Was Übrigens für einige Fussballer eine grosse Show war. Der Parkplatz, die Anmeldung, Duschen usw., das war alles am Sportplatz. Nachmittags sind die Fussballer zum Training angerückt. Ich setzte mich also auf die freie Rolle und fange an zu fahren, die Herren Kicker standen ein paar Autos weiter und Einer nach dem Anderen sind sie gekommen und haben mal nicht schlecht gestaunt. Mit dem Fahhrrad auf der Stelle fahren. Sowas haben die noch nie gesehen.
Viel Zeit hatte ich nicht zum Ausfahren, nach 10 Minuten "musste" ich schon zur Siegerehrung. Sehr angenehm dass das bei Radrennen so schnell geht. Nach der Siegerehrung bin ich wieder zum Auto und habe angefangen alles einzupacken und wollte gerade Richtung Dusche, als ein Herr neben mir stand und mich fragte ob ich Boris Odendahl sei und mir dann eröffnete, dass ich zur Dopingkontrolle muss. Die Zeit der Benachrichtigung wurde festgehalten (16:20) und die Prozedur nahm ihren Lauf. Da wusste ich, dass es ein wirklich langer Tag werden würde. Meine erste Reaktion war der Griff zur Trinkflasche und schwups, war der erste halbe Liter weg. Ich wurde nicht mehr aus den Augen gelassen und habe den Rest eingepackt, meine Tasche genommen und der Kontrolleur und ich sind in die Gaststätte des Sportplatzes und haben dort den Papierkram erledigt. Habe ich nicht vor ein paar Tagen noch von meiner Kortison Salbe geschrieben? Jetzt musste ich es tatsächlich angeben. Ansonsten wurden persönliche Angaben, Lizenznummer und die Veranstaltung auf dem Dopingkontrollformular eingetragen. Danach sind wir in den Keller. Eine der Duschen war zur Dopingkontrollstation umfunktioniert (Ankunft 16:35) und dort saßen bereits die ersten Drei des Elite Rennens, Kai Hliza, Benjamin Höber und Michael Hümbert zusammen mit vier Kontrolleuren, in der Mitte stand ein bereits fast leerer Kasten Apfelschorle.
Das fand ich dann schon mal beruhigend. Ich war also nicht der einzige der warten musste bis der Ruf der Natur ertönt. Der Ruf der Natur? Dopingkontrolle bedeutet in diesem Fall die Abgabe einer Urinprobe. Vor dem Rennen entledigt man sich natürlich jedwedem unnötigen Ballast, während des Rennens schwitzt man, so dass anschliessend erstmal kein Urin da ist. Also trinken, viel trinken und warten. Dem Ruf nach Bier wurde nicht stattgegeben, grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, Alkohol ist im Radsport nicht verboten und würde die dann abzugebende Probe nicht beeinträchtigen, aber zur Verfügung wird es nicht gestellt. Apfelschorle musste also reichen.
Die Wartezeit wurde mit der ein oder anderen Rennfahrerschote überbrückt und es war eigentlich ganz lustig und kurzweilig.
Nach einer Dreiviertel Stunde machte sich dann der Harndrang bemerkbar. Herr Höber war der Erste, Herr Hümbert der Zweite und ich bin dann als Dritter zur Tat geschritten. Man nimmt sich dazu einen Becher, der zusammen mit einem Deckel steril verpackt ist und geht zusammen mit den Kontrolleur auf die Toilette. Dort muss man sich ohne Seife die Finger waschen. Der alte Trick mit dem Desinfektionsmittel mit dem man sich die Finger vor der Kontrolle einreibt um den Urin dann über die Finger laufen zu lassen funktioniert somit schon mal nicht mehr. (Das sollte die Probe unbrauchbar machen, keine Ahnung ob es stimmt). Dann öffnet man den Beutel und nimmt Becher und Deckel heraus. Die Folie kommt weg. Becher nur aussen anfassen. Dann füllt man den Becher. Dabei muss der Kontrolleur beobachten, wie die Flüssigkeit den Körper verlässt. Der schaut also genau drauf. Wer Probleme hat unter Publikum zu pinkeln hat dann wirklich ein Problem. 90 Milliliter müssen es mindestens sein. Wenn der Becher gefüllt ist kommt der Deckel drauf, Hose hoch und es geht wieder zurück in den Kontrollraum.
Und meine Probe war besonders: schönstes Himbeerrot. In den letzten Tagen vor dem Wettkampf und am Samstag selber habe ich ein Rote Beete Konzentrat getrunken. Rote Beete ist ja dar neuste Schrei. Ob es wirklich schneller macht sei mal dahingestellt, schmecken tut es furchtbar und den Urin färbt es rot. Das ist unzweifelhaft. Die Augen der anderen Fahrer und Kontrolleure hättet ihr sehen müssen als ich meinen Becher auf den Tisch gestellt habe. Die haben mich angeschaut wie ein Alien.
