken. In den Niederlande haben sie sogar eigene Kontaktschwellen auf den Radwegen, die die Ampeln auf Grün schalten, wenn man mit dem Rad drüber fährt! Im Vergleich dazu ist die Radinfrastruktur hier in meiner Gegend Lichtjahre zurück. Das eigentliche Problem dahinter sind aber nicht schlechte und fehlende Radwege etc., sondern die in Deutschland fehlende Erkenntnis, dass Radfahrer gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer und Fahrräder für einen weiten Anwendungsbereich die besseren Fortbewegungsmittel sind. Hierzulande ist immer noch das Auto der König und zu viele Autofahrer glauben, dass nur ihnen die Straße gehört. Das ist oftmals gefährlich und die Unfähigkeit oder der Unwille der Politiker etwas daran zu ändern macht mich zunehmend wütend und frustriert.


Eine weitere bemerkenswerte Sache in Zeeland war die Auswahl an Craft-Bieren im Supermarkt. Ganze 20 Regalmeter Bier neben Bier! Zu kaufen in einzelnen Flaschen mit Bewertung und Klassifizierung von jedem einzelnen Bier. Ich schätze es gab gut und gerne zwischen 100 und 200 verschiedene Sorten. Eigentlich habe ich es ja nicht so mit Bier. Hier zu Hause schütte ich die Industrieplörre regelmäßig Monate nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums weg, wenn wir für eine Feier doch mal einen Kasten gekauft haben. In Deutschland ist es ja so eine Sache mit Craft Bieren und dem Reinheitsgebot, was mir als totaler Quatsch erscheint, denn die Biere waren alle sehr gut und nach den Radtouren sehr erfrischend.

In diesem Sinne: Prost und auf nach Holland zum Radfahren!






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