Dann sucht man sich eine Kiste mit den Flaschen für die A und B Probe aus. Mindestens drei müssen zur Auswahl angeboten werden, um eine Manipulation zu erschweren. Die Styropor Kiste enthält einen Bogen mit Aufklebern mit einer Nummer, zwei Tüten und zwei Glasflaschen. Die Deckel der Flaschen enthalten ein Siegel das bricht, wenn die Flaschen nach dem Verschliessen noch mal geöffnet werden. Vor dem Abfüllen prüft man dass alle Nummern übereinstimmen (Auf den Flaschen, der Kiste, den Aufklebern). Der Deckel des Bechers hat ein kleines Loch, aus dem man ohne Kleckern den Urin umfüllen kann. Mindestens 60 ml für die A-Probe und 30 für die B-Probe. Dann werden die Flaschen zugeschraubt, so fest es geht. Die Flaschen kommen dann jeweils in einen Beutel, die zugeklebt werden und die dann wieder zurück in die Kiste. Die Aufkleber kommen auf das Dopingkontrollformular. Dort wird die Uhrzeit der Abfüllung vermerkt (17:25), die Menge (130 ml), die Dichte (1024) und ob eine EPO-Analyse vorgenommen werden soll (ja). Dann kann ich noch meine Zustimmung geben, ob die Probe zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet werden darf (ja). Die Dichte muss mindestens 1005 betragen, wenn es weniger wäre, müsste eine zweite Probe abgegeben werden. Das Gerät dazu sieht genauso aus wie das der Winzer zur Bestimmung des Oechsle Gehaltes.
Im letzten Teil des Bogens kann man eventuelle Bemerkungen angeben, wenn z.B. der Ablauf der Kontrolle nicht in Ordnung gewesen wäre. War aber alles ok. Der Kontrolleur unterschreibt und trägt die Uhrzeit des Endes der Kontrolle ein (17:35), ich unterschreibe, bekomme einen Durchschlag über die Benachrichtigung (rosa) und einen über die komplette Kontrolle (auch rosa) und fertig ist die Prozedur. Das Original geht an die NADA, Grün an die Firma die die Dopinkontrolle durchführt (GQS - Global Quality Sports), Gelb und Blau an das Labor.
Jetzt bleibt mir nur zu hoffen, dass in der Flasche die mir der Zuschauer gereicht hat, wirklich nur Wasser war und dass die Kuh, die das Schnitzel gespendet hat, nur Biogras gegessen hat! :-)
Und es heisst im Radsport natürlich nicht der Kontrolleur, sondern es ist der Chaperon, nur der Vollständigkeit halber!
Dann sucht man sich eine Kiste mit den Flaschen für die A und B Probe aus. Mindestens drei müssen zur Auswahl angeboten werden, um eine Manipulation zu erschweren. Die Styropor Kiste enthält einen Bogen mit Aufklebern mit einer Nummer, zwei Tüten und zwei Glasflaschen. Die Deckel der Flaschen enthalten ein Siegel das bricht, wenn die Flaschen nach dem Verschliessen noch mal geöffnet werden. Vor dem Abfüllen prüft man dass alle Nummern übereinstimmen (Auf den Flaschen, der Kiste, den Aufklebern). Der Deckel des Bechers hat ein kleines Loch, aus dem man ohne Kleckern den Urin umfüllen kann. Mindestens 60 ml für die A-Probe und 30 für die B-Probe. Dann werden die Flaschen zugeschraubt, so fest es geht. Die Flaschen kommen dann jeweils in einen Beutel, die zugeklebt werden und die dann wieder zurück in die Kiste. Die Aufkleber kommen auf das Dopingkontrollformular. Dort wird die Uhrzeit der Abfüllung vermerkt (17:25), die Menge (130 ml), die Dichte (1024) und ob eine EPO-Analyse vorgenommen werden soll (ja). Dann kann ich noch meine Zustimmung geben, ob die Probe zu wissenschaftlichen Zwecken verwendet werden darf (ja). Die Dichte muss mindestens 1005 betragen, wenn es weniger wäre, müsste eine zweite Probe abgegeben werden. Das Gerät dazu sieht genauso aus wie das der Winzer zur Bestimmung des Oechsle Gehaltes.
Im letzten Teil des Bogens kann man eventuelle Bemerkungen angeben, wenn z.B. der Ablauf der Kontrolle nicht in Ordnung gewesen wäre. War aber alles ok. Der Kontrolleur unterschreibt und trägt die Uhrzeit des Endes der Kontrolle ein (17:35), ich unterschreibe, bekomme einen Durchschlag über die Benachrichtigung (rosa) und einen über die komplette Kontrolle (auch rosa) und fertig ist die Prozedur. Das Original geht an die NADA, Grün an die Firma die die Dopinkontrolle durchführt (GQS - Global Quality Sports), Gelb und Blau an das Labor.
Jetzt bleibt mir nur zu hoffen, dass in der Flasche die mir der Zuschauer gereicht hat, wirklich nur Wasser war und dass die Kuh, die das Schnitzel gespendet hat, nur Biogras gegessen hat! :-)
Und es heisst im Radsport natürlich nicht der Kontrolleur, sondern es ist der Chaperon, nur der Vollständigkeit halber!
Hier ein Video der Wada, das den Ablauf einer Kontrolle erklärt:
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